Ein Türschloss durch einen Schuss öffnen?

Hallo,

überall und immer wieder werden die Einschüsse in der Hallenser Synagogentür gezeigt, mit denen der Täter sie öffen wollte. Man sieht aber deutlich, dass er ausschließlich in Holz geschossen hat, nicht auf das Schloss. Nur auf einem einzigen Foto sah ich das Schloss mit abgebildet, es liegt etwa 20 cm tiefer. Die Tür konnte also gar nicht aufgehen, selbst wenn sie weniger massiv gewesen wäre

Aber mir geht es hier nicht um den Hallenser Vorfall, vielmehr haben mir die Fotos eine Frage ins Gedächtnis zurückgerufen, die ich immer schon einmal stellen wollte: In Krimis kommt es zuweilen vor, dass jemand einen einzigen Pistolenschuss auf ein Türschloss abgibt und schon geht die Tür auf.

Ist das technisch gesehen eigentlich möglich?

Und: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass das Geschoss an einem Metallteil im Innern des Schlosses abprallt und dann als Querscjhläger durch die Gegend jagt, womöglich sogar dem Schützen selbst ins Gesicht?

Fragt
Euch
Carsten

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Hallo!

Im Krimis reicht es bisweilen, auf das Tastenfeld eines elektronischen Türschlosses zu schießen, und die Tür geht auf…

Es gibt da einen Unterschied zwischen… Ich sag mal deutschen und amerikanischen Schlössern.
Wir haben die Türklinke, die den oberen Riegel betätigt, und den Schließzylinder, der den unteren betätigt, und zuletzt dann auch den oberen. Entfernt man den Schließzylinder, bleiben die Riegel weiter in Position, und müssen mit einem Werkzeug noch bewegt werden.

Die amerikanischen Türen haben oft einen kugelförmigen Knauf mit schließzylinder drin, und nur einen Riegel. Ist die Tür abgeschlossen, lässt sich der Knauf nicht drehen. Ich kenne die Mechanik nicht, könnte mir aber vorstellen, daß sich nach dem entfernen des Schließzylinders der Knauf drehen, und die Tür öffnen lässt.

Es wäre denkbar, den amerikanischen Verriegelungsmechanismus mit einem gezielten Schuss zu zerstören, so daß die Tür dann entriegelt ist. Aber meistens wird man wohl eher die gesamte Mechanik so zerstören, daß da gar nichts mehr geht.

Allerdings kann man mit einem Schuß das Holz um das Schloss beschädigen, so daß das Schloss einfacher ausbricht, wenn man die Tür eintritt. Das geht bei der amerikanischen Bauweise einfacher, weil das ganze Schloss deutlich kompakter ist.

Du merkst aber auch selbst, daß es da viele wenn und aber gibt. Es gibt viele verschiedene Schlösser und Türen, die alle unterschiedlich massiv sind. Was wir Haustüre nennen, lässt sich kaum von einem Schuss beeindrucken.

Letztendlich ist das eher ein Mythos, der sich von Krimi zu Krimi verbreitet, und den manche Menschen glauben.

Zum Thema Querschläger: Eine Kugel ist normalerweise aus ziemlich weichem, leicht verformbarem Material (z. B. Blei), und wird ähnlich elegant vom Ziel abprallen wie ein Sandsack. Holz und Plastik an der Tür sind nicht viel anders.
Irgendwelche Splitter mögen zurück kommen, die Kugel eher nicht.

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In Krimis explodieren auch dauernd Autos. Ich meine normale Pkw, die nicht von Terroristen mit Sprengstoff beladen wurden. Das hat schon manchem eingeklemmten Insassen das Leben gekostet weil sich kein Helfer ans Auto rangetraut hat.
Im übrigen ist die Vorgehensweise des Täters ein Indiz mehr für seine geistige Beschränktheit.

Bernd

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Hallo Carsten,

mich interessiert das auch. Deshalb habe ich deine Frage mal an einen Kriminalisten weitergeleitet.

Schöne Grüße
Ann da Cava

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Hallo Carsten.
Deine Skepsis ist mehr als begründet. Was in, meist amerikanischen Filmen möglich, sollte eigentlich nicht so einfach nachgemacht werden. Es kommt immer darauf an: was und wie.
Beispiel: mit einem Luftgewehr solltest Du mindestens eine Woche Freizeit mitbringen, um ewentuell einen Effekt zu merken, jedoch spätestens dann, wenn der Türbesitzer vorbeikommt.
Kleinkaliber - dauert wahrscheinlich nicht so lange, das Schloßgehäuse dürfte ziemlich intakt bleiben, der Hausbesitzer um so schneller wach
andere Kaliber bis .36 sind auch nicht gerade geeignet - je nach Geschoßart ist die Querschlag- und Splittergefahr enorm. Dabei kommt es schon auf die Art der Waffe an. Langlaufwaffen versprechen hier eher eine Erfolgchance. Bedenke: jeder Mafiakiller hat gelernt, seine Lupara nicht in öffentlichen Toiletten zu benutzen, weil da die Wände gekachelt sind.
.375MAGNUM; : .44 Auto (Magnum), und weiter im Kaliber nach oben: da dürfte die Sache schon interessant sein. Aufgrund der enormen Energieabgabe dürften die Schäden beachtlich sein, so daß ein 08/15 befestigter Schloß dabei rausbricht ist durchaus vorstellbar. Aber mit so einem Geschütz zu hantieren ist nicht ohne.
Wesentlich einfacher wäre Liebeskugeln zu benutzen - sexuelle Reize öffnen bekanntlich manch eine geschlossene Tür.:smile:
Sch

So! Ex-Kriminaler und Buchautor Manfred Lukaschewski hat bereits geantwortet und ich darf es hiermit weiterleiten:

„Das Feuern auf ein Schloss funktioniert anders als im Film erfolgreich nur wenn entweder das Holz so beschädigt wird, dass das gesamte Schloss herausgebrochen werden kann, dass die Zuhaltungen zerstört werden oder der Schliessriegel zerstört wird.“

So habe ich mir das auch gedacht.

Eher geht das hier (ab 0:56):

@ [Ann_da_Cava]

Das ist logisch. Aber danach habe ich nicht gefragt, sondern … bitte oben nachgucken (2 Fragen).