Eigener Stil?

Hallo,

Kann mir jemand von euch erklären, wie man einen eigenen Stil findet ohne auf andere dagewesene zurückzugreifen, also ohne jemanden zu kopieren? Heutzutage gibt es ja nichts was es nicht gibt. Das Repertoire der Stile scheint ausgeschöpft, alle Regeln sind gebrochen worden; und doch gibt es immer wieder was neues.

Ich male und schlage eigentlich gern, aber bisher versuchte ich immer mich an einer Silrichtung oder -epoche zu orientieren. Aber irgendwie befriedigt das nicht. mein „Persönliches“ steckt zu wenig in den Werken. Neulich bekam ich sogar einen Schock, da ich bei einem Bild merkte, dass mir der Stil in dem ich das Bild malte eigentlich garnicht liegt.

Gruß,
Marcel

Hi Marcel,

ich habe auch mit dem Malen angefangen. Zunächst hatte ich, um mal einen Einstieg zu kriegen, einen Franz-Heigl-Kurs in Landschaftsmalerei mitgemacht; aber das war ja „nur“ kopiert. Seither male ich meine eigenen Bilder - und sieheda: Ich habe eine erkennbare Handschrift, obwohl ich verschiedene Tricks übernommen habe. Vielleicht hältst Du es einfach so: Wähle Dir ein Motiv, mit dem Du etwas anfangen kannst, z. B. stell Dir ein Stillleben zusammen oder nimm Dir ein Foto. Und dann male, was Du siehst - ohne einen Meister nebendran liegen zu haben. Was herauskommt, ist Dein ureigenes Ich. Und das kannst Du üben und verfeinern, so lange Du lustig bist. Und das kann man allenfalls kopieren, aber auf diese Handschrift darfst Du, egal wie sie aussieht, auch wirklich stolz sein.

Liebe Grüße,

Susanne

Prozess
Hallo,

meine eigene (Mal-)Erfahrung hat mir gezeigt, dass die eigene Stilfindung ein Prozess ist, keine Übung, nichts, was man lernen kann, der entwickelt sich im Laufe der Zeit durch kontinuierliches Arbeiten, durchs Dranbleiben, durchs Ausprobieren.

Die Praxis sieht dann vielleicht so aus, dass man sich versch. Stile ansieht, Werke anderer aus Vergangenheit und Gegenwart, in sich selbst horcht, welche Richtung einem überhaupt liegt: abstrakt, figürlich, Landschaftsmalerei, expressionistisch?

Wenn man da in etwa weiß, wo man hin will, kann man diesen Weg weiter ausbauen. Ich finde allerdings das bloße Nachmalen oder Abmalen von schon bestehenden Werken wenig hilfreich.

Das Experimentieren mit Farben, Formen, Materialien führt automatisch zu neuen Ideen, zu neuen Entwicklungen. Irgendwann merkt man selbst, ja, das ist es, was mir gefällt, dahin möchte ich, das will ich verfeinern.

Ich persönlich hab durch best. Maltechniken und außergewöhnliche Materialverbindungen meinen „Stil“ gefunden, den ich so noch bei keinem gesehen hab.

Ich denke also, jede Stilfindung für sich selbst ist ein langer Prozess, ein immerwährendes Arbeiten, sich korrigieren, sich verbessern, … Fein-Nuancen entwickeln …

Chris

Hallo,
also meine Kolleginnen haben das schon ganz gut beschrieben.

Ich glaube daß man das mit dem Mysterium eigener Stil nicht so verkrampft sehen soll. Es hat ja jeder einen eigenen Stil und wenn man noch soviel kopieren möchte, es sieht immer anders aus wie das Original.
Wie schon erwähnt ist es eine Entwicklung die sich in den verschiedenen Arbeiten zeigt die du macht und worauf du mehr und mehr einsteigst, mit Farbe und/oder Form.
Es kann durchaus interessant sein verschiedene Meister zu immitieren in deren Arbeitsstil, um sie irgendwie nachempfinden zu können. Ebenso kannst du einfach was malen oder zeichnen, was aus dir raus kommt ohne Vorlage, vielleicht abstrakt, vielleicht gegenständlich.

Dein Stil ist vielleicht das, was du gerne machst!
LG Patricia

Ich glaube daß man das mit dem Mysterium eigener Stil nicht so
verkrampft sehen soll. Es hat ja jeder einen eigenen Stil und
wenn man noch soviel kopieren möchte, es sieht immer anders
aus wie das Original.

Aber ich male nicht gern etwas, das nicht mein Stil ist. Aber etwas nach einem Stil zu malen den man nicht kennt ist schwer.

Wie schon erwähnt ist es eine Entwicklung die sich in den
verschiedenen Arbeiten zeigt die du macht und worauf du mehr
und mehr einsteigst, mit Farbe und/oder Form.

Ich habe bald alles aufprobiert.

Es kann durchaus interessant sein verschiedene Meister zu
immitieren in deren Arbeitsstil, um sie irgendwie
nachempfinden zu können. Ebenso kannst du einfach was malen
oder zeichnen, was aus dir raus kommt ohne Vorlage, vielleicht
abstrakt, vielleicht gegenständlich.

Da ich mit Kunst „aufgewachsen“ bin (meine Mutter ist Kunstlehrerin) kenne ich so ziemlich alle Stile, alle Epochen, und vieles gefällt mir, und mir gefällt sogar immer mehr. Aber wenn einem Da Vinci, Rubens, Monet, Van Gogh, Dali, Klimt, teilweise sogar Picasso gefällt und gerne so malen würde oder könnte ist es schwer ganz frei davon einen Stil zu entwickeln. Außerdem habe ich irgendwie Angst mich auf etwas einzuschränken, oder letztendlich diesen Hobbykünstlerkitschstil anzunehmen.

Ich habe so viele Ideen, so unterschiedlich in Stil und Art dass ich gar nicht mehr weiß was mir jetzt eigentlich liegt.

Ich glaube das einzige was jetzt hilft:
malen, malen, malen. Und wenn mir was nicht liegt, bleiben lassen!

Trotzdem Dank an alle Antworter!

Gruß,
Marcel

Hey hey hey, komm mal runter. Du machst dir ja richtig Sreß und Erfolgsdruck damit, so klappt das vielleicht nicht.
Jemanden Stil zu kopieren ist natürlich verfremdend und hinterläßt nen komischen Beigeschmack auch wenn’s momentan interessant ist. Sich vorzunehmen ein großer Meister zu werden ist rühmlich, verlangt aber viel viel ab und die Wahrscheinlichkeit ist dennoch gering.
Es ist ja schon der Keimling gesetzt bei dir, zur Entwicklung deines Stil’s, von dem ich langsam glaube, daß sich der sicher sehen lassen kann. Kannst mir ja mal was mailen - würd mich interessieren was du machst!

Sicher sind heute viele Möglichkeiten schon ausgeschöpft, weil man mit allem ausprobieren kann. Stimmt dennoch gibt es Leute, die was Neues kreieren. Das weckt natürlich den Ehrgeiz es gleich zu tun. Aber das muß man halt selber entwerfen. Und dazu hast braucht man auch Geduld. Viele Künstler haben x-Jahre gebraucht um eine neue Technik zu entwerfen (und in den Zeichnungen spiegelt sich trotzdem ihre Handschrift).

Ich denke, beim Zeichnen kannst du deiner Handschrift auf die Spur kommen, wie du zeichnest, was, für welche Dinge du dich interessierst und warum (die Philosophie und Geisteshaltung des Künstlers ist auch wichtig zu betrachten um das Werk besser zu interpretieren).

Ich kenne Künstler, die bereits einen „Namen“ haben und die „ihren eigenen Stil haben“ und dennoch bei genauem Betrachten haben sie viel übernommen von ihren Vorbildern. Sie malen dieses dann auf ihre Weise, weil sie gar nicht anders können außer es abzupaußen.Es waren in der Geschichte oft verschiedene Künstler von einer Stilrichtung geprägt.

Hobbykünstler steigen vielleicht oft nicht so in die Materie ein, daß sie ganz was Neues erschaffen. Das mußt du ja nicht, du kannst das ja noch vertiefen, vielleicht das Malen zu deinem Beruf machen…

Laß dir einfach Zeit mit deiner Entwicklung und mal halt das was du gerne malst anstelle von Übungen, die du wahrscheinlich zu genüge gemacht hast.
LG Patricia
PS: das Malen bitte nicht bleiben lassen, das wär zu schade

Mach den Kopf frei von Theorien!
Hallo,

den Druck, den du dir machst, ist der Kreativitätskiller Nr. 1.
Warum gehst du so verbissen da ran?
Malen ist Freude, nicht ein Muss, ein Ringen mit sich selbst, ein Perfektionismus.

Deinen eigenen Stil finden, ist einfach, wenn du einfach loslegst, und aus dir heraus (!) malst - einfach machen, einfach tun.
Du wirst im Nachhinein (!) dann von Mal zu Mal feststellen
a) was dir überhaupt wirklich liegt
b) wie du das noch ausbauen, vervollkommnen könntest.

Mach dich frei von der Vorstellung, irgendeiner „Epoche“ gerecht werden zu müssen, irgendwas schon Dagewesenem gerecht werden zu müssen - male, was dir Freude macht und mach deinen Kopf völlig frei von den Theorien von Kunstbüchern und Kunstlehrern.

Dein eigener Stil wird sich herauskristallisieren, sobald du aufhörst, nach irgendwelchen hochtrabenden Stilen nachzueifern, die jemand anders mal definiert hat - wer auch immer.

Setz dich hin, male, was dir in den Sinn kommt - völlig unabhängig von Stil, Epoche, Theorien, Lehrbüchern, alten Meistern, whatever.
Wenn dein Kopf beim Malen völlig frei ist von äußeren Einflüssen, von blanker Theorie, dann ergibt sich die Selbstfindung, der eigene Stil, von ganz alleine.

Mess dich nicht an alten Meistern, dein eigener Stil soll sich an dir orientieren und an nichts und niemandem sonst.

Es ist, wie schon gesagt, ein Prozess, der mehr oder weniger lange braucht. Ich setz mich nicht hin und male und sage, Mensch, ich brauch jetzt meinen eigenen Stil. DER ergibt sich von ganze alleine mit der Zeit (!), wenn man einfach mal macht …

Leg den Stress ab und lass dich in deine Farben fallen … der Weg ist das Ziel!

Christina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Chris,

Ich würde sagen, wir haben einfach unterschiedlichste Vorstellungen von Kunst, die weder als falsch noch irgendwie anders zu bewerten sind. Die einen malen. Malen was sie sehen, malen was sie denken, malen wonach sie Lust haben. Die anderen benutzen das malen um sich mit sich, der Welt und der Kunst auseinanderzusetzen.

Beides ist gültig. Beides gefällt mir. Aber da ich selber mich sehr viel mit allem und jedem auseinandersetze, mich viel mit allen möglichen Themen beschäftige gehöre ich eher zum letzteren Typ. Kreativitätskillend ist das sicher nicht. Dadurch habe ich mehr Ideen als je zuvor.

Das Problem ist eher dass ich mich nicht auf ein Gebiet (Landschaftsmalerei, Collage, …) beschränken will aber trotzdem meinem „Stil“ treu bleiben will. Die Frage ist natürlich auch: Hätte ein Impressionist abstrakt gemalt, würde man dessen Stil denn trotzdem noch erkennen?!

Es ist auch nicht so dass ich mir Stress mache oder mich unter Druck setze.

Ich habe viele Richtungen kennengelernt, einige liegen mir überhaupt nicht (z.b. mit Textilien) aber viele liegen mir. Diese sind aber so unterschiedlich (Dekorativ, Landschaftlich, Surrealistisch, Abstrakt)dass ich nicht weiß welche ich umsetzen soll oder welcher „Richtung“ ich folgen soll.

Gruß,
Marcel