Hallo!
Der ermittelte Energiebedarf von 300 kWh pro qm und Jahr geht für eine Wohnung mit 2 Außenwänden in einem Haus aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts völlig in Ordnung. Angesichts der mit 3,20 m recht hohen Räume sowie des vergangenen harten und langen Winters ist der Verbrauch sogar eher niedrig.
Der Energiebedarf eines Hauses hängt neben Standort und Ausrichtung entscheidend von der Bauweise ab. Aus unterschiedlichen Gründen dominierte ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine zweischalige Bauweise mit einer Luftschicht. Die Bauweise war prinzipiell gar nicht so schlecht. Aus Gründen der Stabilität wurden aber die beiden gut voneinander isolierten Gebäudeschalen im Mauerverbund mit Bindern verbunden und damit eine Vielzahl von Wärmebrücken eingebaut. Zudem hat die isolierende Schicht zur Vermeidung von Kondenswasser Verbindungen zur Außenluft. In der Außenwand gibt es zu diesem Zweck Belüftungsgitter, die nicht verschlossen werden dürfen. Letztlich herrscht zwischen den beiden Gebäudehüllen fast Außentemperatur, so daß insgesamt vom erhofften Isoliereffekt nicht mehr sehr viel übrig bleibt. In manchen Gegenden, besonders in Küstennähe, war der Schutz vor Regen die Motivation für die zweischalige Bauweise. Die verwendeten Ziegel waren heftig hygroskopisch. Die Luftschicht zwischen den Gebäudehüllen verhinderte weitgehend, daß auch das Innenmauerwerk durchfeuchtete. Auf die Idee, lieber mit üppigen Dachüberständen für konstruktiven Regenschutz zu sorgen, wollte niemand kommen. Solche Ideen waren den Bergvölkern in Bayern und Österreich vorbehalten.
In meiner Wohngegend wurden vor 80 bis 100 Jahren etliche Häuser aus massiven Ziegelwänden gebaut. Auch Häuser aus dem hier vorkommenden Raseneisenstein stehen bis heute. Je nach Geschmack hübsch anzusehen, aber thermische Katastrophen, noch schlimmer als die Häuser mit massiven Ziegelwänden. Je nach Raumhöhe muß man in solchen Häusern froh sein, mit irrwitzigen 500 kWh pro qm und Jahr über die Runden zu kommen. Außerdem stehen hier noch etliche Schlösser und Herrenhäuser, die letzten erst Anfang des vorigen Jahrhunderts gebaut. Dabei sind bis zu einem Meter dicke massive Außenwände keine Seltenheit. So viel Ziegel isoliert genug und speichert Wärme. Mit nachträglicher Außenisolierung kommt man dabei nicht weit oder verschlimmbessert sogar. Aber richtig durchgekühlt braucht man ewig, bis die Wände warm werden. Dafür bekommt man kurzzeitige Wetterschwankungen in solchem Gemäuer nicht mit.
So viel wollte ich gar nicht erzählen, wollte eigentlich nur verdeutlichen, daß Du keinen Grund zur Klage über die Heizkosten hast. Die hohen Heizkosten liegen für die geschilderten Verhältnisse im grünen Bereich. Der Gaszähler (ist übrigens ein präzises, kalibrierfähiges und zuverlässiges Instrument) wird in Ordnung sein.
Gruß
Wolfgang