Dreijährige bringt mich an mein Grenze

Hallo,

der ersten Tobsuchtanfall meiner Tochter (damals knapp 2Jahre), ich war im ersten Moment baff, hab aber schnell umgeschalten und mitgemacht.

Es war zu Hause, in der Küche, irgendetwas taugte meiner Tochter nicht, sie fing an zu schreien und auf den Boden zu trampeln. Ich hab nach der Schrecksekunde mitgetrampelt. Jetzt war mein Töchterlein baff. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Das Thema war ein für alle mal gegessen, sie hatte nie wieder einen Tobsuchtanfall.

Du wirst noch viele solche Momente erleben. Das Wichtigste überhaupt ist, den negativen Sachen so wenig Beachtung wie möglich schenken: „Das mag ich nicht“ und damit Ende, umdrehen und wieder zum Alltag wechseln.
Positives unbedingt beachten und entsprechend loben, das ist auch extrem wichtig!

Ist noch nicht lange her, als ich vom ersten Vollschrausch meiner Tochter in diesem Brett geschrieben habe. Sie hat die halbe Nacht über der Kloschüssel gehangen. Ich hab sie am Tag darauf zum Mittagessen geweckt, und nur gegrinst als ich ihre Leidensmiene sah. Null Kommentar von meiner Seite. So schnell hatte sie keinen Rausch mehr.

Bleibe konsequent, aber nimm dem Kind den Wind aus den Segeln. Wenns sein muss dann trample und schrei mit, imitiere sie.

Viel Erfolg!
Kati

Hallo Tiri,

zwar waren meine 3 Jungs im Trotzalter auch nicht immer ganz einfach und haben mich nicht selten bis zur Weißglut gereizt, aber solch exzessive Schauspiele wie bei dir sind mir Gott sei Dank doch erspart geblieben. Ein schwacher Trost mag für sein, dass auch diese Zeit vorbei geht.

Einige hervorragende Tipps hast du schon von meinen Vorrednern bekommen. Ich möchte eine Idee hinzufügen, von der ich aber gar nicht weiß, ob sie wirklich gut ist, geschweige, ob sie funktioniert:

Nimm den nächsten Schreianfall mit Handy/Videokamera auf. Wenn das reine Dokumentieren nicht reicht, damit sie aufhört (meinen wäre das allein hochpeinlich gewesen), spiele ihr die Szene in einer ruhigen Minute vor, ohne Kommentar. Vielleicht hilf es.

Viel Glück und gute Nerven.
Hardey

Hi,

Ich denke, dass man im Leben auch mal Sachen machen muss, auf
die man keine Lust hat.

sehe ich auch so. Ich versuche bei uns keinen Machtkampf daraus zu machen. Wenn meine Tochter nicht will, versuche ich, einen Kompromiss zu finden, an dem sie beteiligt ist. Zum Beispiel indem wir es dann gemeinsam machen. Das klappt zum einen fast immer, außerdem hat es in einigen Fällen schon den Effekt, dass SIE mich auffordert, meine Schuhe (z.B.) wegzuräumen, wenn ich das mal nicht mache.

Gruß
Cess

genau: absolut wichtig - wichtig - unbedeutend, sag ich ja. schont die eigenen nerven und auch die des kindest zum wohle aller.

alternativ könnte auch ein wettbewerb (wer hat am schnellsten …?) oder die gegenteil-animation (das machst du jetzt bitte nicht! lass die schuhe ja da stehen! nein, nicht anfassen! usw.- gerade auch in der spassversion mit viel gemeinsamen lachen) helfen.

wie? du hast doch nix gemacht, wenn ich das recht sehe! - manchmal hilft echt nur ne menge humor …

1 Like

Hallo

Nimm den nächsten Schreianfall mit Handy/Videokamera auf. Wenn das reine Dokumentieren nicht reicht, damit sie aufhört (meinen wäre das allein hochpeinlich gewesen), spiele ihr die Szene in einer ruhigen Minute vor, ohne Kommentar. Vielleicht hilf es.

Kann sein, dass sie dann nicht mehr schreit. Aber ich finde, dass das seelische Grausamkeit ist.

Viele Grüße

4 Like

Hallo Hardey,

das habe ich tatsächlich schon mal gemacht. Allerdings aus einem anderen Grund. Meine eine Schwester wohnt auf einem anderen Kontinent und ich wollte ihr mal zeigen, wie unglaublich anstrengend mein Alltag sein kann. Sie sieht ja nur die süßen Fotos und die Geschichten, die ich ihr erzähle und beim Skypen ist meine Tochter auch ganz zauberhaft.

Meine Tochter hat das mit der Aufnahme überhaupt nicht interessiert.

Viele Grüße
Stefanie

Hiho Kati,

prinzipielle ein guter Ansatz. Habe ich auch schon gemacht. Auch in der Öffentlichkeit. Hat bei uns manchmal Erfolg. Manchmal nicht. Kommt auf die Art des Wutanfalls an. Manchmal ist ihr alles egal.

Viele Grüße
Stefanie

Hallo R. Fosca,

es ging in dem Fall nicht um die Schuhe, sondern es ging darum, dass unsere Tochter ihre Grenzen austestet. Sie wirft zur Zeit viel auf den Boden und verlangt von uns, dass wir es aufheben.

Die Aktion war von mir ein Statment, dass wir ihr nicht alles hinterher räumen. Wie schon geschrieben sind mir die meisten Sachen nicht wichtig.

Viele Grüße
Stefanie

1 Like

Hallo!

Ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen…
Die Kunst ist, gelassen zu bleiben und zu wissen, was hinter einem Trotzanfall steckt. Trotz ist gar nichts Negatives, doch leider wird er immer als negativ hingestellt, weil ein trotzendes Kind nicht „gesellschaftsfähig“ ist und man noch immer blöde angesehen wird.

In eurem Fall: Was ist so schlimm daran, wenn sie ihre Schuhe nicht ins Regal stellen möchte?
Je mehr Aufhebens Du darum machst, desto stärker wächst vielleicht der Widerstand. Bitte sie freundlich, die Schuhe ins Regal zu stellen, wenn sie mit Nein antwortet, so sage ihr nochmal, dass Du trotdem wünschst, dass sie sie rein stellt und lasse sie. So gibst Du ihr die Chance, es freiwillig zu tun und begibst Dich nicht in ein Machtspielchen hinein, bei dem ihr am Ende beide euer Gesicht verliert. Durch Endlosdiskussionen und „Krieg“. Das Problem legt sich dann wieder, wenn Du ihm keine Beachtung mehr schenkst.
Wenn sie schreien möchte, so fordere sie doch mal auf - ohne sie vor anderen bloßzustellen! - mal eben noch lauter zu schreien. Tut sie das, so zeige Dich unbeeindruckt und sage, dass sie das doch sicher noch lauter könne. Sie wird so verwundert sein, dass sie womöglich damit aufhört.
Du könntest Deine Tochter aber auch schlicht und ergreifend fragen, warum sie denn gerne schreien möchte!

Meine Tochter 2 3/4 hatte auch Tage, an denen sie sich partout nicht anziehen lassen wollte, wickeln war auch unmöglich. Ich hing an diesem Thema fest und versuchte ihr, ihre Kleidung mit allerhand Tricks anzudrehen, wie saures Bier. Irgendwann dachte ich mir: es ist nur Kleidung und wenn sie nackt in der Wohnung umherlaufen möchte, soll sie doch. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr mit aller Kreativität um das Anhziehen kämpfte, legte sich das Problem von alleine. Druck erzeugt Gegendruck. Die Kleinen merken, dass sie selbstsändig Entscheidungen treffen können, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind und wollen natürlich auch entscheiden - so unlogisch ihr Verhalten für uns Eltern auch sein mag.

Lass´ sie also da, wo es niemandem schadet selbst entscheiden und hinterfrage, ob die ein oder andere Aufforderung Deinerseits wirklich nötig ist, oder ob es auf einen Macht- u. Erziehungskampf hinausläuft.
Kinder brauchen keine künstlichen Grenzen, Regeln oder dergleichen. Erziehung ist nichts anderes als Liebe, Vorbild und gegenseitiger! Respekt. Alles andere ergibt sich von alleine. Ich habe unserer Tochter nie beigebracht, dass sie aufräumen soll. Sie sieht, dass ich es tue und ahmt nacht. Wenn ich sie dann mal bitte, etwas aufzuheben, so tut sie das in 90% der Fälle sofort und mit Freude. Wenn sie mal verneint, so sage ich, dass ich trotzdem gerne hätte, dass sie das aufhebt und lasse sie. Einige Minuten später tut sie es meistens und wenn nicht, so breche ich mir sicher keinen Zacken aus der Krone, wenn ich es dann selbst tue.

Ich empfehle Dir ganz dringend folgende Literatur, weil sie einfach gut ist und Eltern Sicherheit gibt, wenn soe mal wieder an sich selbst und ihren Kindern zweifeln. Diese Bücher sind sicher eine Bereicherung und kein rausgeworfenes Geld:

Von der Kunst liebevoll zu erziehen - Eva Kessler
Zeit für Kinder - Ekkehard v. Braunmühl
In Liebe wachsen - C. Gonzales
evtl. noch Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen - Dr. R. Posth (eher wissenschaftlich geschrieben)
Noch ganz nett ist Tao te king für Eltern. Hier zitiere ich zwei Texte daraus:
Nichts tun

Nichts zu tun, wenn dein Kind versagt, erfordert großen Mut und es ist der Weg der Weisheit. Gütig zu sein, wenn sich dein Kind danebenbenimmt, erfordert große Selbstbeherrschung und ist der Weg der Stärke.
Erliege im Umgang mit deinem Kind nicht der Versuchung, zu schelten, zu zanken, einzugreifen, zu unterbrechen, zu belehren oder zu kontrollieren. Sei einfach da und vertraue darauf, dass deine sanfte Präsenz alle notwendigen Lehren erteilt.

Um mir Verantwortungsbewusstsein beizubringen, überprüfe mein Vater alles, was ich tat, damit es auch wirklich richtig gemacht wurde. Verantwortungsbewusst zu handeln habe ich aber erst gelernt, als ich die Konsequenzen meiner Fehler zu spüren bekam. Jeder Fehler, den dein Kind macht, ist ein Schritt nach vorn auf dem weiten Weg zur Ganzheit. Wann immer du eingreifst, geht ihr beide einen schritt zurück.

Wohlverhalten

Du hast vielerlei Möglichkeiten, deine Kinder zu dem von dir erwünschten Verhalten zu veranlassen. Du kannst sie zwingen, ihnen zureden und sie bestechen. Du kannst sie manipulieren, überlisten und überreden. Du kannst an ihr Schamgefühl, ihr Gewissen und ihre Vernunft appellieren. Das alles wird auf dich zurückfallen, und du wirst nichts als Konflikte ernten.

Achte lieber auf dein eigenes Handeln. Lerne, Zufriedenheit in dir selbst zu finden. Entdecke Frieden und Liebe in allem, was du tust. Damit bist du genug beschäftigt. Du brachst keine anderen Menschen zu manipulieren.

Gelingt es dir, auch nur ein klein wenig von deiner ständigen Sucht nach Kontrolle loszulassen, wirst du auf ein erstaunliches Paradoxon stoßen. Was du vorher erzwingen wolltest, entsteht nun auf natürliche Weise. Die Menschen um dich herum verändern sich plötzlich. Deine Kinder legen von sich aus ein angemessenes Verhalten an den Tag und haben Freude dabei. Das Lachen kehrt zu euch allen zurück."

Viele Grüße und bei Rückfragen kannst Du gerne eine E-Mail schicken.
Sally

Hallo nochmal!

Ganz generell nochmal gilt es, den Trotzanfall zu ignorieren, niemals aber das Kind, welches ihn gerade hat! Das wird oftmals verwechselt und die Kinder sich selbst und ihren Gefühlen überlassen. Sie brauchen eine Stütze, weil sie selbst nicht wissen, was mit ihnen los ist! Weiterhin halte ich es für eine schlechte Idee, dem Kind sein angebliches Fehlverhalten auf Video zu präsentieren. Es ist demütigend für das Kind und wer demütigt schon gerne einen Menschen, den er liebt? Hast Du es mal mit ganz viel Sonderzuwendung versucht? Drücke Deine Tochter in den nächsten Tagen einfach ganz oft an Dich und sage ihr, wie lieb Du sie hast. Richte extra Zeit nur für sie ein, in der Du nichts anderes tust. Überhäufe sie testweise mit Liebe und Fürsorge und beobachte, ob sich etwas ändert.
Manchmal sind wir so im Alltagsgeschehen drin, dass wir gar nicht merken, dass unsere Kinder uns eigentlich bräuchten.

Mein Vater hatte vor zwei Wochen einen Schlaganfall und ich war sehr mit eingebunden, was zur Folge hatte, dass unsere Tochter weniger Zeit mit Mama hatte und ich nicht in dem Maße für sie da sein konnte, wie sie es gebraucht hätte. Sie war in allem ganz geduldig und verzichtete ohne Klagen auf mich in Situationen, in ich eigentlich „Ansprechpartner“ für sie gewesen wäre. Einige Tage später zeigte sich seit langem mal wieder Trotzverhalten. Sie wollte partout nicht ins Auto einsteigen, um nach Hause zu fahren. Sie holte sich auf diese Weise meine Aufmerksamkeit, die sie die ganzen Tage zuvor nicht hatte. Ich MUSSTE mich nun mit ihr beschäftigen, weil wir nach Hause fahren wollten und nicht auf dem Parkplatz hätten übernachten können. Irgendwann klappte es dann, aber es dauerte etwas länger. Ich kümmerte mich dann wieder wie vorher um sie und schon war der Spuk wieder vorüber. Kinder holen sich das Maß an Aufmerksamkeit, das sie brauchen und sei es über ein Verhalten, das wir nicht sonderlich schätzen. Ich erzähle das einfach deshalb, weil ich fest der Überzeugung bin, dass Kinder niemals absichtlich „böse“ sind oder im Negativen „Grenzen testen“. Wieso sollten sie es sich mit den Menschen verscherzen, die sie über alles lieben und von denen sie abhängig sind?

Viele Grüße wieder
Sally

1 Like

Und als Trost, laut einer Untersuchung (die ich jetzt gerade
nicht finde) sind Kinder die schlimm trotzen, in der Pubertät
viel umgänglicher :smile:

Hallo,

wenn Du die Untersuchung findest, wäre es nett, wenn Du sie mir mir zukommen lassen würdest.
Weil das halte ich für ein Gerücht. Das kann ich von meinen beiden Jungs nicht sagen. Das Wort „umgänglich“ kommt in ihrem Wortschatz überhaupt gar nicht vor.

Gestresste Grüße
Jacksy

1 Like

Hallo,

es ging in dem Fall nicht um die Schuhe, sondern es ging
darum, dass unsere Tochter ihre Grenzen austestet. Sie wirft
zur Zeit viel auf den Boden und verlangt von uns, dass wir es
aufheben.

Ja, das habe ich gelesen und verstanden.

Die Aktion war von mir ein Statment, dass wir ihr nicht alles
hinterher räumen.

Und Dein Statement war 20 Minuten tiefes Unglück und Stress wert? Ich verstehe Dich schon, aber Grenzen setzen wird meiner Meinung nach überbewertet. In dem Alter sind den Kindern alleine durch Naturgesetze und minimalen Personenschutz schon genug Grenzen gesetzt, alles andere kommt meiner Meinung nach schon später.

Ich hatte den Eindruck, das Problem sei ein gewisses fußstampfendes „Jetzt-will-ich-mich-aber-auch-mal-durchsetzen“ beiderseits. Und glaub mir, ich kenne das gut aus eigener Erfahrung. Es ist aber nicht besonders produktiv. Du kennst doch Dein Kind, meist ist es doch absehbar, was in ca. 10 Sekunden zu einem Anfall führen wird. In solchen Fällen gebe ich nach, wenn irgend möglich.

Gruß
Ramona