DNA-Test. Amstetten

Hallo, Medizinmänner und -frauen!

Mich würde mal eines interessieren:

Hätte man bei dem Fall von Amstetten durch einen DNA-Test bei den Babies feststellen können, dass es Inzestkinder sind?

Dass sie die Kinder dieses Mannes sind wäre ja dabei herausgekommen, sofern man seine DNA auch untersucht hätte.

Aber kann man dabei auch feststellen, dass ihre Mutter gleichzeitig ihre Schwester ist, oder kann man soviel dann doch nicht aus der DNA herauslesen?

Danke schonmal!

LG ChrisTine

Hi

Kein Medizinmann, aber angehende Biologin :wink:

Das gängige Verfahren um eine Vaterschaft zu testen ist ja mittels DNA-Analyse, indem man bestimmte Genorte heraussucht, die nicht bei jedem Menschen gleich sind. Grob kann man sagen: Je mehr Genstücke beim Kind gleich sind mit dem Vater, desto wahrscheinlicher eine Vaterschaft. Es gibt da auch so Regeln, wonach das genauer bestimmt wird.

Aaalso, ich hab mal was von Wiki rausgesucht:

Jeweils die Hälfte der im DNA-Labor gemessenen Erbmerkmale (Allele) des Kindes müssen mit denen jedes Elternteils übereinstimmen. Da die Natur allerdings neben den Zuständen 0 und 1, im Sinne Vaterschaft ja und nein, eine Reihe von Zwischenzuständen kennt, ist der Ausschluss einer biologischen Vaterschaft nur möglich, wenn mindestens auf drei Genorten (Markern) zwischen dem möglichen Vater (Putativvater) und dem Kind keine gemeinsamen Allele vorhanden sind. Wird z. B. in einem Set von 15 untersuchten genetischen Regionen, nur eine Nichtübereinstimmung zwischen Vater und Kind gefunden, kann es sich um eine Mutation handeln.

Demnach schlussfolgere ich jetzt einfach mal, dass ein Inzestkind vergleichsweise sehr viele DNA-Stücke mit Mutter UND Vater gleich haben muss, da ja Mutter und Vater sich schon ähnlich sind, weil es Vater und Tochter sind. Gleichzeitig ist aber bekannt, dass Inzest für häufigere Mutationen sorgt, also könnten mehrere Teststücke anders sein.

Mit anderen Worten: nichts genaues weiß man nicht. :wink: Man könnte höchstens Mutmaßungen anstellen, da es schon sehr merkwürdig aussehen muss, dass sich Mutter und Vater genetisch so ähnlich sind.

Ob es noch ein genaueres Verfahren gibt, weiß ich nicht.

Grüße

Laralinda

Aber braucht man dafür nicht ohnehin auch die DNA der Mutter?

Hallo,

die Frage sollte im Brett Biologie stehen. Da gibt es evtl. weiterführende Antworten.

GRuß Steffi

Ganz einfach:
Hätte man die DNA vom Vater (Haar, Blut, Speichel) mit denen der Babys verglichen hätte man gemerkt, dass er der Vater und nicht der Opa ist. Dann hätte man noch die DNA der Babys mit der DNA der Mutter vergleichen müssen und hätte festgestellt, dass sie die Mutter ist und es folglich Kinder aus Inzest sind.

Aber braucht man dafür nicht ohnehin auch die DNA der Mutter?

Nein. Wenn man verschiedene/genügend Polymorphismen eines Menschen sequenziert bzw. anderweitig analysiert, sieht man, dass hier irgendetwas unnormales aufgetreten ist, wenn ein Mensch an vielen Genorten hintereinander homozygot ist für einen polymorphen Marker (Polymorphismus). (Damit die Aussage wissenschaftlich sauber ist, muss man ergänzen, dass die analysierten Genorte in unterschiedlichen Haploblöcken liegen müssen, aber das wählen Genetiker sowieso genau auf diese Weise.)
Auch bei verschiedenen genetischen Erkrankungen können solche Testergebnisse entstehen, aber wenn man die zu analysierenden Marker halbwegs vernünftig wählt und normale Test-DNA (zB nicht aus einem bösartigen Tumor) nimmt, dann würde man Kinder aus Inzestbeziehungen (natürlich mit wenn auch geringer Fehlerwahrscheinlichkeit) als solche erkennen und Nicht-Inzestkinder als Nicht-Inzestkinder. Auch ohne DNA der Eltern oder auch nur eines einzigen Elters geht das.

Gruß, Stefan

Aber braucht man dafür nicht ohnehin auch die DNA der Mutter?

Nein.

Das war nahezu alles, was ich von deinem Beitrag verstanden hab. :wink:

Dennoch danke für die Aufklärung. Ich werd das ganze Mal mit klarem Kopf durchdenken.

Aber braucht man dafür nicht ohnehin auch die DNA der Mutter?

Nein.

Das war nahezu alles, was ich von deinem Beitrag verstanden
hab. :wink:

Hallo!

Man könnte es vielleicht leichter verstehen, wenn man sich die Theorie klarmacht.
Die DNA einer Zelle eines Menschen besteht (solange noch keine DNA-Verdopplung für die Zellteilung stattgefunden hat) aus etwa zweimal drei Milliarden Basenpaaren. Die große Mehrzahl davon ist bei verschiedenen Menschen gleich.
Es gibt jedoch DNA-Orte, d.h. loci, an denen sich Menschen öfters unterscheiden.
Jetzt gibt es loci, an denen sich Menschen recht oft unterscheiden. Oft sind genau zwei bekannte Varianten bekannt, für bestimmte Arten von Varianten gibt es
aber auch häufig mehr als zwei Varianten für einen locus. Variationen im Genom bezeichnet man oft als Polymorphismen.
Für die genomweite Analyse werden mittlerweile i.d.R. Einzelnukleotidpolymorphismen eingesetzt, sogenannte SNPs. Diese haben eigentlich immer nur zwei unterschiedliche Ausprägungsformen, also beispielsweise C oder A.
In der Vergangenheit der Menschheit haben sich diese Variationen unter den Menschen unabhängig voneinander verteilt, denn es traten Entkopplungsereignisse bei der Meiose auf, sogenannte Crossing Overs. Bei einer menschlichen Meiose sind das etwa 50 Crossing Overs. Jedes Chromosom wird also durchschnittlich etwa einmal rekombiniert bei der Meiose.
Für die SNPs bedeutet dies, dass sie bei einem „normalen“ Menschen auf dem einen und dem anderen Chromosom oft unterschiedliche Ausprägung haben.
Bei Inzestkindern haben viele (auf einem Chromosom) hintereinander liegende SNPs
die gleiche Ausprägung. Plakativ könnte man sagen, Inzestkinder haben bei manchen Chromosomen beide homologen Chromosomen gleich oder große Stücke eines homologen Chromosomenpaars sind gleich. Das liegt in der Natur des Inzest und ist auch der wohl wichtigste, wenn nicht einzige, Grund, weshalb Inzestkinder oft genetische Erkrankungen haben bzw. behindert sind. Krankhafte Mutationen auf einem Chromosom oder Chromosomenstück können nicht kompensiert werden, wenn das zweite homologe Chromosom oder dessen Stück identisch in der Basensequenz ist.
Eine Auswertung einer SNP-Analyse von einem Menschen aus einer Inzestbeziehung habe ich auch schon einmal selbst gemacht und bin mir deshalb recht sicher, dass das klappt.

Tschau, Stefan