Duzen/Siezen in engl. Romanen/Filmen

Ich hab mich schon oft etwas gefragt: wenn ich nämlich in Büchern, die aus dem Englischen übersetzt wurden, oder Filmen, die im Original englisch sind, auf Zeilen wie diese stoße: „Seit wann duzen wir uns??“ oder ähnliches, Ihr wißt schon, was ich meine. Woran hat der Übersetzer gemerkt, dass sie sich duzen? Ich meine, im englischen gibt es doch nur „you“, und kein „du“ oder „Sie“.
Oder wenn die Personen sich erst siezen und dann duzen. Wie steht das denn im englischen Original? Woher weiß der Übersetzer, ab wann die Personen sich duzen? Muss er sich das selbst überlegen, oder kann man das im Original-Buch oder -Film an irgendwas erkennen?

Bin gespannt!
Delia

Liebe Delia,
das ‚you‘ ist eigentlich ein ‚Sie‘ im Englischen. Korrekt übersetzt wäre: Peter, could you help me please - Peter, würden sie mir bitte helfen. Natürlich würde man es mit ‚du‘ übersetzen, wenn die beiden z.B. Brüder sind. Das Problem liegt eigentlich in der deutschen Sprache, in der das ‚Sie‘ etwas distanzierter ist und das ‚Du‘ gern als kumpelhaft gilt. Man sollte eben im Deutschen auch beim ‚DU‘ auf eine höfliche Form achten.
Gruß, Alexander

Das hat mir jetzt nicht unbedingt weitergeholfen.

Trotzdem danke

Hab zwar Texte daraufhin noch nicht verglichen, aber wenn man sich im Englischsprachigen nicht gut kennt, oder eben die ‚Hoeflichkeitsform‘ verwendet, spricht man sich eben mit dem Nachnamen an - ie John Smith wird ‚Mr Smith‘ genannt, bis er sagt ‚You can call me John‘. Ist das gleiche, wie jemanden anzubieten, dass er/sie dich duzen darf.
Gruss, Isabel

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Hallo Alexander,

das ‚you‘ ist eigentlich ein ‚Sie‘ im
Englischen. Korrekt übersetzt wäre:
Peter, could you help me please - Peter,
würden sie mir bitte helfen.

das stimmt nicht. Es gab auch im Englischen mal die formale Form. Leider habe ich die Quelle gerade nicht hier - meine Freundin mit M.A. in English :wink:. Aber über das Thema hatten wir gerade vor ein paar Wochen gesprochen.

Im Zusammenhang mit Vornamen oder entsprechendem Kontext sollte man immer „du“ nehmen, ansonsten „Sie“.

Um die ursprüngliche Frage zu beantworten: Die Unterscheidung wird anhand der Verwendung des Vornahmens gemacht. Wobei selbst der in den USA zumindest, wie mir scheint, eher verwendet wird, als in Deutschland das „Sie“.

Alles Gute wünscht
Michael

Das Dumme ist, daß die Synchronisatoren oft eben absolut KEIN Gespür dafür, haben, wo geduzt/gesiezt werden sollte. Das ist mir bei den deutschen Versionen mir bekannter Filme schon häufig aufgefallen.
Ich gebe zu, daß das nicht so ganz einfach sein mag - nicht immer sind Vor- und Nachnamen als Indikatoren in der Nähe, und Formen wie Vorname + Sie gibt es auch im Deutschen (als ‚halbe‘ Höflichkeitsform). Besonders in historischen Filmen wird auf die m.E. adäquaten Formen wie z.B. „Ihr“ (als 3. Person Singilar!) verzichtet und oft geduzt, wo es absolut nicht angebracht ist.
Ich frage mich, ob das damit zu tun hat, daß die Mundstellung beim ‚Du‘ dem ‚You‘ so viel ähnlicher ist als das ‚Sie‘, worauf ja in Filmen auch geachtet werden muß. Da mir dieses Manko allerdings oft auch in Büchern begegnet, halte ich es in den meisten Fällen für fehlende Übersetzerkompetenz.

Gruß,

hendrik

Hey Delia,

wahrscheinlich beziehst Du Dich vor allem auf den Satz „Seit wann duzen wir uns?“. Ich könnte mir vorstellen, daß das im Original mal die Frage nach der Verwendung der Vornamen war. Es wäre wohl kaum zu übersetzen mit „Seit wann reden wir uns mit Vornamen an?“. Deshalb.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch interessant, daß bei fast allen Filmsynchronisationen die englischen ‚trousers‘ (=Hosen, gibt es nur im Plural) tatsächlich mit deutsch ‚Hose n‘ übersetzt werden sodaß manchmal Verwirrung aufkommen kann, wenn jemand aufgefordert wird, seine Hosen auszuziehen!

Grüße
Rob.

Hallo Michael,

das stimmt nicht. Es gab auch im
Englischen mal die formale Form. Leider
habe ich die Quelle gerade nicht hier -
meine Freundin mit M.A. in English :wink:.
Aber über das Thema hatten wir gerade vor
ein paar Wochen gesprochen.

Es gab mal thee, aber war das nicht die informelle Anrede?

Im Zusammenhang mit Vornamen oder
entsprechendem Kontext sollte man immer
„du“ nehmen, ansonsten „Sie“.

Das geht schnell in die Hose, da die Engländer und Amerikaner den Vornamen in etlichen Situationen benutzen, wo im Deutschen noch ganz eindeutig gesiezt wird.

Um die ursprüngliche Frage zu
beantworten: Die Unterscheidung wird
anhand der Verwendung des Vornahmens
gemacht. Wobei selbst der in den USA
zumindest, wie mir scheint, eher
verwendet wird, als in Deutschland das
„Sie“.

Und das sogar heftig. Im Prinzip kann man sagen: alle Kollegen in einer Firma, sowie alle, die regelmäßigen Kontakt zueinander haben, benutzen in der Regel den Vornamen. Siehe auch meine Anmerkung oben.

Gruß, Kubi

Hab zwar Texte daraufhin noch nicht
verglichen, aber wenn man sich im
Englischsprachigen nicht gut kennt, oder
eben die ‚Hoeflichkeitsform‘ verwendet,
spricht man sich eben mit dem Nachnamen
an - ie John Smith wird ‚Mr Smith‘
genannt, bis er sagt ‚You can call me
John‘. Ist das gleiche, wie jemanden
anzubieten, dass er/sie dich duzen darf.
Gruss, Isabel

Nur daß das leider im Englischen sehr viel früher kommt als im Deutschen, von daher sollte man sich darauf nicht zu sehr stützen. Im Prinzip kann man das nur mit Fingerspitzengefühl für die Vertrautheit der Personen entscheiden.

Gruß, Kubi

…von daher sollte man sich darauf nicht zu sehr stützen. Im Prinzip kann man das nur
mit Fingerspitzengefühl für die
Vertrautheit der Personen entscheiden.

That is exacly the case.

Gruß, Alexander

Hallo!

Oder wenn die Personen sich erst siezen
und dann duzen. Wie steht das denn im
englischen Original? Woher weiß der
Übersetzer, ab wann die Personen sich
duzen? Muss er sich das selbst überlegen,
oder kann man das im Original-Buch oder
-Film an irgendwas erkennen?

Genau das hab ich mir gestern überlegt, als ich eine deutsche Folge der Serie „Voyager“ gesehen hab. Der erste Offizier sagt immer „Captain“ und „Sie“. Aber in dieser Folge gabs halt ne Situation, in der die beiden alleine waren und der erste Offizier sagt:„Catherine, was ist los mit Ihnen?“ Da dachte ich auch: "Hmmm, im Englischen heißt das ja dann „Catherine, what’s wrong with you?“
Hier hätten wir den Vornamen im Satz, also würde man erwarten, dass das „you“ mit „Du“ übersetzt wird. Wurde es aber nicht, denn diese Frau ist immernoch sein Captain.
Deshalb denke ich auch, dass die Entscheidung letztendlich beim Übersetzer liegt, der mit Gespür für die Situation entscheiden kann, ob Du oder Sie besser passt.
Grüße,
Uta

hi delia,
ich denke, dass das irgendwo im tonfall und der sonstigen informellen sprache, situation und beziehung festgemacht werden muss.

lustig; ich entsinne, das problem schon bei karl may zu finden. ich glaub, winnetou III, im letzten (?) kapitel. der ich-erzähler, heldenhafter recke und unbesiegbarer dresdener westman old shatterhand unterhält sich mit dem abgrundtiefen bösewicht santer. schriftsteller may, der sich ja bekanntermaßen mit old shatterhand identisch setzt, gibt das gespräch wieder, und kommentiert, wieso er irgendwann zu „du“ wechselt, obwohl ja im engl. weiter das „you“ benutzt wird. ich glaub, er begründet das damit, dass das gespräch lockerer und weniger verkrampft wird.

ciao
jonas