Ebent, größer wie

Hallo,

die Duden-Redaktion definiert überhaupt nichts. Der Duden ist kein präskriptives Werk, sondern ein deskriptives, er beschreibt nur, was gesprochen wird.
Hier ein Zitat der Dudenredaktion (zitiert nach Wikipedia):
Die Duden-Redaktion wies auf Nachfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel die Kritik zurück und argumentierte, dass sie die Sprache nicht mache (normative Linguistik), sondern objektiv abbilde (Deskriptive Linguistik).

Grüße
Siboniwe

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Entweder - oder. Du kannst dir nicht die Rosinen rauspicken, wo du sie findest, und das bei anderen nicht erlauben wollen.

Grüße
Siboniwe

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Liebe® Siboniwe,

das stimmt schon. Der Duden bildet aber die überregionale
hochdeutsche Sprache ab und nicht die regionalen Abweichungen davon.
Deswegen stehen Wörter wie ebent, ebend, ähmt, märschtnteils (sächsisch für "meistens) usw. nicht darin bzw. werden erst aufgenommen, wenn sie sich in ganz Deutschland durchgesetzt haben.
Auch die Deutschlehrerinnen und -lehrer orientieren sich am Duden
und nicht an der Hamburger oder Berliner Umgangssprache, wenn sie
Diktate und Aufsätze korrigieren.

Ich meine nur die Hochsprache und nicht die vielen Formen der Umgangssprache .

Hallo,

nun ja - es geht dir ja aber nicht um Deutschlehrer etc. sondern um Menschen des öffentlichen Lebens. Und die sind niemandem verpflichtet, fehlerfreies Deutsch zu sprechen. Niemand verlangt von Anton Hofreiter, dass er seine Rs nicht rollen solle. Markus Söder hat bedingt Problem b und p, d und t sprachlich zu unterscheiden, niemand wirft es ihm ernsthaft vor… Niemand hat Helmut Kohl gesagt, dass er seine „sch“ nicht so ausgeprägt aussprechen soll. Keiner hätte sich gewagt, Helmut Schmidt zu verbieten, „über den s-pitzen S-tein zu s-tolpern“.

Und warum sollen dann Politiker (oder andere Personen, die öffentlich auftreten) ihre sprachlichen Eigenheiten verstecken. Solange sie nicht so breiten Dialekt sprechen, dass sie in manchen Gegenden nicht verstanden werden, sehe ich kein Problem.

Grüße
Siboniwe

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Servus,

hochdeutsche Sprachen gibt es nur in den südlichen Regionen des deutschen Sprachgebiets.

Das von Dir mehrfach zitierte „ebent“ gehört in den niederdeutschen Sprachraum, aber die thüringisch-oberdeutschen Mundarten, zu denen die sächsischen gehören, sind hochdeutsche.

Kann es sein, dass Du das (freilich nirgendwo normierte) Standarddeutsch meinst, wenn Du „Hochdeutsch“ schreibst?

Schöne Grüße

MM

Bloße Ausspracheeigenheiten stören mich nicht. Wenn Du aber - falls Du Kinder hast - in einem Schulaufsatz „ebent“ oder „größer wie“ schreiben lässt, kannst Du sicher sein, dass die Lehrerin oder der Lehrer das als Fehler werten wird, weil solche Wörter und Formulierungen eben Umgangssprache und nicht die bundesweit einheitliche Standardsprache sind. Gegen ihre Verwendung im privaten Umgang habe ich überhaupt nichts, nur in politische Statements gehören sie mE nicht.

Wie kommst Du darauf, dass das Standarddeutsch nirgendwo normiert ist? Der aktuelle Standard steht im Duden (Rechtschreibung und Grammatik) und wird alle paar Jahre aktualisiert. Das überregionale, also bundesweit gültige Standarddeutsch (und NUR das meine ich, wenn ich „Hochdeutsch“ sage) steht in jedem Schulbuch und ist die Grundlage des Lesen- und Schreibenlernens und der Korrektur von Diktaten und Aufsätzen. Auch in anderen Sprachen gibt es ja die „Hochsprache“, stets unterschieden von den Umgangssprachen. Hochchinesisch fußt auf dem Beijing-Dialekt, Hocharabisch auf dem Arabisch des Korans, Hochindonesisch (bahasa Indonesia) auf dem Dialekt von Jakarta usw.

Fromm oder bigott bin ich nicht - hoffe ich jedenfalls -, aber wenn Du schreibst „da guck ich doch mal kurz Duden“, schießt Du Dir doch hinsichtlich Deiner Sprachkompetenz ein Eigentor, sofern das nicht rein scherzhaft gemeint war. Im letzteren Fall Schwamm drüber, aber diese Auslassung von Präpositionen wird bereits im Buch „Generation isch“ beschrieben, und ich habe selbst mal gehört, wie ein Jugendlicher in sein Handy sagte: „Ich geh grad Schule“. Vielleicht wird so etwas ja in ein paar Jahrzehnten zum offiziellen Sprachgebrauch gehören.

Servus,

der Duden ist sowohl in Rechtschreibung als auch in Grammatik primär deskriptiv. Wenn man sich die Geleittexte seiner Autoren und Herausgeber zu Gemüte führt, findet man dort selbst in Ausgaben, in denen gegen Anfang der Texte laut schmetternd die normativen Fanfaren geblasen werden, beim Weiterlesen doch eine Relativierung und den Rückzug auf die Deskription.

Der deutsche Liberalismus wäre eine schöne Sache, wenn man in Deutschland nur damit umzugehen wüßte (wer wollte mir auch vorschreiben, an dieser Stelle „wüsste“ zu schreiben!).

Schöne Grüße

MM

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Aber es sind doch Ausspracheeigenheiten, sie schreiben ja nirgends „ebend“ und auch „größer wie“ findet man in schriftlichen, offiziellen Äußerungen eher selten (und wenn, dann wird es meist sofort beim Bemerken geändert).

Deine Ursprungsfrage sollte aber durch die Antworten, die du hier erhalten hast, geklärt sein:

Man kann sie nicht zum korrekten Sprechen bringen. Es geht nicht und es ist von vielen auch nicht gewünscht.

So sehr mir das Schwäbische eines Herrn Schäuble gegen den Strich geht, das ist mir immer noch lieber als standarddeutscher Einheitsbrei. Und nebenbei: genau das Gleiche gibt es in anderen Ländern. Wenn man sich z.B. britische Sportübertragungen anhört, das ist immer ein kleiner Kurs Dialektkurs. Schöner wie jedes Oxbridge English (sic!).

Grüße
Siboniwe

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Schriftdeutsch heißt Schriftdeutsch, weil es geschrieben wird. Kein Mensch in Deutschland spricht Schriftdeutsch - auch du nicht. Sich willkürlich zwei Merkmale herauszugreifen, um sich drüber aufzuregen, ist ziemlich schofel.

Gruß,
Max

Bloße Ausspracheeigenheiten stören mich nicht.

Das ist ziemlich willkürlich. Wenn Du schon von Leuten erwartest, dass sie Schriftdeutsch sprechen, warum dann nicht auch bei der Aussprache?

Gruß,
Max

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Schön wär’s, aber das bleibt wohl Illusion.