EDV Steckdosen

Hallo zusammen,

eine Frage, die gerade im Zusammenhang mit einem Bürogebäudeneubau entstanden ist: Sind die bekannten - roten/ orangen- EDV Steckdosen heute noch erforderlich/ üblich?

Der Elektriker hat sie vorgesehen und zwar zwei je Arbeitsplatz, sowie vier normale Steckdosen.

Jetzt kommen bei uns elektrisch höhenverstellbare Schreibtische zum Einsatz. Diese haben eine Zuleitung und dann -je nach Tischlänge - zwei bis drei Mehrfachsteckdosen in einer Kabelablage unter der Tischplatte. Daran ist zum einen der Motor angeschlossen und dann natürlich auch alle Geräte am Arbeitsplatz:

  • Dockingstation für Laptop bzw. ThinClient
  • zwei Monitore
  • Headsetstation
  • ggf. Schreibtischlampe
  • Radio

  • Alles an einer Steckdose.

Jetzt hatte ich angemerkt, dass das ja eigentlich nicht so gedacht ist, und dass wenn EDV Steckdosen vorhanden sind, diese auch entsprechend genutzt werden sollten, weil die a) einen i.d.R. an einer separaten Sicherung hängen und ggf. noch einen Überspannungsschutz haben.

Daraufhin meinte unser Arbeitssicherheitsbeauftragter, dann müsse er alle Heimarbeitsplätze verbieten, weil die Leute zu Hause keine solche EDV Dose hätten und sie somit gefährdet wären.

Jetzt frage ich mich halt: Sind diese extra EDV-Dosen heute noch zeitgemäß oder vielleicht sogar vorgeschrieben?

Wir haben in den letzten Jahren Büros errichtet wo das jeweilige Architektenbüro EDV Steckdosen eingeplant hat und andere wo es sie nicht gibt.

Gibt es da Vorgaben? Ich konnte spontan nichts finden.

Wie seht ihr das?

Danke & Gruß

Klaus

[MOD]

Das ist eigentlich eine Frage für -> Elektroinstallation. Aber weil es im weiteren Sinne ja auch um den Schutz von Elektronik geht lasse ich den Artikel mal hier und verschiebe den ggf. später :slight_smile:

VG!
J~ [MOD]

Diese besonders gefärbten Steckdosen unterscheiden sich ausschließlich in der Farbe von gewöhnlichen Steckdosen.
Der Unterschied ist: Wie werden sie versorgt?

Eins mal vorweg: JEDE Steckdose, die ein Laie benutzen kann, muss über einen hochempfindlichen Fehlerstromschutzschalter versorgt werden. FALLS der Kollege denkt, er dürfe diese orangen Dosen ohne FI-Schalter versorgen, dann irrt der gewaltig.

Wie macht man es vernünftig?
Eine besondere Kennzeichnung ist entbehrlich.
Man versorgt möglichst immer einen Arbeitsplatz über einen einzelnen Fehlerstrom- und Leitungsschutzschalter, so dass im Fehlerfall nur dieser eine Arbeitsplatz ausfällt. Um Platz zu sparen, empfehle ich sogenannte FI/LS, das sind Geräte, die Leitungsschutz- und Fehlerstromschutzschalter gleichzeitig sind (sind so breit wie zwei normale Leitungsschutzschalter).

Bei Thin-Clients könnte man sich überlegen, auf diesen Aufwand zu verzichten. Nach einem Stromausfall kann der Nutzer sich ja eigentlich irgendwo und irgendwann neu anmelden und dann genau da weiterarbeiten, wo er aufhören musste.

„Lustige“ Geschichte von früher:
In einer in den späten 80ern renovierten Büroetage gab es drei Fehlerstromschutzschalter:
Je einen für „Licht“, „Steckdosen (EDV)“ und „Steckdose (sonstige)“.
Wenn ein Netzteil eines Computers den FI auslöste, waren alle 30 Computer dieser Etage gleichzeitig tot. Super gemacht, ganz super.
Beim Abbrennen einer Drossel einer Deckenleuchte war dann auch in der ganzen Etage das Licht weg.

Hallo,

aus meiner Zeit bei einem Telekommunikationsausrüster kenne ich „EDV-Steckdosen“ in einer Signalfarbe nur in einem Zusammenhang: wenn diese Steckdosen an einer USV hingen, einer unterbrechungsfreien Stromversorgung. Sollte es zum Stromausfall im Gebäude oder im Versorgungsgebiet kommen, würden diese Rechner noch eine gewisse Zeit weiter laufen. (Das war allerdings zu der Zeit, als es noch eine persönliche Auskunft per Telefon gab…)

Grüße
Pierre

Überspannungsschutz dient nur dem Geräteschutz. Insofern sind nicht die Mitarbeiter zu Hause gefährdet, sondern nur die empfindliche Elektronik, durch Überspannung und plötzlichen Spannungsverlust, wenn keine USV daheim verwendet wird. Dass im Betrieb ne USV verwendet wird, ist sinnvoll. Aber sicherkeine Vorschrift. Bei Stromausfall hat das Unternehmen den Schaden…

Mh. Sehr lustig. Zeigt mal wieder die Inkompezenz mancher Elektriker. Sehr lustig ist das Imdunkelnsitzen. Da hat der Eli nicht nur dem Unternehmrn das Licht ausgeknipst. Vorher wars seine eigene 5W-Kopfglühlampe.

Was spricht dagegen, die Tischsteckdosenleiste mit all dem Zeugs an ne EDV-Dose zu stecken? Im Zweifel wär dann alles gegen ÜS gesichert und hinge an USV, wenn vorhanden. Gut, die läuft halt dann nicht so lange… Im Falle eines Stomausfalls hieße die Anweisung dann: Alle unnötigen Verbraucher aus. In diesem Fall nur Radio und Kaffemaschine…

Oh nein, das darf man so nicht sagen.
Der Feinschutz (Typ-3-Ableiter) verhindert in der Tat eher Geräteschäden, spätestens beim Typ-2-Ableiter ist der (indirekte) Personenschutz jedoch ausschlaggebend.
Genau deswegen ist ein solcher Überspannungsschutz in Neuanlagen ab dem 01.10.16 auch Pflicht, wenn die Folgen der Überspannung Auswirkungen haben können auf
• Menschliches Leben
• Öffentliche Einrichtungen
• Gewerbe- oder Industrieaktivitäten
• Ansammlungen von Personen
• Einzelpersonen in Wohngebäuden und kleinen Büros

Wenn du dir Elektrogeräte anschaust, die einen Blitz-Teilstrom verdaut haben, ist auch klar, dass der Personenschutz ausschlaggebend für diese Norm war.

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Es ist zu befürchten, dass diese Steckdosen tatsächlich über keinen Fehlerstromschutz verfügen.
Das ist normwidriger Pfusch, wird aber von altgedienten Elektrikern auch heute noch so gemacht.
Noch 2019 wurde mir von einem Kollegen erklärt, dass Fehlerstromschutzschalter in Stromkreisen mit Computern verboten wären, weil die ja sowieso Fehlerströme verursachen würden und der mögliche Schaden durch Datenverlust zu hoch sei.

Das erinnert mich von der Logik an den Kollegen, der 16A-CEE-Steckdosen in Betrieben „grundsätzlich mit 20A Schraubsicherungen“ abgesichert hat, „denn dann kommt es nicht so oft zum Auslösen“.

Beiden Kollegen spende ich auch gerne nochmal einen herzlichen Applaus für diese interessanten Ansichten, den ich ebenso gerne mit der Empfehlung verbinde, sich einen anderen Beruf zu suchen.

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Man geht also davon aus, dass der ÜS-Schutz Personen z. B. bei Berühren im ÜS-Fall schützt? Oder nur wg. nachfolgender Brandgefahr durch verbrennende Geräte?

Jaja. Solche Typen kenne ich auch zur Genüge. Da brauch ich auch einen Blitzableiter😡

Vor wenigen Jahren traf der Blitz den Schornstein eines Kunden.
Aus einer Mehrfachsteckdose sei eine Stichflamme geschlagen, hieß es. Das Teil war in zwei Hälften gesprengt. Was passiert wäre, wenn man ein beliebiges 230V-Elektrogerät in den Händen gehalten hätte, möchte ich gar nicht wissen.

(Ein Typ-2 Ableiter vor dem Zähler hätte in diesem Fall aber ziemlich genau nichts bewirken können, da die Überspannung nicht über den Hausanschluss ins Haus kam, sondern direkt von oben.)

Wenn man keinen ÜS-Filter im Schaltschrank hat, aber einen in der Steckdose…
… ist der Schutz ausreichend?
… wird der Steckdosenschutz bei „heftiger“ Überspannung vermutlich zerstört, wird aber vermutlich …
…Schäden verhindern
…Schäden minimieren?

Das weiß niemand. Weil niemand weiß, wo der Blitz einschlägt oder wodurch die Überspannung entsteht, wie groß die Induktivitäten und Kapazitäten der Leitungen sind, wie gut die Geräte intern abgesichert sind, welche Energie die Überspannung hat, welche Spannung in welcher Höhre und in welcher Spannungsform auftritt, wie lange die Überspannung anhält, wie gut der Schutzleiter funktioniert, welche Leitungswiderstände es gibt, …

Was kostet ein Auto?

Dann kann man auf ÜS-Filter verzichten, weils vielleicht eben doch nicht funktioniert. Gut zu wissen. Spart Geld.

Nö. Man sollte sich nur die komplette Kette anschauen. Und dazu gehört dann der erste Schutz im Trafohaus, der in der Verteilerstation, der im Zählerkasten, der in der EDV-Steckdosenleiste und der im Gerät dazu.

Und man sollte weder erwarten, dass man alles gegen alles absichern kann noch dass man vorhersehen kann, was irgendwann mal passiert. Vollkasko existiert nicht im Leben.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Wenn man ein Seminar zum Thema Überspannungs- und Blitzschutz besucht, dann wird einem zuerst gesagt: Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz. Wir rechnen stets mit Wahrscheinlichkeiten. Jedes Jahr schlagen Blitze an den merkwürdigsten Stellen ein. Wer in einem rundherum geschlossenen Kasten aus je einer Lage Kupfer und µ-Metall sitzt, der ist vor jeder Art Überspannung sicher - alle anderen Maßnahmen erhöhen nur das Schutzniveau.

Wenn ein Blitz-Teilstrom über das Stromnetz ins Haus gelangt, verhindert der Typ-2-Ableiter, dass sich im Zählerschrank die Komponenten zerlegen und die Leitungen den Putz wegsprengen.

Wenn bei einem Freileitungsanschluss ein direkter Treffer ins Stromnetz kommt, ist auch dieser Ableiter machtlos (dafür gibt es die Typ-1 Ableiter - aber auch nur bis 75000 Ampere).

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