Dr. Schiwago - Pasternak

Ich bin ja einigermaßen gewohnt, „hinter“ Texte zu schauen, ihre große Kompositionen zu erahnen und habe selbst Göthes Faust so lange ertragen, bis ich erkannt habe, dass es wirklich große Literatur ist.
Aber was ist das Tolle an Pasternaks Dr.Schiwago? Ich finde das Buch einfach nur langweilig! Kann mir jemand die Augen öffnen? Ich habe ja doch noch die Hoffnung, dass mir dieses Stückchen Weltliteratur etwas sagen kann…nur was???

Gerd

PS.: Mit russischer Literatur geht mir das ständig so. Zur Zeit quäle ich mich gerade durch Dostojewskis „Schuld und Sühne“…kommt mir unheimlich langatmig vor.

Ich bin ja einigermaßen gewohnt, „hinter“
Texte zu schauen, ihre große Kompositionen
zu erahnen und habe selbst Göthes Faust so
lange ertragen, bis ich erkannt habe, dass
es wirklich große Literatur ist.
Aber was ist das Tolle an Pasternaks
Dr.Schiwago? Ich finde das Buch einfach
nur langweilig! Kann mir jemand die Augen
öffnen? Ich habe ja doch noch die
Hoffnung, dass mir dieses Stückchen
Weltliteratur etwas sagen kann…nur
was???

Gerd

Vielleicht ein blöder Vorschlag:
Lies mal das Buch:„Der alte Mann und das Meer“
von E.Hemmingway. Da läßt er sich über die Betrachtung seiner alten Hände aus.
Danach sieh Dir Bilder von alten Händen an (z.B.A.Dürer hat die gemalt)
Wenn Du etwas mental empfindet, dann kann man auch bei Pasternak zwischen den Zeilen,
Gefühlsleben entdecken.
Es sind eben keine Abenteuerromane.
Versuchs noch mal.
Vielleicht erst mit den Büchern: Schneider himmlischer Hosen oder Suzy Wong.
Gruß
PiRo

PS.: Mit russischer Literatur geht mir das
ständig so. Zur Zeit quäle ich mich gerade
durch Dostojewskis „Schuld und
Sühne“…kommt mir unheimlich langatmig
vor.

Ja-ja, so ist das mit den „russischen Texten“ schon immer gewesen. Möglicherweise handelt es sich um eine reine Mentalitäts-Frage? Die Sentimentalitäten eines zerbrochenen Herzens, wenn ich das jetzt einmal so schwülstig ausdrücken darf, sind halt nicht Jedermanns Sache, nicht wahr?
Bei „Krieg und Frieden“ kommt diese Tragik noch extremer zum Vorschein; denn nur ein wirklich Wollender (!!) wird sich durch die ersten Seiten original-französischer Dialoge hindurchkämpfen, um zum Kern des Ganzen hindurchzustoßen.
Pasternak selbst halte ich auch nicht gerade für einen „glücklichen Autor“, und zwar im Sinne von KÖNNEN. Aber der Hintergrund von Dr. Schiwago ist doch wohl eindeutig. Man kann nichts gegen die wahre Liebe tun. Aber Verantwortung steht immer über ihr. Von politischen Wirren ganz zu Schweigen…
Vielleicht solltest du es einmal mit Puschkins Erzählungen versuchen. Die sind etwas leichter verdaulich und wirklich schön, vor allem stilistisch.
Liebe Grüße
Jana

-)

P.S.
http://members.aol.com/JGaida8840/

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Stimmt, Puschkin ist ein guter Tip. Ich erinnere mich auch, einige Geschichten von Nikolaij W. Gogol recht genossen zu haben. Im neueren Bereich mag ich das (etwas unüberschaubare) Werk der Gebrüder Strugatzkij recht gern - in beiden Fällen ist das (wenn ich es mal provisorisch so nennen darf) Schwerblütige der russischen Literatur ein wenig durch das spürbar genossenen Spielen der Autoren damit aufgelockert.

Mir half übrigens auch immer, mich mit musikalischen Umsetzungen literarischer Quellen zu beschäftigen. Man gibt sich gewissermaßen einen neuen Einfallwinkel.

Gruß,
hendrik

P.S.: Von den Strugatzkis mochte ich „Praktikanten“ und „Die zweite Invasion auf der Erde“ besonders gern.

Hi!

Wenn man sich Kurzdarstellungen über das Buch wie den allseits beliebten Kindler anschaut, kann man zu dem Ergebnis kommen, daß Doktor Schiwago, ähnlich wie zahlreiche andere Werke, weniger aus sich selbst (dem Textmaterial also) heraus zum anerkannten Bestandteil der Weltliteratur geworden sind, als vielmehr aus ihrer Rezeptionsgeschichte heraus. Vgl. hierzu des Kindlers Anmerkungen zur sowjetischen Kunstideologie (Verbot in der Sowjetunion, Verleihung des aus polit. Gründen nicht annehmbaren Nobelpreises usf.). Das geht einem mit recht vielen Klassikern so.
Dostojevski finde ich dagegen auch ohne Kenntnis des Drumrum lesenswert; mir hat es geholfen, mit den etwas unbekannteren, kürzeren Texten anzufangen wie z.B. „Onkelchens Traum“ oder „Aufzeichnungen aus einem Totenhause“.

Gruß,
hendrik

Na ja, das ist doch mal ein guter Tipp! Ich werde mich weiter tapfer durchkämpfen! Danke!

Gerd

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