Aberglaube und Ergebnisse eigener Messungen
Mikrowellen sollen ja bekanntlich, wichtige Nährstoffe abtöten.
Da Nährstoffe nicht leben, kann man sie auch nur schwer töten . . .
Dehalb suche ich eine echte Alternative zur Mikrowelle.
Keine echte Alternativen sind für mich: Herd, Backofen, u.a.
Ein Dampfgarer z.B. der Tefal V4001 sind zwar nicht schlecht,
doch ist die Garzeit recht lange.
Um etwas zu garen, muss man Hitze erzeugen.
Und es ist völlig wurst, ob die Hitze über ein erhitztes Eisenteil (Topf), die direkte Erhitzung des enthaltenen Wassers (Mikrowelle) oder über heissen Dampf zugeführt wird.
Übrigens wird das Wasser in so einem Dampfgarer genauso erhitzt wie in einem Dampfkochtopf auf dem Herd . . .
Ausserdem ist jener recht schlecht für Dinge die man mal eben kurz
erwärmen möchte wie z.B. Milch, Tee, fertige Menüs oder anderes.
Gerade für solche Produkte ist die Mikrowelle optimal.
Mal Klartext:
ich bin Laborleiter in einem Institut für Lebensmitteluntersuchungen.
Wir führen in diesem Jahr gerade zum fünften Mal ein „Wettrennen“ Dose gegen Frischware durch.
Dabei werden verschiedene Dosenprodukte (Monoprodukte wie Rotkohl oder Erbsen/Möhren, aber auch Fertiggerichte) von einem Koch nach Herstellerrezepturen aus frischer Ware (am gleichen Tag auf den Markt und bei Bauern eingekauft) nachgestellt. Parallel dazu wird die entsprechende Dose aus dem Supermarkt aufgemacht und in der Mikrowelle erhitzt.
Wenn alles so auf dem Teller liegt, das man es essen würde, dann wird beides unter Sauerstoffausschluß eingefroren und auf die klassichen Nährwerte und Vitamine untersucht.
Ergebnis: kein nennenswerter Unterschied
(nennenswert bedeutet hier: weniger als 10% Unterschied. Wir haben wir ja immer noch Naturprodukte, und die Natur normt den Vitamingehalt zweier Kartoffeln nicht - selbst wenn sie nebeneinander auf dem gleichen Feld gewachsen sind. Wir legen normalerweise bei Nährwerten 15-20% Toleranz an).
Weder bei den Klassikern Fett, Eiweis, Kohlenhydrate (okay, das würde auch niemand ernsthaft erwarten), aber eben auch nicht bei den Vitaminen.
Bei den Vitaminen würde man ja eigentlich erwarten, das die Dose schlechter ist, da zweimal erhitzt (einmal bei der Herstellung und dann nochmal in der Mikrowelle), aber das wird durch die hochoptimierten Herstellungsmethoden und die schonende Erhitzung in der Mikrowelle ausgelichen. Was bei der küchenmäßigen Zubereitung von frischer Ware ja kaum einzuhalten ist.
Um das klarzustellen: die hochoptimierten Herstellungsmethoden haben nichts mit Menschenfreundlichkeit oder dem Qualitätsbewusstsein verschiedener Hersteller zu tun (die ja dann auch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein könnten), sondern sind nackte wirtschaftliche Notwendigkeiten:
Bei den Mengen, die eine Konservenfabrik herstellt, addiert sich ein einziges Grad zu viel oder eine einzige Minute zu lange am Jahresende zu einigen Zig-Tausend Euro Energiekosten auf.
Daher kann man sich sicher sein, das Lebensmittel in der Dose nur gerade soviel, wie unbedingt nötig, in der Dose erhitzt wurden. „Totgekocht“ wird da schon lange nix mehr . . .
Bei einigen Produkten ist die Dose sogar dramatisch besser als Frischware, Tomatensoße für Nudeln beispielsweise.
Gut, das ist keine allzugroße Überraschung: „frische“ Tomaten bedeuten in unseren Breiten ja nun mal holländische Gewächshaustomaten (mit den Augen des Lebensmittelchemikers: Wassergefüllte Protein-Säckchen), in der Dose stecken dagegen italienische, sonnengereifte Tomaten, die gleich vor Ort eingedost werden.
Anyway, um mal wieder auf das Ursprungsthema zurückzukommen:
Wenn die Mikrowelle schädlich für Nährstoffe und Vitamine wäre, dann hätten wir das gemerkt . . . dann wäre die Dose in diesen Untersuchungen vollständig durchgefallen.
Stand der Dinge ist, das die Mikrowelle aufgrund der Tatsache, das sie direkt auf die Wassermoleküle im Lebensmittel wirkt, dadurch schneller ist als alle Methoden, die über einen Umweg (Topf oder Dampf) wirken und die Tatsache, das eine Überhitzung eher schwer ist (denn wenn das Wasser zu heiss wird, verdampft es, „raucht ab“ und wirkt dann im Mikrowellengarraum nicht mehr auf das Lebensmittel ein - Topf oder Dampf als Überträger können durchaus bedeutend heisser werden), so ziemlich die schonendste Art der Erwärmung ist.
Wer was anderes glaubt, der glaubt auch, das ein Magnet um die Wasserleitung herum aus normalem Kalk rechtsdrehenden, ungefährlichen Kalk macht, und dem ist eh nicht mehr zu helfen . . .
Aber gut, wenn du eine Alternative haben musst:
Offenes Feuer. Oder, wenn das in der Küche zu unpraktisch sein sollte: der gute, alte Holzkohlengrill. Garantiert frei von elektromagnetischen Feldern und Strahlen.
Aber Vorsicht: durch die relativ starke Erhitzung entsteht aus den Nitriten in gepökelter Ware Nitrosamine, und die sind erwiesenermaßen krebserregend . . . .
Unabhängig von irgendwelchen esoterischen Bedenken gegen verschiedene Erhitzungsmethoden, unabhängig von der Haltbarmachung der Lebensmittel oder der grundsätzlichen Unterscheidung frisch/Haltbar gemacht:
Deutschland ist kein Vitamin-Mangelland!!!
Wer sich hier auch nur einigermaßen normal ernährt (und das bedeutet nur, ab und zu auch mal Obst oder Gemüse oder Salat zu essen, und nicht nur Döner, Pommes, Pizza), der bekommt alle Nährstoffe, die er braucht - egal, woher die Produkte kommen, wie frisch sie sind oder wie sie gekocht wurden.
Das einzige, was in einigen Gegenden ein bischen zu kurz kommt, ist Jod. Und dafür gibt es jodiertes Salz (wird mittlerweile auch auf breiter Front von der Lebensmittelindustrie eingesetzt, sollte also auch kein Thema mehr sein).
Also lasst euch nicht verrückt machen, sondern lasst es euch schmecken (solange - wie gesagt - auch mal Obst, gemüse oder Salat dazwischen ist).
Disclaimer: Ausnahme - natürlich - medizinische Probleme oder spezielle Lebensumstände (Hochleistungssportler, Schwangere oder so). Aber da sollte man auf den Arzt hören und nicht auf irgendein Board.