Säugetiere mit Flossen in Württemberg
Hallo Rolf,
ja, reformiert kann man sie nicht nennen, die Ev Landeskirche in Württemberg - auch wenn ihre schmucklosen und liturgisch „mageren“ Gottesdienste einem niedersächsischen Lutheraner vorkommen müssen, als sei erst vorgestern der Bildersturm erfolgt -, aber lutherisch eigentlich auch nicht.
Schnepf ein im Garn gefärbter Lutheraner, Blarer reformiert gesinnt, beide sicherlich auf der Suche nach Kompromissen, während rund herum hitzigste Diskussionen und gegenseitige Verdammungen der Fraktionen im Gange waren, versucht sie vielleicht mehr „Fisch und Fleisch“ zu sein als „Nicht Fisch, nicht Fleisch“. Im Verhältnis zu den Landesherren, der Verwaltung und dem Zivilrecht, um das es im vorliegenden Zusammenhang „Ehe und Scheidung“ unter anderem geht, zeigte sie meistens lutherischen unbedingten Untertanengeist, aber schon auch mal reformierte Aufsässigkeit (was allerdings bei der oft miserablen Betriebsführung durch einige württembergischen Landesherren ziemlich leicht fiel!).
Vermischungen der Schulen habe ich im Konfirmandenunterricht erlebt: Der orientierte sich über weite Teile wortgetreu am Luthers Katechismus, aber in den Erläuterungen zum Abendmahl, das der Pfarrer mit uns noch vor der Konfirmation in der Konfirmandenfreizeit feierte, kam die lutherische Realpräsenz des Leibes & Blutes Christi überhaupt nicht vor - betont wurde der Symbolcharakter und die Erinnerung an die Einsetzung des Abendmahls - der Pfarrer war für Mode und Zeitgeist wenig anfällig, ich glaube nicht, dass das bloß den 1970er Jahren geschuldet war, in denen fast jeder „irgendwie modern“ sein wollte.
Schöne Grüße
MM