Diversifikation von Portfolios

Hallo,

gibt es eigentlich neue Erkenntnisse zur Diversifikation, welche Strategie vorzuziehen ist? Nach meinem letzten Kenntnisstand ist ja die Methode nach Markowitz eher unrealistisch. Manche bevorzugen eine Gewichtung nach BIP, andere eine einfache naive.

Hallo,

gibt es eigentlich neue Erkenntnisse zur Diversifikation,
welche Strategie vorzuziehen ist? Nach meinem letzten
Kenntnisstand ist ja die Methode nach Markowitz eher
unrealistisch.

was nicht funktioniert sind irgendwelche Marketingtools, die angeblich nach Markowitz diversifizieren.
Die Grundidee, Anlagen mit einer möglichst geringen Korrelation in einem Portfolio zu mischen, um das Risiko zu streuen, ist nach wie vor sinnvoll.
Allerdings hat sich das Verhalten vieler Finanzinstrumente seit der Zeit von Markowitz verändert, was berücksichtigt werden muss.
Dass seine Ideen nicht so einfach sind, wie einen Burger beim Drive-In zu bestellen, zeigt ja die Tatsache, dass er einen Nobelpreis dafür bekommen hat… .
Man muss also verstehen, was der gute alte M. wirklich meinte.
Aber der Grundsatz, möglichst geringe Korrelationen im Portfolio zu haben ist nach wie vor aktuell.

Manche bevorzugen eine Gewichtung nach BIP,
andere eine einfache naive.

BIP = Bruttoinlandsprodukt? Und darauf soll eine Portfoliokonstruktion basieren? Das finde ich innovativ. Aber ich verstehe auch nicht alles, was sich auf unserer Welt so abspielt.

Frag zehn Portfoliomanager und Du wirst elf Meinungen hören. Jeder hat mal mehr oder weniger recht.
Ein allgemeingültige Formel gibts bisher noch nicht.

Gruß vom Money-Schorsch

Hallo,

Allerdings hat sich das Verhalten vieler Finanzinstrumente
seit der Zeit von Markowitz verändert, was berücksichtigt
werden muss.

Der Markowitz-Ansatz beinhaltet ja nicht nur Aktien als Assets, das ist ja gerade das Problem.

BIP = Bruttoinlandsprodukt? Und darauf soll eine
Portfoliokonstruktion basieren? Das finde ich innovativ. Aber
ich verstehe auch nicht alles, was sich auf unserer Welt so
abspielt.

Man nimmt das Welt-BIP, berechnet den prozentualen Anteil von z.B. Deutschland und legt mit diesem Prozentsatz sein Portfolio fest. Man geht hier also von internationalen Anteilen aus. Welchen Anteil aber die einzelnen Aktien haben sollen, ist mir schleierhaft. Wenn nach Marktkapitalisierung diversifiziert wird, kommen ja kleinere Unternehmen erwartungsgemäß schlecht weg.

Wenn man das weiter spinnt, kann man das wohl auch auf Branchen oder nationale Märkte runter brechen. Einen Sinn sehe ich darin aber weniger.

Angeblich soll sich das ja nicht allzu sehr von einer naiven Diversifikation unterscheiden. Auch Markowitz schneidet hier nicht wesentlich besser ab.

Hallo,
der Ansatz von Markowitz mit dem Ziel der Risikominimierung (varianzminimales Portfolio) mit der Schlussfolgerung einer geringstmöglichen Korrelation (Kovarianz) aller riskanten Wertpapiere im Portfolio ist nach wie vor aktuell. Wenn man es vernünftig und konsequent implementiert (was mit erheblichem Aufwand verbunden ist), dann lassen sich erstaunliche Ergebnisse erreichen (google mal nach „Mawero“).
Die Fondsmanager sind jedoch an Vorgaben gebunden, die eine solche Umsetzung nur mit erheblichen Abstrichen gestattet, so dass die erzielbaren Ergebnisse geringer ausfallen als durch Anwendung der mathematischen Portfoliostrukturierung. Im wesentlichen arbeiten die meisten Fonds nach dem Bauchgefühl der Manager und auf Basis der naiven Diversifikation - es sollen die Aktien von möglichst viel Unternehmen im Portfolio enthalten sein, damit eine breite (jedoch eben „naive“) Risikostreuung erreicht wird. Über diesen Ansatz wird man jedoch die Messlatte - ein entsprechender Vergleichsindex - nur zufällig schlagen können.
Gruß
Sebbistier

Hallo,

der Ansatz von Markowitz mit dem Ziel der Risikominimierung
(varianzminimales Portfolio) mit der Schlussfolgerung einer
geringstmöglichen Korrelation (Kovarianz) aller riskanten
Wertpapiere im Portfolio ist nach wie vor aktuell. Wenn man es
vernünftig und konsequent implementiert (was mit erheblichem
Aufwand verbunden ist), dann lassen sich erstaunliche

In der Krise versagte Makowitz recht schnell. Plötzlich wird empfohlen, Edelmetalle mit aufzunehmen. Im Zuge der Panikverkäufe war die Korrelation praktisch 1.

Ergebnisse erreichen (google mal nach „Mawero“).

Es ist auch nichts anderes. Eine neuere Studie will belegt haben (1), dass sich Markowitz kaum von einer naiven Strategie unterscheidet, was sich einfach schlussfolgern lässt, dass irgendeine Diversifikation sinnvoll ist und die Investition in komplizierte Modelle kaum einen Mehrerfolg bringt.

Hier sind Publikationen wie „Markowitz Meets Talmud“ bekannt, wobei man wissen muss, dass die naive Strategie im Talmud beschrieben ist.

(1) http://www.behavioral-finance.de/files/behavioral-fi…

Hallo,
das ist nicht richtig: In einer Krise (wie auch in einer „Blase“) ist es möglich, dass die Renditen der betrachteten Wertpapiere eines Portfolios über einen selbstgewählten Zeitraum in einer selbstgewählten Periodizität stark korrelieren. Dadurch wird die Rendite des Portfolios in einer Krise folgerichtig abnehmen. Damit ist jedoch die moderen Portfoliotheorie von Markowitz nicht etwa widerlegt, sondern geradezu und glänzend bestätigt. Die Aufgabe des Investors besteht darin, Wertpapiere zu finden, die gerade in einer Krise wenig korrelieren.
„Mawero“ zeigt im Chart die Ergebnisse der strikten Anwendung der modernen Portfoliotheorie gegenüber DAX, MDAX und S&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:500. Der Erfolg (nach Transaktionskosten) ist nicht zu widerlegen und widerspricht deiner Annahme und Schlussfolgerung. Wie die Ergebnisse erzielt werden, ist ebenfalls ausführlich erklärt.
Der von Dir genannte Artikel behandelt eine mögliche Auswahl und Gewichtung (BIP) von Wertpapieren (Indizes) in einem Weltportfolio, um auf diesem Weg die bekannten Probleme der Schätzungsfehler bei den zu erwarteten Renditen und Kovarianzen zu verringern.

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Hallo,

das ist nicht richtig: In einer Krise (wie auch in einer
„Blase“) ist es möglich, dass die Renditen der betrachteten
Wertpapiere eines Portfolios über einen selbstgewählten
Zeitraum in einer selbstgewählten Periodizität stark
korrelieren. Dadurch wird die Rendite des Portfolios in einer
Krise folgerichtig abnehmen. Damit ist jedoch die moderen
Portfoliotheorie von Markowitz nicht etwa widerlegt, sondern
geradezu und glänzend bestätigt. Die Aufgabe des Investors
besteht darin, Wertpapiere zu finden, die gerade in einer
Krise wenig korrelieren.

Nun ja, bedenkt man z.B., dass nach dem Ereignis von Fukushima E.On und RWE stark abwerteten, die EE-Werte dagegen stark aufwerteten, mag das richtig sein. Die Theorie versagte jedoch anschließend, als die EE-Werte noch stärker abwerteten. Heute ist bekannt, dass die Datenbasis von Jahrzehnten benötigt wird und immer noch nicht bewiesen wurde, ob die Markowitz-Lösung die bessere ist, denn der entscheidende Faktor wird dabei stets ausgeblendet: die Zukunft.

Mit Markowitz kann man glänzend die Vergangenheit beschreiben und Portfolios zusammenstellen, für die Zukunft ist die Aussagekraft wenig hilfreich, da sie unerwartete Ereignisse außer Betracht lässt. Deshalb auch die Ausgangsfrage.

Mit Markowitz oder der Tobin-Separation mag man ein tolles Tool in den Händen halten. Jedoch gibt es zahllose Verwalter, die meinen, nur sie wissen, dieses Tool richtig einzusetzen, um dann anschließend Kasse zu machen.

Hier möchte ich auch auf Richard Roll verweisen. Tatsache ist doch, dass bei Markowitz weder das Risiko noch die Rendite klar benannt werden kann und dass alle Optimizer darauf höchst empfindlich reagieren, wenn die Werte weniger stark korrelieren (z.B. in einem allgemeinen Abwärtssog).

Prof. Klaus Spremann hat es schön ausgedrückt. Letztendlich fragt ein Verwalter, ob der Kunde 25% oder 75% Aktien ins Depot haben will und wenn er sich nicht entscheiden kann, bekommt er 50%.

Man könnte auch die Frage stellen, ob es besser ist, ein Portfolio mittels Markowitz oder Tobin-Separation zusammenzustellen oder einfach einen MSCI-Index zu kaufen. Was schneidet langfristig besser ab. Wenn ich mich nicht irre, gilt Markowitz eh nur für ein Jahr, dann ist Rebalancing erforderlich.

Hallo,

Mit Markowitz kann man glänzend die Vergangenheit beschreiben
und Portfolios zusammenstellen, für die Zukunft ist die
Aussagekraft wenig hilfreich, da sie unerwartete Ereignisse
außer Betracht lässt. Deshalb auch die Ausgangsfrage.

dies gilt aber für alle Modelle der Portfoliokonstruktion. Entscheidend wird sein, ob der Asset Manager die richtigen Annahmen für die Zukunft zu Grunde gelegt hat. Nach welcher Theorie er dann das Portfolio konstruiert dürfte weniger zum Ergebnis beitragen.

Mit Markowitz oder der Tobin-Separation mag man ein tolles
Tool in den Händen halten. Jedoch gibt es zahllose Verwalter,
die meinen, nur sie wissen, dieses Tool richtig einzusetzen,
um dann anschließend Kasse zu machen.

Das Böse ist immer und überall… :wink:

Was schneidet langfristig besser ab. Wenn ich mich nicht irre,
gilt Markowitz eh nur für ein Jahr, dann ist Rebalancing
erforderlich.

Was besser ist, liegt letztlich im Auge des Betrachters. Manche Anleger sehen nur die kurzfristige Partizipation in Zeiten steigender Aktienmärkte, andere wollen ein definiertes value at risk etc…
Wer in seinem strategisch allokierten Portfolio die Korrelationen der einzelnen Werte reduzieren will und eine Idee für die Risiken und Renditen der Zukunft hat, hat mit Markowitz ein mögliches Tool.
Wer schon bei der grundsätzlichen Zusammensetzung des Portfolios Hilfe beim Nobelpreisträger sucht, ist ein bisserl früh dran.

Gruß vom Money-Schorsch