Eichmann

Hallo an alle :smile:

Im Geschichtsunterricht behandeln wir zur Zeit Eichmann.
Bei diesem ganzen Thema um die Verhaftung und den Prozess bleibt für mich allerdings eine Frage offen: Warum waren die Israelis so sehr daran interessiert Eichmann zu verhaften ?

Wäre lieb wenn ihr mir helfen könntet :smile:

Mit freundlichen Grüßen Madlen

Schau dir mal die Biografie von Eichmann an und was das Eichmannreferat im RSHA so gemacht hat.
Das sollte deine Fragen beantworten

LG
Mike

Hallo Madlen,

Bei diesem ganzen Thema um die Verhaftung und den Prozess
bleibt für mich allerdings eine Frage offen: Warum waren die
Israelis so sehr daran interessiert Eichmann zu verhaften ?

Wenn diese Frage offen bleibt, spricht das nicht gerade für die Qualität deines Geschichtsunterrichts! Offenbar geht man hier schon viel zu sehr ins Detail (Verhaftung Eichmanns), ohne zuerst einmal die großen Zusammenhänge ausreichend zu erklären.

Kurz gesagt, war Eichmann derjenige, der dafür sorgte, dass alle Züge mit Juden an Bord pünktlich in den Vernichtungslagern ankamen. Lies es dir mal auf Wikipedia durch.

Man hat später vermutet, dass er einfach ein sehr autoritätsgläubiger Mensch war. Dazu passt auch das Verhalten nach seiner Verhaftung - dann war er nämlich den Israelis gegenüber ausgesprochen gehorsam, um nicht zu sagen unterwürftig. Obwohl das ja auch Juden waren. Und zwar die gleichen Juden, die ihm vorher durch die Lappen gegangen sind.

Schöne Grüße

Petra

Eichmann fassen? Wollten die doch garnicht!?!
Hallo,

na ob den Israelis etwas daran gelegen war, weiss ich nicht.

Sie hatten mehrmal die Möglichkeit ihn zu verhaften, taten aber nicht viel dafür.
Selbst als man ihnen sagte wo er ist (schon 1954!!!), benötigten sie ne Ewigkeit um ihn dann doch festzunehmen!
Und diese Festnahme geschah nicht auf Drängen der Israelis sondern auf Drängen von ganz anderen.
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2…
Also kann denen nicht viel daran gelegen haben. Somit wäre Dein Geschichtsunterrichtsstoff/-frage nochmals zu überdenken!:wink:

Was allerdings viel interessanter ist, sind die Aussagen beim Prozess.
Dort wird auch der Judenrat gefragt, warum Eichmann und die Nazis so lange mit den Juden so verfahren konnte!
Denn der Judenrat hat(te) gewissen Entscheidungsbefugnis für sein Volk!
Und somit wäre auch die Frage geklärt, warum Israel (k)ein Interesse hatte, Eichmann zu fassen!

VG René

Na klar, mal einfach so nach Argentinien reinzumarschieren, Eichmann zu verhaften und rauszubringen kann man einfach aus dem Handgelenk schütteln.

Deine Bemerkung über die Judenräte (die während der NS-Zeit in einer entsetzlichen Zwangslage waren) ist übrigens ziemlich billig!

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Hallo,

Na klar, mal einfach so nach Argentinien reinzumarschieren,
Eichmann zu verhaften und rauszubringen kann man einfach aus
dem Handgelenk schütteln.

Aha! Warum geht dies nicht??? Politik???
Und warum ging es dann doch??

Deine Bemerkung über die Judenräte (die während der NS-Zeit in
einer entsetzlichen Zwangslage waren) ist übrigens ziemlich
billig!

Stimmt, denn vielen ist der Arsch näher, als des Herz!
Was glaubst Du eigentlich?
Sind Deine Urgroßeltern im KZ umgekommen?
Wenn ja , dann weisst Du wovon ich rede und würdest Dich im Zaume haben!
Wenn nein , dann halt Deine vorlaute Meinung zurück und entscheide nicht für andere!!!

Das der Judenrat für eine Minderheit entschieden hat (ihre EIGENE Familie) ist wohl unumstritten!!!
ALLE anderen waren schei… egal!

VG René

Hallo Madlen

Die ARD hält in der Mediathek das Dokudrama „Eichmanns Ende“ zu dem Thema bereit (http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/35171…).

Ich kann die Faktenlage nicht bewerten, fand den Film aber recht interessant und verständlich. Vielleicht hilft das?

Grüße
Andreas

Punkt 1: selbst wenn bereits ab 1952 der CIA bekannt war, wo sich Eichmann aufhielt, war das wohl kein Allgemeinwissen. Zum ist bekannt, dass die CIA (und der BND) Naziverbrecher deckten.
bei der Suche nach NS-Verbrechern sollte man auch beachten, dass es zahllose Fehlinformationen gab. Beispielsweise wurde Martin Bormann mehrfach lebend gesehen nach dem Krieg. (Dabei hatte er 1945 Suizid begangen)

Punkt 2: Der Mossad hatte im Vorfeld, während und nach der Suezkrise (die kam ja auch nicht so ganz unerwartet) Ziemlich viel zu tun. Die Sicherheit Israels hatte jedenfalls Vorrang.

Punkt 3: „Nach Offizieller“ Lesart bekam der Mossad irgendwann 1958 genauere Informationen über den Aufenthaltsort.
Damit musste ers mal eine verdeckte Aktion organisert werden, in einem land, dessen Behörden alles andere als Israelfreundlich eingestellt waren. Zugleich musste man wohl die möglichen und erheblichen Diplomatischen Konsequenzen bedenken, die eine Entführung aus einem fremden Land bedeutete. (Argentinien war ja auch über die Sache ziemlich stinkig)
Dann musste der Abtransport von Eichmann organisiert werden, man konnte ihn ja schlecht per Post schicken. El Al hatte damals keinen regulären Flugdienst nach Südamerika.

Punkt 4: Die Sache mit den Judenräten war kaum das exklusive Wissen von A. Eichmann, (und aus rein historischer Sicht waren seine Aussagen auch nur ein Baustein im Mosaik) vermutlich hatte er nur sehr sehr selten Kontakt zu Judenräten (wenn überhaupt), als der Holocaust in Gang gekommen war.
Die ambivalente Rolle der Judenräte war bereits damals bekannt. Zumindest denen, die wissen wollten.
Insofern ist dieses Argument schlichtwegs fehlerhaft.

Es war ja auch nicht so, dass die Fakten im Prozess irgendwie durch die Verteidigung bestritten wurden, (insofern hätte man die umfangreiche Beweisaufnahme auch etwas kürzer gestalten können) sondern die Verteidigung zog sich auf Befehlsnotstand zurück.

Mike

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Hallo,

Zu Punkt 1 und 2 gebe ich Dir Recht. Und wegen dem Kanal hatten die Israelis seit 1952/1953 ja auch ganz schön zu tun!

Punkt 3: „Nach Offizieller“ Lesart

Eben! Denn das die Araber gleich alles lahm legen ist mMn ein vorgeschobenes Argument.
Daher war es ja auch so geschrieben:

na ob den Israelis etwas daran gelegen war, weiss ich nicht.

(Argentinien war ja auch über die Sache ziemlich
stinkig)

Ja, dass waren sie.

Punkt 4: Die Sache mit den Judenräten war kaum das exklusive
Wissen von A. Eichmann,

Es geht mir nicht um sein Wissen.

Darum geht es mir:

Die ambivalente Rolle der Judenräte

Schon 1933 oder 1935 hätte der Gemeindevorstand sich über die Auswanderung der Juden nen Kopf machen müssen. Spätesten aber Juli´38 und vor allem nach dem 9.11.38
Taten sie aber meist nicht.

Dann, als es die Judenräte gab, war es schon zu spät.
Und wer dann Mitglied in den Räten war, dürfte ja wohl zu erahnen sein!
Dass diese Räte auch an der Deportation, ob gewollt oder ungewollt, mit daran beteiligt waren, wird leider heute vergessen.
Auch zu entscheiden wer wo hin geht, oblag ihnen. Wurden 100 Leute zum arbeiten gesucht, suchten sie sie aus.
Beim Abtransport in die KZ´s führten sie ebensolche Listen!
Und ich möchte nicht wissen, wieviele „persönliche Entscheidungen“ dort getroffen wurden!

(insofern hätte man
die umfangreiche Beweisaufnahme auch etwas kürzer gestalten
können)

Da hätte ein Tag Verhandlung genügt, da geb ich Dir Recht!

sondern die Verteidigung zog sich auf Befehlsnotstand
zurück.

Und wieviel der Rätemitglieder taten dies nach dem Krieg, sich auf diesen Notstand zu berufen?
Es getan zu haben, weil sie es ja mussten?

Und wieviele lebten dann nach dem Krieg in Israel und hatten vielleicht auch dort was zu sagen? Ich weiss es nicht!
Auch weiss ich nicht, ob die Suezkrise der wahre Grund des nicht handelns war.

Sicher haben viele Rätemitglieder auch alles erdenkliche unternommen um die eigenen UND die „fremden“ Juden zu schützen. Diesen gilt meine Kritik sicher nicht. Auch nicht allen anderen, die Menschen gerettet haben. Denn es gab zig „Schindlers-Liste“-n.

Mein Kritik bezieht sich auf den Umgang mit dem Krieg insgesamt.
Um 6 Mio Juden zu vernichten, bedarf es wohl mehr als einen Eichmann.
Und dass diese Eichmann´s auch in den eigenen Reihen waren, wird heute meist übergangen!

VG René

Hi
Das bedeutet aber nicht, dass die Israelis (= Israelische Offizielle Stellen) nicht wollten, dass Eichmann vor Gericht gestellt wurde. Sie haben es ja dann auch gemacht. Und zwar ziemlich gründlich.

Die hochgradig ambivalente Rolle der Judenräte beim Holocaust wäre eigentlich einen eigenen Thread wert.
Und dass derartige extreme Drucksituation sowohl das beste als auch das schlechteste im Menschen zutage befördern kann, ist auch klar. Eine generelle Kriminalisierung der Judenräte ist aber nicht haltbar.

Mike

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Guten Abend

Schon 1933 oder 1935 hätte der Gemeindevorstand sich über die
Auswanderung der Juden nen Kopf machen müssen. Spätesten aber
Juli´38 und vor allem nach dem 9.11.38
Taten sie aber meist nicht.

Diese Ausage geht Lichtjahre an der Realität vorbei, denn diese
ist auch in diesem Punkt etwas komplizierter als viele es ahnen.

Spaätestens ab dem ‚Reichsbürgergesetz‘ 1935 lief die Auswanderung
der traditionel in Deutschland lebenden Juden auf Hochtouren. Bis
zum Kriegsausbruch 1939 waren mehr als 3/4 davon emigriert. Nur
war die Gesamtzahl der Juden im Deutschen Reich durch Zuzug von
Juden (vorallem aus Polen und der Sowietunion) stark angestiegen.
Diese waren, welche Ironie der Geschichte, vor Progomen und Ver-
folgung ins ‚fortschrittliche Deutschland‘ geflohen.

Darin liegt auch der Grund, warum die Nazilüge ab 1942 ‚man bringe
diese Juden nach Hause‘, mit der der Öffendlichkeit die Transporte
gerechtfertigt wurden, glaubwürdig war … nur das kaum einer
davon aus Auschwitz und Treblinka stammte, wo die Transporte endeten.

Dass diese Räte auch an der Deportation, ob gewollt oder
ungewollt, mit daran beteiligt waren, wird leider heute
vergessen.

Letztlich landeten praktische alle Mitglieder solcher ‚Judenräte‘
auch in den Gaskammern. Das sich nicht alle immer mit Ruhm bekleckert
haben liegt vorallem in ihrer tragischen Rolle und falls es Einzelne
gab, die vor ihrem Ende eher wie Täter als wie Opfer agierten, so
haben sie dies doch am Ende gesühnt. Ähnlich sehe ich auch die Rolle
von Capos und Hilfsmannschaften in den KZs … sie halfen den Fa-
chist_Innen und waren doch ihre Opfer.

Viele Grüße

Jake

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Hallo,

Das bedeutet aber nicht, dass die Israelis (= Israelische
Offizielle Stellen) nicht wollten, dass Eichmann vor Gericht
gestellt wurde.

Natürlich werden sie „gewollt“ haben. Aber wieso/weshalb/warum es „erst“ so spät erfolgte, wissen wir beide nicht.

Die hochgradig ambivalente Rolle der Judenräte beim Holocaust
wäre eigentlich einen eigenen Thread wert.

Stimmt!

Und dass derartige extreme Drucksituation sowohl das beste als
auch das schlechteste im Menschen zutage befördern kann, ist
auch klar.

Dies wiederum hängt von jedem persönlich ab, wenn er in so einer Situation ist.

Eine generelle Kriminalisierung der Judenräte ist
aber nicht haltbar.

Hab ich in meinem letzten Post auch nicht behauptet! Es gab, wie gesagt viele „Schindlers Liste“-n.

VG René

Ebenfalls Guten Abend,

Schon 1933 oder 1935 hätte der Gemeindevorstand sich über die
Auswanderung der Juden nen Kopf machen müssen. Spätesten aber
Juli´38 und vor allem nach dem 9.11.38
Taten sie aber meist nicht.

Diese Ausage geht Lichtjahre an der Realität vorbei, denn
diese
ist auch in diesem Punkt etwas komplizierter als viele es
ahnen.

Ja, da geb ich Dir Recht, nur mE weder an der Realität vorbei noch Lichtjahre!
http://geschichtsverein-koengen.de/Judenverfolgung.htm
(Andere Quellen sind herzlich willkommen!)

Das 6 Mio Juden nicht aus Deutschland ins Gas wanderten ist schon verständlich? Das auch Transporte und Vernichtung in und aus den besetzten Gebieten erfolgte, ist ja bekannt!

Und der Zuzug aus Polen und der Sowjetunion hatte ja aber AUCH Gründe! (die sicher ein eigenes Thema sind!)

Letztlich landeten praktische alle Mitglieder solcher
‚Judenräte‘ auch in den Gaskammern. Das sich nicht alle immer mit Ruhm bekleckert haben liegt vorallem in ihrer tragischen Rolle und falls es Einzelne gab, die vor ihrem Ende eher wie Täter als wie Opfer agierten, so haben sie dies doch am Ende gesühnt.

Ob schlußendlich alle Mitglieder umgekommen sind oder ob sie am Ende gesühnt haben für ihr Tun, wissen wir beide nicht.
Wir waren nicht dabei!
Nur dass es bei 6 Mio Toten (und hier nur Juden!) es nicht nur eines Obermufti bedarf, leuchtet auch ein.

Ähnlich sehe ich auch die Rolle
von Capos und Hilfsmannschaften in den KZs … sie halfen den
Faschist_Innen und waren doch ihre Opfer.

Meist waren die „Opfer“ erst nach der Befreiung (oder kurz zuvor) mode! (ist aber auch ein anderes Thema, denn die Täter waren da ja wieder in den eigenen Reihen!)

VG René