Gehirn und Welt
Hi fengarisowner.
Wir sollten uns in Geschichte mit dem Thema Authentizität von
Geschichte unter dem Aspekt moderner Gehirnforschung befassen.
Das ist eine originell zusammengewürfelte Kombi von Bereichen (Geschichte vs. Gehirnforschung). Ob diese Fragestellung aber wirklich sinnvoll ist, bezweifle ich ein bisschen.
Sprich: Ist die Geschichte echt oder gaukelt uns das Gehirn
nur etwas vor?
Was heißt „Ist Geschichte echt“? Die Frage stellt sich auch ohne Bezug auf die Wirklichkeitstreue zerebraler Repräsentationen. „Geschichte“ ist als selektive Aufzeichnung von historischen Ereignissen nie „echt“ im Sinne einer Eins-zu-eins-Entsprechung. Die wahre, also „echte“ Geschichte ist unendlich komplex und voller Kontingenzen (in etwa: Zufälligkeiten), während die in Büchern vermittelte Geschichte hochgradig selektiv und interpretativ ist.
Die hinter dem Schulthema verborgene wirklich sinnvolle Frage lautet doch: wie echt ist das durch die Gehirnfunktionen repräsentierte Bild von der Welt?
Beantwortet man diese Frage, dann weiß man auch, wie „echt“ Geschichte ist, die sich in der Welt ereignet.
Kurze Rede, langer Sinn: das Gehirn repräsentiert die Welt nicht eins-zu-eins, sondern es strukturiert mit Hilfe abstrakter Kategorien eine Flut von Sinnesdaten, die als elektrische Ladungen den Weg über Rezeptoren, Nervenbahnen und Hirnzentren zurücklegen, um dann - über das Wie scheiden sich die Geister der Wissenschaft - in irgendeiner Weise in das Bewusstsein zu gelangen. Schon von daher ist klar, dass das Bild der Welt, was im Bewusstsein entsteht, mit der „wirklichen“ Welt herzlich wenig zu tun hat. Die auslösenden Reize sind immer quantitativer Natur (z.B. Schwingungen), die im Bewusstsein aber als Qualität erscheinen (z.B. Farbe, Licht). Man kann davon ausgehen, dass die im Bewusstsein erhscheinenden Eigenschaften der Welt nicht ihre wahren Eigenschaften sind, sondern vom Gehirn und Bewusstsein konstruierte.
Soviel in der gebotenen Kürze zur „Echtheitsfrage“ in puncto Repräsentation der Welt im Gehirn.
Die Nutzanwendung dessen auf „Geschichte“ im Sinne aufgezeichneter Geschichte ist einfach. Ja, wir können ihr glauben (vorausgesetzt, sie ist nicht erlogen und mit der genannten Einschränkung der Selektivität), aber die „Welt“, in der sie sich ereignet (hat), ist durch das menschliche Gehirn strukturiert.
Chan