Ein schöner Satz

Wer unbedingt Kapitalismus will, wenn er nicht mehr geht, kann nur noch morden und selbstmorden.
(der marxistische Krisentheoretiker Robert Kurz in Konkret Nr. 8/2002, S. 3,

Wer unbedingt Kapitalismus will, wenn er nicht mehr geht, kann
nur noch morden und selbstmorden.
(der marxistische Krisentheoretiker Robert Kurz in Konkret Nr.
8/2002, S. 3,

Hallo Raimund,

schön ist relativ :wink:) Die meisten Morde (Selbstmorde sowieso) geschehen eher selten aus politischen Motiven, auch nicht, wenn sie unter deren Deckmäntelchen erfolgen.

Außerdem hieße dieser Satz dann in der Folge auch, dass man mit bloßer Überzeugungskraft aus Mördern zivilisierte Mitbürger machen könnte.

Die philosophische Crux stelle ich mal ganz frech in Frage: „Wenn Kapitalismus nicht mehr geht…“ Wann ist das denn? Woher weiß Herr Theoretiker Kurz das???

Viele (fragende) Grüße
Jana

Wer unbedingt Kapitalismus will, wenn er nicht mehr geht, kann
nur noch morden und selbstmorden.

Menschen verletzen ist erlaubt, Menschenrechte verletzen nicht. (F. Schandl)

(der marxistische Krisentheoretiker Robert Kurz in Konkret Nr.
8/2002, S. 3,

Die philosophische Crux stelle ich mal ganz frech in Frage:
„Wenn Kapitalismus nicht mehr geht…“ Wann ist das denn?

Jetzt?

Woher weiß Herr Theoretiker Kurz das???

Kurz gesagt, weil das bourgoise Subjekt, der Homo oeconomicus, staendig Objekte ausser sich konstruieren muss (Staat, Privateigentum), um aus der Identifikation mit ihnen, aus ihrer Aneignung seine Identitaet zu schoepfen. Wenn alles andere zusammenbricht, ist das letzte verbleibende Objekt das Leben anderer Mensch und des eigenen Koerpers, die man sich identitaetsstiftend aneignen kann: Ich morde, also bin ich. Entwirklichung als letzte Chance zur Selbstverwirklichung, der Amoklauf als finale Moeglichkeit, doch noch Aufmerksamkeit in einer egomanischen Gesellschaft zu erlangen.

http://www.giga.or.at/others/krisis/r-kurz_todestrie…

Kalls Du die Links noch nicht kennst, die letzten beiden Ausgaben der Streifzuege enthalten Texte zum Thema:

http://members.chello.at/hedwig.glatz/streifzuege/in…

und natuerlich die „Hausseite“ http://www.krisis.org

Ciao Lutz

da hast du direkt mal recht :smile:
http://www.indiareacts.com/archivefeatures/nat2.asp?..

http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/south_asia/1550366.stm

leider nur zu wahr…
hallo Lutz,

Kurz gesagt, weil das bourgoise Subjekt, der Homo oeconomicus,
staendig Objekte ausser sich konstruieren muss (Staat,
Privateigentum), um aus der Identifikation mit ihnen, aus
ihrer Aneignung seine Identitaet zu schoepfen. Wenn alles
andere zusammenbricht, ist das letzte verbleibende Objekt das
Leben anderer Mensch und des eigenen Koerpers, die man sich
identitaetsstiftend aneignen kann: Ich morde, also bin ich.
Entwirklichung als letzte Chance zur Selbstverwirklichung, der
Amoklauf als finale Moeglichkeit, doch noch Aufmerksamkeit in
einer egomanischen Gesellschaft zu erlangen.

…wie die jüngsten Vorkommnisse beweisen.
Grüße
Raimund

Hallo Lutz,

Menschen verletzen ist erlaubt, Menschenrechte verletzen
nicht. (F. Schandl)

Paraphilosophischer geht’s nun nimmer. Oder? Der kausale Zusammenhang zwischen „Verletzung Mensch“ und „Verletzung Menschenrecht“ ist ja kaum noch übersehbar, eigentlich ist es sogar mindestens das Gleiche!

Die philosophische Crux stelle ich mal ganz frech in Frage:
„Wenn Kapitalismus nicht mehr geht…“ Wann ist das denn?

Jetzt?

Am besten an dieser Antwort ist das Fragezeichen :wink: So sehe ich das nämlich auch - nur so!

Woher weiß Herr Theoretiker Kurz das???

Kurz gesagt, weil das bourgoise Subjekt, der Homo oeconomicus,
staendig Objekte ausser sich konstruieren muss (Staat,
Privateigentum), um aus der Identifikation mit ihnen, aus
ihrer Aneignung seine Identitaet zu schoepfen.

Dann war der Sozialismus der militanteste Kapitalismus, den es wohl jemals gab! Glaube mir: Gegen die Identifikation seiner selbst über Staat und/oder Privateigentum ist das heutzutage eigentlich „Pille-Palle“. Nur Mörder gab es nicht mehr oder weniger als jetzt…

Wenn alles
andere zusammenbricht, ist das letzte verbleibende Objekt das
Leben anderer Mensch und des eigenen Koerpers, die man sich
identitaetsstiftend aneignen kann: Ich morde, also bin ich.
Entwirklichung als letzte Chance zur Selbstverwirklichung, der
Amoklauf als finale Moeglichkeit, doch noch Aufmerksamkeit in
einer egomanischen Gesellschaft zu erlangen.

Ich denke, hier geht es eher um Vermeintlichkeiten als um Tatsachen. Und das hat relativ wenig mit Kapitalismus zu tun. Wäre ja auch zu schön: Revolution -> Abschaffung Kapitalismus -> Null Morde/Amokläufe/Zusammenbrüche !!

Ist mir alles zu weit hergeholt und zu gepflegtes Halbwissen. Aber nichts für ungut, ich bin ja nicht der Maßstab :wink:

Viele Grüße
Jana

Hallo Lutz,

Menschen verletzen ist erlaubt, Menschenrechte verletzen
nicht. (F. Schandl)

Paraphilosophischer geht’s nun nimmer. Oder? Der kausale
Zusammenhang zwischen „Verletzung Mensch“ und „Verletzung
Menschenrecht“ ist ja kaum noch übersehbar, eigentlich ist es
sogar mindestens das Gleiche!

Das war eine zynische Zusammenfassung der Praxis der westlichen Wertegemeinschaft in Irak, Jugoslawien(Bosnien, Kroatien), immer noch Irak (Embargo), immer noch Jugoslawien (Kosovo), Afghanistan, wahrscheinlich wieder Irak,…

Quelle: http://www.giga.or.at/others/krisis/f-schandl_postmo…
Punkt 9.

Die philosophische Crux stelle ich mal ganz frech in Frage:
„Wenn Kapitalismus nicht mehr geht…“ Wann ist das denn?

Jetzt?

Am besten an dieser Antwort ist das Fragezeichen :wink: So sehe
ich das nämlich auch - nur so!

Man hoert zwar von allen Seiten und zu jeder Uhrzeit das Wort Krise, aber die Oberflaeche des gesamtgesellschaftlichen Spektakels (Guy Debord) ist immer noch so schoen suber und bonbonbunt, dass man gar nicht merkt, dass vor der Haustuer ein operetenfaschister Staat ist, etwas weiter Buergerkrieg, Frauensklaverei, wenn wir ueber Europa hinausgehen ein Kontinent der schon abgeschrieben wurde, ein anderer, den man halbherzig in der Marktwirtschaft zu halten versucht,… Wievielmehr Krise muss es sein?

Woher weiß Herr Theoretiker Kurz das???

Kurz gesagt, weil das bourgoise Subjekt, der Homo oeconomicus,
staendig Objekte ausser sich konstruieren muss (Staat,
Privateigentum), um aus der Identifikation mit ihnen, aus
ihrer Aneignung seine Identitaet zu schoepfen.

Dann war der Sozialismus der militanteste Kapitalismus, den es
wohl jemals gab! Glaube mir: Gegen die Identifikation seiner
selbst über Staat und/oder Privateigentum ist das heutzutage
eigentlich „Pille-Palle“. Nur Mörder gab es nicht mehr oder
weniger als jetzt…

Probiere bitte mal, ohne Geld, Arbeit und Privateigentum zu leben. Dann wirst Du sehr schnell feststellen, dass auch dieser Kapitalismus sehr militant ist. Man hat sich daran gewoehnt, diese Dinge als das natuerlichste der Welt zu betrachten, sie sind aber nur Teil eines sehr totalitaeren (die gesamte Gesellschaft umfassenden) Glaubenssystems.

Wenn alles
andere zusammenbricht, ist das letzte verbleibende Objekt das
Leben anderer Mensch und des eigenen Koerpers, die man sich
identitaetsstiftend aneignen kann: Ich morde, also bin ich.
Entwirklichung als letzte Chance zur Selbstverwirklichung, der
Amoklauf als finale Moeglichkeit, doch noch Aufmerksamkeit in
einer egomanischen Gesellschaft zu erlangen.

Ich denke, hier geht es eher um Vermeintlichkeiten als um
Tatsachen. Und das hat relativ wenig mit Kapitalismus zu tun.
Wäre ja auch zu schön: Revolution -> Abschaffung
Kapitalismus -> Null Morde/Amokläufe/Zusammenbrüche !!

Was verstehst Du unter Revolution? Was unter Zusammenbruch?

Ist mir alles zu weit hergeholt und zu gepflegtes Halbwissen.
Aber nichts für ungut, ich bin ja nicht der Maßstab :wink:

Koenntest Du bitte den Vorwurf des Halbwissens von einer Beleidigung in eine Kritik verwandeln?

Wenn Du diese Art der Argumentation etwas vollstaendiger haben willst: http://members.chello.at/hedwig.glatz/streifzuege/st…
, der Hegels Phaenomenologie des Geistes zitiert, Kapitel: Die absolute Freiheit und der Schrecken.

Ciao Lutz

Hallo Lutz,

Paraphilosophischer geht’s nun nimmer. Oder? Der kausale
Zusammenhang zwischen „Verletzung Mensch“ und „Verletzung
Menschenrecht“ ist ja kaum noch übersehbar, eigentlich ist es
sogar mindestens das Gleiche!

Das war eine zynische Zusammenfassung der Praxis der
westlichen Wertegemeinschaft in Irak, Jugoslawien(Bosnien,
Kroatien), immer noch Irak (Embargo), immer noch Jugoslawien
(Kosovo), Afghanistan, wahrscheinlich wieder Irak,…

Da lag ich ja dann gar nicht mal so schlecht, oder?
Leider sind aus (irgend) einem Zusammenhang herausgerissene Sätze immer sehr dehnbar, sodass es (mir?) oft schwerfällt, eine einigermaßen wertefreie Interpretation hineinzubringen.

Am besten an dieser Antwort ist das Fragezeichen :wink: So sehe
ich das nämlich auch - nur so!

Man hoert zwar von allen Seiten und zu jeder Uhrzeit das Wort
Krise, aber die Oberflaeche des gesamtgesellschaftlichen
Spektakels (Guy Debord) ist immer noch so schoen suber und
bonbonbunt, dass man gar nicht merkt, dass vor der Haustuer
ein operetenfaschister Staat ist, etwas weiter Buergerkrieg,
Frauensklaverei, wenn wir ueber Europa hinausgehen ein
Kontinent der schon abgeschrieben wurde, ein anderer, den man
halbherzig in der Marktwirtschaft zu halten versucht,…
Wievielmehr Krise muss es sein?

Wer das nicht merkt, der ist längst tot. Vielmehr ist es ja wohl eher so, dass ein Grós der Menschen diese Katastrophen-Meldungen nicht merken will. Und erst da schließt sich für mich der Kreis. Nämlich bei der sich förmlich aufdrängenden Schlussfrage WARUM??

Übrigens: Operettenfaschister Staat - Wer oder Was soll das sein???

Krise unterstellt immer auch Entscheidung, Wendung. Das verneine ich an der momentanen Weltlage, sofern ich sie fassen kann. Wer von „Krise“ spricht, legitimiert für mich noch längst nicht ihre Existenz.

Dann war der Sozialismus der militanteste Kapitalismus, den es
wohl jemals gab! Glaube mir: Gegen die Identifikation seiner
selbst über Staat und/oder Privateigentum ist das heutzutage
eigentlich „Pille-Palle“. Nur Mörder gab es nicht mehr oder
weniger als jetzt…

Probiere bitte mal, ohne Geld, Arbeit und Privateigentum zu
leben.

Warum sollte ich das tun? Das wollten mir schon die Pseudo-Kommunisten als ein Schlaraffenland verkaufen, als das Ideal, das es zu erstreben gilt. Warum eigentlich? Ich meine: Der Mensch ist überhaupt nicht in der Lage, so zu existieren. Es ist sein tiefstes Bestreben, sich vom Anderen zu unterscheiden. Geld, Arbeit, Privateigentum - das ist sein Mittel genau zu diesem Zweck. Vielleicht eine Art der Identifizierung?? In Deutschland bangt doch nun wirklich keiner um das tägliche Brot. Auch nicht Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger, auch nicht Kinder, die auf der so genannten Armutsstatistik ihren traurigen Niederschlag finden. (Denn auch Armut ist relativ.) Viel mehr schmerzt der Verlust gesellschaftlichen Ansehens… Und an diesem Punkt ist es völlig egal, in welchem System der Mensch lebt.

Dann wirst Du sehr schnell feststellen, dass auch
dieser Kapitalismus sehr militant ist.

Ich sprach von den militanten Menschen. Systeme können nicht militant sein.

Man hat sich daran
gewoehnt, diese Dinge als das natuerlichste der Welt zu
betrachten, sie sind aber nur Teil eines sehr totalitaeren
(die gesamte Gesellschaft umfassenden) Glaubenssystems.

Vielleicht sogar das! Vor allem aber glaube ich , dass das alles nicht „nur“ eine Glaubenssache ist. Wie schon erwähnt.

Ich denke, hier geht es eher um Vermeintlichkeiten als um
Tatsachen. Und das hat relativ wenig mit Kapitalismus zu tun.
Wäre ja auch zu schön: Revolution -> Abschaffung
Kapitalismus -> Null Morde/Amokläufe/Zusammenbrüche !!

Was verstehst Du unter Revolution? Was unter Zusammenbruch?

Unter Revolution verstehe ich die gewaltsame Zerstörung des bestehenden Systems in ein imaginär besseres (was es nach meinem Dafürhalten aber gar nicht gibt). Zusammenbruch im Sinne von Mord und Amoklauf, also persönlicher Zusammenbruch, psychisch.

Ist mir alles zu weit hergeholt und zu gepflegtes Halbwissen.
Aber nichts für ungut, ich bin ja nicht der Maßstab :wink:

Koenntest Du bitte den Vorwurf des Halbwissens von einer
Beleidigung in eine Kritik verwandeln?

Der erste Versuch scheint missglückt zu sein, obwohl ich so oft das kleine Wörtchen „ich“ eingebaut habe. Für MICH ist es gepflegtes Halbwissen, ich sehe keine wirkliche These, keine Richtung, kein höheres Bestreben hinter all diesem Gedankengut. Ich sehe nur: Niedermachen der momentanen Weltsituation, Niedermachen des Menschen, wie er momentan denkt, fühlt, lebt, nicht-erkennt-dabei-müsste-er-doch-sehen! Da ist einfach zu wenig Greifbares - für meine Begriffe zu viel „para-“.

Mach’s gut bis bald
Jana

Hallo Jana,

Da lag ich ja dann gar nicht mal so schlecht, oder?
Leider sind aus (irgend) einem Zusammenhang herausgerissene
Sätze immer sehr dehnbar, sodass es (mir?) oft schwerfällt,
eine einigermaßen wertefreie Interpretation hineinzubringen.

Deshalb habe ich mich ja auch bemueht, die Quellen anzugeben.

Am besten an dieser Antwort ist das Fragezeichen :wink: So sehe
ich das nämlich auch - nur so!

Man hoert zwar von allen Seiten und zu jeder Uhrzeit das Wort
Krise, aber die Oberflaeche des gesamtgesellschaftlichen
Spektakels (Guy Debord) ist immer noch so schoen suber und
bonbonbunt, dass man gar nicht merkt, dass vor der Haustuer
ein operetenfaschister Staat ist, etwas weiter Buergerkrieg,
Frauensklaverei, wenn wir ueber Europa hinausgehen ein
Kontinent der schon abgeschrieben wurde, ein anderer, den man
halbherzig in der Marktwirtschaft zu halten versucht,…
Wievielmehr Krise muss es sein?

Wer das nicht merkt, der ist längst tot. Vielmehr ist es ja
wohl eher so, dass ein Grós der Menschen diese
Katastrophen-Meldungen nicht merken will. Und erst da
schließt sich für mich der Kreis. Nämlich bei der sich
förmlich aufdrängenden Schlussfrage WARUM??

Evtl. weil es keine Antwort im Rahmen des „gesunden Menschenverstandes“, also des allgemeinen Vorurteils mehr gibt. Ausserdem moechte man glauben, dass dies viele Einzelkatastrophen sind, an denen die jeweiligen Beteiligten selbst schuld sind, was zum einen ein gewisses Desinteresse, zum anderen eine Abwehr der Informationsflut bewirkt.

Übrigens: Operettenfaschister Staat - Wer oder Was soll das
sein???

Kroatien. Die Abspaltung von Jugoslawien beinhaltete mehrere Verbrechen, u.a. das Beschiessen der widerstandslos abziehenden Bundesarmee und die ethnische Saeuberung der Kraijna, der Gruendungsmythos der kroatischen „Nation“ ist der Ustasha-Faschismus, dessen Symbole (Flagge, Geld,…) uebernommen wurden, Ante Pavelic, der wahre Schlaechter des Balkan, wurde zum Nationalhelden erklaert (zu den 2 Mio Serben meinte er: 1/3 vertreiben, 1/3 katholisieren, 1/3 umbringen). Aber ansonsten sind es ja ganz normale Rassisten, nette Menschen eben.

Krise unterstellt immer auch Entscheidung, Wendung. Das
verneine ich an der momentanen Weltlage, sofern ich sie fassen
kann. Wer von „Krise“ spricht, legitimiert für mich noch
längst nicht ihre Existenz.

Ok, dann muesste man von einer katastrophischen Zuspitzung der Widersprueche in der Marktwirtschaft reden (insbes. der von Markt und Staat, Nation und Weltwirtschat, weniger der „Klassenwiderspruch“ Kapital-Arbeit).

Dann war der Sozialismus der militanteste Kapitalismus, den es
wohl jemals gab! Glaube mir: Gegen die Identifikation seiner
selbst über Staat und/oder Privateigentum ist das heutzutage
eigentlich „Pille-Palle“. Nur Mörder gab es nicht mehr oder
weniger als jetzt…

Probiere bitte mal, ohne Geld, Arbeit und Privateigentum zu
leben.

Warum sollte ich das tun? Das wollten mir schon die
Pseudo-Kommunisten als ein Schlaraffenland verkaufen, als das
Ideal, das es zu erstreben gilt.

Die real existierenden Sozialisten hatten aber keine Anstalten gemacht, Geld und Privateigentum abzuschaffen, Arbeit wurde geradezu zum goettlichen Prinzip erhoben.

Warum eigentlich? Ich meine:
Der Mensch ist überhaupt nicht in der Lage, so zu existieren.
Es ist sein tiefstes Bestreben, sich vom Anderen zu
unterscheiden. Geld, Arbeit, Privateigentum - das ist sein
Mittel genau zu diesem Zweck.

Ganz davon abgesehen, dass der Mensch erst seit 300 Jahren mit diesen Mitteln lebt… hast Du Dich also dazu entschieden, Dich bedingungslos der Zwangslogik des Marktes zu unterwerfen und Deine Zustimmung dazu Freiheit zu nennen, wie ja schon Kant betonte, Freiheit ist die bedingungslose Unterwerfung unter ein totales Gesetz.

Vielleicht eine Art der
Identifizierung?? In Deutschland bangt doch nun wirklich
keiner um das tägliche Brot. Auch nicht Arbeitslose oder
Sozialhilfeempfänger, auch nicht Kinder, die auf der so
genannten Armutsstatistik ihren traurigen Niederschlag finden.

Liebe Jana, wir leben im Zeitalter der Globalisierung. Du musst nur ein paar Kilometer weiter gehen, oder Dich ueber die Verhaeltnisse dort informieren, um zu merken, dass die Armut im Sinne von Hunger immer naeher rueckt, dass unser kleines „Paradies“ D nicht mehr lange so bestehen kann.

(Denn auch Armut ist relativ.) Viel mehr schmerzt der Verlust
gesellschaftlichen Ansehens… Und an diesem Punkt ist es
völlig egal, in welchem System der Mensch lebt.

Was ist gesellschaftliches Ansehen? Wir leben in dem Reich der ewigen Freiheit, was interessiert die Meinung der Aussenwelt? Das macht doch nur abhaengig von anderen. Es gab auch mal Gesellschaften, da war der Mensch erstmal ein Mensch, egal was er hatte oder mitbrachte. Warum soll es sowas nicht wieder geben?

Dann wirst Du sehr schnell feststellen, dass auch
dieser Kapitalismus sehr militant ist.

Ich sprach von den militanten Menschen. Systeme können nicht
militant sein.

Ach ja? Dann schaff Dir mal (in Mitteleuropa) eine Behausung, ohne Miete oder Pacht zu zahlen. Hol Dir was zu essen, ohne Geld zu haben. Beackere ein Stueck Land, ohne Dich um die gesellschaftlichen Illusionen von Eigentumsanspruechen zu kuemmern. Das System wird sehr militant reagieren, im Prinzip hat es ja die Hippie/Punk-Bewegung vorgemacht.

Man hat sich daran
gewoehnt, diese Dinge als das natuerlichste der Welt zu
betrachten, sie sind aber nur Teil eines sehr totalitaeren
(die gesamte Gesellschaft umfassenden) Glaubenssystems.

Vielleicht sogar das! Vor allem aber glaube ich , dass
das alles nicht „nur“ eine Glaubenssache ist. Wie schon
erwähnt.

Dann zeig’ mir an einem Apfel, in seiner Molekularstruktur, was sein Tauschwert ist. Zeig mir an einem Baum im Wald, woran iich den Eigentuemer erkenne. Sag mir, was materiell geschieht, wenn ich ein Stueck Brot bezahle und dieses damit den Eigentuemer wechselt. Es aendert sich lediglich, streng ritualisiert, der Glaubenszustand der Gesellschaft.

Ich denke, hier geht es eher um Vermeintlichkeiten als um
Tatsachen. Und das hat relativ wenig mit Kapitalismus zu tun.
Wäre ja auch zu schön: Revolution -> Abschaffung
Kapitalismus -> Null Morde/Amokläufe/Zusammenbrüche !!

Was verstehst Du unter Revolution? Was unter Zusammenbruch?

Unter Revolution verstehe ich die gewaltsame Zerstörung des
bestehenden Systems in ein imaginär besseres (was es nach
meinem Dafürhalten aber gar nicht gibt).

Dann heisst es also fuer Dich: Von Russland lernen heisst ueberleben lernen.

Zusammenbruch im
Sinne von Mord und Amoklauf, also persönlicher Zusammenbruch,
psychisch.

Als Verlust des Glaubens an das Selbstbild oder als Krankheit?

Ist mir alles zu weit hergeholt und zu gepflegtes Halbwissen.
Aber nichts für ungut, ich bin ja nicht der Maßstab :wink:

Koenntest Du bitte den Vorwurf des Halbwissens von einer
Beleidigung in eine Kritik verwandeln?

Der erste Versuch scheint missglückt zu sein, obwohl ich so
oft das kleine Wörtchen „ich“ eingebaut habe. Für MICH ist es
gepflegtes Halbwissen, ich sehe keine wirkliche These, keine
Richtung, kein höheres Bestreben hinter all diesem
Gedankengut. Ich sehe nur: Niedermachen der momentanen
Weltsituation, Niedermachen des Menschen, wie er momentan
denkt, fühlt, lebt, nicht-erkennt-dabei-müsste-er-doch-sehen!

Nein. Es ist das Verfolgen, wie die Weltsituation sich selbst niedermacht; unter der These, dass die Warengesellschaft global in einer strukturellen Zwickmuehle (Krise ist ja was anderes) steckt.

Es gibt noch viel aufgehaeuften „Sprengstoff“ fuer die naechsten Monate. Das Dollar-Yen-Verhaeltnis und daran gekoppelt das Bilanzdefizit der USA, die Bankenkrise in Japan und damit in Asien, was aus sich heraus schon einen „echten“ Krieg der USA notwendig macht; die Wirtschaftskrise in Suedamerika, die droht in eine Krise des Nationalstaates zu werden, wie es in Zentralafrika derzeit der Fall ist; die staendig wachsende Militarisierung in den afrikanische Krisenregionen, die irgendwann mal global werden koennte; eine riesige Fluechtlingswelle aus dem arabischen-zentralasiatischen Raum, falls der Golfkrieg neu aufgelegt wird,…

Aber es ist ja wichtiger, den Arbeitslosen zu verklickern, dass sie an ihrer Arbeitslosigkeit selbst schuld sind und dass die Zwangsarbeitsmassnahmen nur zu ihrem besten sind. Und das einzig interessante an der Wirtschaftsschwaeche der USA ist, dass die Exportzahlen vielleicht um 1%, gottbewahre sogar um 1,5% einbrechen koennten. Das wichtigste an Afrika ist, dass helfen eh’ nichts bringt wegen dem Chaos und der Korruption da, und wie gesagt, die sind eh’ alle selbst schuld daran, wie es ihnen geht.

Ciao Lutz