Eigenheimzulage -> Dominoeffekt?

Hallo,

so will hier auch mal was loswerden. Ich hoffe, ich sehe das falsch.

Die berümt/berüchtige Eigenheimzulag soll wegfallen. Da ich Maurermeister bin habe ich seit vielen Jahren Kontakt zu Kalkulatoren der verschiedensten Baufirmen.
Aus diesem Grund weiß ich, daß auf dem Bau seit Jahren beim Kalkulieren in die eigene Tasche gelogen wird. Da werden keine Kosten für den Kran oder den LKW einkalkuliert (müssen wir beim nächsten Bau wieder reinholen :smile: ) und ein Preis festgelegt. Um dann den Auftrag doch noch zu bekommen gibt auf diesen Preis noch einen Rabatt von 3 oder 5% und macht die Augen zu. Dann wartet man noch viele viele Monate auf sein Geld (der Staat ist da übrigens am schlimmsten weil Pleite). Das geht so seit vielen Jahren.
Und jetzt streichen die die Eigenheimzulage. D.h. noch weniger Aufträge.
Naja da kommt einiges auf uns zu. Wenn das in anderen Branchen auch so ist…

Stefan

Hi,

Dann wartet man noch viele viele Monate auf sein
Geld (der Staat ist da übrigens am schlimmsten weil Pleite).
Das geht so seit vielen Jahren.
Und jetzt streichen die die Eigenheimzulage. D.h. noch weniger
Aufträge.
Naja da kommt einiges auf uns zu. Wenn das in anderen Branchen
auch so ist…

Da kann ich dich beruhigen, in den anderen Branchen sieht es nur unwesentlich besser aus. Dass sich daran etwas ändert bezweifle ichj allerdings, weil die hiesigen Demagogen immernoch die wundervolle Selbstheilung der Marktkräfte und das allerallerbeste Wirtschaftssystem, freie Marktwirtschaft, als das einzig wahre predigen und es genügend Deppen gibt, die das unüberlegt nachplappern.
Ich wette mit dir, dass es spätestens am Ende des nächsten Jahres für die Staatsfinanzen arg böse aussieht. Das DIW brachte heute heraus, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt im Jahre 2005 erst wieder erholen wird. Vermutlich haben die schon eingeplant, dass bis dahin der bürgerliche Kommunismus a la DDR wieder eingeführt wird, oder sowas.

Gruß
Frank

Hallo Stefan,

Und jetzt streichen die die Eigenheimzulage. D.h. noch weniger
Aufträge.
Naja da kommt einiges auf uns zu. Wenn das in anderen Branchen
auch so ist…

Und der Dominoeffekt geht auch beim Staat (Kommunen) weiter. Wer nicht baut, zahlt keine Grunderwerbssteuer und all die Gebühren rund ums Bauen. Und der Staat nimmt auch keine Mehrwertsteuer ein.
Ich bin mir nicht sicher, ob da tatsächlich mal einer die Ausfälle gegen die staatliche Investition „Eigenheimzulage“ gerechnet hat.

Gruß RaRo

Hallo,

mE hat die Eigenheimzulage nur einen „Mitnahmeeffekt“. Wer die benötigt, um zu bauen, sollte es eigentlich lassen.
Hinzu kommt, dass sie häufig von „windigen“ Baufirmen und Finanzmaklern zum Schönrechnen der Belastung benutzt wird („Bauen für nur 600 EUR/Monat“).

Gruß
HaWeThie

Hi!

Die berümt/berüchtige Eigenheimzulag soll wegfallen. Da ich
Maurermeister bin habe ich seit vielen Jahren Kontakt zu
Kalkulatoren der verschiedensten Baufirmen.

[…]

Und jetzt streichen die die Eigenheimzulage. D.h. noch weniger
Aufträge.
Naja da kommt einiges auf uns zu. Wenn das in anderen Branchen
auch so ist…

Merkwürdig!
Der Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter [ja, mein ganz spezieller Freund!], hat die deutsche Bevölkerung ohnehin in zwei Gruppen eingeteilt und dabei festgestellt, dass die Eigenheimzulage problemlos abgeschafft werden kann:

Jenen, die weniger als 70.000 Euro im Jahr verdienen (das sind immerhin über 5.800 Euro brutto im Monat - also ehemals 11.400 DM), sollte das Hausbauen untersagt werden. Mit 11.400 DM (bzw. 5.800 Euro) im Monat kann man nach Meinung der Deutschen Bank keinen Hausbau finanzieren. Mit 11.400 DM im Monat kommt man so gerade mit seiner Mietwohnung über die Runden. Also ist für diese Bevölkerungsgruppe eine Eigenheimzulage gar nicht notwendig.

Und jene, die mehr als 70.000 Euro im Jahr verdienen, haben nach Meinung der Deutschen Bank so viel Geld, dass sie die Eigenheimzulage gar nicht brauchen. Also kann auch hier die Eigenheimzulage wegfallen.

So einfach stellt sich die Welt für die Deutsche Bank dar.

Nach Ansicht von Norbert Walter habe ich finanziellen Selbstmord begangen. Denn ich verdiene brutto deutlich weniger als die genannten 5.800 Euro im Monat (um genau zu sein: ich liege etwa 30% drunter). Trotzdem habe ich mir vor vier Jahren ein Haus gekauft - für damals 470.000 DM (umgerechnet etwa 240.000 Euro). Und merkwürdigerweise kann ich im nächsten Jahr nach 5 Jahren Kreditfinanzierung alle Hypotheken vollständig ablösen.

Was, lieber Herr Walter, habe ich nach Meinung der Deutschen Bank falsch gemacht? Fehlt mir vielleicht die notwendige Deutsche-Bank-Arroganz, dass ich mich erdreisten konnte, mein Haus mit weniger Einkommen als notwendig zu finanzieren?

Grüße
Heinrich

[Quelle der Walter-Aussagen u.a.: http://www.hr-online.de/fs/mex/20030626_pendler.html )

Hallo,

Nach Ansicht von Norbert Walter habe ich finanziellen
Selbstmord begangen. Denn ich verdiene brutto deutlich weniger
als die genannten 5.800 Euro im Monat (um genau zu sein: ich
liege etwa 30% drunter). Trotzdem habe ich mir vor vier Jahren
ein Haus gekauft - für damals 470.000 DM (umgerechnet etwa
240.000 Euro). Und merkwürdigerweise kann ich im nächsten Jahr
nach 5 Jahren Kreditfinanzierung alle Hypotheken vollständig
ablösen.

soso, dann hat also Deinereiner monatlich 4.600 Euro getilgt und Zinsen bezahlt. Faszinierend. Es kann natürlich auch sein, daß die Kreditfinanzierung etwas geringer ausgefallen ist oder Du über Zusatzeinkünfte verfügst.

Geht man nur von Deinem Einkommen aus, hast Du nach meinen Berechnungen max. 150000 Euro Kredit aufgenommen, was normalerweise nicht mal für die kleinste Hütte auf dem Land reicht. Insofern hast Du durch Deine persönliche Lebenssituation die Rechnung von N.W. keineswegs widerlegt.

Gruß,
Christian

Geht man nur von Deinem Einkommen aus, hast Du nach meinen
Berechnungen max. 150000 Euro Kredit aufgenommen, was
normalerweise nicht mal für die kleinste Hütte auf dem Land
reicht. Insofern hast Du durch Deine persönliche
Lebenssituation die Rechnung von N.W. keineswegs widerlegt.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

doch, auf dem Land bekommt man für 150.000 Euro ne Menge. vor zwei Jahren wurde in einem Nachbardorf meiner Eltern z. B. ein Bungalow mit 120 qm Wohnfläche, Garage und 800 qm Grundstück für damals 180.000,- DM versteigert. Natürlich sind es dann 10 km zum nächsten Bäcker, von Supermärkten oder sogar großer Kultur mal ganz abgesehen. Das ist einer der Gründe, warum dort fast jedes jungverheiratete Paar ganz traditionell ein Haus baut oder kauft.

Gruß

ALex (der dort nicht mehr lebt)

Hi,

glücklicherweise fängt die Stimmung im Land gegenüber den unsäglichen Subventionen zu kippen. Obwohl ich mehr als Zweifle, daß sie wirklich sinken.
Selbst der wohl eher nicht des Neoliberalismus verdächtige Spiegel schriebt:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,255984,00.html

Herzliche Grüße,

Max

Hi!

soso, dann hat also Deinereiner monatlich 4.600 Euro getilgt
und Zinsen bezahlt. Faszinierend. Es kann natürlich auch sein,
daß die Kreditfinanzierung etwas geringer ausgefallen ist oder
Du über Zusatzeinkünfte verfügst.

Geht man nur von Deinem Einkommen aus, hast Du nach meinen
Berechnungen max. 150000 Euro Kredit aufgenommen, was
normalerweise nicht mal für die kleinste Hütte auf dem Land
reicht. Insofern hast Du durch Deine persönliche
Lebenssituation die Rechnung von N.W. keineswegs widerlegt.

Ich muß kichern, wenn ich das lese.

Nur zur Info:
Ich habe seit Beginn meines Berufslebens 1980 mein Geld gut zusammengehalten (und es war damals deutlich weniger als heute). 1986 habe ich angefangen, konsequent zu sparen (bei einem Anfangskontostand von 60.000 DM) und das Geld in hochverzinsliche Anleihen angelegt (7,5 bis 9 % Rendite Langläufer - Ende der 80er / Anfang der 90er gab es satt Zinsen). Und das bei einem Jahreseinkommen, das deutlich unter der Grenze des Herrn Walter lag. So konnte ich Monat für Monat etwa 1000 DM zur Seite packen, später 500 Euro. Macht durch Sparen bis Kauftermin 90.000 Euro plus 30.000 Euro Startkapital, dazu die Zinsen. Das Resultat war, dass ich 1999 mehr 180.000 Euronen zusammen hatte. Der Rest war eine Hypothek von 75.000 Euro - und die könnte ich jetzt schon ablösen.

Nun ja, ich gehöre nicht zu den Spinnern, die sich alle drei Jahre einen neuen Benz kaufen müssen, oder so einen Protz-Off-Roader. Ich bin in der ganzen Zeit einen Kleinwagen gefahren, der 1990 weniger als 20.000 DM gekostet hat. Ich zünde auch keine Geldscheine in Form von Zigaretten an. Und dreiwöchige Urlaubsreisen in ferne Länder habe ich mir nur alle zwei Jahre geleistet. Dafür habe ich aber konsequent auf ein Ziel hingearbeitet und - kaum zu glauben - es erreicht! Ganz entgegen den Erwartungen des Deutsche-Bank-Chefvolkswirtes.

Nun darfst du fasziniert sein! :wink:

Grüße
Heinrich

Hallo,

Nun darfst du fasziniert sein! :wink:

ich bin nicht fasziniert, denn das ist nichts außergewöhnliches, sondern sollte vielmehr auch die Regel sein. Das ist es auch nicht, was Walter gemeint hat (leider fehlt der Rest des Interviews). Walter meinte nicht diejenigen, die mit angemessenem Beitrag an (erspartem) Eigenkapital bauen, sondern die, die nur aus dem nackten Einkommen heraus (am besten noch ganz ohne Eeigenkapital,; derartige Anfragen finden sich auch in diesem Forum immer wieder) einen Hauskauf darstellen wollen und dazu die EHZ brauchen. In der Tat ist es nämlich dann so, daß ein Einkommen der genannten Höhe nicht ausreicht. Insofern ist die EHZ überflüssig wie ein Kropf, denn sie kostet einen Haufen Geld (Auszahlung und Verwaltung) und verleitet Menschen dazu, sich bis an die Halskrause zu verschulden und damit letztlich alles zu verlieren.

Der ganze Wohnungsmarkt ist staatlich reguliert bis zum Atemstillstand. Eine Vielzahl steuerlicher, verwaltungstechnischer und anderer Eingriffe des Staates wirken wenig zielführend und teilweise direkt kontraproduktiv. Mietobergrenzuen, Mieterschutz, Wohngeld, sozialer Wohnungsbau, Steuervergünstigungen bei gleichzeitiger Einschränkung der Verrechnungsmöglichkeiten von Verlusten und nicht zuletzt die EHZ als weitere steuerliche Maßnahme.

Dummerweise leisten sich Topbanker in Deutschland immer wieder mal Sprüche, die zwar sachlich richtig aber im Hinblick auf ihre Außenwirkung ungeschickt sind (man denke nur an die Peanutsgeschichte). Daraus auf sachliche Unrichtigkeit zu schließen, ist vollkommen daneben. Vielmehr hätte ein Volkswirt vom Schlage Walters als Berater der Bundesregierung möglicherweise einigen Schaden vom deutschen Volke abwenden können. Das ist zwar eigentlich auch Aufgabe der Regierung (siehe Amtseid), nur fehlt es den Leuten dort an Kompetenz, was angesichts ihrer Herkunft auch nicht weiter überraschend ist. Nur findet sich halt kein besserer, wie es scheint, der sich mit dem Irrenhaus herumärgern will.

Gruß,
Christian

Na da hab ich ja eine Diskussion angefangen

)

Stefan

Das DIW brachte heute heraus, :dass sich die Situation am :Arbeitsmarkt im Jahre 2005 :erst wieder erholen wird.

Hallo Frank,

solche Prognosen mögen politisch motiviertem Zweckoptimismus entspringen, rein sachlich ist solche Wahrsagerei der pure Unfug.

Wenn wir in einer Reihe von Schlüsseltechnologien den ganz großen Durchbruch geschafft hätten und überall im Lande wären schon hunderte Fabriken im Bau, die demnächst mit bisher unbekannten Produkten den Weltmarkt überschwemmen, gäbe es eine Basis für Wachstum des Wachstums des Wachstums… . Jeder sieht und weiß, daß dem nicht so ist. Außerdem kann jeder sehen, daß es Veränderungen nur im Schneckentempo gibt, daß alles auf den kleinsten Nenner gebracht wird, der möglichst viel beim Alten läßt.

Gerade bejubelt die Landesregierung in Schwerin die per Vermittlungsausschuß auf die lange Bank geschobene Lockerung des Meisterzwangs für Dekorateure, Fußbodenleger, Maler & Co. . Das Land meint, sich die bundesweit fetteste Verwaltung leisten und die meisten Büroklammern beschäftigen zu müssen. Dafür kann man Deregulierung ganz und gar nicht gebrauchen. Weil sich nichts Entscheidendes ändert, wird sich auch an der Arbeitslosigkeit mit all ihren Folgeerscheinungen nichts ändern.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

solche Prognosen mögen politisch motiviertem Zweckoptimismus
entspringen, rein sachlich ist solche Wahrsagerei der pure
Unfug.

Tja, was wir erleben ist wohl tatsächlich der Todeskampf eines nicht weiter existenzfähigen Staatssystems. Der Irakkrieg machte das ja deutlich.
Aber selbst wenn dieses Gesellschaftssystem nicht endlich pleite geht, hat es sich spätestens in hundert Jahren erledigt, wenn der letzte Rentner gestorben ist. Bei einer Geburtenrate von 0,8 Kindern pro Frau, Tendenz sinkend, dürfte das in etwa der Endpunkt sein.
Das macht aber nichts, unsere Kinder bekommen davon eh nicht viel mit, weil sie verblöden und zusätzlich verblödet werden. Das klappt ja sogar bei Erwachsenen, wie du hier siehst. Ich bin echt mal gespannt, ob man es schafft, den Leidensdruck dermassen zu erhöhen, dass die Leute wieder selbst beginnen zu denken.
Ein paar Firmen sind schnell platt gemacht. Der Aufbau einer Wirtschaft dauert unter günstigen Bedingungen aber locker zehn Jahre. Unser letztes Projekt sieben Jahre, dank der Bürokratie.

Gruß
Frank