irgendwie typisch
Hallo Karin
das ist irgendwie typisch Mensch. Auch mir geht es so und vielen andern. Was ist denn der Grund, warum wir unseren Eltern so etwas beibringen möchten?
Nun, es gibt einige Dinge, die mitspielen, aber noch nicht der Grund sind: Wir sind eine ziemlich sich selber überlassene Generation, wenn wir mit anderen vergleichen; wir sind ziemlich stark gezwungen, manchmal unbescheiden zu sein; wir sind (oder die meisten von uns wenigstens) in unserer Jugend noch vollgelabert worden von wegen gutem Altruismus usw.
Der eigentliche Grund aber ist, dass wir unseren Eltern sagen möchten, dass wir mehr wollen vom Leben. Und das funktioniert so nicht. Ein Säugling kann durch Schreien seiner Mutter mitteilen, dass er mehr will vom Leben, und er kriegt es. Wir aber können als Erwachsene nicht von unseren Eltern verlangen, dass sie uns mehr vom Leben zu geben haben, wenn uns dieses zu wenig Gutes gibt, es wäre denn, wir möchten uns dem Diktat der Eltern ausliefern wie kleine Kinder. Mag sein, dass einige zu wenig bekommen haben in ihrer Kindheit, aber die Eltern können das nicht so einfach wieder gut machen, indem man es später durch eine vorgezeigte Selbstbezogenheit von ihnen verlangen will.
Gönne also Deinen Eltern wenigstens zunächst ihre Haltung und zeige ihnen vielmehr im Einzelnen, will sagen im praktischen Beispiel, durch die Tat, dass man sich selber auch kennen oder lieben muss. Zeige es an ihnen selber und auch an Dir. Es gibt ja in der Tat, wie Du sehr treffend sagst, die Notwendigkeit, sich selber und den Nächsten zugleich zu lieben. Dienen ist dennoch ein hohes Ideal und wird sich nicht so schnell jemals überholen lassen, von was auch immer. Wenn das Dienen an sich nicht zu kurz kommt, dann wirst Du höchstwahrscheinlich Deinen Eltern die Haltung sogar vermitteln können, dass einige Menschen eher zuerst sich selber verstehen wollen und dürfen als andere, je nachdem, wie ihr Weg verläuft.
Nachdenklicher Gruss eines eher selbstbezogenen, aber auch den Altruismus schätzenden Mitmenschen
Mike