Ein Novembertag

Ein Novembertag, nämlich heute 13.11.2001

Der Tag fing ganz normal an, 7:15 aufstehen, frühstücken und manchmal wie verloren aus dem Fenster schauen, die Landschaft betrachten, runter ins Dorf sehen, die Bäume vom Wald anschauen…überlegen auf welche Weiden die Pferde kommen, ob überhaupt…wie immer halt.

Doch heute war es anders, es schneite…ein richtiges Sauwetter sagt man bei uns.

Ganz in Gedanken dachte ich an frühere Zeiten… rein ins Auto, hunderte von km zum Kundenbesuch fahren auch bei diesem Wetter und immer nach der Uhr. Es gibt das nicht mehr…von heute auf morgen. Warum???.. Der Supergau ist eingetreten.

Nie krank gewesen…nie einen Arzt gebraucht, ja fast nie… brauchte auch manchmal den gelben Urlaubsschein.
Nun nur noch bei Ärzten gewesen, niemand sagte so recht was, immer mehr Untersuchungen.
Dann eines Tages kam der Anruf vom internisten, bitte kommen es ist dringend…kann nicht sein keine Zeit, Kundenbesuche, Umzug… muss erst meine Termine abarbeiten.

Nach 14 Tagen dann die Offenlegung der Probleme, Herz macht nicht mehr so richtig mit und die Nieren auch nicht.
Das war der Schock, man hörte ja soviel wie es anderen nach Herzoperationen ging, und nun selber.

Operation und alles danach nicht schlimm gewesen.

Der eine Satz in dem Einwilligungsbogen, den man vor der OP unterschreiben muss machte mich sehr, sehr nachdenklich…

…Diese Operation kann mit dem Tod enden…

Nicht schlimm für mich…merkst ja nichts davon.
Du hast aber Familie, für die schlimm…trotzdem, unterschreiben und durch.

Eigentlich kann dir ja nichts passieren…scharfe Seeminen in den 60er geräumt…drei schwere Unfälle unverletzt überstanden…nicht auf dem Oktoberfest gewesen als die Bombe hochging…noch nie vom Pferd gefallen…mir kann nichts geschehen!!

Ich hab alles gut überstanden, alles bestens.

Der Vertrauensarzt der Krankenkasse schrieb eine Gutachten, ich wäre gesund…nehm nur 6 Sorten Tabletten. Die Kündigung des Arbeitgebers kam zur gleichen Zeit.

Habe ein Jahr gebraucht bis ich mein Leben so richtig in den Griff bekommen habe.

Heute hab ich weniger „Freizeit???“ als ich noch reglmässig in die Arbeit ging.

Wie ging es Euch nach solch schweren Eingriffen in Eurem Leben?
Will nur mal allgemein hören wie es anderen erging.

Der fragende Gerd

PS: wollte gerade direkt abschicken anklicken, legt mir meine Frau einen Brief vom Arbeitsamt vor…

…ich möchte über Ihr Bewerberangebot bzw. Ihre berufliche Situation sprechen…

Bin jung (57 Jahre) und für alles zu haben…mach bloss keine blödsinnigen Sachen, wie hunderte von Bewerbungen schreiben!!

Es schneit immer noch

hallo Gerd :smile:,

Wie ging es Euch nach solch schweren Eingriffen in Eurem
Leben?
Will nur mal allgemein hören wie es anderen erging.

Zuerst bescheissen !!!
ich bin 53 Jahre alt, glücklich verheiratet, 2 erwachsene Kinder ausser Haus, wir wohnen mitten im Wald und ich habe einen Beruf, der mich total ausfüllt und mir immer noch, nach so vielen Jahren, viel Freude macht. Ich bin selbständige, freischaffende Künstlerin und Töpfermeisterin. Und am 28. Februar in diesem Jahr die Diagnose : Brustkrebs !

Dann ging es sehr schnell, 1 Woche später OP und nun gerade alle Therapien überstanden. Heute war Abschlussuntersuchung und erst einmal ist alles OK, ich bin froh !! Ausserdem ist morgen mein 12ter Hochzeitstag :smile:

Und was ich noch so getan habe ?? Alles, was mir im Leben Stress bereitet hat, versucht auszuräumen, und ich glaube, ich habs ganz gut, mit Hilfe meines Mannes, geschafft! Ich lasse mich nicht mehr von meinen Kunden hetzen, meine Gesundheit, mein Leben mit meinem Mann, ist das allerwichtigste geworden für mich.

Lieber, unbekannter Gerd, geniesse Dein Leben, denke daran, wir haben nur diese eine !

In diesem Sinne viele Grüsse Meike

es gibt immer Licht am Ende des Tunnels !!

Wie ging es Euch nach solch schweren Eingriffen in Eurem
Leben?
Will nur mal allgemein hören wie es anderen erging.

März 1984 - ich 42 Jahre jung und der Arzt stellt fest: Junge (!!) du hast Darmkrebs und wennste nicht schnellstens einer Operation zustimmst, hast du noch eine Lebenserwartung von unter einem Jahr.

Das war ein Freitag - und die Welt ging für mich unter, denn ich war in deiner Situation, d.h. vorher nie krank gewesen.

Am Samstag Morgen war die Welt noch immer ganz untergegangen, als ich mit meiner Frau und unserem Sohn beim Frühstück sass. Ich genoss so richtig mein Selbstmitleid, als meine Frau plötzlich in Tränen ausbrach und sagte: Ich wollte, ich wäre tot.

Und das war’s ! Sch…, sagte ich zu mir selber, was kann dir denn noch passieren, jetzt musst du ganz schnell gesund werden.

Also weg mit dem Selbstmitleid und positiv denken.

Das fiel mir im Grunde genommen recht leicht, denn ich bin ein positiv denkender Mensch, das Glas ist immer halbvoll, und so habe ich das auch gesehen. Was konnte ich denn gegen den Krebs tun ? den hatte ich ja ! also muss ich mir überlegen, wie ich dieses Problem schnellstens aus der Welt schaffe - also positiv denken.

Na ja, und heute, über 17 Jahre nach dem Eingriff und anschliessender Strahlentherapie habe ich mit meiner Frau dieses Jahr unseren 35. Hochzeitstag gefeiert und geniesse zusammen mit ihr unser Leben.

Ich habe nur ein Glück gehabt - ich habe meine Arbeit nicht verloren, auch wenn ich jetzt schwerbehindert bin, so bin ich doch noch immer voll im Einsatz - und das hat sicherlich auch bei der Genesung geholfen.

Andererseits darf ich aber auch nicht nur 'rumsitzen und hoffen, dass irgendetwas für mich passiert, nein, ich muss es schon selber tun.

Deshalb ist mir dein Nachsatz nicht so ganz erklärlich, denn das lese ich so, als ob du der Welt die Schuld gibst, dass du erkrankt bist - und jetzt soll man auf dich zukommen, du gehst nicht. Das finde ich sehr negativ, denn dann kommst du nur ins Grübeln und irgendwann baust du völlig ab. Und ist das der Sinn deines Lebens - und im Sinne deiner dich anscheinend sehr liebenden Frau ???

ein doch recht nachdenklicher (aber immer noch positiv denkender)

ye olde

Hallo,
also das wollte ich nicht so verstanden haben, ich komme mit meinem Leben sehr gut zurecht und brauch kein Mitleid von niemanden, hab im Vergleich schon schlimmere Zeiten hinter mir.

Mich regt nur auf, wenn mir einer Blödsinn erzählen will…am Freitag, nennt sich Arbeitsvermittler… und mir erzählen will, wenn ich jetzt bis zu 9 Monate Umschulung mache (mach es, warum nicht, Bildung kann nie schaden), finde ich bestimmt noch eine Arbeitsstelle…mit 58 dann, 40% Schwerbehinderung, speziell eingerichteter Arbeitsplatz, darf keinem Stress ausgesetzt werden…steht so im Gutachten.
Das macht mich rasend Leute für dumm zu verkaufen!!
Wird das jetzt auf den Hochschulen so gelehrt???

In diesem Sinne noch einen schönen Tag

Gerd

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels …
… auch wenn’s der entgegenkommende Zug ist.
Tschuldigung, der Scherz mußte jetzt raus.

Aber ansonsten, Gerd und die anderen, kennt ihr ja sicher die Geschichte mit den zwei Fröschen, die in die Milch fielen?
Der eine verzagte, gab auf und ertrank. Der andere egab sich nicht in das unvermeidbar scheinende Schicksal, sondern zappelte und strampelte, bis er schließlich von dem Butterklumpen, zu dem er die Milch geschlagen hatte, aus dem Gefäß hüpfen konnte.

Also schön weiterstrampeln!
Grüße
Eckard.

Hallo lieber Gerd,
betroffen habe ich gestern schon deine Zeilen gelesen, war aber selbst nicht in der Lage zu antworten (schau mal ins Plauderbrett mein heutiges Posting)

Ich kann mir sehr gut vorstellen,wie du dich fühlst, zumal du noch ein paar Jährchen älter bist. Das Schlimme ist – nur du allein kannst dich aus diesem Gefühlsschlamassel herausziehen, ja musst sogar noch mit Unverständnis bei Freunden und Bekannten rechnen. Wie hat man mir gesagt, freu dich doch, dass du in Pension kannst. Dabei verkennen viele, wie sehr das Herz an der Arbeit hängt.

Ich hoffe für dich, dass das Arbeitsamt dir einen Weg aufzeigen kann – ansonsten, fang mit positiven Büchern an (z.B.ich will, ich kann, ich werde…) hat mir sehr geholfen:
wir gehören nicht zum „alten Eisen“ und es gibt soviele Aufgaben, die Zufriedenheit verschaffen können.

In diesem Sinne schicke ich dir meinen Wahlspruch:

…immer wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her…

du musst dieses Licht nur annehmen

Liebe Grüsse
Chris

Ich hab alles gut überstanden, alles bestens.

Der Vertrauensarzt der Krankenkasse schrieb eine Gutachten,
ich wäre gesund…nehm nur 6 Sorten Tabletten. Die Kündigung
des Arbeitgebers kam zur gleichen Zeit.

Habe ein Jahr gebraucht bis ich mein Leben so richtig in den
Griff bekommen habe.

Heute hab ich weniger „Freizeit???“ als ich noch reglmässig in
die Arbeit ging.

Wie ging es Euch nach solch schweren Eingriffen in Eurem
Leben?
Will nur mal allgemein hören wie es anderen erging.

Der fragende Gerd

PS: wollte gerade direkt abschicken anklicken, legt mir meine
Frau einen Brief vom Arbeitsamt vor…

…ich möchte über Ihr Bewerberangebot bzw. Ihre berufliche
Situation sprechen…

Bin jung (57 Jahre) und für alles zu haben…mach bloss keine
blödsinnigen Sachen, wie hunderte von Bewerbungen schreiben!!

Es schneit immer noch