Eigener Tod und Brief an die Famile

Hallo , ich bin 35 Jahre alt und beschäftige mich schon seit Jahren mit dem Thema Tod , berufsbedingt weiß ich wie schnell es vorbei sein kann und möchte alles geregelt haben . Patientenverfügung , Vollmachten und Einstellung zum Tod sind der Familie bekannt.
Der schlimmste Gedanke ist meine Familie alleine zu lassen , denn z.B. meine Mutter hat außer mir niemanden. Dieser Gedanke macht mich ziemlich fertig und daher möchte ich ihr etwas auch nach meinem Tod etwas zur Seite stehen und einen Brief schreiben , aber was schreibt man so ? Welche Worte würden Euch Kraft schenken ?
Mir ist klar , dass Trauer ein ganz normaler Prozess ist den ich nicht ändern kann , aber trotzdem möchte ich etwas tun .

Was habt ihr für Ideen ?

Liebe Grüße

Hallo,

mein Vater hat sich nach tödlicher Krebsdiagnose selbst getötet.
Er hat uns damit sicher einen Gefallen getan, denn das Krankenhausdesaster seinerzeit wäre für uns alle und vor allem für Ihn wohl noch viel schlimmer gewesen.
Aber einen Abschiedsbrief hätte ich damals gern gehabt. Das hat angesichts dieses plötzlichen Todes sehr gefehlt.

Andererseits kommt nach dem Tod eines nahestehenden Menschen immer die ganze Gefühlspalette auf den Weg. Schuldgefühle, Wut, Trauer etc.
Ein Brief kann ein wenig, nicht viel.

Würde daher schon Briefe vorschlagen, aber wenn auseichend Zeit ist, schon für jeden einen persönlichen Brief.
So allgemein für alle wird es leicht nichtssagend.

Aber letzlich kommen die Verwandten auch ohne Post klar, sie kennen Dich ja lange genug. Je nach Brief kann das sogar nach hinten los gehen.

Ich würde meinen Kindern (meine Eltern sind eh schon lange tot) im letzten Brief meine Liebe zu ihnen und ihre positive Bedeutung für mein Leben mitteilen und die Verstecke meiner gehorteten Schätze verraten.
Und ein paar hilfreiche Tips zum Umgang mit dem Erbe und für die anfallenden Steuererklärungen (eine kurze Anleitung und z.B. wo die nötigen Papiere zu finden sind) hinzufügen.
Nach dem Tod kommt die Bürokratie, leider.

Gruß, Paran

Hi Lotte,

ich glaube bei dem Thema „was schreibt man“ kann dir keiner helfen, der Inhalt sollte aus dem Herzen kommen…

Das erinnert mich an ein Buch das ich letztens gelesen habe: „Für immer vielleicht“, dort starb die Mutter einer, ich mein, 6-jährigen an einem Krebsleiden. *oh man, hab schon wieder Tränen in den Augen*
Sie hatte ihrer Tochter dann zum ersten Geburtstag ohne sie einen Brief geschrieben. Dieser war dann auch nicht mehr so todtraurig, sondern eher fröhlich gestaltet. So in Richtung: „Schau, du hast es auch ohne mich geschafft, aber ich war auch immer bei dir…“
Ich fand diese Idee ganz schön.
Ich weiß nicht, ob einen Brief direkt nach dem Tod hätt haben wollen, ich würde mich sicherlich zu sehr an diesem Brief festkrallen und ihn hüten wie Gollum seinen Ring…

Aber wie gesagt, ich denke in so einer Sache musst du deinem Herzen folgen.

Grüße,
Tina

…so…jetzt brauch ich erstmal ein Taschentuch…

Hallo lotte,

Der schlimmste Gedanke ist meine Familie alleine zu lassen ,
denn z.B. meine Mutter hat außer mir niemanden. Dieser Gedanke
macht mich ziemlich fertig und daher möchte ich ihr etwas
auch nach meinem Tod etwas zur Seite stehen und einen Brief
schreiben , aber was schreibt man so ? Welche Worte würden
Euch Kraft schenken ?

mich schüttelt es bei dem Gedanken, dass meine Tochter vor mir sterben könnte. Ich weiß ja, dass soetwas passieren kann, aber lieber nicht mit mir.

Was habt ihr für Ideen ?

Ich kann mir fast gar nichts vorstellen, was das Leid einer Mutter wirklich lindert, wenn Kinder vor ihr sterben, vor allem, wenn es das einzige Kind ist.

In diesem hoffentlich nicht eintretenden Fall möchte ich mich am liebsten an diesen Menschen, der mir einer der wichtigsten in meinem Leben war, erinnern. Irgendein Brief könnte da überhaupt nichts bringen.

Gruß, Karin

Hallo,

spontan musste ich da an die kleine Elena denken:
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Krebsk…

Gruß
M.

Hallo Lotte,

darf ich mal nachfragen wieso du dir so mächtig Gedanken darüber
machst was wäre, wenn du vor deiner Mutter sterben solltest? Hast du irgendeine Krankheit die solche Gedanken nahelegen?

Denn falls du gesund sein solltest, - sorry - dann finde ich diese morbiden Gedanken (auch wenn du beruflich mit dem Tod zu tun hast) in deinem Alter doch etwas schräg.

Grüße,
Tinchen

hallo lotte,

für die Mutter fände ich schwierig. Das Einzige, wann ich solch einen Brief sinnvoll fände, wäre wenn du kleine Kinder hast.

Dass sie in einem Brief nochmal erfahren, wie lieb du sie hast, und dass du immer stolz auf sie sein wirst. Ich denke, sowas kann Kindern mit den Jahren Kraft geben.

Aber der Mutter… Ich denke, sie hat im Leben genug erlebt, als dass ein solcher Brief ernsthaft „helfen“ kann.

lg, Dany

Hallo ,
also ich bin nicht krank und bin ein sehr lebensbejahender Mensch und hoffe das ich solange wie möglich gesund und munter bleibe , trotzdem interessiert mich das Thema .
Du findest es schräg, das ich mich damit beschäftige und ich finde es komisch wenn Menschen keinen Gedanken daran verschwenden . Ich muss mich beruflich fast täglich mit den Thema Tod und Sterben (in meiner Altersgruppe ± ) auseinandersetzen und weiß das es jede Altersgruppe treffen kann .
Liebe Grüße

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Toller Beitrag , Danke und Sternchen

Danke für Deinen Beitrag und Deine Meinung :smile:

Hallo ,
vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag und deine Offenheit . Für mich geht es tatsächlich nur um einen Brief der ihr (meiner Mutter ) meine Liebe verdeutlicht und sie stärkt trotzdem weiterzumachen . Sie leidet schon jahrelang an ein Depressionen und ich spreche ihr immer wieder Mut zu ihren eigenen Weg zu gehen ohne mich hätte sie schon oft aufgegeben und das macht mir große Angst . Vielleicht ist der Brief auch eher etwas um meine Nerven zu beruhigen .
Liebe Grüße

Hi duplosche!

Da bin ich nicht deiner Meinung, bzw. würde ich denken, dass es auf die Mutter ankommt. Ich weiß, dass es meiner Mutter viel geben würde, von mir einen solchen Brief zu erhalten, wenn mir irgendwas passieren würde.
Das hilft nicht wirklich über den Verlust hinweg, erweckt aber das Gefühl, wirklich Abschied genommen zu haben. Das sollte man nicht unterschätzen.

Gruß
Dine

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Liebe Lotte!

Viellleicht magst du dir diesen Film mal ansehen:

Die Brücken am Fluss“ mit Meryl Streep und Clint Eastwood.

Der Brief, der dort hinterlassen wurde, hat jedenfalls eine Menge ausgemacht.

Außerdem ist es ein ganz toller Film!

Alles Gute
wünscht dir
SotA

Sehr verwirrend
Hallo,

also ich bin nicht krank und bin ein sehr lebensbejahender
Mensch und hoffe das ich solange wie möglich gesund und
munter bleibe, trotzdem interessiert mich das Thema .

Irgendwie passt es überhaupt nicht zu deinem UP. Dort steht
Patientenverfügung , Vollmachten und Einstellung zum Tod sind der Familie bekannt.
Sehr konkret, nicht nur interessiert. Ein wenig irritierend. In deinem Alter.

Ich muss mich beruflich fast täglich mit den Thema Tod und Sterben (in meiner Altersgruppe ± ) auseinandersetzen und weiß das es jede Altersgruppe treffen kann.

Du kannst es nicht so recht verarbeiten?

Ganz ehrlich, ich befinde ihn auch nicht als „ein Muss“ für dich. Den Abschiedsbrief an deine Mutter.

Du könntest mit ihr auch darüber reden. Über das, was dich so bewegt. Könntest du das tun?

Franz

PS:
meine Mutter hat außer mir niemanden. Dieser Gedanke macht mich ziemlich fertig.
Und umgekehrt?
Du lebst irgendeine Art Kompensationsgeschäft?

Du könntest auch mit anderen darüber reden?!

1 Like

Hallo,

ich finde Du hast sehr gute Antworten bekommen - was glücklicherweise gefehlt hat, waren Beiträge mit Formulierungshilfen und Themenvorschläge.

Ich persönlich lehne so ein Vorhaben ab. Wenn man Kinder hat macht es vielleicht Sinn, denn sie können den Brief auch später lesen, wenn sie erwachsen oder reifer geworden sind. Bei Kindern funktioniert das Gedächtnis viel selektiver als beim Erwachsenen und so kann man vieles erklären.

Mit der Mutter kann man aber zu Lebzeiten auf „Geisteshöhe“ kommunizieren. Du kannst ihr jetzt sagen, was Du in Deinem Brief schreiben wolltest und das Schöne daran ist, dass Du so auch noch eine Antwort bekommen kannst.

Viele Grüße

Hallo

Ich muss mich beruflich fast täglich mit den Thema Tod und Sterben (in meiner Altersgruppe ± ) auseinandersetzen und weiß das es jede Altersgruppe treffen kann .

Das stimmt natürlich, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man das 60ste Lebenjahr erreicht, ist doch um ein vielfaches höher, als dass man es nicht erreicht - zumindestens wenn man nicht krankheitsmäßig erblich vorbelastet ist oder einen besonders riskanten Lebensstil pflegt.

Ich finde auch, dass man einen solchen Brief entweder andauernd aktualisieren müsste, oder er würde ggf. gar nicht mehr passen, wenn einem tatsächlich vielleicht in 5 Jahren etwas zustoßen sollte.

Ich glaube auch, dass du besser mit deiner Mutter direkt darüber sprechen und nicht einen prophylaktischen Brief schreiben solltest.

Viele Grüße

Texterin-Feedback
Hallo lotte,

leider weiß ich auch aus persönlicher Erfahrung, dass Kinder vor ihren Eltern sterben können.

Ich finde die Idee mit deinem Brief prinzipiell nicht schlecht, wenn du dir sicher bist, dass er deiner Mutter Kraft schenken kann. Allerdings würde ich mich selbst als Texterin mit einem Hang zu solchen Themen mit dieser Aufgabe schwertun, denn die Worte müssten allgemein genug sein, um jede mögliche Todesart „abzudecken“, und gleichzeitig detailliert genug, um deiner Mutter in ihrer individuellen Situation Trost zu spenden.

Vielleicht, da stimme ich den anderen zu, solltest du tatsächlich erst einmal in einem konkreten Gespräch oder auch anhand eines Beispiels, das man irgendwo gelesen oder gehört hat, fragen, wie sie es finden würde, wenn sie dich überleben müsste. Wäre sie traurig, dass du keine Kinder hättest? Oder dass von dir nichts bleibt? Oder sind ihr solche Gedanken fern? Der oben betroffene Vater sagte z.B. oft „das ist nicht fair“.

Natürlich mögen nicht alle Menschen Gespräche über den Tod, das weißt du sicher aus deinem Beruf, aber ich würd’s versuchen. Durch solche Gespräche erfährt man viel über den anderen und seine Vorstellungen, und dann fällt es vielleicht leichter, die passenden Inhalte und Formulierungen zu finden.

Viele Grüße
sgw