Liebe/-r Experte/-in, - hier schreibt die Oma.
Es ist natürlich das alte Lied. Außerhäusig ist der Knabe, 6 Jahre alt, ein Musterknabe. Alle sind des Lobes voll. Zu Hause folgt nach jeder Bitte um Anziehen, etwas leiser sein, zum Essen kommen, waschen, für die Schule üben (Mathe - leider leichte Form der Dyskalkulie) und so weiter ein jammerndes Heulen, ingnorieren, einfach taub stellen, - oder alles zusammen. Oft liegen da die Nerven der Eltern blank. Leider ist der Vater des öfteren nicht anwesend (Montage) und das Verhältnis zum Sohn nicht das Engste (es gibt noch eine 2jährige clevere, dickköpfige und sich ebenfalls mit Wutgeschrei durch setzende Enkelin, die sich übrigens immer treu bleibt). Herr im Himmel, - wie kommt man da auf friedliche Weise über die Runden? Spezielle Frage: Wie macht man dem Knaben klar, dass sein überangepasstes Verhalten außerhalb der Wohnung, sein fast devotes Befolgen von Regeln, das Bestreben, der Liebling aller sein zu wollen - nicht gut für Ihn ist? Dass man im Leben da draußen eine eigene Persönlichkeit entwickeln muss um im Endeffekt anerkannt und respektiert zu werden? Und dass das gegenteilige Verhalten zu Hause ihn um etwas Wichtiges bringt - dauerhaft ein friedlich-fröhlich-freundliches-entspanntes Verhältnis mit dem Rest der Familie zu haben. Und nicht nur genervte Eltern. Na ja, usw.
Vielleicht hat ja irgend Jemand einen Tipp??
Gruß und Dank im Voraus - Piri K.
Liebe Piri, vorab erstmal eins: toll wie Sie sich als Oma um den Kurzen kümmern!!! Ich bin Mutter von 12-jährigen Zwillings-Kerlchen und kann in gewisser Weise sehr gut nachvollziehen, was gerade bei Ihnen so abläuft. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass das Verhalten in gewisser Weise altersgerecht ist. Aber ein kleines Problem lese ich aus Ihren Zeilen. ‚Draussen‘ bekommt der junge Mann Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung (durch das erwähnte Lob). Wahrscheinlich muss er sich aufgrund der kleinen Schwester dies alles auf seine Art und Weise daheim erkämpfen. Und er sieht einfach nur den einen Weg: auffallen um jeden Preis - und das möglichst heftig und laut (soll ja auch jeder mitbekommen). Auch mein Mann war in den ersten Jahren in der Woche nicht daheim und es war echt eine grosse Herausforderung, beiden Kurzen gerecht zu werden. Veilleicht sollten Sie die kleine Schwester mal kurzzeitig anderweitig ‚parken‘ und Ihrem Enkelsohn - zusammen mit der Mama - 100% Aufmerksamkeit schenken? Aber in einem kann ich Sie wirklich beruhigen, all dieses Verhalten ist eigentlich typisch für dieses Alter (der eine lebt es heftiger als der andere aus)und lässt mit der Zeit nach. Nur eins ist ganz wichtig, auch wenn man stinksauer vor Wut ist, immer den Kindern das GEfühl geben, sie werden trotz ihres zum Wahnsinn bringenden Verhaltens von Herzen geliebt. Ich hoffe ich konnte ein ganz kleines bisschen weiterhelfen und wünsche Ihnen gutes Gelingen. Liebe Grüsse, Sandra
Liebe Oma,
als Mutter einer 14Jährigen bin ich zwar kein ausgesprochener Experte in Erziehungsfragen, kann aber aus einiger Erfahrung vielleicht doch ein wenig helfen:
Fakt ist, dass ein Kind nicht zwei Wesen hat, sondern lediglich je nach Umfeld, verschiedene Verhaltensmuster aufweist. Laut Beschreibung der Familiensituation gibt es ja noch ein jüngeres Schwesterchen, was dazu führen kann, dass der Ältere vermehrt die ihm früher zuteil gewordene ungeteilte Aufmerksamkeit innerhalb der Familie wieder ein Stück weit für sich zurück zu erobern versucht. Da positives Verhalten naturgemäß weniger Beachtung findet als negatives kann es sein, dass der Junge einfach nur herausgefunden hat, wie ihm die meiste Aufmerksamkeit zuteil wird: nämlich indem er sich wie von Ihnen beschrieben aufführt. Dass er eigentlich weiß, wie man sich benimmt, beweist er ja durch sein Verhalten außer Haus. Und das ist doch schon mal beruhigend. Wie schlimm wäre es, wenn er woanders auch so unleidlich wäre. Damit zu meinem eigentlich Punkt: der Junge ist, wie sie selbst schreiben, 6 Jahre alt. Ein kleines Kind. So einem kleinen Kind etwas klar machen zu wollen, zumal noch etwas so Weitreichendes erscheint mir doch ein sehr hoher Anspruch an so einen kleinen Menschen. Warum soll sein, wie Sie schreiben, angepasstes, fast schon devotes Verhalten außer Haus nicht gut für ihn sein? Sicher wird er doch von allen positiv gesehen und gut aufgenommen? Also ist es doch gut für ihn. Die Beschreibung seiner Person klingt aber durch die gesamten Zeilen sehr negativ. Kann es sein, dass er den Erwachsenen innerhalb Ihrer Familie ein wenig unbequem geworden ist, seit das kleinere Geschwisterchen da ist und er sich doch ziemlich behaupten muss? Ich würde empfehlen, dem Kleinen mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ihn positiv zu bestärken. Dass sich eine 2Jährige treu bleibt, ist normal in dem Alter. So kleine Menschen können noch nicht differenzieren und bewegen sich ganz natürlich. Dass aber auch sie mit Wutgeschrei agiert, lässt auf erhebliche Schwierigkeiten innerhalb der Familie schließen, weshalb es gar nicht schlecht wäre, wenn die Erwachsenen professionelle Hilfe von außen, z.B. eine Erziehungsberatung, aufsuchen. Und bitte nie aus den Augen zu verlieren: der Kleine ist das Kind und wir Großen sind die Erwachsenen. Wenn wir möchten, dass sich etwas ändert, müssen wir etwas unternehmen und können das nicht von einem Kind erwarten.
LG und viel Erfolg Velynylev
Hallo,
bitte verzeihen Sie die späte Antwort.Viles ließe sich zu dem Thema sagen.
Empfehlen kann ich die Bücher von Steve Biddulph:
„Das Geheimnis glücklicher Kinder“ und „Jungen! Wie sie glücklich heranwachsen“ Da Jungen bis zum 10. LEbensjahr fast ausschliesslich von Frauen erzogen werden, ist es für sie schwierig, sie zu orientieren. Sie bekommen Leitbilder aus der weiblichen Sicht. Wichtig finde ich, sich einzufühlen, WARUM ein Mensch dieses Verhalten an den Tag legt.
Da ich Sie und Ihre Familie nicht so gut kenne, möchte ich nicht tiefer gehen, vielleicht sagen Ihnen ja die Bücher zu. Lieben ,annehmen, Mut zur Konsequenz, akzeptieren, dass ein Weg sich unsicher anfühlt, offene Arme. Das sind einige Stichpunkte, die mir einfalen. Wenn sie Interesse haben, kann ich einzelne Punkte näher erläutern, wenn SIe mir noch einmal Schreiben wollen. Wenn es nicht Ihr Weg ist, hoffe ich, dass Sie einen guten finden. Alles Gute, viel Glück und Erfolg!
Hallo Piri,
erst mal Entschuldigung, dass ich mich so spät melde, allerdings war ich in den letzten Wochen weltweit unterwegs.
Also zu Ihrer Anfrage: So viel vorneweg, ich kann Ihnen hier keine Anweisungen geben, wie Sie mit den beiden Kindern - und letztlich geht es ja wohl um beide - umgehen sollen. So, wie Sie es im Text geschrieben haben und wie Sie sich ausgedrück haben wird auf jeden Fall viel zu viel von den beiden verlangt. Sie meinen offensichtlich, dass dass Ihr Enkel bereits ein voll ausgewachsener Erwachsener sein soll. Er ist aber ein Kind und möchte auch so behandelt werden. Lassen Sie ihm Zeit ein Kind zu sein.
Eine Erziehungsberatungsstelle, welche sicherlich auch in Ihrer Nähe ist, könnte Ihnen dabei am allerbesten helfen. Diese betrachtet auch Ihr eigenes Verhalten den Kindern gegenüber. Das heisst, auch Sie müssen zeigen, wie Sie mit den Kindern umgehen.
Da das Problem welches Sie mit Ihrem Enkel haben wohl eher an Ihnen oder gegebenenfalls auch an seiner Mutter liegt, ist das der beste Weg, den Sie einschlagen können um eine Verbesserung im Verhalten zu erreichen.
Bitte verstehen Sie mich richtig und fassen Sie das Problem, welches Sie mit Ihren Enkeln haben positiv an und lassen Sie sich von professioneller Stelle helfen.