Edelstahlbeize und Passivator

Hallo.
Wieso kann man eigentlich Edelstahlbeize nur auf Edelstahl zur Rostlösung (u.a.) anwenden? Was passiert, wenn ich damit den Rost von „Normal“-Blech löse (z.B. Kfz), und hinterher gleich grundiere, müßte das doch machbar sein, oder? Und ist der Passivator auch bei Normal-Blech anwendbar ( z.B. Kfz)? Vielen Dank für die Auskünfte.
Gruß aus Bayern

Hallo Elmar,

Grundsätzliches: Beizen dient nicht vorrangig der „Rostentfernung“
der "Passivator " ist VE-Wasser. ( sog. vollentsalztes Wasser).

Die Gruppe der nichtrostenden Stähle umfasst jene Stahlsorten, die mit
mindestens 10,5% Chrom legiert sind, und sich somit durch eine grosse
Beständigkeit gegen Angriffe durch oxydierende Medien auszeichnen.
Die Korrosionsbeständigkeit erklärt sich durch die Bildung einer für das menschliche Auge unsichtbaren chromreichen Passivschicht auf der
Oberfläche des nichtrostenden Stahls, die die Stahloberfläche und das
angreifende Medium voneinander trennt. Auch wenn sie durch eine Oberflächenbearbeitung oder Beschädigung zerstört wird, kann sie sich durch den Sauerstoff aus der Luft oder durch Wasser spontan neu bilden.
Das Beizen nichtrostender Stähle ist also immer dann sinnvoll, wenn der optimale Obeflächenzustand nicht mehr sichergestellt ist, z.B. durch :

  • Bildung von Zunderschichten bei Wärmebehandlungen
  • Bildung von Anlauffarben durch Schweissen, Schleifen o.ä.
  • Rückstände von Schweissspritzern
  • Ablagerung von Metalloxyden aus Schweissrauch oder Schleifstaub,
    oder Fremdrost anderer Herkunft.
    Beizen: mit diesem Verfahren werden unerwünschte Bestandteile von
    einer Metalloberfläche auf chemischem Wege entfernt, durch
    Tauchbeizen, Sprühbeizen, Anodisches Beizen.
    Als Beizmittel werden verdünnte Mineralsäuren wie Schwefel- Fluß-
    oder Salpetersäure verwendet.
    Nachbehandlung: der Abschluss jeder Beizbehandlung ist die gründliche
    Entfernung aller Beizmittel durch klares Wasser, dem auch Netzmittel
    zugesetzt sein können. Die sollte nach Möglichkeit mit Drücken zw.
    120 - 160 bar geschehen.

Auch unlegierte Stähle können gebeizt werden, jedoch ist streng darauf zu achten, dass in diesem Bad keine " rostfreien Stähle "
behandelt werden, eine intensive Schädigung wäre die Folge.
Gruss Wolfgang

Hallo.

Ein herzliches Dankeschön für die umfassende, nachvollziehbare Antwort. Ich bin begeistert.
Eine letzte Frage:
kann man also auch „normale“ Stähle abbeizen, um sie dann anschließend besser mit Rostschtzfarbe behandeln zu können? Beispiel: Anhänger. Edelstahlaufbau, Deichsel normaler Stahl, ziemlich verrostet. Abbeizen möglich, erspare ich mir das Abschleifen?
Danke.
Gruß
Elmar

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Hallo Elmar,
den Edelstahlaufbau (rostfreier Stahl) kannst Du beizen, z.B. mit Beizpaste, aber Du darfst natürlich beim Abspülen die Säurereste
nicht in die Kanalisation spülen. Entweder zum Spezialisten gehen,
oder diese auffangen und entsprechend entsorgen.
Den Stahlbereich könntest Du beizen, da die Beize den Rost chemisch
anlöst, ev. Reste müsstest Du mechanisch durch Bürsten mit Stahlbürste
entfernen, (auch sandstrahlen) dann trocknen, grundieren, Lack aufbringen.
Die Stahlteile könntest Du auch nur sandstrahlen, grundieren, und dann
Pulverbeschichten, dies wäre einfacher als beizen.
Kontrolliere bitte, ob die belasteten Teile der Deichsel nach dem
Entfernen des Rostes noch eine ausreichende Wanddicke haben, um den
auftretenden Betriebsbelastungen standzuhalten.
Gruss Wolfgang