Egozentriker und Altruist

ich finde es sehr wichtig, dass man weiss, dass ein Altruist genauso eine schlecht Eigenschaft ist wie ein Egozentriker.

Das eine ist das Gegenteil vom anderen. Der eine kümmert sich NUR um sich und der andere kümmert sich NUR um andere.

Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Um andere richtig lieben zu können müssen wir erst einmal lernen uns selbst zu lieben.

Meine Eltern glauben mir nicht. Wie kann ich Ihnen das freundlich beibringen?

Danke

Karin

irgendwie typisch
Hallo Karin

das ist irgendwie typisch Mensch. Auch mir geht es so und vielen andern. Was ist denn der Grund, warum wir unseren Eltern so etwas beibringen möchten?

Nun, es gibt einige Dinge, die mitspielen, aber noch nicht der Grund sind: Wir sind eine ziemlich sich selber überlassene Generation, wenn wir mit anderen vergleichen; wir sind ziemlich stark gezwungen, manchmal unbescheiden zu sein; wir sind (oder die meisten von uns wenigstens) in unserer Jugend noch vollgelabert worden von wegen gutem Altruismus usw.

Der eigentliche Grund aber ist, dass wir unseren Eltern sagen möchten, dass wir mehr wollen vom Leben. Und das funktioniert so nicht. Ein Säugling kann durch Schreien seiner Mutter mitteilen, dass er mehr will vom Leben, und er kriegt es. Wir aber können als Erwachsene nicht von unseren Eltern verlangen, dass sie uns mehr vom Leben zu geben haben, wenn uns dieses zu wenig Gutes gibt, es wäre denn, wir möchten uns dem Diktat der Eltern ausliefern wie kleine Kinder. Mag sein, dass einige zu wenig bekommen haben in ihrer Kindheit, aber die Eltern können das nicht so einfach wieder gut machen, indem man es später durch eine vorgezeigte Selbstbezogenheit von ihnen verlangen will.

Gönne also Deinen Eltern wenigstens zunächst ihre Haltung und zeige ihnen vielmehr im Einzelnen, will sagen im praktischen Beispiel, durch die Tat, dass man sich selber auch kennen oder lieben muss. Zeige es an ihnen selber und auch an Dir. Es gibt ja in der Tat, wie Du sehr treffend sagst, die Notwendigkeit, sich selber und den Nächsten zugleich zu lieben. Dienen ist dennoch ein hohes Ideal und wird sich nicht so schnell jemals überholen lassen, von was auch immer. Wenn das Dienen an sich nicht zu kurz kommt, dann wirst Du höchstwahrscheinlich Deinen Eltern die Haltung sogar vermitteln können, dass einige Menschen eher zuerst sich selber verstehen wollen und dürfen als andere, je nachdem, wie ihr Weg verläuft.

Nachdenklicher Gruss eines eher selbstbezogenen, aber auch den Altruismus schätzenden Mitmenschen

Mike

Hallo,

eigentlich sehe ich das Problem nicht recht. Denn Altruismus hat ja nichts damit zu tun, sich selber nicht zu lieben. Ich kenne ne ganze Menge Menschen, die sind ehrlich in der Lage, sich auch zu freuen, wenn sie mal jemanden anderen helfen oder beschenken können - mich eingeschlossen. Auch das kann doch Befriedigung und Zufriedenheit verschaffen.
Es ist doch das Leben Deiner Eltern. Die sind erwachsen und können tun undlassen, was sie wollen. Und da eltern eigentlich nie auf ihre Kinder hören, ist es auch wenig sinnvoll, sie da überzeugen zu wollen.
Zumal - Zifriedenheit geschieht aus dem gefühl heraus, nicht aus dem logischen Verstand. Und wenn Du sie dazu bringst, aus logischen Erwägungen was anderes zu tun als das, was sie eigentlich gefühlsmäßig wollen - dann sind sie wirklioch unzufrieden.

Das ist doch eigentlich das Wichtigste im Leben - die innere Zufriedenheit. Nur danach fragt komischweise keiner…

Gernot Geyer

eigentlich sehe ich das Problem nicht recht. Denn Altruismus
hat ja nichts damit zu tun, sich selber nicht zu lieben.

Menschen, die sich mögen, gehen auch unverkrampft mit anderen
Menschen um und haben in der Regel eine positive Ausstrahlung.

Ich kenne ne ganze Menge Menschen, die sind ehrlich in der Lage,
sich auch zu freuen, wenn sie mal jemanden anderen helfen oder
beschenken können - mich eingeschlossen. Auch das kann doch
Befriedigung und Zufriedenheit verschaffen. Und genau diese Menschen
komme auch mit sich klar.

Und damit bestätigst Du Karins Aussage.

Das ist doch eigentlich das Wichtigste im Leben - die innere
Zufriedenheit. Nur danach fragt komischweise keiner.

Das behauptest Du. Leute, die mit sich nichts anfangen können, mit
denen kann man in der Regel auch nichts anfangen.
Alexander

Tipp aus dem Nähkästchen
Liebe Karin

Gibs ganz einfach auf, deine Eltern missionieren
oder auch nur ihre Ansichten ändern zu wollen.
Dazu sind Kinder nicht da, und Kindern schulden
ihren Eltern keine Besserwisserei.

Das hab ich in meinen «frommen Zeiten» gelernt
und seither manche Bestätigung dafür beobachtet.

Grüsse
Rolf

Hallo Alexander,

Das ist doch eigentlich das Wichtigste im Leben - die innere
Zufriedenheit. Nur danach fragt komischweise keiner.

Das behauptest Du. Leute, die mit sich nichts anfangen können,
mit
denen kann man in der Regel auch nichts anfangen.

Und warum willst Du mit denen was anfangen? Zwingt Dich dazu einer?
Wenn jemand mit sich selber zufrieden ist und dabei keinem anderen schadet - dann ist es doch gut. Dann laß ihn doch.
Wir gehen immer davon aus, der Mensch müsse irgendwas Sinnvolles tun oder so. Das ist totaler Blödsinn. Du kannst Dich abrackern, wie Du willst - am Ende bleibt von Dir trotzdem nichts, wahrscheinlich nicht mal ne Fußnote in der Geschichte. Ganz egal, was Du getan oder nicht getan hast.
Also was soll es - wenn einer zufrieden ist mit seinem Leben, was will man dann noch mehr?

Gernot Geyer

Hallo Karin,

Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Um andere
richtig lieben zu können müssen wir erst einmal lernen uns
selbst zu lieben.

Das Argument habe ich schon einmal gehört und zwar von einem Menschen auf dem Selbstfindungtrip, der gerne die Unterstützung anderer Menschen des Sozialstaates in Anspruch nimmt, ohne sich zu revanchieren.

In unserer Gesellschaft gibt es keinen Mangel an Egoismus. Wenn nun Menschen ihr Glück darin finden anderen Menschen etwas Gutes zu tun, warum sollten sie das nicht tun. Sie tun ja nichts schlechtes. Oder hast du das Gefühl zu kurz zukommen, weil sich deine Eltern nicht nur um dich, sondern auch um andere Menschen kümmern?

Gruß
Carlos