Hallo!
Ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen…
Die Kunst ist, gelassen zu bleiben und zu wissen, was hinter einem Trotzanfall steckt. Trotz ist gar nichts Negatives, doch leider wird er immer als negativ hingestellt, weil ein trotzendes Kind nicht „gesellschaftsfähig“ ist und man noch immer blöde angesehen wird.
In eurem Fall: Was ist so schlimm daran, wenn sie ihre Schuhe nicht ins Regal stellen möchte?
Je mehr Aufhebens Du darum machst, desto stärker wächst vielleicht der Widerstand. Bitte sie freundlich, die Schuhe ins Regal zu stellen, wenn sie mit Nein antwortet, so sage ihr nochmal, dass Du trotdem wünschst, dass sie sie rein stellt und lasse sie. So gibst Du ihr die Chance, es freiwillig zu tun und begibst Dich nicht in ein Machtspielchen hinein, bei dem ihr am Ende beide euer Gesicht verliert. Durch Endlosdiskussionen und „Krieg“. Das Problem legt sich dann wieder, wenn Du ihm keine Beachtung mehr schenkst.
Wenn sie schreien möchte, so fordere sie doch mal auf - ohne sie vor anderen bloßzustellen! - mal eben noch lauter zu schreien. Tut sie das, so zeige Dich unbeeindruckt und sage, dass sie das doch sicher noch lauter könne. Sie wird so verwundert sein, dass sie womöglich damit aufhört.
Du könntest Deine Tochter aber auch schlicht und ergreifend fragen, warum sie denn gerne schreien möchte!
Meine Tochter 2 3/4 hatte auch Tage, an denen sie sich partout nicht anziehen lassen wollte, wickeln war auch unmöglich. Ich hing an diesem Thema fest und versuchte ihr, ihre Kleidung mit allerhand Tricks anzudrehen, wie saures Bier. Irgendwann dachte ich mir: es ist nur Kleidung und wenn sie nackt in der Wohnung umherlaufen möchte, soll sie doch. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr mit aller Kreativität um das Anhziehen kämpfte, legte sich das Problem von alleine. Druck erzeugt Gegendruck. Die Kleinen merken, dass sie selbstsändig Entscheidungen treffen können, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind und wollen natürlich auch entscheiden - so unlogisch ihr Verhalten für uns Eltern auch sein mag.
Lass´ sie also da, wo es niemandem schadet selbst entscheiden und hinterfrage, ob die ein oder andere Aufforderung Deinerseits wirklich nötig ist, oder ob es auf einen Macht- u. Erziehungskampf hinausläuft.
Kinder brauchen keine künstlichen Grenzen, Regeln oder dergleichen. Erziehung ist nichts anderes als Liebe, Vorbild und gegenseitiger! Respekt. Alles andere ergibt sich von alleine. Ich habe unserer Tochter nie beigebracht, dass sie aufräumen soll. Sie sieht, dass ich es tue und ahmt nacht. Wenn ich sie dann mal bitte, etwas aufzuheben, so tut sie das in 90% der Fälle sofort und mit Freude. Wenn sie mal verneint, so sage ich, dass ich trotzdem gerne hätte, dass sie das aufhebt und lasse sie. Einige Minuten später tut sie es meistens und wenn nicht, so breche ich mir sicher keinen Zacken aus der Krone, wenn ich es dann selbst tue.
Ich empfehle Dir ganz dringend folgende Literatur, weil sie einfach gut ist und Eltern Sicherheit gibt, wenn soe mal wieder an sich selbst und ihren Kindern zweifeln. Diese Bücher sind sicher eine Bereicherung und kein rausgeworfenes Geld:
Von der Kunst liebevoll zu erziehen - Eva Kessler
Zeit für Kinder - Ekkehard v. Braunmühl
In Liebe wachsen - C. Gonzales
evtl. noch Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen - Dr. R. Posth (eher wissenschaftlich geschrieben)
Noch ganz nett ist Tao te king für Eltern. Hier zitiere ich zwei Texte daraus:
Nichts tun
Nichts zu tun, wenn dein Kind versagt, erfordert großen Mut und es ist der Weg der Weisheit. Gütig zu sein, wenn sich dein Kind danebenbenimmt, erfordert große Selbstbeherrschung und ist der Weg der Stärke.
Erliege im Umgang mit deinem Kind nicht der Versuchung, zu schelten, zu zanken, einzugreifen, zu unterbrechen, zu belehren oder zu kontrollieren. Sei einfach da und vertraue darauf, dass deine sanfte Präsenz alle notwendigen Lehren erteilt.
Um mir Verantwortungsbewusstsein beizubringen, überprüfe mein Vater alles, was ich tat, damit es auch wirklich richtig gemacht wurde. Verantwortungsbewusst zu handeln habe ich aber erst gelernt, als ich die Konsequenzen meiner Fehler zu spüren bekam. Jeder Fehler, den dein Kind macht, ist ein Schritt nach vorn auf dem weiten Weg zur Ganzheit. Wann immer du eingreifst, geht ihr beide einen schritt zurück.
Wohlverhalten
Du hast vielerlei Möglichkeiten, deine Kinder zu dem von dir erwünschten Verhalten zu veranlassen. Du kannst sie zwingen, ihnen zureden und sie bestechen. Du kannst sie manipulieren, überlisten und überreden. Du kannst an ihr Schamgefühl, ihr Gewissen und ihre Vernunft appellieren. Das alles wird auf dich zurückfallen, und du wirst nichts als Konflikte ernten.
Achte lieber auf dein eigenes Handeln. Lerne, Zufriedenheit in dir selbst zu finden. Entdecke Frieden und Liebe in allem, was du tust. Damit bist du genug beschäftigt. Du brachst keine anderen Menschen zu manipulieren.
Gelingt es dir, auch nur ein klein wenig von deiner ständigen Sucht nach Kontrolle loszulassen, wirst du auf ein erstaunliches Paradoxon stoßen. Was du vorher erzwingen wolltest, entsteht nun auf natürliche Weise. Die Menschen um dich herum verändern sich plötzlich. Deine Kinder legen von sich aus ein angemessenes Verhalten an den Tag und haben Freude dabei. Das Lachen kehrt zu euch allen zurück."
Viele Grüße und bei Rückfragen kannst Du gerne eine E-Mail schicken.
Sally