Hallo,
ich versuche mal eine Antwort unter Bezug auch die bereits gegebenen Antworten:
Wahrscheinlich meinst du nicht den vollständigen DNA-Code (über 3 Milliarden „Buchstaben“), sondern deinen genetischen Fingerabdruck.
Der genet. Fingerabdruck ist ein relativ überschauliches Muster von verschiedenen sogenannten genetischen Markern. Diese Marker sind in der Bevölkerung vielgestaltig (polymorph), d.h., es gibt viele verschiedene Versionen dieser Marker, von denen jedes Individuum eine andere Kombination hat. Die Marker sind bestimmte „Buchstabenfolgen“ (Basensequenzen), die sich unterschiedlich oft wiederholen. Zb: hat eine Person an einer bestimmten Stelle in der DAN die Sequenz AAAGAAAGAAAGAAAG, wo sich „AAAG“ 4 mal wiederholt. Bei einer anderen Person tauchen an der vergleichbaren Stelle in der DNA 5 (oder eine andere Zahl) Wiederholungen dieser AAAG-Sequenz auf. Nur so als Beispiel. Ein genet. Fingerabdruck wird nun aus den Wiederholungszahlen mehrerer solcher Marker zusammengesetzt und könnte sich für eine Person zB- so lesen:
Marker 1: 5 Wdh.
Marker 2: 16 Whd.
Marker 3: 12 Wdh.
Marker 4: 7 Whd.
…
Diese Erbinformation haben wir ja von zwei Eltern bekommen, so dass wir für jeden Marker zwei unterschiedliche Versionen haben können (aber nicht müssen, wenn die geerbten Versionen beider Eltern gleich sind). Somit hat man also genaugenommen zwei Angaben pro Marker:
Marker 1: 5/7 Wdh.
Marker 2: 16/13 Whd.
Marker 3: 12/12 Wdh.
Marker 4: 7/4 Whd.
…
Je mehr verschiedene Marker man in die Untersuchung aufnimmt, desto mehr unterschiedliche Muster kann es geben. Die in kriminologischen Tests untersuchten Sätze von Markern erlauben die Differenzierung von etwa 20000 unterschiedlichen Personen. Das ist ok, weil selten so viele Personen aus anderen Gründen verdächtig sind. Bei sehr umfangreichen Screenings in großen Teilen der Bevölkerung kann es badei aber durchaus zufällige Übereinstimmungen bei mehreren Personen geben.
Technisch ist man heute in der Lage, so viele unterschiedliche Marker (zu kennen und) zu analysieren, dass man damit tatsächlich alle lebenden Menschen unterscheiden könnte. Die Untersuchungen sind aber wahrscheinlich noch sehr teuer. Ich schätze eine Arbeitszeit im Labor von 2 bis 3 Tagen, plus 1 Tag Analyse der Messungen, plus die Biochemikalien, was ich auf insgesamt etwa 5000€ schätzen würde. Die Standardtests sind natürlich günstiger, aber eben nicht so individuell, wie es wohl sein sollte (es geht hier ja um die Abgrenzung von allen anderen Menschen und nicht nur von einem engeren Kreis von „Verdächtigen“).
Noch ein Wort zur Individualität von DNA-Sequenzen:
Die DNA von verschiedenen Menschen stimmt weitgehend überein. Es gibt nur relativ kleine Bereiche, die sich unterscheiden. Eine Klasse solcher Bereiche sind die o.g. Marker (für die Interessierten: es gibt da die längeren RFLPs [RestriktionsFragmentLängenPolymorphismen], die aufgrund von Mutationen in Restriktionsenzymbindestellen sowie die Insertionen und Translokationen von Transposons zustande kommen, und die kürzeren STRs [ShortTandemRepeats], die durch Replikationsfehler bei repetitiven Sequenzen entstehen. Beide Polymorphismen haben keine bekannten einflüsse auf den Phänotyp (sie wirken sich nicht aus; es ist egal, welche Marker man hat).
Daneben gibt es noch eine beträchtlich Zahl von kleinen Polymorphismen, die meist nur einen einzigen „Buchstaben“ betreffen. Die nennen sich SNPs (sprich „snips“) [SingleNucleotidePolymorphism] (s. http://www.ornl.gov/sci/techresources/Human_Genome/f…). Ein winziger Teil der SNPs ist verantwortlich für die RFLPs. Die meisten SNPs liegen irgendwo im DNA-Nirwana, sind also unkritisch für den Phänotyp. Manche liegen aber innerhalb von Gensequenzen oder Steuersequenzen für die Genaktivität. Dort können sie durchaus Auswirkungen auf den Phänotyp haben (hier sind die Sichelzellanämie, Neigung zu Diabetes und viele erblich bed. Tumore gut untersucht).
Es gibt heute eine Technologie, mit der fast alle bekannten SNPs einer Person erfasst werden können (Microarray-Technologie, s. http://en.wikipedia.org/wiki/SNP_array). Man kann aus einem Tropfen Blut von 500000 bis zu 1800000 verschiedene SNPs typisieren. Es gibt eine Datenbank mit allen bekannten SNPs (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/SNP/), da kann jeder SNP anhand einer ID identifiziert werden. Das Tatoo könnte dann zB. so aussehen: rs22:A, rs78:G, rs632:A, rs2162:A,
…
Die Kosten dafür, das herauszufinden, kann man bei Firmen wie dnavision.be oder atlas-biolabs.de oder illumina.de und anderen nachfragen. Ich schätze, das wird auch einige Tausend Euro kosten.
LG
Jochen