Dr. Laura- Brief gegen Adventismus?

Hallo,

eine Nachbarin meiner Verwandten gehört zur Glaubensgemeinschaft der Adventisten, d.h. meine Verwandte denkt, dass sie zu den Adventisten gehört, ich habe mich auch schon schlau gemacht und vieles spricht dafür (u. a. ist für sie der Samstag der heiligste Tag in der Woche, sie begründet alles mit der Bibel, insbesondere mit Jesus, usw.). Gehen wir einmal davon aus, sie ist also eine Adventistin.
Sie versucht ständig, meine Verwandte und alle anderen Nachbarn zu bekehren, ihren Glauben anzunehmen und begründet alle ihre Argumente mit der Bibel (meine Verwandte ist im übrigen eine über 70 jährige Christin (evangelisch), die sich nicht bekehren lassen möchte, ich möchte). Ich habe nun vor kurzem diesen Brief an eine amerikanische Radiosprecherin, die den Fundamentalisten angehört, gefunden.

http://www.2jesus.de/bibel-faq/offener-brief-an-dr-l…

Ich finde diesen Brief richtig hilfreich, wenn man jemanden überzeugen will, nicht alles, was in der Bibel steht, wörtlich zu nehmen.
Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches in dem Brief ja nicht zitiert wird?

*Marion*

Hallo Marion,

nein, ich glaube nicht, daß der Brief Leute aus dem evangelikalen Spektrum überzeugt - egal ob Adventisten oder andere - und zwar weil:

dieser Brief evangelikale Leute ihre Anliegen bzw. Sichtweisen nicht ernst nimmt.

Ich finde, dieser Brief ist eine intellektuelle Spielerei mit teils dümmlichen Argumenten. Er versucht bestimmte Sachverhalte ad absurdum zu führen, geht aber haarscharf - und zwar aus Unwissen - an vielen Realitäten vorbei. Der Brief zielt auf Effekthascherei - auf Lachen auf Kosten anderer, denn niemand wird ernsthaft davon ausgehen, daß jemand wirklich in diesen Fragen bei Dr. Laura Rat sucht.

Der Nutzen mag sein, daß der Verfasser bzw. Leute, die sich mit seiner Sichtweise identifizieren, Dampf ablassen. Aber sonst?

Abgesehen davon, wäre eher zu fragen, ob der Briefschreiber orthodoxe Juden anpinkeln will, denn die Adventisten, an die er vorgibt zu schreiben, werden ihm bei den meisten Punkten eh sagen, daß das seit Jesus für sie keine Bedeutung mehr hat.

Und wenn man orthodoxe Juden anpinkeln will, dann sollte man sich mit deren Sichtweisen und den Auslegungstraditionen des jüdischen Religionsgesetzes besser auskennen als der Briefschreiber.

Punkt a) Opfer erübrigen sich, da es keinen Tempel mehr in Jerusalem gibt. Da müßte man dem Briefschreiber eine Reise nach Indien ans Herz legen.

b) Sklaverei: Ist ein guter Punkt, um deutlich zu machen, wie sich Einstellungen und Auslegungsweisen geändert haben.

c)Die orthodoxen Juden und Jüdinnen, für die dieser Sachverhalt im Alltagsleben relevant ist, leben nicht promisk, sodaß sich diese Frage so nicht stellt. Und den Briefschreiber interessiert das sicher nicht, weil er wahrscheinlich gar nicht weiß, was mit dem Konzept von ritueller Reinheit / Unreinheit gemeint ist. Wenn er nur die Zeit der „menstrualen Unreinheit“ berechnen will, dann muß er halt einfach fragen, wann ihre letzte Menstruation war und kann dann anhand der blutungsfreien Tage weiterrechnen.

Sowohl bei diesem Sachverhalt als auch den weiteren genannten müßte man so einiges an Auslegungsliteratur heranziehen, wenn es einem ernsthaft um diese Fragestellungen und die Auseinandersetzung darum geht.

Aber mein Eindruck ist eher, daß es da um ein Lächerlichmachen aus einer überheblichen Position heraus geht, daß das eh alles Quatsch ist und der Brief von der Grundhaltung getragen ist: „Jetzt wollen wir ihnen mal zeigen, wie idiotisch das ist“.

Auseinandersetzung und Überzeugen geht aber nur auf der Basis des gegenseitigen Ernstnehmens. Und die sehe ich in diesem „Brief“ an keiner Stelle.

Viele Grüße

Iris

Ich finde diesen Brief richtig hilfreich, wenn man jemanden
überzeugen will, nicht alles, was in der Bibel steht, wörtlich
zu nehmen.
Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum
Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil
die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches
in dem Brief ja nicht zitiert wird?

*Marion*

Hallo Marion,

Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum
Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil
die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches
in dem Brief ja nicht zitiert wird?

Das stimmt so allgemein nicht. Wenn Adventisten den Schabbat (und nicht den Sonntag) frei halten und kein Schweinefleisch und keine Schalentiere essen, so begründen sie das nicht mit dem Neuen Testament.

Die Essensregeln, an die sich Adventisten halten, sind aus dem 3. Buch Mose (Levitikus) abzuleiten. Dieses Konzept nennt man „biblische Kaschrut“. Das sind auch die Standards an die sich viele liberale Juden halten. Adventisten essen die biblisch erlaubten Tiere, was eben nicht nur das Verbot von Schweinefleisch, sondern eben auch von Pferd, Kaninchen und einigen anderen beinhaltet. Außerdem müssen - wie bei Juden - diese Tiere geschächtet worden sein. Das heißt, Adventisten kaufen ihr Fleisch im Koscherladen oder bei Muslimen, die ja auch schächten.

Im Gegensatz dazu gibt es im orthodoxen jüdischen Bereich noch erweiterte Standards, die durch spätere rabbinische Diskussionen begründet werden (Trennung von Milch und Fleisch etc.).

Das läßt sich nicht über das Neue Testament herleiten.

Viele Grüße

Iris

2 „Gefällt mir“

Hallo Marion,

mir ist nicht ganz klar, warum du so betonst, dass sie wahrscheinlich Adventistin ist, aber egal…

Ich finde diesen Brief richtig hilfreich, wenn man jemanden
überzeugen will, nicht alles, was in der Bibel steht, wörtlich
zu nehmen.

Ehrlich gesagt, finde ich das nicht.
Die Leute, die- im heutigen Spachgebrauch- „die Bibel wörtlich nehmen“, nehmen sie nicht in allem so wörtlich, wie es in den Beispielen angedeutet wird, sondern nur in ausgewählten Bereichen. Das ist aber unabhängig davon, welcher speziellen Konfession die Nachbarin angehört.

Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum
Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil
die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches
in dem Brief ja nicht zitiert wird?

Gegenfrage; Bewirkt der Missionierungsversuch deiner Nachbarin etwas bei dir bzw. deiner Großmutter? Warum denkst du dann, dass dein Missionierungsversuch eine höhere Erfolgschance hat? Du sagst, deine Oma ist Christin, würde sie sich durch einem solchen Brief vom Glauben fernhalten (bezieht sich ja auch auf ihre Bibel)?

Ist jetzt meine persönliche Meinung, aber ich finde missionieren in jede Richtung schlecht. Wie reagiert die Nachbarin denn, wenn man sie darauf anspricht, dass ihre Bekehrungen nicht willkommen sind?

Viele Grüße
Kati

d.h. meine Verwandte
denkt, dass sie zu den Adventisten gehört, ich habe mich auch
schon schlau gemacht und vieles spricht dafür

Gehen wir
einmal davon aus, sie ist also eine Adventistin.

Sie versucht ständig, meine Verwandte und alle anderen
Nachbarn zu bekehren, ihren Glauben anzunehmen

Hallo Marion,

leider kann ich zu Deiner eigentlichen Frage nichts sagen. Aber ihr habt ein Problem mit der Kommunikation.

Wenn sie „ständig“ versucht, euch zu bekehren - warum fragt Ihr nicht mal „wozu?“ überhaupt.

Wie Stefan weiter unten schon sagte: stell Fragen.

Schöne Grüße

Uli

Hallo Marion.

Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum
Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil
die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches
in dem Brief ja nicht zitiert wird?

Ich würde einfach einmal davon ausgehen, dass jeder Adventist mehr Ahnung von der Bibel hat, als der Briefschreiber und darum nur müde lächeln wird, wenn du den Brief vorlegst und ansonsten dir die zahlreichen Fehler im Brief aufzeigen wird.

So finde ich den Brief auch wenig geeignet, um Argumente gehen Fromme zu haben, als vielmehr ein Zeugnis davon, wie weit die Halbbildung über die Bibel verbreitet ist. Aber das ist ja nicht dein Problem :wink:

Gruss,
Eli

Wie wenig …
… kann man Menschen mit unpassender Satire beikommen, die noch nicht einmal Sachargumenten gegenüber zugänglich sind. Genausogut könnte man das 13. Gebot ins Rennen werfen: Du sollst deine Religion für dich behalten.

Es ist nun mal für die meisten Menschen auf dieser Welt mangels Wissen und mangels Zeit kaum möglich das detaillierte und komplexe materialistische Weltbild, in dem widernatürliche Geister nicht nötig sind um die erstaunlichen Dinge in der realexistierenden Welt zu erklären. Und sich dabei nicht mutterseelen alleine in seinem eigenen Hirnkasten zu fühlen. Naturwissenschaften sind wunderbar, aber gefühlskalt.

Spar dir die Zeit.

Tipp: Wenn du dennoch diskutieren willst, argumentiere nicht, frage nur, aber stell ALLES in Frage. Lass dir JEDEN Begriff erklären.

Gruß

Stefan

Buchtipp
Hallo!

Lies mal dieses Buch:
http://www.amazon.de/Fundamentalisten-diskutiert-ver…

Unabhängig von deiner eigenen Meinung wird darin sehr viel erklärt.
Erstmal, wie du mit ihr diskutieren könntest und auch, warum das recht sinnlos ist.

Viele Grüße!
Ph.

Hallo,

weil sich immer mehr Meinung dazu äussern, wie man Fundamentalisten von etwas überzeugt, stellt sich mir die Frage, ob nicht genau dieses schon der falsche Ansatz ist.

Warum will hier irgend jemand diese Fundamentalisten von irgend etwas überzeugen und wie unterscheidet sich dieses vom als unangenehm empfundenen Missionieren dieser Fundamentalisten?

Wer seinen Frieden hier finden will, sollte sich vielleicht diese Frage ernsthaft stellen.

Gruss,
Eli

Genau!

… kann man Menschen mit unpassender Satire beikommen, die noch nicht einmal Sachargumenten gegenüber zugänglich sind.

Das ist das erste Problem. Insbesondere da solche Leute oft üüüberhaupt keinen Spaß verstehen, was ihre Weltsicht angeht.

Tipp: Wenn du dennoch diskutieren willst, argumentiere nicht, frage nur, aber stell ALLES in Frage. Lass dir JEDEN Begriff erklären.

Das ist ganz wichtig. Denn nicht selten erlebt man sein blaues Wunder, wenn man einen Fundamentalisten schon quasi „in die Ecke gedrängt“ hat, dass dann plötzlich eine Hintertür aufgeht a la „Da hast Du was falsch verstanden,…“ und die Diskussion geht von vorne los und das so lange bis man keine Lust mehr hat oder man merkt, dass man sich nicht mal auf die Bedeutung des Wortes „Buch“ einigen kann.

Gruss,
Michael