Ein türkisches SOS

Eine kurze, hervorragende Analyse der Situation in der Türkei.

MAARIV, 7.3.03 Ein türkisches SOS
Die Türkei sendet Notsignale aus, die, trotz allem Ärger, in Washington unbedingt analysiert werden sollten. Niemand in der Welt, auch nicht die Amerikaner, wissen besser als die Türken, was gut für sie ist, und wenn es ihnen schlecht geht, sollten wir alle verstehen warum.
Die türkische Öffentlichkeit ist davon überzeugt, das ihr Land das wahre Opfer des Kriegs gegen Saddam Hussein sein wird. Die Türken brauchten 80 Jahre, um die Bedrohung eines selbständigen kurdischen Staates zu beseitigen, und jetzt kommt George Bush und will diese Pandora-Büchse wieder öffnen.
Für die Türken ist ein kurdischer Staat im Norden Iraks nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem kurdischen Aufstand im Südwesten der Türkei. Sie befürchten eine türkische Intifada, gleich nach dem Sturz Saddams. Die Türken verstehen nicht, warum ausgerechnet sie die Opfer der nächsten weltweiten Terrorwelle sein müssen.
Mit allem Respekt vor den USA, 15 Milliarden Dollar ist wirklich nur Kleingeld im Vergleich zu all den Sorgen - den wirtschaftlichen, militärischen und politischen- die eine Auflösung des Irak der Türkei verursachen würde. Washington versteht jedoch nur seine eigenen Probleme. Die USA haben häufig Schwierigkeiten, die Codes des Nahen Ostens zu verstehen, was sie schon häufig in unangenehme Situationen gebracht hat.
Die USA stellen Ankara vor ein unmögliches Dilemma. Sollten die Türken ja zu Bush sagen, würden sie den Sturz Saddams beschleunigen, aber auch die Gründung Kurdistans und einen türkisch-kurdischen Krieg. Sagen sie nein, dann verlieren sie ihren wichtigsten Bündnispartner, der zufällig auch die einzige Großmacht der Welt ist.
Die Türkei kann den USA nicht lange nein sagen. Wenn die USA geduldig sind, werden sie die Türkei zu einer positiven Antwort zwingen. In zehn Tagen wird die Türkei einen neuen MP haben. Dann kann dem türkischen Parlament ein neues, verbessertes amerikanisches Angebot vorgelegt werden. Die USA werden garantieren müssen, dass kein kurdischer Staat im Norden Iraks entstehen wird, und sich vielleicht auch für die Hetzkampagne gegen die Türkei in den amerikanischen Medien entschuldigen müssen.
Eine positive Antwort der Türkei kann im Moment nur der Sicherheitsrat stoppen. Sollte die UN ausdrücklich entschließen, die amerikanische Aktion im Irak nicht zu unterstützen, kann sich die Türkei hinter der großen Mehrheit der Nationen der Welt verstecken und gemeinsam mit ihnen nein zu den Amerikanern sagen.

Hallo,
meines Wissens hat Bush die Kurden vor den Kopf gestoßen und einen kurdischen Staat abgelehnt. Damit hat er sich vermutlich 100.000 bewaffnete Kämpfer als Gegner aufgehalst.
Dazu kommt aber auch noch, dass die Türken nicht so käuflich wie deren Regierung sind.
Der Nationalstolz lässt das eigentlich nicht zu.
Auch wenn Saddam recht unbeliebt ist in der Türkei. Er ist Moslem! Auch die evtl. andere Moslemfraktion wird hier kein Hindernis sein.
Grüße
Raimund