Doppelwandige Kochkessel und Produkthaftung

Hallo!

Eine Frage, für deren Beantwortung es vermutlich nicht viele Experten gibt.

Ich habe immer wieder Kunden, die doppelwandige Kochkessel für Gulaschkanonen suchen. Solche Kessel bieten die einzig sichere Möglichkeit, Anbrennen zu verhindern, ohne dass man rühren muss. Ich könnte welche bauen. Es könnte aber vorkommen, dass jemand den Gasbrenner unter dem Kessel einschaltet und vergisst, vorher Suppe oder wenigstens Wasser in den Kessel zu füllen. Das Öl wird dann immer heißer, immer heißer, immer heißer, und dann…

Was passiert dann?

Ich habe es noch nicht ausprobiert.

Soll ich mal?

Meine Frage ist: Kann es Probleme mit der Produkthaftung geben? Darf man solche Kessel überhaupt noch bauen? Welche Sicher-Heitz-Vorrichtungen müssen da dran? Müssen die Kessel geprüft werden, und wenn ja, wer macht das, und was kostet das?

Grüße

Andreas

Hallo Andreas
Sicher kannst Du die Kessel so bauen, wie Du beschrieben hast.
Mit Öl meinst Du bestimmt die Füllung zwischen den Wänden.
Wenn Du hierbei eine Wärmeübertragungsöl nimmst, hast Du eine Wärmefestigkeit bis ca. 500°C.
Die Ausdehnung des Öls fängst Du in einem entsprechenden Ausgleichsraum auf, entweder weniger einfüllen oder separaten Ausgleichsbehälter. Das ganze System muss offen sein, sonst baust Du einen Druckbehälter, der unterliegt erheblichen Vorschriften und wird schwer und teuer.
Mit dem offenen System bist Du nur an Brand- und Personenschutz Regeln gebunden.
Mit einem Temperaturschalter, der bei etwa 150°C die Gaszufuhr unterbricht, hast Du alle Eventualitäten im Griff.
Gruß
Rochus

Hallo Andreas!

Das Öl wird dann immer heißer, immer heißer, immer heißer, und dann…
Was passiert dann?

Es dehnt sich aus - und könnte, wenn irgendwann der Druck stärker ist als das Material des Kessels, diesen aufreissen.

Elementare Sicherheitsmaßnahme Nr. 1: Thermofühler, der bei 120° Öltemperatur die Gaszufuhr unterbricht (und wieder einschalten und zünden sollte, wenn sie wieder fällt). Füllgüter, die Überwiegend aus Waser bestehen (Gulaschsuppe!) können per Definitionem nicht über 100°C kommen.

Elementare Sicherheitsmaßnahme Nr. 2: Überdruckventil, das bei (Bauchwert, müsste man mal genau auslitern) 2 bar abbläst. Natürlich nicht in das Gesicht des Benutzers :smiley: sondern unten über eine Leitung in einen Kanister oder so.

Elementare Sicherheitsmaßnahme Nr. 3: Schild annieten: Nicht ohne Füllgut beheizen. Nur zur Erhitzung von Lebensmittel bestimmt.

Meine Frage ist: Kann es Probleme mit der Produkthaftung geben?

Wenn du solche Sicherheitsmaßnahmen nicht hast, sicher.

Darf man solche Kessel überhaupt noch bauen?

Klar.

Müssen die Kessel geprüft werden, und wenn ja, wer macht das, und was kostet das?

Wenn der Doppelwandige Teil geschlossen ist und unter Druck steht, wahrscheinlich. Mal beim TÜV anfragen.

Außerdem würde ich an deiner Stelle auch mal einen Anwalt befragen, der auf Produkthaftung spezialisiert ist. Wegen der Formulierungen auf dem Schild und in der Bedienungsanleitung.

In Deutschland gilt immer noch „Bestimmungsgemäßer und vorherzusehender Gebrauch“. Im Unterschied zu Amerika geht der Gesetzgeber hier immer noch von einer rudimentären Restinteligenz des Verbrauchers aus (Pudel zum Trocknen in die Mikrowelle gestellt würde hier keinen Schadensersatz geben), in diesem Sinne würdest du nicht in die Produkthaftung genommen werden, wenn jemand mit deinem Kochkessel unbedingt einen Raketenantrieb bauen wollen würde.

Das kann man fast alles alles durch saubere Formulierungen im Handbuch ausschleßen, deshalb: Anwalt.

lg, mabuse

Hallo Mabuse!

Vielen Dank für den hilfreichen Beitrag!

Natürlich nicht in das Gesicht des Benutzers :smiley: sondern unten
über eine Leitung in einen Kanister oder so.

Manche Gulaschkanonen haben wirklich so eine Leitung. Mit Hahn daran, damit während der Fahrt nicht heraustropft. Einer meiner Kunden hat angefangen zu kochen, da fiel ihm siedendheiß ein, dass er den Hahn öffnen muss. Hat es getan, es kam eine Wolke Öldampf heraus, die sich am nahegelegenen Gasbrenner entzündet hat. Der Mann konnte sich an dem Tag das Rasieren sparen. Der war vielleicht sauer! Da war ich froh, dass ich nicht der Hersteller war.

Grüße

Andreas

Hallo Rochus!

Vielen Dank für den hilfreichen Beitrag.

Grüße

Andreas

Moin,

Eine Frage, für deren Beantwortung es vermutlich nicht viele
Experten gibt.

warum?
Solche Art des Heizens ist Standard in der (chemischen) Industrie.

Darf man solche Kessel überhaupt noch bauen?

Mit der entsprechenden Typenzulassung kein Problem.

Welche
Sicher-Heitz-Vorrichtungen müssen da dran?

Ausgleichgefäß und Themoschutz sind wohl unbedingt nötig.

Müssen die Kessel
geprüft werden, und wenn ja, wer macht das, und was kostet
das?

Ob und wenn ja in welchen Umfang, hängt vom Verwendungszweck ab.
Ein Mensch des Dampfkesselprüfvereins (Neudeutsch TÜV) wird Dir hinreichend Auskunft geben können.
Ev. wird Dir auch die BG oder Dein Versicherer sagen, was zu prüfen ist, was dann wiederum der TÜV macht.

Gandalf

Hallo Gandalf!

Solche Art des Heizens ist Standard in der (chemischen)
Industrie.

Danke für den guten Tipp! Ich kenne solche Kochkessel aus der Gastronomie, und da geht der Trend zum Wasserbad.

Vielen Dank auch für die anderen Informationen. Den TÜV zu fragen, habe ich auch schon in Erwägung gezogen, aber dann wird der Endpreis höher als meine Kunden das gerne hätten.

Grüße

Andreas