Ein paar Fragen

Hallo,

ich bin gerade dabei, einen Text zu korrigieren, und weiß an vier Stellen nicht weiter:

  1. „Ich stapelte die Teller übereinander, um sie ins Esszimmer hinüber zu balancieren.“ Schreibt man „hinüber zu balancieren“ eigentlich zusammen, oder ist das egal? Duden online kennt dieses Wort nicht, aber „hinübergelangen“ und andere Wörter mit „hinüber-“ werden ja auch zusammen geschrieben …?

  2. „Wenn ich den Rest des Weges lief, stünden meine Chancen deutlich besser, rechtzeitig am Treffpunkt anzukommen.“ Müsste es hier nicht heißen: liefe? Andererseits klingt dieser doppelte Konjunktiv doch recht steif … vielleicht hat jemand eine Idee, wie man das umformulieren könnte?

  3. „Aus Furcht davor auszurutschen nahm ich die Hände zur Hilfe.“ Wo gehören hier die Kommas hin?

  4. „Wieso machte ich mich wegen dieser Sache bloß so verrückt, wenn ansonsten doch alles glatt lief? Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als ich am nächsten Tag mit ihm telefonierte.“ Hier bin ich mir nicht sicher, ob das Wort „Eindruck“ richtig gewählt ist. Eigentlich wird im Satz davor ja kein Eindruck beschrieben, sondern eine Frage gestellt. Aber „Diese Frage verstärkte sich noch“ kann man wohl nicht schreiben.

Wäre euch sehr dankbar für Tipps!

Liebe Grüße

Hallo Pierretta,

Schreibt man „hinüber zu balancieren“ eigentlich zusammen, oder ist das egal?

man schreibt es hier zusammen: hinüber(zu)balancieren. Du kannst dich hier, wie du schon vermutetest, an identisch aufgebauten Verben orientieren, deren Schreibweise du im DUDEN findest. Der Abschnitt der amtlichen Regelung zu diesem Fall legt übrigens fest, dass (trennbare) Verben in den Infinitiven, den Partizipien sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammengeschrieben werden, wenn der erste Bestandteil (also ›hinüber-‹) »formgleich mit Adverbien, insbesondere Adverbien der Richtung, des Ortes, der Zeit sowie mit Pronominaladverbien« ist.

  1. „Wenn ich den Rest des Weges lief, stünden meine Chancen
    deutlich besser, rechtzeitig am Treffpunkt anzukommen.“ Müsste
    es hier nicht heißen: liefe? Andererseits klingt dieser
    doppelte Konjunktiv doch recht steif … vielleicht hat jemand
    eine Idee, wie man das umformulieren könnte?

Es müsste ›liefe‹ heißen. Du könntest stattdessen den Indikativ verwenden; das ›wenn‹ drückt ja bereits aus, dass es sich um eine Möglichkeit oder Überlegung handelt: ›Wenn ich den Rest des Weges laufe, stehen meine Chancen …‹. Oder du formulierst tatsächlich um: ›Liefe ich den Rest des Weges, könnte ich vielleicht noch rechtzeitig zum Treffpunkt gelangen.‹ bzw. › …es zum Treffpunkt schaffen.‹ – obwohl ich die zwei Konjunktive ohnehin nicht als arg störend empfand. Eventuell genügt es auch, einen der beiden mit ›würde + Infinitiv‹ zu umschreiben.

  1. „Aus Furcht davor auszurutschen nahm ich die Hände zur Hilfe.“ Wo gehören hier die Kommas hin?

Der Satz ist ohne Kommas korrekt. Möglich und womöglich empfehlenswert wäre: ›Aus Furcht davor, auszurutschen, nahm ich die Hände zu Hilfe.‹ (beachte auch, dass ich ›zu Hilfe‹ anstelle des weniger idiomatischen ›zur Hilfe‹ verwenden würde).

  1. „Wieso machte ich mich wegen dieser Sache bloß so verrückt,
    wenn ansonsten doch alles glatt lief? Dieser Eindruck
    verstärkte sich noch, als ich am nächsten Tag mit ihm
    telefonierte.“ Hier bin ich mir nicht sicher, ob das Wort
    „Eindruck“ richtig gewählt ist. Eigentlich wird im Satz davor
    ja kein Eindruck beschrieben, sondern eine Frage gestellt.
    Aber „Diese Frage verstärkte sich noch“ kann man wohl nicht schreiben.

Vielleicht ›diese (unnötige/überflüssige/grundlose) Besorgnis/Sorge‹? Oder doch mit ›Frage‹: ›Diese Frage drängte sich mir noch stärker ins Bewusstsein, als …‹.

Ich hoffe, dass dir meine Antworten helfen.

Schöne Grüße
Christopher

Hallo!

›Aus Furcht davor, auszurutschen, nahm
ich die Hände zu Hilfe.‹
Der Satz ist ohne Kommas korrekt.

Daran zweifle ich.

Möglich und womöglich
empfehlenswert wäre

Die „Amtliche Regelung …“ sagt in § 7:
„Zusätze oder Nachträge grenzt man mit Komma ab; sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit paarigem Komma ein.“
Unser Fall:
„Dies betrifft […]
(5) Wörter oder Wortgruppen, die durch ein hinweisendes Wort oder eine hinweisende Wortgruppe angekündigt werden.“

Das betreffende Wort: auszurutschen
hinweisende Wortgruppe: Furcht davor.

Meines Erachtens gibt es hier also keine Alternative zu den Kommata. Man kann natürlich sagen, das eine Wort …
Aber ich weise deshalb auf diese Regelung hin, weil sie oft nicht beachtet wird und man meint, die Kommasetzung sei auch in solchen Fällen freigestellt.

Freundlichen Gruß!
H.

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Daran zweifle ich.

Das ist erlaubt :wink: Hier der Paragraph der amtlichen Regelung, auf den ich mich beziehe (Link):

_ § 75: Infinitivgruppen grenzt man mit Komma ab, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist: […]

  1. die Infinitivgruppe hängt von einem Korrelat oder einem Verweiswort ab. […]

E1: Wenn ein bloßer Infinitiv vorliegt, können in den Fallgruppen (2) und (3) die Kommas weggelassen werden, sofern keine Missverständnisse entstehen._

›Auszurutschen‹ wäre ein Beispiel für einen solchen bloßen Infinitiv. Schriebe man stattdessen ›Aus Furcht davor, auf den nassen Felsen auszurutschen, nahm ich die Hände zu Hilfe.‹, wären die zwei Kommata, die ich gesetzt habe, nach meinem Verständnis obligatorisch.

Gruß
Christopher

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Hallo Christopher,

vielen Dank für deine hilfreiche Antwort!

Liebe Grüße