Hallo Marion,
nein, ich glaube nicht, daß der Brief Leute aus dem evangelikalen Spektrum überzeugt - egal ob Adventisten oder andere - und zwar weil:
dieser Brief evangelikale Leute ihre Anliegen bzw. Sichtweisen nicht ernst nimmt.
Ich finde, dieser Brief ist eine intellektuelle Spielerei mit teils dümmlichen Argumenten. Er versucht bestimmte Sachverhalte ad absurdum zu führen, geht aber haarscharf - und zwar aus Unwissen - an vielen Realitäten vorbei. Der Brief zielt auf Effekthascherei - auf Lachen auf Kosten anderer, denn niemand wird ernsthaft davon ausgehen, daß jemand wirklich in diesen Fragen bei Dr. Laura Rat sucht.
Der Nutzen mag sein, daß der Verfasser bzw. Leute, die sich mit seiner Sichtweise identifizieren, Dampf ablassen. Aber sonst?
Abgesehen davon, wäre eher zu fragen, ob der Briefschreiber orthodoxe Juden anpinkeln will, denn die Adventisten, an die er vorgibt zu schreiben, werden ihm bei den meisten Punkten eh sagen, daß das seit Jesus für sie keine Bedeutung mehr hat.
Und wenn man orthodoxe Juden anpinkeln will, dann sollte man sich mit deren Sichtweisen und den Auslegungstraditionen des jüdischen Religionsgesetzes besser auskennen als der Briefschreiber.
Punkt a) Opfer erübrigen sich, da es keinen Tempel mehr in Jerusalem gibt. Da müßte man dem Briefschreiber eine Reise nach Indien ans Herz legen.
b) Sklaverei: Ist ein guter Punkt, um deutlich zu machen, wie sich Einstellungen und Auslegungsweisen geändert haben.
c)Die orthodoxen Juden und Jüdinnen, für die dieser Sachverhalt im Alltagsleben relevant ist, leben nicht promisk, sodaß sich diese Frage so nicht stellt. Und den Briefschreiber interessiert das sicher nicht, weil er wahrscheinlich gar nicht weiß, was mit dem Konzept von ritueller Reinheit / Unreinheit gemeint ist. Wenn er nur die Zeit der „menstrualen Unreinheit“ berechnen will, dann muß er halt einfach fragen, wann ihre letzte Menstruation war und kann dann anhand der blutungsfreien Tage weiterrechnen.
Sowohl bei diesem Sachverhalt als auch den weiteren genannten müßte man so einiges an Auslegungsliteratur heranziehen, wenn es einem ernsthaft um diese Fragestellungen und die Auseinandersetzung darum geht.
Aber mein Eindruck ist eher, daß es da um ein Lächerlichmachen aus einer überheblichen Position heraus geht, daß das eh alles Quatsch ist und der Brief von der Grundhaltung getragen ist: „Jetzt wollen wir ihnen mal zeigen, wie idiotisch das ist“.
Auseinandersetzung und Überzeugen geht aber nur auf der Basis des gegenseitigen Ernstnehmens. Und die sehe ich in diesem „Brief“ an keiner Stelle.
Viele Grüße
Iris
Ich finde diesen Brief richtig hilfreich, wenn man jemanden
überzeugen will, nicht alles, was in der Bibel steht, wörtlich
zu nehmen.
Meine Frage ist jetzt: könnte dieser Brief die Adventistin zum
Nachdenken anregen, oder würde er gar nichts bewirken, weil
die Adventisten ihren Glauben mit dem N. T. begründen, welches
in dem Brief ja nicht zitiert wird?
*Marion*