Dosenpfand und andere Pfänder

Hallo,

wie kam es eigentlich zu der unsinnigen Regelung, dass man je nach Inhalt auf die einen Dosen Pfand bezahlt und auf die anderen nicht?

Apropos Pfand: Warum werden Weinflaschen eigentlich nicht genauso wiederbenutzt wie Bier- oder Mineralwasserflaschen? Warum kauft man Rotkohl, Sauerkraut, Gurken und vieles andere nicht in Mehrweg-Gläsern?

Neugierige Grüße
Peggy

Hallo Peggy,

wie kam es eigentlich zu der unsinnigen Regelung, dass man je
nach Inhalt auf die einen Dosen Pfand bezahlt und auf die
anderen nicht?

das schreibt die Verpackungsverordnung vor, die seinerzeit (ich glaube es war 1991)von Herrn Waigel durchgepaukt wurde.

Apropos Pfand: Warum werden Weinflaschen eigentlich nicht
genauso wiederbenutzt wie Bier- oder Mineralwasserflaschen?
Warum kauft man Rotkohl, Sauerkraut, Gurken und vieles andere
nicht in Mehrweg-Gläsern?

Nun ja, da hat sich wahrscheinlich eine Lobby durchsetzen können.
Mir wäre es sehr recht gewesen, wenn statt des grünen Pfeils an Ampeln das SeRo-Konzept der DDR übernommen worden wäre. Eine Einheitsverpackung für Wein, eine für Bier, eine für Glaskonservern etc.
Da hätte ma nschnell ein Pfand/Mehrwegsystem ettablieren können, aber das scheiterte seeeeehr schnell am Widerstand diverser Interessenvertreter.

Gandalf

Neugierige Grüße
Peggy

Hallo Peggy,

wie kam es eigentlich zu der unsinnigen Regelung, dass man je
nach Inhalt auf die einen Dosen Pfand bezahlt und auf die
anderen nicht?

Tja, komischerweise sollten erst (fast) nur die Dosen mit Pfand belegt werden, deren Inhalt nicht von einem gewissen rot-weißen Unternehmen mit Sitz in Atlanta hergestellt werden… so war z.B Bier mit Pfand, braune Klebebrause aber nicht. Ein Unhold, wer da Lobbyarbeit oder gar Geldfluß vermutet.
Nun hat man das Dilemma: Einerseits ist ab einem bestimmten Verhältnis Einweg/Mehrweg ein Dosenpfand vorgeschrieben, andererseits ist die SPD-Regierung mit solchen Dingen offensichtlich heillos überfordert. Als man feststellte, daß nun das Dosenpfand ernsthaft kommt, fing die Diskussion an. Resultat: Ein „Gesetz“ das nur knapp am Verfassungsgericht vorbei kam. Und niemand, am wenigsten die derzeitige designierte Ex-Bundesregierung hat sich Gedanken um die Durchführung gemacht. Getreten sind natürlich die kleinen Trinkhallen und Imbißbetriebe usw. die nun kaum wissen, wie sie das anwenden sollen. Resultat: Kaum war das Gesetz zwei Tage in Kraft, da dämmerte einem dieser Flickschuster in Berlin, daß da wohl noch was zu verbessern sei. Bekanntlich ist „1 Schröder“ ja die Zeit, die vom In-Kraft-treten eiens Gesetzes bis zu dessen Verschlimmbesserung (oder Abstrafung per Gericht) verstreicht. Also nicht lange…

Apropos Pfand: Warum werden Weinflaschen eigentlich nicht
genauso wiederbenutzt wie Bier- oder Mineralwasserflaschen?
Warum kauft man Rotkohl, Sauerkraut, Gurken und vieles andere
nicht in Mehrweg-Gläsern?

Macht man beim Wein doch schon. So nimmt mein Stamm- und Lieblingswinzer seine Flaschen gerne wieder mit, wenn er mich beliefert. Er spart den Neukauf der Flasche und ich den Weg zum Glascontainer.
Für Supermarktwein sehe ich da aber Probleme. Wenn ich Wein bestelle, so bekomme ich 40 - 100 Flaschen geliefert, der Winzer kommt bis zu dreimal im Jahr. Ich gebe dann meine Flaschen (und die aus dem Freundeskreis, ich saufe nicht so viel !) wieder mit und gut ist. Im Supermarkt gibts zum einen verscheidene Flaschentypen aus aller Welt, zum anderen ist die Menge nicht groß Kaum jemand kauft große Mengen Wein im Supermarkt, Mineralwasser aber schon. Das heißt der Effekt lohnt den logistischen Aufwand nicht. Das ist bei Gemüsegläsern nicht anders, schau´ mal, wieviele verschiedene es allein in einem Markt gibt. Bei Bier und Mineralwasser hat man sich aber auf ein Maß geeinigt, es werden größere Mengen umgesetzt. Oder kannst Du Dir vorstellen, neben Wasser- und Bierkästen auch noch 6er oder 12er Gurken-, Rotkohl-, Spargel- und Sonstwasgläser zu schleppen, zu lagern und zurückzubringen ?
Ich nicht. ´Ne Kiste Weizen ist am Skatabend weg, ´ne Kiste Rotkohl eher nicht :smile:)

Gruß
Bernd

Hallo Peggy,

auf die Verpackungsverordnung von 1991 wurde ja schon hingewiesen. Allerdings war nicht Herr Waigel der Übeltäter, sondern Herr Töpfer (aber das nur am Rande).

Hintergrund für die jetzt greifende Pfandregelung war wohl, dass man bestehende Pfand-/Mehrwegsysteme schützen wollte. Daher wurde verordnet, dass der Mehrweganteil nicht unter den Stand von 1991 fallen darf, ansonsten gibt´s eben Zwangspfand (kurz gesagt). (Mehrwegsysteme für Wasser, Bier, Limo… gab es halt schon vor 1991; für Wein oder Rotkohl dagegen nicht.)

Dass jetzt bestimmte Getränke ausgenommen werden, hat zum Teil sicherlich mit erfolgreicher Lobby-Arbeit zu tun (Wein). Zum anderen Teil hat das aber einfach mit der Tatsache zu tun, dass es bestimmte Getränkearten 1991 noch gar nicht gab. Die jetzige Bundesregierung hat versucht, die Verpackungsverordnung dahingehend zu aktualisieren, ist damit aber im Bundesrat (an einer schwarz-roten Mehrheit) gescheitert. Das soll aber jetzt wohl nochmal in Angriff genommen werden, weil jeder sieht, dass die jetzt greifende Regelung eigentlich unsinnig ist.

Schöne Grüße

lennie

Hallo Peggy,

Als Schweizer, verstehe ich diese „Dosenpfand Theater“ nicht so ganz.

Bis vor einigen Jahren war hier ein Flaschenpfand auf Mehrwegflaschen ganz normal. Hier war allerdings das Interesse auf der Seite der Industrie, welche ihre Flaschen wieder zurückerhalten wollte. Eine Zeit lang gab es sogar auf PET-Flaschen ein Pfand.
Überal dort wo ein Produkt verkauft wurde konnte man es auch wieder zurückgeben egal wo man es gekauft hatte, also Pepsi überall dort wo Pepsi verkauft wurde und Coke halt nur dort wo Coke verkauft wurde.
Der Händler hat die leeren Flaschen dann seinem Lieferanten zurückgegeben (der Lastwagen fährt ja sonst eh leer zurück) und bekam so sein Pfand wieder zurück. Dadurch spielte es keine Rolle ob er die Flasche verkauft hatte oder ein anderer.

Das jetzt entstandene Chaos ist aber nicht bei eurer Regierung zu suchen, ausser dem undurchschaubaren Verfahren was jetzt mit Pfand belegt wird und was nicht, sondern bei der Industrie, welche bis zuletzt dachte sie könne dieses Gesetz verhindern und es so versäummt hat irgendwelche Vorkehrungen zu treffen um es umzusetzen.

MfG Peter(TOO)

Hallo,

Etwas von der Frage weg…

Bei PLUS kann man einfach die Pfandmarken abgeben und bekommt sein Geld, ohne die Flaschen wieder mitbringen zu müssen. Es reiche ja, wenn man diese bereits zu Hause in die gelbe Tonne geworfen habe.

Der Pfandanreiz funktioniert offenbar nur, wenn der Pfanderheber (eigentlich also der Laden) ein Interesse daran hat, daß die Dinge wieder zurückkommen (Bspl. Einkaufswagen).

Insofern scheint mir das Pfandsystem an dieser Stelle unsinnig. Da müßten nunmehr die Getränkehersteller Pfand beim Verkäufer erheben usw.

Dabei sorgt Pfand wie gesagt nur fürs sichere zurückkommen und macht keinerlei Unterschied zwischen gesellschaftlichen / sozialen / Umwelt-kosten der unterschiedlichen Verpackungen. Ist pausch vielleicht auch unmöglich, weil schwere Glasflaschen für lange Entfernungen ungünstig sind, Tetrapackungen hingegen bei der Rezyklierung.
Mir erscheints daher sinnvoller, die jeweils anfallenden Kosten vom jeweiligen Verursacher abzuverlangen, statt künstlich regulieren zu wollen.

Tschuess, Sven.

Lobby-Chaos
Vielen Dank

für alle Antworten hier drunter. Dass das Gesetz aus CDU-Regierungszeiten stammt, war mit bekannt. Aber die Quittung wird trotzdem die SPD im Februar in Niedersachsen und Hessen dafür bekommen.

Lobbyarbeit hin oder her - dass solch ein Unsinn dabei herauskommen kann, ist mir trotzdem unverständlich. Ich kam auf die Frage als ich las, dass der Hersteller von „Red Bull“ sich mit der Regierung streitet. Das Modegesöff wird als Erfrischungsgetränk eingestuft, ist deshalb pfandplichtig. Der Hersteller definiert es aber als Kaffeespezialität, die sind pfandfrei.

Dass es Pläne gibt, Gemüse- oder Obstgläser als Mehrweggläser zu verkaufen, habe ich noch nie gehört. Dabei könnte gerade hier viel für die Umwelt getan werden, denn die Gläser sind ohnehin recht ähnlich und ohne Imageverlust zu vereinheitlichen.

Dass Weingüter Flaschen zurücknehmen, habe ich auch schon mal gehört. Aber ich vermute, der meiste Wein wird doch im Laden verkauft. Viele Flaschen sind sich da auch recht ähnlich, völlige Vereinheitlichung kein Problem. Firmen, die besonderen Wwrt auf ihre Flaschenform legen, wie z. B. Bocksbeutel oder besonders modern gestylte Produkte, müssen sich dann halt überlegen, ob ihnen dieses Merkmal den Mehraufwand wert ist.

Und die Sache mit Plus habe ich kurz nach dem 1.1. gelesen. Das ist natürlich eine einfache Art, Aufwand zu vermeiden, aber nicht im Sinne des Gesetzes. Die haben aber sofort einen aufs Dach bekommen und mussten das aufgeben.

Liebe Grüße
Peggy

genau richtig
Hallo,
wenn Getränke mit Einwegverpackung vom Hersteller billiger
auf den Markt gebracht werden (trotz Grüner Punkt-Abgabe),
als Mehrwegverpackungen, dann muß man sich nicht nicht wundern,
daß der Verbraucher regelrecht dazu hingeleitet wird, die
Mehrwegverpackung stehen zu lassen und sein Bier in bequemen
Dosen zu konsumieren um den Müll dann hinter sich zu werfen.
Nun jammert die Getränkeindustrie am lautesten und versucht
die vorher „gezüchteten“ Interessen der Verbraucher
vorzuschieben.
Insofern finde ich die jetzt gezogene Notbremse völlig in
Ordnung. Man hat das Ganze sehenden Auges ja provoziert.

Ich weiss bloß nicht, was die Industrie gegen die Mehrweg-
Verpackungen hat? Vielleicht kann das mir mal jemand verraten.
Gruß Uwi

Als Schweizer, verstehe ich diese „Dosenpfand Theater“ nicht
so ganz.

Bis vor einigen Jahren war hier ein Flaschenpfand auf
Mehrwegflaschen ganz normal. Hier war allerdings das Interesse
auf der Seite der Industrie, welche ihre Flaschen wieder
zurückerhalten wollte. Eine Zeit lang gab es sogar auf
PET-Flaschen ein Pfand.
Überal dort wo ein Produkt verkauft wurde konnte man es auch
wieder zurückgeben egal wo man es gekauft hatte, also Pepsi
überall dort wo Pepsi verkauft wurde und Coke halt nur dort wo
Coke verkauft wurde.
Der Händler hat die leeren Flaschen dann seinem Lieferanten
zurückgegeben (der Lastwagen fährt ja sonst eh leer zurück)
und bekam so sein Pfand wieder zurück. Dadurch spielte es
keine Rolle ob er die Flasche verkauft hatte oder ein anderer.

Das jetzt entstandene Chaos ist aber nicht bei eurer Regierung
zu suchen, ausser dem undurchschaubaren Verfahren was jetzt
mit Pfand belegt wird und was nicht, sondern bei der
Industrie, welche bis zuletzt dachte sie könne dieses Gesetz
verhindern und es so versäummt hat irgendwelche Vorkehrungen
zu treffen um es umzusetzen.

MfG Peter(TOO)

Hallo
Alles sicher gute Fragen . Einer der Gedanken von denen die mir dazu gekommen sind , ist betreffs Beschäftigungsterapie .
Beschäftigung für Bürokraten und Gesetzemacher , Beschäftigungsterapie für denjenigen , der sich bisher über die Dose Getränk gefreut hat , und welche sich anscheinend nicht vom anderen „grünen Müll“ trennen läßt , Beschäftigungsterapie für Verkäuferinnen ( als Belastung ) und anderem Personal und die Entstehung zwischenmenschlicher Kontakte ( mit den Verkäuferinnen ) , welche sich mit Sicherheit alle irgendwie ähnlich anhören …
MfG Matthias

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

…aber keiner hat sich ernsthaft darauf eingestellt!
Mit Eilverfahren wurde bis zuletzt versucht das „Unmögliche“
zu verhindern. Vor allem ein Sieg der uneigennützigen Politik
gegen die Verpackungsindustrie im Alleingang, schien den
meisten wohl eher utopisch :wink:
Wenn dann innerhalb von 1-2 Wochen eine funktionierende Logistik
aufgebaut und eingeführt werden soll, is’ doch klar wie
Klosbrühe, dass das nur in die Hose gehen kann.
Wobei dies ein BEABSICHTIGTER Schachzug der Industrie und
deren Lakaien ist. Mit Sicherheit laufen da noch mehr Pläne,
wie diese unrentabele Situation wieder rückgängig
gemacht werden kann.
Wen interessieren die Umstände, welche die Kassiererin oder
der Herr Meier von nebenan mit dem Dosenkrempel haben!?!
Sobald der Handel einen spürbar materiellen Vorteil davon hat,
läuft die Sache wie geschmiert :wink:
Grüße,
Erik

Steuern erhöhen!
Hallo,

um noch mal kurz in den alten Zeiten zu schwelgen:

Ich bin zwar er 25 aber ich kann mich noch gut an eine Welt (fast) ohne Wegwerfverpackungen bei Getränken erinnern.

Getränkedosen waren mir unbekannt.
Auf Wein+Schnapsflaschen gab es ein paar Pfennig Pfand, ebenso auf Marmeladen+Gemüsegläser (auch auf die aus dem Westen egal wie die Form war :smile:
Milch kannte ich nur aus der Plastiktüte (wurde weiter unten auch Schlauch genannt) oder Glasflasche.

Soweit ich weiß ist die Getränkedose in Dänemark auch unbekannt.

Ich finde die Industrie ist selbst schuld wenn sie ihrer Selbstverpflichtung nicht nachkommt und den entsprechenden Anteil Mehrwegverpackungen vermarktet.

Mein Vorschlag:
Warum wird die DSD-Abgabe nicht in eine Einwegsteuer umgewandelt und einfach kräftig erhöht. dann regelt sich das von ganz allein.

Unser Staatshaushalt kann jeden cent brauchen.

Ich habe Respekt für Trittin, daß zumindest er den Mumm hat sich gegen eine Lobby durchzusetzen. Das erwarte ich auch von anderen Politikern.

Dennis

Mein Vorschlag:
Warum wird die DSD-Abgabe nicht in eine Einwegsteuer
umgewandelt und einfach kräftig erhöht. dann regelt sich das
von ganz allein.

Wer soll denn diese „Einwegsteuer“ zahlen und wie soll sie zu einer Verminderung der Verpackungsabfälle beitragen??

Wer soll denn diese „Einwegsteuer“ zahlen und wie soll sie zu
einer Verminderung der Verpackungsabfälle beitragen??

Na derjenige der die Einwegverpackung kauft! (wer sonst?)
Wenn die Einwegverpackungen spürbar teurer als Mehrweg sind wird sich der Mehrweganteil erhöhen.

Wie hoch der Mehrweganteil bzw. diese Steuer ausfällt überlasse sich dabei vertrauensvoll unserer aus demokratisch gewählten Volksvertretern bestehenden Regierung. Die werden das schon ausdiskutieren.

Grüße
Dennis