E-Piano als Virtuelles Instrument aufnehmen

Hallo,

ich versuche herauszukriegen, wie ich die Töne mein E-Piano als virtuelles Instrument auf dem Computer ablegen kann. Das heißt, nicht etwa einfache Aufnahmen, wie mit Audacity, sondern jeden einzelnen Ton abspeichern, sodass ich dann mit Notensoftware am Pc alles selbst im Originalklang zusammensetzen kann.
Ich habe schon fleißig gegoogelt, aber irgendwie bekomme ich immer nur Erklärungen dazu, wie man VSTI überhaupt benutzt, aber nicht wie man ein Instrument selbst aufnimmt.

Hoffe man kann mir helfen,
Eric

Hallo Eric,

so einfach ist das nicht! Du brauchst einen Sampler. Das ist ein Gerät, oder ein VSTi (früher hatte man das als Hardware, heute eher als VST-Instrumnet), dass selbst aufgenommene Klänge als Instrument abspielen kann. Es gibt kostenlose (Linux-Sampler - der läuft unter MacOS, Windows und Linux) und kostenpflichtige (Kontakt, Halion…). Dann musst Du, je nachdem wie genau Du den Sound abbilden willst, jede Taste, oder nur jede dritte Taste aufnehmen. Und das auch noch mit verschiedenen Anschlagstärken…
Es gibt auch Software, die das macht: Sample-Robot.

Gruß

Florian

Vielen Dank! Werd ich mal ausprobieren.

Ich habe schon einige meiner Instrumente gesamplet:

  1. Eine Audiospur aufnehmen, in der jede Note einzeln gespielt wird
  2. Die Datei aufspalten. Am einfachsten geht das mit Audacity:
    Erstmal groß jede Note ausschneiden und in eine neue Spur packen und die Spur benennen (z.B. C3, C#3 etc)
    Dann die Spur für diese Note zurechtschnippeln, so dass der Anfang des Audiosignals bei etwa 0,005-0,01 sekunden liegt (ein Bisschen Abweichung ist nicht schlimm, macht das Ganze etwas natürlicher, wenn zwei MIDI-Noten zur gleichen Zeit starten)
    Wenn du fertig bist und alle Spurnamen festgelegt hast, oben bei Datei auf Mehrere Spuren als WAV exportieren (oder so ähnlich). Die Dateinamen sind dann die Spurnamen, so dass du C3.wav, C#3.wav etc hast.
  3. Lad dir den SFZ-Sampler von Cakewalk runter und schreib dir eine .sfz-Datei. Die .sfz-Datei sagt dem Sampler sozusagen, bei welchem Ereignis welche Datei abgespielt wird und du kannst sogar noch eine ganze Menge an Zusatzfunktionen reinbringen (z.B. Sustain-, Attack-, Release Time, Panning (links/rechts), Lautstärke für jede „region“, Equalizer, Groups uvm)
    Sieht im Grunde dann so aus:
    key=36 sample=C1.wav ampeg_release=0.2 ampeg_sustain=20
    key=37 sample=C#1.wav ampeg_release=0.2 ampeg_sustain=20

Da gibt´s auch ne klasse Referenz für SFZ auf der Cakewalk-Seite, allerdings auf Englisch. Einfach mal nach „sfz reference“ googlen :wink:

  1. sfz im Hostprogramm (z.B. Cubase) als Virtuelles Instrument laden und, da die sfz-Datei laden und schwupp: Fertig

Von anderen Samplern halte ich eigendlich nicht ganz so viel, weil die entweder nicht kostenlos sind oder zu wenige Einstellungsmöglichkeiten bieten

LG Nico

Hmm, wenn ich so einfach eine Audiospur aufnehme und die nur zerschneide, gibt es dann nicht arge Ungenauigkeit hinsichtlich der Tonlänge und Lautstärke etc.? Ich hab daran natürlich auch schon gedacht, aber bisher hab ich geglaubt, ohne direkten technischen Zugriff aufs Instrument („MIDI, spiel mir ein Clavinova D#3 mit Velocity x, Länge y“ oder so) wäre das zu unscharf. So perfekt spiele ich nämlich nicht, dass ich den absoluten Anschlag hätte. :wink:

Oder ist das dann nachträglich halbwegs leicht auf Gleichheit editierbar? (sonst ist das bei 88 Tönen wohl etwas viel Arbeit - ich will ja nicht nur 13 aufnehmen und dann rauf und runtersampeln)

Grüße
Eric

Wenn das Teil einen MIDI-Eingang hat, ist das natürlich perfekt. Dann kannst du einfach eine MIDI-Spur machen, die Tonhöhe, Position und Lautstärke zum E-Piano sendet.
Im Grunde reicht es auch, wenn du z.B. die weißen Tasten aufnimmst und in der SFZ-Datei dann die Transpose-Funktion nutzt. Bei einem Hoch- oder Runterpitchen von einem Halbton hast du immer noch eine gute Qualität. Ist aber natürlich alles eine Frage der Qualität, die du dann haben möchtest. Ich würde dann auch eher mit Post Processing arbeiten:
fil_type=lpf_2p cutoff=143 fil_veltrack=8000 am Anfang der Datei bringt da ganz gute Ergebnisse; vielleicht müsstest du das bei einem E-Piano noch etwas modifizieren. Damit musst du nicht für jeden Velocity Layer das Gleiche machen, sondern es wird ein 2-Pole-Tiefpassfilter eingesetzt, der immer mehr Prescence filtert, je geringer die Lautstärke ist - und das linear (127-Abstufungen sozusagen).

Natürlich kannst du das Ganze auch so aufbauen:
key=36 sample=c1_fortissimo.wav hivel=127 lovel=115
key=36 sample=c1_forte.wav hivel=114 lovel=100
key=36 sample=c1_mezzoforte.wav hivel=99 lovel=50
key=36 sample=c1_piano.wav hivel=49 lovel=0

Dann hast du Abstufungen (hier Anschlagstärken von 127-115, 114-100, 99-50 und 49-0), die du dann aber auch in verschiedenen (in diesem Fall vier) Anschlagstärken aufnehmen musst - und damit gleich das Vierfache an Schnippel- und Tipparbeit hast.

Wenn du dir ganz viel Arbeit machen willst, nimmst du für jeden Layer zwei verschiedene Samples auf und lässt per Zufall entscheiden, welches Sample gespielt wird - ist aber eher bei Saiteninstrumenten sinnvoll, da E-Pianos meistens eh immer nur mit einem Sample pro Layer arbeiten.

Alles eine Frage, welche Qualität und welches Ergebnis du haben möchtest (hörbare Abstufungen oder lieber nahtlose Übergänge u.ä.) - und natürlich: Wie viel Arbeit und Zeit willst du investieren?

Ich finde, SFZ ist auf jeden Fall eine geile Sache, da du die komplette Kontrolle darüber haben kannst, wie Samples abgespielt und nachbearbeitet werden - Und: Alles wird im Textformat geschrieben, wodurch du dir leicht mit Copy&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:aste helfen kannst oder dir auch eine Schleife (PHP ist da ganz nützlich) schreiben kannst (wenn du programmieren kannst), die dir das Grundgerüst zusammenbastelt.

LG Nico