Ein Tumber fragt nach ISDN

Hallo, Fachleute,
ich stell euch mal meine Situation dar:

  1. Irgendwann in der ersten Hälfte des nächsten Jahres bekomme
    ich von meinem Brötchengeber einen Mac geschenkt, inkl.
    Internetanschluss. Die Kosten fürs Internet bezahlt der auch, nur
    die Telefonkosten bleiben mir (wohne in Großstadt).
  2. Ich habe bis jetzt einen Telekom-Analog-Anschluss, an dem ein
    Kombi-Gerät mit Tel./Normalpap.-Fax´/Anrufbeantw. hängt (alles
    eine Nummer).
  3. Ich besitze ein Dual-Band-Handy mit Viag-Interkom-Vertrag
    (rabattiert, zahle keine Grundgebühr).
  4. So weit ich bis jetzt begriffen habe, ist es ratsam, für den
    neuen PC (bzw. Mac) einen ISDN-Anschluss zu haben , weil der
    schneller ist. Ich könnte dann drei Telefonnummern haben und zwei
    Leitungen (Eine Nummer für meine Frau, eine für mich, eine fürs
    Fax). Der PC wäre auf eigener Leitung, so dass man noch anrufen
    kann, wenn gesurft wird. Ist das o.k.?
  5. Wenn ich also keine Gebühren fürs Internet zahlen muss, nur
    die Telefongebühren - was soll ich mir dann einrichten? ISDN von
    Telekom? Von jemand anderem (Mannesmann Arcor bietet glaube ich
    auch was an)?
    Lohnt bei meiner Konstellation ein Genion-Anschluss?
    Brauche ich neue Telefon- und Fax-Geräte?
    Wie lange muss ich warten, und soll ich ISDN erst legen lassen,
    wenn der PC da ist oder schon vorher?
    Was ist denn DSL? Brauch ich das und wozu?
    Ich hoffe, dass sich die Profis bis hierher überhaupt durchlesen
    und ihnen der Wust meiner Fragen nicht zuviel ist.
    Ich danke schon mal herzlich allen, die sich die Mühe machen,
    einem Blöden was zu erklären!
    R.B.

Hi Rudolf,

ich will mal den Anfang machen. Vielleicht kann ich ja etwas Licht ins Dunkel bringen…*g*
Zuerst mußt Du mal klären, welche Hardware mit dem Mac geliefert wird. Für analogen Zugang, ISDN oder ADSL sind unterschiedliche Geräte erforderlich:
Für Analog ein Modem (gibts als interne Karten oder als externes Gerät)
Für ISDN eine ISDN-Karte (gibts ebenfalls intern und extern)
Für ADSL ein „Splitter“, ADSL-Modem und Netzwerkkarte.
Die Geschwindigkeitsunterschiede in den Techniken sind z.T. erheblich: analog bis 56 kbit/s, ISDN bis 64 kbit/s und ADSL bis 768 kbit/s
Wenn ich Dich richtig verstanden habe ist der Mac fertig konfiguriert wenn Du ihn bekommst - vermutlich ist er mit einem analogen Modem ausgestattet. Hier bräuchtest Du also nichts weiter. Nachteil: wenn Du online bist, ist Dein Telefon belegt, und die Geschwindigkeit ist wirklich zum gähnen (ich selbst nutze ADSL). Die Geschwindigkeit von ISDN ist nicht nennenswert größer, der große Vorteil liegt in den zwei Leitungen. D.h. Du bist während der Online-Zeit weiter erreichbar (da Du nur eine Leitung zum surfen nutzt). Du kannst hier die Geschwindigkeit zwar durch belegen der zweiten Leitung verdoppeln (128 kbit/s), dann ist aber der Tel.-anschluß belegt. Außerdem mußt Du bei ISDN warscheinlich neue Hardware kaufen (ist aber nicht teuer - Kosten bei Neubeantragung: 100,87 DM für die Bereitstellung, und z.B. 49,- für eine kleine Anlage an die Du sowohl Mac als auch die alten Telefone anschließen kannst. Dazu kommt dann eine höhere Grundgebühr von ca. 50,-). Außerdem hast Du dann mind. drei Rufnummern, die Du über die Anlage für 49,- den versch. Geräten zuordnen kannst.
Bleibt noch ADSL. Hier wird beim surfen KEINE Telefonleitung belegt (ADSL wird auf den „normalen“ Anschluß „aufgesattelt“). Außerdem ist die Geschwindigkeit wirklich gigantisch. Ich vermute, daß Du bisher in der Fa. online gehst, die Geschwindigkeit dürfte dann vergleichbar sein. Splitter und Modem bekommst Du kostenlos von der Telekom zur Verfügung gestellt, die Netzwerkkarte kostet (gesponsert bei Neuantrag) 1,-! Allerdings sind dann höhere Grundgebühren fällig (abhängig vom Telefonanschluß: bei analog ca. 30,- zusätzlich bei ISDN ca. 10,- zusätzlich). Bereitstellungsgebühr für ADSL: 100,87 DM (entfällt, wenn Du gleichzeitig ISDN beantragst).
In Deiner VK steht Du bist Journalist. Wenn Du den Internetzugang für Recherchen brauchst, würde ich Dir dringend zu ADSL raten, denn die höheren Kosten werden durch die Zeitersparnis mehr als ausgeglichen. Solltest Du nur hin und wieder etwas „rumsurfen“ wollen, ist ADSL überflüssig.
Aber ACHTUNG: Die Telekom ist gerade dabei dieses Netz aufzubauen, und nur die wenigsten kommen jetzt schon in den Genuß von DSL. Ob, bzw. wann Du angeschlossen werden kannst, erfährst Du am besten im T-Punkt (die online-Abfrage auf der Homepage der Telekom ist unzuverlässig. Im T-Punkt wird konkret anhand der Telefonnummer geprüft).

Ich hoffe, ich konnte Dir einen ersten Überblick geben - solltest Du weitere Fragen haben: einfach posten oder mailen…

Gruß Stefan

Tumb gibbet nich.
Hi Rudolf,

wer sich schlau fragt, wird selten dümmer. Ich fand Stefans Beitrag nicht wirklich befriedigend ( liegt wohl an den vielen rosa „T’s“ im Text ), daher hake ich an der einen oder anderen Stelle noch einmal ein.

Es gibt tatsächlich mehrere Gründe, die ISDN als vorteilhafter gegenüber einem „Analog-Anschluß“ erscheinen lassen. „Schnelleres Surfen“ ist eigentlich nur ein Grund.
Weitere Vorteile wären da zum Beispiel:
.Kostenlose „interne“ Gespräche ( z.B. vom Arbeitszimmer zur Küche :smile: über einen sogenannten „internen S0-Bus“ an der ISDN-Anlage ( sollte man beim Kauf drauf achten ).
.Bei entsprechend eingerichteten Gegenstellen Faxe mit ISDN-Geschindigkeit übertragen ( für eine Faxseite ca 1.5 Sekunden statt über einer Minute Übertragungsdauer ). Sehr nützlich für häufigen Faxverkehr.
.Jeder ISDN-Anschluß kann einen sogenannten RNB10 ( Zehnerrufnummernblock ) verwalten. Von drei Rufnummern erzählt Dir Deine Telefongesellschaft Deines Vertrauens etwas - die restlichen sieben werden Dir im Allgemeinen verschwiegen. Soll heißen: Du kannst auf den beiden B-Kanälen nicht nur drei Rufnummern ( zum Preis von einer *g* ) betreiben, sondern sogar zehn. Die restlichen sieben Rufnummern kannst Du formlos bei Deiner Gesellschaft beantragen - die kosten keinen Pfennig extra. Jede dieser Rufnummern ( auch MSN - Multiple Subscriber Numbers genannt ) kann mit einem eigenen Dienst ( Sprache, Daten, Fax Gruppe 3, Fax Gruppe 4-auch ISDN-Fax genannt ) belegt werden, der nur auf Anforderung aktiv wird. Und diese ganzen Geschichten funktionieren auf nur zwei B-Kanälen tadellos - man kann ja schließlich nicht Alles gleichzeitig erledigen.

Zu Deiner Frage nach einem passenden TK-Unternehmen für Deinen ISDN-Anschluß:
Ich kann Dein Telefonieverhalten ohne einige zusätzliche Angaben natürlich nicht einschätzen - eine spezielle Empfehlung werde ich Dir daher nicht geben. Das wäre unprofessionell - ebenso wie jeder unkommentierte Verweis auf Leistungen der TeleWürg.
Da Du jedoch geschrieben hast, daß Du in einer Großstadt wohnst, darfst Du davon ausgehen, daß sich in Deiner Stadt die alternativen Anbieter drängeln.
Arcor ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit vertreten - die Verfügbarkeit von Arcor-ISDN kannst Du im Arcor ISDN-Locator unter [http://www.asb.arcor.net/asb.jsp ] prüfen.
Wo Arcor bereits verfügbar ist, dürfte auch o.tel.o nicht weit sein. Unbestätigten Gerüchten zu Folge wird o.tel.o ISDN-Leistungen bei Arcor einkaufen und als Reseller wieder an den Mann und die Frau bringen.
Mobilcom als treibende dritte Alternativkraft im deutschen Festnetz soll mit eigenen ISDN-Angeboten in Kürze wohl nachziehen oder ist vielleicht sogar schon vertreten - hier fehlen mir aber die notwendigen Informationen für eine sichere Auskunft.
Auf jeden Fall findest Du neben diesen bereits genannten nationalen Anbietern auch lokale Unternehmen, die eigene ISDN-Angebote bereithalten. Mach einfach mal einen Stadtbummel - die Lokalen haben ihre Geschäfte häufig in der Cityzone der großen Städte.

Genion:
Genion hat neben einigen Vorzügen einen kleinen Haken: Es gibt zur Zeit keinen physikalischen Festnetzanschluß an der Nutzungsadresse. Soll heißen: Keine Telefondose, an der man einen PC zum Surfen oder ein Faxgerät zum Faxen anstöpseln kann. Man hört gerüchteweise, daß VIAG Interkom angedenkt, ab etwa Februar 2001 die Analoganschlüsse ( nicht ISDN ) der Genion-Kunden von der TeleWürg zu übernehmen, um Kunden den Vollanschluß anbieten zu können - aber das sind ( bis es vielleicht mal soweit ist ) erst einmal nur Gerüchte. Für Dich hieße das also: Genion ist zur Zeit kein vollwertiger Ersatz für einen Festnetzanschluß - allenfalls eine mehr oder weniger sinnvolle Ergänzung. Je nach Sichtweise der Dinge.

Neue Geräte:
Du kannst zumindest die alten Geräte über eine ISDN-Anlage oder einen Terminaladapter weiterhin nutzen. Was Du Dir darüber hinaus anschaffst, ist eine andere Geschichte.

Wie lange muß man warten:
Abhängig vom Standort und vom Anbieter. Und von den Fähigkeiten des Sachbearbeiters, der Deinen Antrag bearbeitet. Zur Zeit blockiert unser aller liebstes Telekommunikationsunternehmen die alternativen Anbieter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - man befindet sich schließlich im Wettbewerb und da wird die Monopolstellung gerne genutzt, um Kunden den Eindruck gewinnen zu lassen, daß es nur bei dem einen Unternehmen perfekt klappt und die Anderen schlampig arbeiten. Generell gilt: Bei Alternativanbietern sind längere Wartezeiten als bei der DTAG vorprogrammiert, wobei es bei den lokalen Anbietern ein wenig schneller geht als bei nationalen Wettbewerbern. Is halt so und läßt sich zur Zeit wohl nicht ohne Weiteres ändern. Frag’ also, wenn Du Dich informieren solltest, unbedingt nach den Lieferzeiten ( und rechne noch ein paar Tage zu den angegebenen Zeiten hinzu - das beruhigt das Gewissen ).

DSL:
Gähn…ewige Diskussion, ob es sinnvoll ist oder nicht. Zum gelegentlichen Surfen braucht man es zur Zeit noch nicht unbedingt, da viele Webseitenbetreiber sogar noch ein Herz für Besucher mit Analoganschluß haben. Mal ganz davon abgesehen, daß DSL nicht überall verfügbar ist - vielleicht stellt sich die Frage für Dich gar nicht.
Wenn man sehr viel surft, somit ohnehin permanent Internetkosten verbrät und bereits mit einer Flatrate liebäugelt, kann man DSL mit Sicherheit mitnehmen. Das spart 'nen Zehner im Monat und geht ein bisschen fixer als mit 64k-ISDN. Übrigens gibt es auch hier Alternativen zur Telekom ( die auch günstiger zu haben sind - Arcor sei da nur ein mögliches Beispiel. DSL-Kosten bei Arcor: DM 39,00 / Monat. Verfügbarkeitsprüfung am Anschlußstandort wird über den Arcor ISDN-Locator vorgenommen ).
Für sehr große Datenmengen, die man sich vielleicht aus dem Netz ziehen will, ist DSL ungeeignet, weil mit 768kb/Sek. ( für meinen Geschmack ) zu langsam. Hier sind Push-Techniken über Satellit mit Transferraten von mehreren Megabit / Sekunde wohl besser geeignet. Aber ob Du das wirklich haben willst…

Das wär’s erstmal. Für Fragen, Anregungen oder Kritik ( auch von dritter Seite ) bin ich auf jeden Fall zu haben. Konstruktive Kommunikation steigert Wissen. Und wer will schon dumm sterben ?

Gruß aus Bremen
Ingo Schrodt