Ehe-Scheidungen in der Geschichte

„Wirst alt wie ne Kuh,
Du lernst immer noch dazu“

-)

Ich stiess heute auf Caroline Schelling, geb. Michaelis, verw. Böhmer,
gesch. Schlegel, verh. Schelling (* 2. September 1763 in Göttingen; † 7. September 1809 in Maulbronn)

Und da dachte ich mir: Hmmmm… in dieser Epoche waren wohl schon Scheidungen moeglich, legal und legitim?

War da nicht die Kraft der christlichen Religionen noch zu stark?

Gruss

MV

Schau mal wie es im Mittelalter zuging, wie fleißig man sich da scheiden ließ und wieder heiratete. Heinrich VIII. ist nur das prominenteste Beispiel, aber bei Königs war das nicht gerade selten, von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa…

Hallo

Und da dachte ich mir: Hmmmm… in dieser Epoche waren wohl schon Scheidungen moeglich, legal und legitim?

Ich glaube, Scheidungen waren immer möglich, in der Zeit (18. Jahrhundert) aber wohl nur mit triftigem Grunde, wenn ein Ehepartner sich schuldig machte, durfte sich der andere scheiden lassen. Diese Gründe wurden nach der Reformation, besonders bei den Protestanten, zunehmend immer weiter gefasst.

Was da genau ein Scheidungsgrund sein konnte, weiß ich natürlich nicht, aber bestimmt:
Verweigerung der ehelichen Pflichten
Eheliche Untreue
vermutlich, wenn ein Ehepartner kriminell wurde
Wenn ein Ehepartner versuchte, den anderen umzubringen
Vielleicht auch Unfruchtbarkeit, Kinderlosigkeit - das war auf jeden Fall ein Scheidungsgrund für Könige
Vielleicht Unfähigkeit, seine Familie zu ernähren

Wenn beide Ehepartner einfach nur keinen Bock mehr aufeinander hatten, konnten sie sich damals nicht scheiden lassen.

Viele Grüße

einer der wichtigsten Scheidungsgründe, zumal im Adel: zu nahe Verwandtschaft. Da jede mit jedem so und so nah verschwägert und versippt war, ging das eigentlich immer.

einer der wichtigsten Scheidungsgründe, zumal im Adel: zu nahe Verwandtschaft.

Und das fiel denen erst nach der Hochzeit auf?

Da jede mit jedem so und so nah verschwägert und versippt war, ging das eigentlich immer.

Heute auch noch. Denk mal an Liz Taylor.

http://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Taylor#Kinder…

Moin,

Und das fiel denen erst nach der Hochzeit auf?

sagen wir besser; nach Bedarf

Gandalf

einer der wichtigsten Scheidungsgründe, zumal im Adel: zu nahe Verwandtschaft.

Und das fiel denen erst nach der Hochzeit auf?

Wenn man nochmal genauer nachrechnete… aber letztlich fiel es erst auf wenn es opportun war, und der Papst erkannte diesen Grund dann auch meist an. So wurde Barbarossa beispielsweise seine erste Ehefrau los. Heinrich VIII. probierte es vierhundert Jahre später ebenso, weil seine erste Frau zuvor mit seinem Bruder verheiratet war, aber da spelte der Papst nicht mit, was bekanntlich Folgen hatte.

Hallo,

Witwen durften natürlich wieder heiraten…das war doch ganz im Sinne der Kirchen…
denn wie heisst es doch so schön:
bis das der Tod euch scheidet…

Während ansonsten aber Wiederheirat eher nur dem Adel (und wenigen Reichen Bürgern) möglich war…der normale Mensch war bis zum Tode an seine/seinen Partner
gebunden…

Trauung Geschiedener in den ev. Kirchen
Hallo MV,

in den lutherischen (Göttingen) und evangelisch reformierten (Maulbronn) Kirchen ist sowohl Ehescheidung (unter bestimmten Bedingungen) als auch die Trauung Geschiedener möglich, seit es diese Kirchen gibt - ganz unabhängig vom Stand der betroffenen Personen und ganz unabhängig von der - zweitweise und örtlich durchaus vorhandenen - weltlichen Macht dieser Kirchen.

Das hat u.a. damit zu tun, dass es in ev-lutherischen und ev-reformierten Kirchen nur zwei Sakramente gibt: Taufe und Abendmahl. Die Ehe ist nach evangelischer Auffassung kein Sakrament.

Weiterführend: Im Fall Pilipps I. von Hessen hat Martin Luther übrigens auch dessen Bigamie zwar persönlich missbilligt, aber theologisch als erlaubt - da nicht aus der Heiligen Schrift begründet abzulehnen - begutachtet.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Verzeih, lieber Blumepeder,

aber liegt Maulbronn nicht in Württemberg und war Württemberg nicht ein Hort des Luthertums?
Ich kenne jedenfalls keine reformierte Gemeinde in Württemberg.

Zwar konnte noch im 17. Jhdt ein Theologieprofessor von der orthodox lutherischen Universität Tübingen an die reformierte Universität Basel wechseln, aber die württembergische Landeskirche ist ihrem Selbstverständnis nach eine lutherische.

Oder?

Gruß - Rolf

Säugetiere mit Flossen in Württemberg
Hallo Rolf,

ja, reformiert kann man sie nicht nennen, die Ev Landeskirche in Württemberg - auch wenn ihre schmucklosen und liturgisch „mageren“ Gottesdienste einem niedersächsischen Lutheraner vorkommen müssen, als sei erst vorgestern der Bildersturm erfolgt -, aber lutherisch eigentlich auch nicht.

Schnepf ein im Garn gefärbter Lutheraner, Blarer reformiert gesinnt, beide sicherlich auf der Suche nach Kompromissen, während rund herum hitzigste Diskussionen und gegenseitige Verdammungen der Fraktionen im Gange waren, versucht sie vielleicht mehr „Fisch und Fleisch“ zu sein als „Nicht Fisch, nicht Fleisch“. Im Verhältnis zu den Landesherren, der Verwaltung und dem Zivilrecht, um das es im vorliegenden Zusammenhang „Ehe und Scheidung“ unter anderem geht, zeigte sie meistens lutherischen unbedingten Untertanengeist, aber schon auch mal reformierte Aufsässigkeit (was allerdings bei der oft miserablen Betriebsführung durch einige württembergischen Landesherren ziemlich leicht fiel!).

Vermischungen der Schulen habe ich im Konfirmandenunterricht erlebt: Der orientierte sich über weite Teile wortgetreu am Luthers Katechismus, aber in den Erläuterungen zum Abendmahl, das der Pfarrer mit uns noch vor der Konfirmation in der Konfirmandenfreizeit feierte, kam die lutherische Realpräsenz des Leibes & Blutes Christi überhaupt nicht vor - betont wurde der Symbolcharakter und die Erinnerung an die Einsetzung des Abendmahls - der Pfarrer war für Mode und Zeitgeist wenig anfällig, ich glaube nicht, dass das bloß den 1970er Jahren geschuldet war, in denen fast jeder „irgendwie modern“ sein wollte.

Schöne Grüße

MM

Na ja; das fiel natürlich schon vorher auf, da ja die Kirche für Verwandte, die eine Ehe eingehen wollten, einen Dispens erteilen mußten (häufig im Adel). Sollte die Gattin während der Ehe keinen männlichen Erben zur Welt gebracht haben, wurde immer wieder gerne die nahe Verwandtschaft für eine Scheidung bemüht. Eines der bekannteren Beispiele: Eleonore von Aquitanien, die zuerst mit dem König von Frankreich verheiratet war - diesem „nur“ 2 Töchter gebar - nach der Scheidung Heinrich von Plantagenet (Heinrich II. von England) heiratete und diesem 6 Kinder (darunter 3 Söhne) gebar.

Gruß
History55

Ja, gerade das Abendmahl ist ja - neben der Trinität - das schwierigste Kapitel der Theologie.
Die lutherische Realpräsenz ist ja auch durch Melanchthon schon aufgeweicht worden, der darum als Kryptocalvinist beschimpft wurde. Und Calvin selber versuchte, zwischen Luthewr und Zwingli zu vermitteln, indem er eine Abend,ahlslehre vertrat und lehrte, die Elemente beider aufnahm.
Übrigens: Calvin hat 1542 die Confessio Augustana unterschrieben, allerdings die Variata, während die Orthodoxen auf der Invariata bestanden.

Und der württembergische Gottesdienst ist eigentlich kein „reformierter“, sondern der mittelalterliche oberdeutsche Prädikantengaottesdienst. Den haben dann freilich auch die Reformierten übernommen.

Ich bin ja nun, wiewohl in der Wolle gefärbter Lutheraner, zu den Reformierten geflohen, und ich komme mir immer richtig katholisch vor, wenn ich mal wieder in einem lutherischen Gottesdienst bin.

Gruß - Rolf

Klugscheißerei

aber liegt Maulbronn nicht in Württemberg?

Hallo Rolf,

auf diese Frage muss ich mit einem Nein! antworten.

Maulbronn gehört heute politisch zum Enzkreis und damit zum badischen Pforzheim.

Historisch und kirchlich hast Du aber recht: zum Königreich Württemberg gehörend und zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg werden bis heute im Kloster Maulbronn Pfarrer ausbildet.

Ciao, Allesquatsch

Fraktionshändel
Hallo Rolf,

Deine Korrektur habe ich gerne angenommen - abschweifend noch ein nicht zum Thema Gehöriges, was Du als Vielstudierter vielleicht konkret in der Literatur verorten kannst:

Meine Mutter, ihres Zeichens kgl. württ. Pfarrers- und ausgeprägte Vaterstochter, hat im Zusammenhang mit Fraktionshändeln irgendwelcher Art häufig Melanchthon zitiert, der - wie sie meinte - unangemessen rechthaberisch und heftig ausgetragene Zwistigkeiten zwischen den verschiedenen theologischen Fraktionen der Reformationszeit einmal kommentiert und dabei die streitenden Parteien als „friedhässige Clamantes“ bezeichnet haben soll. Außer diesem gar schönen Ausdruck wusste sie aber nichts Näheres mehr über das Wo und Wie zu sagen.

Ist Dir dieses von Melanchthon mal begegnet und wenn ja, wo?

Schöne Grüße

MM

ich komme mir immer richtig katholisch vor, wenn ich mal wieder in einem lutherischen Gottesdienst bin.

  • aber wenigstens haben sie dort flinkere Organisten! :wink: -

Stiftler und so
Servus,

das Kloster Maulbronn stand ab Mitte des 13. Jahrhunderts unter Schirmherrschaft des Bischofs von Speyer, es fiel erst 1504 als Kriegsbeute an Württemberg - Herzog Ulrich hatte sich von diesem Feldzug im Rahmen des Landshuter Erbfolgekriegs eigentlich mehr erwartet, sein Ziel war Bretten und ein Zugang zum Rheintal an Pforzheim vorbei gewesen. Im Zusammenhang mit der erfolglosen Belagerung von Bretten entstand übrigens auch die Legende vom „Brettener Hundle“, die freilich keinen belegten Kern hat.

Dass Maulbronn heute mindestens so „urwürttembergisch“ wirkt wie Bebenhausen, hängt wohl (abgesehen vom Wein!) tatsächlich mit dem Stift zusammen, wo - als einer von ursprünglich 13 Klosterschulen aus dem Bestand der im Zuge der Reformation aufgehobenen Klöster - nicht bloß Pfarrer, sondern eigentlich der gesamte intellektuelle Nachwuchs für das Herzogtum und später das Königreich ausgebildet wurden. Maulbronn ist in dieser Reihe wohl besonders bekannt geworden, weil Hermann Hesses „Unterm Rad“ dort spielt. Aus der Feder Hesses kommt auch noch ein bissle von dem Geist aus dem Land des Piet-Kong Calw-Nagold-Altensteig dazu.

Wenn man schaut, welche Intellektuellen aus dem Württembergischen im Lauf der vergangenen dreihundert Jahre zu „Rang und Namen“ gekommen sind, wird man darunter fast ausschließlich „Stiftler“ finden - mit Ausnahme von Friedrich Schiller, der von der mehr naturwissenschaftlich-technisch orientierten Hohen Karlsschule kam.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder
- wahrscheinlich mit Glück grad noch am Landexamen vorbeigekommen -