Hall André
„Wen“ und „wenn“ werden ja auch im Hochdeutschen
unterschiedlich ausgesprochen: [veːn] vs. [vɛn], während
„dass/das“ im Hochdeutschen und in den meisten Dialekten [das]
ist. Ich hör eigentlich zum ersten mal, dass einige Dialekte
da einen Unterschied machen, ist mir noch nie aufgefallen. Ein
langes „s“ am Ende
ich rede nicht von einem langen S am Ende, sondern von einem
langem A in der Mitte: daaaaaaas klingt völlig anders als
dassssssssss
Achso, okay, das ging aus deinem „dassssss“ leider etwas undeutlich hervor. Ich kenne wie gesagt keinen Dialekt, wo eine solche Unterscheidung vorkommt, muss dir also so glauben. Fürs Schweizerdeutsche könnte ich sie mir aber vorstellen… zumindest die betonten Formen von „das“ und „es“ lauten dort ja „daas“ und „ees“.
Hast Du denn
noch nie ein Interview mit Franz Beckenbauer gehört, oder eine
seiner Kommentationen von diversen Fußballspielen?
Kaum, ich guck nie Fußball und nur selten fern… seinen Tonfall hab ich ein bisschen im Ohr.
Das kann
doch fast nicht sein. Er ist ein Musterbeispiel für die
lautliche Unterscheidung dieser Dinge. Vielleicht kann man
sogar irgendwo in den Tiefen des Internets irgendwo eines
seiner Interviews hören. Aber die Mühe mache ich mir jetzt
nicht.
Ja, die Sache mit dem „des“ kenne ich auch. Nur der Längenunterschied, von dem du oben sprachst war mir neu.
Übrigens eine interessante Entwicklung, denn wenn ich mich nicht irre, haben „dass“ und „das“ den gleichen Ursprung. Ein interessanter Nachweis dafür, das gleiche Aussprachen auch auseinanderdriften können.
Ich persönlich halte die heutige ss-ß-Regelung für sehr
einleuchtend und einfach, hätte mir persönlich gewünscht, dass
die Ausnahme mit den Diphthongen auch entfallen wäre (weiß ist
weiterhin weiß, obwohl es [weissssss] ausgesprochen wird.
Welche Ausnahme? Diphthonge sind nun mal lang.
schau, auch hier unterscheiden sich unsere Erfahrungswelten.
Für Dich ist ein Diphtong „lang“. In Bayern sind alle
Diphtonge, auf die ein „ß“ folgt kurz. Allerdings ist nicht
jeder Diphtong mit nachfolgendem „s“-Laut automatisch kurz.
Und genau darin besteht ja eben die Ausnahme in dieser
Regelung der NDR.
Die ss/ß-Regel gilt ja auch nicht fürs Bayerische, sondern fürs Hochdeutsche. Hier im Sächsischen haben wir bei Diphthongen bei dem der 2. Bestandteil ein vokalisches R ist, auch lange und kurze Varianten. In „Kirsche“ und „Kirche“ ist das bei uns der einzige Unterschied.
Aber wie gesagt, die Rechtschreibregeln gelten fürs Hochdeutsche.
Der Mann ist weise. Diphtong ist lang, s ist stimmhaft [weize;
„z“ ausgesprochen als Bienen-summ-S]. Einfaches s laut
Rechtschreibung.
Ein Storch ist weiß [weissssss]. Diphtong ist kurz und das s
ist stimmlos (Schlangenzisch-S).
Tja… muss ich dir wohl glauben. Die Diphthonge sind im Hochdeutschen und Sächsischen leider beide lang. Und im Auslaut unterscheiden sich auch die s-Laute nicht: „Reis“ und „Reiß!“ klingen absolut gleich im Hochdeutschen und Sächsischen.
Und da die Regel nach der NDR ja lautet "nach kurzem Vokal
wird „ss“ geschrieben, müsste „außer“, „weiß“ und ähnliche
Wörter richtigerweise „ausser“ und „weiss“ geschrieben werden.
Ich sage ja aussssser und nich auuuuuuuuuuser, weissssssss und
nicht weiiiiiiiiiiis.
Tja, die Regel findet im Hochdeutschen natürlich keine Anwendung, da die Hochsprache keinen Längenunterschied bei Diphthongen kennt.
Aber da die Rechtschreibung ja eh nichts mehr zählt, brauchen
wir uns da die Köpfe nicht heiß reden.
Die Aussprache
des „s“ ist in jedem Fall identisch,
nie und nimmer!
weiß ist und bleibt
[vaɪ̯s],
nein. Das ist nur das von „Der weise (= kluge) Mann“. Die drei
Weisen aus dem Morgenland eben (als Beispiel).
Bitte?! Ich rede vom Hochdeutschen, nicht vom Bayerischen und noch nicht einmal vom Sächsischen. Im Hochdeutschen gilt, was ich schrieb. Über’s Bayerische mag und möchte ich nichts äußern, da bist du der Experte.
Aber du möchtest sicherlich nicht behaupten, das Hochdeutsche hätte irgendwo am Wortende mal ein stimmhaftes s, oder?
ein langes s gibt es da nicht.
habe ich auch nie behauptet. Hier geht es um Kürze, nicht um
Länge.
Ja, da hatte ich deine Schreibung falsch verstanden; „dasssssss“ sieht mir so aus, als wolltest du die Länge des Konsonanten betonen, nicht die Kürze des Vokals. Da finde ich IPA besser, das ist eindeutig(er).
Das ist Unsinn. Die Regel wird noch genauso gelehrt wie
früher. Das war früher nicht anders. Da hatten die Kinder mit
das/daß auch Probleme.
weshalb ist denn dann die Rechtschreibung hier im
wer-weiss-was (und anderswo) so derart katastrophal miserabel?
Doch wohl genau aus dem Grund, weil die heutigen jungen
Erwachsenen in der Schule die Rechtschreibung nicht mehr
richtig beigebracht bekommen haben.
Völlig anders als früher, wo wirklich ausnahmslos jeder schreiben konnte. Vor 50 Jahren wurde in den Internetforen *nur* gutes und richtiges Deutsch geschrieben, ne? 
Hier kommt wieder das alte Phänomen zum Tragen, dass früher fast nur diejenigen schrieben, die’s auch gut konnten; heute hat jeder Internet. Nicht die Schlechtschreiber sind mehr geworden, nur ihr Geschriebs liest man häufiger. Das erweckt den Eindruck, die Rechtschreibung der Schüler ist schlechter als früher.
da kann man sich gleich überlegen, ob
man’s durch „welches“ ersetzen kann. Die Regel gilt für
Gesamtdeutschland.
stimmt. So habe ich es auch zu meiner Schulzeit gelernt. Ich
wollte nur noch mals darauf aufmerksam machen, dass ein
Sprecher eines süddeutschen Dialektes bei dieser Frage
überhaupt nichts falsch machen kann.
Ah, gut. Da seit ihr im Vorteil. 
Womit wir wieder bei den Lenis-Plosiven wären, welche Du ja
immer behauptest, dass die Sachsen keine Affinität dazu
hätten. Hier gibst Du es aber indirekt selbst zu, diese
Affinität.
Verwechselst du da nicht was? Es geht um Auslaut-Konsonanten, die sind auch im Sächsischen immer stimmlos. Schwierig ist’s im Anlaut, da scheiden sich die Geister. Ich vertrete die Meinung, dass es im Anlaut eine Fortis/Lenis-Unterscheidung gibt, manch andere sind nicht der Meinung. Ich würde „kaufen“ (koofm) und „Gurke“ (Goorge) vorne nie gleich aussprechen, daher meine Meinung zu dem Thema.
[ˈfiːlə ˈɡʁyːsə] oder wie wir Sachsen sagen: [ˈfilə ˈkʁiːzə]
P.S.: Man sollte mal untersuchen, ob Bayern weniger ss/ß-Fehler begehen als z.B. Sachsen oder Norddeutsche.