'Doggy bag' nicht in Deutschland ?

Liebe Freunde

von gepflegten Speis und Trank. Ich habe in den USA vor einigen Jahren vom „Doggy bag“ erfahren, der Möglichkeit, in Restaurants nicht verzehrte Reste des eigenen Essens sich einpacken zu lassen und nach Hause mitzunehmen.
Offiziell heißt es natürlich „für den Hund“, aber es ist hinlänglich wohl bekannt, daß diese Reste wie von selbstverständlich zu Hause noch für den Verzehr verwendet werden.
In Deutschland scheint sich diese Kultur nur schwer oder gar nicht durchzusetzen.
Ich hatte im vergangenen Urlaub in Deutschland in einigen Gaststätten mit wirklich guten und reichhaltigen Speisen meine „nicht mehr geschafften“ Speisen einpacken lassen.
Ich sehe darin nichts Anstößiges, hat man doch gutes Geld für eine gute Leistung bezahlt (oder gar relativ wenig Geld für eine gute Leistung) und den Koch mag es ehren, wenn halt nichts übrigbleiben soll.
Ich möchte meine Fragestellung abgekoppelt sehen von der Tradition in anderen Ländern, in welchen der Gastgeber solange nachreicht, bis der Gast als Zeichen von Sättigung und Zufriedenheit Reste auf dem Teller belässt.
Warum also reagieren die Gäste an den Nachbartischen so seltsam ( der Kellner nie !), wenn ich beim Abräumen nach dem Einpacken frage ?
Passt dieser Wunsch wirklich nicht in die Eßkultur unseres Landes ?
Viele Grüße

Lutz

Hallo,

also auf Befremden wirst Du sicher in gehobenen Lokalen stoßen - wobei dort allerdings üblicherweise die Portionen kaum zur Übersättigung führen. Also stellt sich hier vermutlich das Problem kaum.

In der Pizzeria meines Vertrauens neige ich nach wie vor zur Vorspeise und schaffe dann gern mal das Hauptgericht nicht und dort bin ich noch nie komisch angeguckt worden, wenn mir der Kellner die halbe Pizza 4 Jahreszeiten verpackt hat oder die halbe Nudelportion in die Mitnahmealuschale verschweißte. Und schon vor 20 Jahren war es auch im deutschen Lokal rustikaler Natur üblich, die Hälfte vom tellergroßen Kinderschnitzel einzupacken, da wurde gar nicht gefragt, sondern gleich verpackt.

Im Gourmettempel ist es sicher verpönt…

Wendy

Hallöchen,

ich bin Restaurantleiterin in der Systemgastronomie und gehöre
damit in die Kategorie „Nicht-Gourmettempel“.
Für uns ist das Einpacken nicht gegessener Speisen absolut legitim,
schließlich sind sie ja bezahlt.
Dennoch wird man selten danach gefragt. (vielleicht zwei von
durchschnittlich 300 Kunden am Tag)
Mir ist aufgefallen, daß es regional verschieden ist.
In Hamburg und Berlin habe ich es deutlich öfter erlebt,
als hier im Saarland.

Andererseits, was will ich mit dem Essen daheim?
Da ist es kalt und ich muß es wieder aufwärmen.
Und so große Mengen, daß man davon am nächsten Tag satt wird,
bleiben ja auch nicht übrig.
Gruß lena

Hallo,

ich selbst mache es zwar nie, weil bei uns ohnehin der Kühlschrank immer mit Resten überquillt, da wir einfach zu gerne kochen und dann natürlich nichts langweiliger ist, als der Rest von gestern, aber ich finde die Mitnahme der Reste aus dem Restaurant absolut OK. Schließlich müssen sie dort vernichtet werden, sind von dir bezahlt, und wenn z.B. meine alte Tante bei ihrem Lieblingstürken mal wieder nur die Hälfte geschafft hat, reicht die andere Hälfte sicher für den nächsten Tag (und Tantchen kocht nicht so leidenschaftlich gerne wie wir und freut sich, wenn sie die Sachen einfach nur aufwärmen muss).

Gruß vom Wiz

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Hallöle!

Wie Du richtig schreibst: das Essen ist bezahlt und es ist Dein gutes Recht, die Reste mitzunehmen. Bei vielen Chinesen hab ich schon gesehen, daß sie sogar entsprechende Plastikteller mit passenden Deckeln zu diesem Zweck haben. und bei uns sparsamen Schwaben hierzulande wird man meist sogar von der Bedienung gefragt, ob man die Reste eingepackt haben möchte.
Also mach beruhigt von Deinem Recht Gebrauch!!
Vielleicht nicht gerade im X-Sterne-Restaurant (aber bei den dortigen Winzportionen bleibt wohl auch kaum was übrig), aber in „normalen“ Gaststätten dürftest Du kaum Probleme bekommen.

Grüßle
Regina

Auch Hallöchen!

Hallöchen,

ich bin Restaurantleiterin in der Systemgastronomie und gehöre
damit in die Kategorie „Nicht-Gourmettempel“.
Für uns ist das Einpacken nicht gegessener Speisen absolut
legitim,
schließlich sind sie ja bezahlt.

Eben, genau deshalb nehmen wir Reste (die sich lohnen) immer mit.

Andererseits, was will ich mit dem Essen daheim?

Na, aufessen. Und wenn es am näöchsten Tag in der Mittagspause ist. Ggf. aufwärmen, manches schmeckt dann noch besser.

Da ist es kalt und ich muß es wieder aufwärmen.

Das macht aber doch nichts, oder??

Und so große Mengen, daß man davon am nächsten Tag satt wird,
bleiben ja auch nicht übrig.

Aber auch Kleinigkeiten lohnen sich und ergeben mit kleinen Ergänzungen eine komplette Mahlzeit oder eben eine kleine Mahlzeit für zwischendurch.

Es wird heutzutage viel zu viel weggeworfen, man kann es sich fast nicht mehr leisten. Und wenn man sich dann überlegt, daß wir als Wegwerfgesellschaft gut leben und woanders gehungert wird…
(Nein, ich werde die Reste nicht in die 3. Welt schicken!!)

Gruß
Carmen

1 Like

Hallo!

Wir gehen auch gerne gut und auch gepflegt essen, aber hier wird niemand angesehen, wenn er sein bezahltes Essen mitnehmen möchte.

Wenn es sich lohnt. 3 Pommes und 3 Streifen Salat sicher auch nicht…
Aber z. B. bei Restaurants mit griechischer oder kroatischer Küche ist es oft gar nicht möglich, das Essen aufzuessen. Und ich sehe es auch gar nicht ein, ist ja mein Geld.

Wir gehen allerdings immer in Lokale, wo man auch satt wird!!! *ggg*

Gruß
Carmen

Hallo Lutz,

da es der Hund sowieso nicht bekommt, könnte ich mir auch vorstellen in einem doggy-bag eine halb leergetrunkene Flasche guten Weines mit nachhause zu nehmen.
Der Wein wird mit dem Kork etwas verschlossen, und die Flasche kommt in so eine schlanke Tragetüte (für genau eine Flasche Wein) hinein. An den Bändeln kann man die Flasche diskret mit nachhause tragen und sie dort (weiter-)genießen.

Da hochwertige Weine im Restaurant meist nur flaschenweise und nicht offen angeboten werden, wäre das eine gute Möglichkeit, endlich mal einen Wein von der guten Weinkarte zu genießen, ohne gleich 0,7 Liter davon trinken zu müssen.

Gruß Finus

‚Doggy bag‘ auch nicht in Partugal?
Liebe Freunde der Ess- und Trinkkultur,

erst einmal: Wenn’s denn geschmeckt hat, habe ich kein Problem damit, mir die Reste einpacken zu lassen, wurde aber hier in D deswegen schon merkwürdig angeschaut. Außerdem klappt das nicht immer so, wie man es sich vielleicht vorstellt. Dazu eine kleine Geschichte:

Vor einigen Jahren verbrachte ich mit einer Bekannten einen Urlaub in Portugal. Dort bekamen wir in einem Steakhaus zwei wirklich tellergroße, sehr leckere Steaks, die wir partout nicht aufessen konnten. Da wir in einem Appartement mit Selbstversorgung untergebracht waren, dachten wir an die Steaks als leckeren Aufschnitt für den nächsten Tag und fragten also nach dem Doggy-Bag. Bei der Frage des Servierers, wie groß denn der Hund sei, haben wir noch herzlich geschmunzelt und haben den Handteller so ca. einen Meter über den Boden gehalten. Als er aber mit einem Müllsack mit offensichtlich allen Resten, derer er habhaft werden konnte, wiederkam, fanden wir das nicht mehr ganz so lustig. Wir haben uns natürlich freundlich bedankt, den Sack geschultert und später (Wegwerfgesellschaft!) entsorgt.
Das Peinlichste aber war, dass wir den freundlichen Mann einige Tage später am Hafen trafen und er wissen wollte, ob es dem lieben Vieh denn gemundet habe - da hilft’s, wenn man lügen kann, ohne rot zu werden.

Lieben Gruß,
Giraldo

Doch, Lutz gibt es.
In Hamburg hat sich vor ein, zwei Jahren mal jemand den Spaß gemacht und ein Doggy bag erbeten und zwar nacheinander in Restaurants verschiedener ‚Klassen‘.
Er machte die Erfahrung, dass eine solche Tüte ‚aufsteigend‘ in immer freundlicherem Ton und auch in immer besser werdender ‚Ausstattung‘ mitgegeben wurde. Also am freundlichsten und zweckmäßigsten im teuersten Haus.

War, glaube ich, ein Journalist.

Gruß
Karen