Divergenz?

Hy

Erstmal eine kleine Einleitung:
Also, vor ca. 2 Jahren hat meine damalige Freundin Schluss gemacht, in mehr oder minder beidseitigem Einverständnis. Ungefähr 2 Wochen danach musste ich aus anderen Gründen für 3 Wochen in ein Bundeswehrkrankenhaus weit weg von zu Hause. Sprich ich war dort 3 Wochen allein und bin fast nur im Bett gelegen.
In dieser Zeit fing es glaub ich an; das „sich verstärkt in Fanatasie- bzw. Traumwelten“ zu begeben. Es war damals im Krankenhaus quasi meine einzige Beschäftigung und es hat mich abgelenkt vom Trennungsschnmerz.

Nun, auch zwei Jahre danach begebe ich mich sehr oft in solche Fanatasiewelten, z.B. wenn ich wiedermal mit meiner jetztigen Situation unzufrieden bin, ich mich langweile oder ich mich von anderen Problemem kurzfristig befreien will. Versteht das nicht falsch, ich kann sehr wohl von der realen Welt und meinen geistigen Konstrukten unterscheiden; ich lebe mein Leben in dieser realen Welt!
Bloss, ich weiss nicht ob das so normal ist sich relativ oft in solche Traumwelten zu begeben um abzuschalten?!
Klar, ich weiss von mir selber das es mir schwer fällt mich „face to face“ mit schwerwiegenden Problemen zu konfrontieren; man bezeichnet das glaub als Verdängung?! Jedoch glaub ich, dass dies doch irgendwo viele Menschen anwenden, sprich das nicht so unbekannt ist?!
Frage wäre:
Kann man oben genanntes Verhalten als harmlos abstempeln?
Wie bezeichnet man das in der sog. „Fachsprache“; wenn es dafür überhaupt einen Begriff gibt?!

Thx

Jim

PS: Ich weiss nicht 100%tig ob das wirklich das gleiche Thema anreißt, aber es gibt da einen Text, der glaub ich von dem Fim „12 Monkeys“ ist, der irgendwo ein ähnliches Problem beschreibt:

„Ich lebe in einem Zustand seelischer Divergenz. Aber obwohl ich nicht anders kann, als jede Welt in jeder Hinsicht als absolut wirklich zu betrachten, ist dem zum Trotz Ogo natürlich nichts als ein Konstrukt meines Geistes. Ich bin seelisch divergent, in dem ich gewissen namenlosen Wirklichkeiten zu entfliehen versuche, die mein Leben hier plagen. Wenn ich aufhöre, dort hin zu fliehen, werde ich gesund sein. Sind Sie vielleicht auch divergent, mein Freund?“

„Ogo“ ist glaub ich ein Eigenname. (Ich hab den Film lange nicht mehr gesehen…)

Hi,

Omnipotenz-Tagträume sind nichts pathologisches, alle Menschen machen das bis zur Pubertät, manche behalten diese Angewohnheit lebenslänglich bei.

Gruß

Yoyi

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Hi Jim,

solange Du keine Probleme mit der Unterscheidung hast, würde ich mir keine Sorgen machen. Ich häng auch gerne Tagträumen nach, speziell, wenn ich nichts zu tun hab, oder monotonen Tätigkeiten nachgehe.

Gandalf

Hallo Jim
ich denke mal, es hat mit einem hohen Maß an „INTROVERSION“ zu tun, und das ist noch nichts Pathologisches. Du weißt ja, JUNG unterschied die Menschen u.a. in introvertiert und extravertiert. Es gibt von Vater Freud natürlich eine gewisse Kritik an Jungs Ansatz, aber damit will ich Dich jetzt nicht belasten.
Es grüßt Dich Branden

Hi, Branden,

Jung??? Du bist einer von der ganz harten Sorte. Bei dir kommt keiner unter 100 Therapiestunden wieder raus, was?

*frechgrins*

Yoyi

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Doch, doch, Yoyi-,
die meisten kommen mit 25 Einzelstunden und danach Gruppe sehr gut zurecht. Aber nicht dass Du denkst, ich wäre Jungianer. Nee, der hat zwar gute Ergänzungen zur Traumlehre usw. gebracht, ist aber politisch-menschlich-weltanschaulich für mich zu schräg und kleinbürgerlich. Da bin ich schon eher bei Vater Freud zu Hause, natürlich muss man die letzten 60 Jahre Weiterentwicklung der Psychoanalyse nach ihm auch mitmachen, darf nicht auf dem Wege hängenbleiben. Ansonsten - inzwischen „methodenübergreifend“ -
Gruss
Branden

1 Like

Hallo Branden,

ich weiß, daß es auch sehr gute Psychotherapeuten gibt, die tiefenpsychologisch arbeiten. Trotzdem ist meine Kritik an allen tiefenpsychologischen Therapien, daß sie weniger Effizient sind als die kognitive Verhaltenstherapie. Nur deswegen der kleine Seitenhieb mit den 100 Stunden *grins*.

„Methodenübergreifend“, also pragmatisch, das gefällt mir schon besser, denn richtig ist was hilft.

Klare Benennung des Problems, klare Vereinbarung eines Behandlungszieles, mit Zwischenzielen, MESSBAR!!!, klare Vereinbarung bei welchem Patientenverhalten der Therapeut die Behandlung abbricht, auf keinen Fall Behandlung eines diffusen Leidens, das sind eigentlich die wichtigen Sachen, meines Erachtens.

Gruß

Yoyi

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Da ist was dran, ich überweise heutzutage auch häufiger an Verhaltenstherapeuten. Es kommt ja immer sehr auf den einzelnen Patienten, seine Geschichte, seine Art, mit Veränderungen, mit Therapie umzugehen. Zum Teil lassen sich die guten schnellen Ergebnisse der VT natürlich auch dadurch erklären, dass das Symptom zwar shneller verschwindet, aber oft ein anderes auftaucht oder etwas, was sozusagen „dahinter“ oder „dadrunter“ saß, noch mehr Probleme macht. Ein VT-Kollege hat mal erzählt, wie er innerhalb kurzer Zeit ne schwierige Zwangsneurose wegtherapiert hatte, aber der Patient danach so schwer depressiv wurde, dass er wohl garnicht mehr zur Therapie kommen konnte.
Aber -wiegesagt- ich bin da eher ein Grenzgänger und nicht orthodox. Jeder kann halt das, was er gelernt hat, am besten.
Gruss von Branden