Hallo…
Hallo Tinka,
mein Freund und ich sind jetzt seid 5 Monaten zusammen…
Und momentan habe ich einfach das Gefühl das mir das alles
über den Kopf wächst. Ich habe einfach das Gefühl dass ich ihm
nicht das bieten kann was er bräuchte um glücklich zu sein
(nicht körperlich gemeint).
Beziehungen sind nicht dafür da, dem anderen alles zu bieten was er braucht. Diesen Anspruch solltest du zurückschrauben, sonst setzt du dich selbst massiv unter Druck. Oftmals meint man auch nur, man sei zu schlecht für jemanden, ohne dass das im Gefühl des Partners irgendeine Bestätigung fände.
Er würde mich einfach gerne jeden
Tag sehen. Mitlerweile hat sich das zwar schon so eingeregelt
das wir halt auuch öfter so einzeln was mit Freunden machen,
weil ich das auch echt wichtig finde, aber trotzdem brauche
ich ab und zu Distanz. Ich weiß nicht woran das liegt, bis
jetzt fand ich es immer normal, aber ich sollte doch keine
Distanz von ihm wollen?!
Doch, doch. Zwar schreibst du weiter unten, dass du regelrecht vor ihm flüchtest, aber dass man auch mal was allein macht, gehört für mich zu einer gesunden Beziehung dazu. Stells dir vor wie zwei Kreise, die sich überlagern. Ist überhaupt keine Schnittmenge da, hat man praktisch nichts gemeinsam und eine solche Beziehung auch nicht viel Sinn. Überlagern sie sich aber vollständig, gibt man praktisch seine Individualität auf und klebt dann oft so sehr zusammen, dass man nur noch zu zweit auftritt. Das wird meiner Ansicht nach dann problematisch, wenn die Beziehung mal entzwei geht und man im schlimmsten Fall gar nicht mehr so recht weiß, wer man ist ohne den anderen. Es ist gut, sich ein mehr oder weniger großes Stück Individualität zu wahren und sich mit eigenen Freunden zu treffen und etwas zu unternehmen oder auch Hobbys zu haben, gehört mit Sicherheit dazu. In welchem Maße, darüber sollte man sich austauschen.
Außerdem ist es momentan sehr
stressig bei ihm wegen Schule (wir sind beide in der 12 also
kurz vor dem Abi), weil er einfach auch in seinen lk’s schon
5en geschrieben hat und auch von sich nicht wirklich bereit
ist etwas zumachen. Er sagt er braucht das, dass ich ihn damit
nerve bis er etwas tut. Nur langsam fühl ich mich ein bisschen
in der Rolle seiner Mutter, da diese sich um sowas so gar
nicht kümmert.
Aus eigener Erfahrung. Wenn du dir eine Beziehung auf gleicher Augenhöhe wünschst, dann ist „Mami spielen“ das schlimmste, was du machen kannst. Ich war auch mal mit jemandem zusammen, dem war das sehr bequem, dass ich mich gern um organisatorische Dinge gekümmert habe und das hatte sich eines Tages dazu verschliffen, dass ich ihn an alles erinnert und für ihn mitgedacht habe. Oder auch mit seiner Mutter Termine für ihn ausgemacht habe. Du hast recht, sowas killt jede Stimmung. Versuch ihm zu erklären, dass du dich in der Mutti-Rolle unwohl fühlst und dass er sich nicht drauf verlassen soll, dass du sein Leben regelst. Man kann sich helfen und sich an Sachen erinnern, aber dann bitte gegenseitig und aus freien Stücken und nicht, weil einer dem anderen ungefragt diese Verantwortung auferlegt.
Für das konkrete schulische Problem: Vllt. könnt ihr euch ja gemeinsam zum Lernen verabreden, evtl. auch mit Freunden. Da hat er einen Termin und einen Ansporn, denn du sitzt schließlich daneben und bist fleißig.
Stimmt etwas mit mir nicht, dass ich ab und zu Abstand suche?
Und warum denke ich so??
Ich mein ich liebe ihn wirklich und ich könnte ihn auch
niemals verlassen weil ich weiß wie wichtig ich allein ihm
schon bin…
Das ist doch alles nicht normal… 
Mach dir keine Vorwürfe. Wie gesagt, sprich es an, dass dir seine Unselbstständigkeit nicht gefällt und dass es eurer Beziehung ziemlich abträglich ist, wenn er von dir erwartet, die Mutti-Rolle zu übernehmen.
Noch etwas: Jemanden nicht verlassen können, weil man weiß, wie wichtig man demjenigen ist, sollte nicht der ausschlaggebende Punkt sein. Was machst du, wenn du irgendwann merken würdest, dass für dich der Punkt überschritten ist und dich gern trennen würdest, du für ihn aber immer noch total wichtig bist? Es gibt auch Situationen, da muss man sich eingestehen, dass man die Beziehung nicht auf einer gesunden Basis weiterführen kann, weil man sich - und damit auch irgendwann die Beziehung und den Partner - kaputt macht. Oft gibt es in solchen Fällen keine schmerzfreien Weg, diese Situation zu ändern. Sperr dich da nicht selbst in einen Käfig! In einer Beziehung muss es beiden gut gehen und nicht dem einen auf Kosten des anderen. Du kannst imho nicht versprechen „ich verlasse ihn nie“, weil Beziehungen nunmal Veränderungen unterliegen.
Gibt mir bitte Ratschläge, wenn ihr welche habt!
Also nochmal zusammenfassend:
Sprich mit ihm drüber, dass die auferlegte Mutti-Rolle eure Beziehung gefährdet.
Falls sich über lang nichts ändert und du diese Beziehung nur noch als Pflicht ansiehst, dann zwing dich nicht selbst dazu, sie noch weiterzuführen. Man sollte immer versuchen, an einer Beziehung zu arbeiten (indem man z.b. über Probleme redet), aber man sollte auch merken, wenn der Punkt gekommen ist, an dem mindestens einer von beiden zum Wohle der Beziehung nicht mehr er/sie selbst wäre und sich verpflichtet fühlt, dem anderen zuliebe etwas zu tun.
Lg Tinka
Alles Gute.
Gruß
Yvette