Dringend Hilfe gesucht

Guten Abend!

Ich (Biologiestudent) habe ein großes Problem.
Im Dachgeschoss meines besten Freundes haben Tauben genistet und der Hausmeister hat diese Tauben umgebracht und sie „entfernt“ (eine einfache Umsiedlung hätte es auch getan - Schweinerei, wenn ihr mich fragt, die einfach zu töten) und jetzt habe ich 2 befruchtete Eier, dieser Taube. Leider weiß ich absolut gar nichts über die Aufzucht von Tauben… und ich habe auch nicht die Möglichkeit eine Taube aufzuziehen (weil Hund in der Wohnung und Katze von Mitbewohner). Weiß jemand was ich mit diesen 2 befruchteten Taubeneier mach soll? Ich bin überfragt, weiß nur das ich das in moralischer Hinsicht nicht über das Herz bringe, diese sich entwickelnde komplexen Geschöpfe der Natur, so einfach in ein Gebüsch zu legen und warte bis die Katze die Eier frisst…
Ich brings nicht übers Herz.

Nehmen Zoos oder Tierheime Taubeneier an? Weiß das jemand?
Wie kann ich sie warm halten (ich habe sie in einer Butterschachtel mit Watte ausgefüllt gelegt)? Und wie geht man in meiner Situation damit um?

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Vielen Dank schonmal im vorraus, leider kann ich euch keine Sternchen geben, da ich erst seit 4 Tagen hier angemeldet bin, aber mein Dank sei euch gewiss.

Mit freundlichen Grüßen!

Matze

Hallo Tolypeutes,

Wenn Du die Eier bis jetzt nicht " bebrütet " also entsprechend
warm gehalten hast, dann weisst Du gerade als angehender Biologe ja
die Antwort.

Eine kleine Gegenfrage:
Würdest Du Dich für die Jungen einer Wanderrattte auch so engagieren, wenn der Schädlingsbekämpfer das Muttertier gerade vom Dachboden trägt?

Leg die Eier an eine " ruhige " Ecke unter ein Gestrüpp für die Tiere
der Nacht…wäre dann ein weiterer Tag mit Proteinen.

Mfg

nutzlos

Hey Nutzlos! :smiley:

Mhm, die Frage mit der Wanderratte ist eine gute Frage. Sie impliziert die Möglichkeit das ich meine Moral gegenüber der Natur, über die des Menschen stelle. Denn wir wissen - denke ich - beide das Wnaderratten de facto Infektionsüberträger sind.
Nein, ich denke ich muss den Wert eines Menschen, über den einer Wanderratte stellen. Wanderratten haben ja auch einen sehr großen Wurf und können schnell zur Plage werden (siehe Pest). Innerhalb 1 Jahres hättest du hunderte - wenn nicht sogar tausende Ratten. Das kann ich nicht verantworten. Auch wenn ich einen sehr großen Respekt vor der Natur habe.

Ach je… weißte mich würde es reizen - eben gerade als angehender Biologe - die Eier zu bebrüten und die sensible Phase der Tauben gegenüber zu studieren. Ihr angeborenes Verhalten. Die ersten Laute und sowas… aber ich habe nicht die Möglichkeit dazu. Ich habe überlegt ob ich sie nicht einfach zum Tierarzt gebe. Ich habe die Eier durchleuchtet und eine beginnende Plazenta ausgemacht. Sie sind wirklich sehr jung, ich schätze mal das sie vor gut 1 oder 2 Tagen gelegt wurden. Aber sie waren fast eine Nacht ohne Wärmezufuhr (die Eier hat man mir heute gegeben und gestern war die große „Abschlachtung“) und daher denke ich, sind die Jungtiere tot.

Wenn sie die Tiere der Nacht fressen, dann fügt sich alles dem Kreislauf ein :smile: aber es ist dennoch für mich subjektiv ein echtes moralisches Dilemma :confused: dennoch danke für die Antwort :smile:

Mal ne Gegenfrage: Würdest du ein Tier großziehen, wenn du die Jungtiere einer Wanderratte oder Taube finden würdest? ^^

Liebe Grüße aus Jena!

Matze

Huhu!

Gibt es bei euch in der Nähe vielleicht einen Taubenschlag? Da könntest du die Eier unterbringen falls es dir wirklich wichtig ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eier noch leben ist gar nicht so gering bei den Temperaturen derzeit (ok, weiß nicht wie es bei gerade aussieht), einen Versuch des Ausbrütens wäre es wert.

Allerdings bin ich auch der Meinung, dass das nicht unbedingt sinnvoll/notwendig wäre…aber das musst du mit dir selbst ausmachen denke ich. Ich persönlich würde die Eier unbebrütet lassen.

Übrigens: würde ich junge Wanderratten finden, würde ich diese allerdings versuchen aufzuziehen. Ich sehe hier den Unterschied in einem wesentlich fortgeschritteneren Stadium des Lebens bei Säugerbabys im Gegensatz zu noch nicht mal länger angebrüteten Eiern… aber auch das ist einfach ein Thema, das je nach der eigenen Moralvorstellung jeder für sich entscheiden muss.

Wobei ich jetzt das Argument mit den Infektionsüberträgern (vor allem in dem Fall) unangebracht finde. Schließlich sind da auch große Taubenansammlungen in Wohnhäusern nicht ohne, und müssten dann aus den selben Gründen sich selbst überlassen werden.

lieben gruß
aj

Hi

Ich glaube der Vorposter spielte eher darauf an, dass Tauben sich zu den Ratten der Lüfte entwickelt haben.

Auch sie sind Schädlinge und Infektionsüberträger!

Wenn das nicht grade eine besonders seltene, gefährdete und somit schützenswerte Taubenart ist, ist die Aufzucht der Eier auch nicht besser als die von Ratten.
Da liegt deine Doppelmoral. Entweder man zieht beides auf oder eben nicht.

Ich würde es übrigens nicht tun, bin zwar sonst durchaus für Tierrettungsaktionen aber von diesen Tieren gibt es nun wirklich genug. (ich rede hier von den gemeinen Arten, seltene Arten sollten natürlich geschützt werden)

lg
Kate

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Oje, also ich habe mich überwunden und mich dafür entschieden, die Eier in ein Gebüsch zu legen. Heute Morgen habe ich dann nochmal nachgesehen und die Eischalen waren geknackt und ausgeschlürft.
Und ich denke das sich auch nichts mehr in den Eiern entwickeln konnte, denn sie haben eine gewisse Kälte abgestrahlt, die mich verwundert hat. Die Nacht über lagen sie nicht einmal in einem Nest (die Taube hatte kein Nest, ich habe es nicht für möglich gehalten, aber sie hatte in facto kein Nest, sondern die Eier auf kaltem Gestein ausbrüten wollen!!!) und die Enzyme die in dem Ei wirken sollten, haben sich sicher nur teilweise „entfalten“ können.
Ich habe das getan, was vllt. (ich kann nur von mir ausgehen) jeder Biologe getan hätte xD ich habe einen Abdruck des Eis angefertigt, es durchleuchtet, beschrieben und dokumentiert (Gewicht, Größe, Schalenbeschaffenheit, ein wenig Dotter in eine Spritze gezogen) und die Schalenstücke, die heute morgen noch da lagen ins Labor hier in Jena (in die Biologisch-Pharmazeutische Fakultät) geschickt und werde es morgen dann genauer untersuchen.

An sich habe ich mich schlussendlich dafür entschieden, weil ich die Argumentation von „Nutzlos“ ganz gut fand. Die Tiere die auf der Straße leben, können somit sich wieder einige Proteine sichern (bzw wir haben hier sher viele Straßenkatzen) und somit wird der Kreislauf des Lebens bewahrt :confused: mein Kumple meinte ich solle sie mir in ne Pfanne hauen. Hm. Aber nun ist es zu spät dazu.

Mhm, soweit ich gut aufgepasst habe, übertragen Vögel auch Infektionskrankheiten. Das wird (wie beim Fall des SARS) vllt auch zu Epedemien oder gar Pandemien führen.
Naja durch Vögel entstand ja auch >vermutlich

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Huhu!

nicht einmal in einem Nest (die Taube hatte kein Nest, ich
habe es nicht für möglich gehalten, aber sie hatte in facto
kein Nest, sondern die Eier auf kaltem Gestein ausbrüten
wollen!!!)

Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Es kommt öfter vor, dass Stadttauben keine Nester bauen. Auch ihre wilden Vorfahren, die felsentauben bauen eher ein sehr lockeres Nest aus ein bisschen Gras und ein paar Zweigen.

Mhm, soweit ich gut aufgepasst habe, übertragen Vögel auch
Infektionskrankheiten. Das wird (wie beim Fall des SARS) vllt
auch zu Epedemien oder gar Pandemien führen.

Naja, im Fall der Stadttauben geht die Gefahr bei massenhaftem Besatz von zB Dachstühlen eher von ihren Parasiten aus. Tauben haben zB oft Unmengen an Zecken, und Zecken wiederrum übertragen ja bekannte Krankheiten (Borreliose, FSME). Außerdem können durch den Taubenkot oft auch Salmonellen übertragen werden.
Ich denke der Hintergedanke, einem Tier Hilfe zu verwehren sollte wohl kaum hauptsächlich daraus bestehen „weil es dem Menschen in irgendeiner Weise schadet“, bzw empfinde ich das einfach als grundfalsch. Letztenendes sind Kategorisierungen a la „Schädling“ und „Nützling“ grundsätzlich sehr bedenklich meiner Ansicht nach… denn diese Begriffe stützen sich allein auf die Beziehung zum Menschen… die meisten Tiere erfüllen aber auch eine Zweck in der Ökologie. Und das manche Menschen die Stadttaube komplett aus der Stadtökologie verdrängt sehen wollen, halte ich für sehr bedenklich.
Ich hätte hier definitiv zu anderem Handeln geraten, wenn es sich schon um Taubenküken gehandelt hätte…
Ich finde es auch richtig, die Populationen der Stadttauben einzudämmen, das so extrem strikte Vorgehen mancher Städte finde ich nicht gut.

Naja durch Vögel entstand ja auch >vermutlich

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Ich denke der Hintergedanke, einem Tier Hilfe zu verwehren
sollte wohl kaum hauptsächlich daraus bestehen „weil es dem
Menschen in irgendeiner Weise schadet“, bzw empfinde ich das
einfach als grundfalsch. Letztenendes sind Kategorisierungen a
la „Schädling“ und „Nützling“ grundsätzlich sehr bedenklich
meiner Ansicht nach… denn diese Begriffe stützen sich allein
auf die Beziehung zum Menschen

Hallo!
Und diese Bezierhungen können sich sehr schnell ändern! Ich kenne Menschen, die würden am liebsten Amseln ausrotten, weil die beim Anblick potentieller Feinde und besonders, wenn sie brüten, ein großes Spektakel veranstalten, manchmal sogar Tiefflüge über den Kopf des Bösewichts unternehmen. „Man kann ja nicht mehr vor die Tür gehen!“ Meisen, deren Population offenbar zunimmt, dürften sehr gefährdet sein, aus der Kategorie „Ach, wie nüdlich“ in „Vergiften, die Pest! Scheißen einem alles voll!“ umgepackt zu werden. Es scheint einen Trend zu geben, Spatzen widerlich zu finden, weil die laut tschilpen! Überhaupt dieser Krach von den Vögeln, wenn man im Sommer mal draußen sitzen will! Und ich wage nicht, mir vorzustellen, wie die Sympathie des Menschen für die süüüüßen Rotkehlchen sich ins Gegenteil verkehren würde, wenn sie sich durch irgendeine Laune der Natur rasant vermehren und in Schwärmen unsere Gärten überfallen würden. Dass so viele Menschen jetzt diese Hausratten niedlich finden, liegt m.E. daran, dass sie nie mit „richtigen“ Ratten zu tun hatten. Das können eindrucksvolle Begegnungen sein! Ein paar Tage in Gegenden, wo Ratten noch in großer Zahl ihren Geschäften nachgehen, würden die Einstellung evtl. ändern :smile:

Ein wunderliches Gerät, der Mensch.

Gruß,
Eva

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Hallo,

Nun wurden auch viele Gründe des Pro und Contra genannt.

In einer Meinung wurde ich aber falsch interpretiert, denn ausrotten
diverser ( manchmal eher unpopulärer ) Tierarten ist nicht in diesem Bezug mein Beweggrund gewesen.
Durch Urbanität und falsches menschliches Verhalten ist es aber leider
Fakt, das sich bestimmte Tierarten in einigen Regionen zu stark vermehrt
haben. Wer kennt z.B. Venedig nicht auch im Zusammenhang mit seinen
vielen Tauben.
Wer sieht viele " Ententeiche " nicht auch mit gemischten Gefühlen für
das Gewässer ( Flora und Fauna unter Wasser ), wenn sich dort zu viele
Enten tummeln.

Fakten der einseitigen ( teils extremen Vermehrung oder einseitigen
Population ) bleibt fast immer menschliches Wirken.

Im Mittelalter flog der Müll und die Fäkalien einfach auf auf die
Straße. Folge -> die Ratten vermehrten sich explosionsartig mit allen
negativen Folgen.
Dabei wurde die alteingesessene Hausratte als Vegetarier auch verdrängt, denn die asiatische Wanderratte ist Allesfresser und deutlich potenter.

Mancherorts werden die Tauben oder Enten stets reichlich von Menschen
gefüttert…sie sammeln und vermehren sich explosionsartig.
( Im Ententeich wird manchmal so viel Brot " versenkt ", dass das
Gewässer mit den Biologischen Abbauprodukten nicht mehr zurecht kommt
und irgendwann " umkippt ".

Die Karnickelplage in Australien, weil jagdlüsterne Bonzen das gedankenlos " toll " fanden…( gab ja keine natürlichen Feinde )
Letztlich waren weite Landstriche kahlgefressen…Pech für die heimischen Tierarten…

Bei den Pflanzen gäbe es neben Monokulturen und manchen eingeführten
Pflanzenarten auch diverse negative Beispiele zu nennen, die sich auf
die heimische Flora / Fauna negativ auswirken.

  • Verarmung der Artenvielfalt, bzw Verdrängung heimischer Arten.

  • Krankheiten ubertragen und verbreiten sich innerhalb einer dicht-
    gestreuten Spezies ( ob Pflanzen oder Tiere ) explosionartig mit
    verheerenden Folgen. Die Wahrscheinlichkeit mutierter Erreger
    wächst damit, und auch die Wahrscheinlichkeit auf Kontakt mit den
    Tieren wächst dadurch…

  • extreme Vermehrung von Schadinsekten ( Borkenkäfer z.B. ) in
    in Wald und Flur. Auch diese Folgen sind in ihrem Ausmaß hinreichend
    bekannt.

  • Letztlich reduziert sich die Artenvielfalt dadurch und diese
    Wechselwirkung läßt sich kurz am besten mit dem Arbeitsmarkt
    vergleichen. Ein Arbeitsplatz auf der Zeche hatte durchschnittlich
    auch 3 Arbeitsplätze in anderen Gewerken erfordert.
    Manche Pflanzen sind z.B auf ihren Bestäuber angewiesen, dafür
    braucht manches Tier wiederum diese bestimmte Pflanze .
    ( wenn ich es noch recht behielt, nannte sich das Symbiose )

So bleibe abschließend nur folgendes zu erwähnen:

Das Fütterungsverbot für Tauben / Enten ist schon eine sinnvolle Idee.
( Wir haben selber dafür gesorgt, das es örtlich zuviele davon gibt )

Der Schädlingsbekämper macht auch seine Arbeit, ohne die Spezies
ausrotten zu wollen. Nur in der Behausung muß das nicht sein.
Bei Greif und Co. wird keiner etwas sagen.

Kleine Störenfriede wie z.B. Hornissen oder Marder können umgesiedelt
werden.

Mache Fehler lassen sich aber nur unter höchstem Engagement rückgängig
machen, oder ggf. nur noch eindämmen.
( s. Australien, Galappagos etc… auch Britannien hat Probleme mit
einem importierten " Kraut " …)

Und um noch mal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen:

Wenn Dich das Aufwachsen der genannten Tierarten zur Wissensbildung
interessiert hätte ( hättest nun lebende Jungtiere gefunden…),
dann hätte ich Dir auch letztlich geraten: Frage einen Taubenzüchter
über das WIE…angenommen hätte er sie vermutlich nicht.
Bei Ratten wäre das Zoologium eine Infoquelle.

Mfg

nutzlos

P.S. Da war im Forum noch eine Frage zu frechen Fliegen zu lesen…
Vllt. suchen sie das Duell mit der Fliegenklatsche…( Scherz )

Hallo Matzke

Ich habe das getan, was vllt. (ich kann nur von mir ausgehen)
jeder Biologe getan hätte xD ich habe einen Abdruck des Eis
angefertigt, es durchleuchtet, beschrieben und dokumentiert
(Gewicht, Größe, Schalenbeschaffenheit, ein wenig Dotter in
eine Spritze gezogen) und die Schalenstücke, die heute morgen
noch da lagen ins Labor hier in Jena (in die
Biologisch-Pharmazeutische Fakultät) geschickt und werde es
morgen dann genauer untersuchen.

Einfach so nebenbei aus Interesse: Wonach hast Du gesucht und was hast Du gefunden?
Es gibt verschiedene Ansätze, wie man weiterverfahren kann, wenn eine Brut ausgeschlossen ist. Ich denke, ich hätte die Eier gewogen, beschriftet und anschließend in trockenes Getreide gesteckt und sie langsam austrocknen lassen. Nach einigen Monaten wären sie komplett ausgetrocknet und auf „ewig“ haltbar.

Übrigens, im Naturkundemuseum in Jena ist in der aktuellen Ausstellung zum Darwin-Jahr eine beeindruckende Sammlung von präparierten Taubenrassen ausgestellt.

Gruß
Andreas