Hallo Stephan,
ich bin ein rel. junger Küchenplaner aus dem Raum München. Ich habe vor acht Jahren meine Lehre als Kaufmann im Einzelhandel/ Schwerpunkt Küchenbereich absolviert und habe von hochwertigen Planungen bis zum schnellen Tagesgeschäft eine gute bis sehr gute Ahnung. Ich habe viele „Quereinsteiger“ in der Branche kennen gelernt und will dir ein wenig helfen. Der Küchenmarkt läuft trotz Wirtschaftskrise enorm gut. Die Haupt-Verkaufs-Zeit, hast du aber gerade so verpasst. (im August und Frühjahr fahren die meisten Leute in den Urlaub oder kommen auf so komische Ideen sich baulich zu verändern) Gerade im Hochwertigen Bereich, habe ich die letzten Jahre festgestellt, das noch mehr investiert wird als vorher, das Geld sitzt nicht mehr so locker, sich dreimal im Jahr eine Urlaubsreise zu leisten, von daher will sich die obere Mittelschicht das heimische Reich „schön- machen“ um dort die kostbaren freien Stunden zu verbringen. Ob sich der Weg für dich als Einstig in die Planer- Welt lohnt oder nicht, kann ich dir nicht sagen, ich bereue keinen einzigen Tag den ich in meinem Beruf verbringe. Ja, mir macht die Arbeit als Planer spaß und finanziell, könnt ich dir neben der Automobil Branche keine bessere Verdienstmöglichkeit als „Einzelhändler, im Angestellten Verhältnis“ nennen. Die Provision ist das Ausschlaggebendste in diesem Job… fast jeder Küchenfachmarkt arbeitet nach der 3 monatigen „Schonfrist“ damit (in der Regel bekommst du 3-4 % des Küchenpreises für deine eigene Tasche) dazu kommt meist ein sehr geringes Fixum (ca. 800- 1000 EUR) Brutto. Nun mein Einziges Bedenken zu deinem Vorhaben. „Quereinsteiger“ in dieser Branche sind meistens gelernte Schreiner oder Leute die Ahnung von Inneneinrichtung und Co. haben. Der Eine kann dies sehr gut was man in dem Beruf Gebrauchen kann, der andere wiederum etwas anderes. Gute Küchenplaner wissen fast alles
vom Aufbau der Schränke, Elektro.Installationen Geräte Fachwissen, Qualitätsmerkmale der Küchen Fronten, Beschläge usw. , die Planung an sich ist aber dazu das schwierigste, dazu brauchst du Zeit und Erfahrung. Küchen planen kann jeder, je nach Eigeninteresse nach ein bis zwei Monaten. Die Küche wird funktionell sein und wenn du Glück hast wird Sie der Monteur auch einbauen können, aber gerade in einem Küchenfachmarkt, wo du anfangen willst… wirst du es die ersten Wochen, Monate und Jahre nicht leicht haben. Kunden schlafen heut zu Tage nicht, sie wandern von Geschäft 1 zu 2 von 3 dann irgendwann mal zu dir und wollen… Punkt 1: sehen, wie/was du planst, 2: sehen was sich fachlich aus dir raus quetschen lässt und 3: preislich vergleichen … sicherlich wirst du dir denken, das du beim dritten und meist entscheidendsten Punkt nix machen kannst, weil die Kalkulationen der Möbel und Geräte ja dein Chef bestimmt… aber gewisse Tricks und Kniffe in Bezug auf den Preis können wir beeinflussen. Ein weiteres Problem werden deine Kollegen sein. Es herrscht in jedem Geschäft ob groß oder klein ein Gewisser „Futterneid“ wegen der Provision. Ja man könnte es auch fast als Sport ansehen die „meisten“ Küchen im Geschäft oder sogar im Umkreis zu verkaufen. Viele Märkte legen interne monatliche Verkaufslisten aus, wo zu sehen ist, wer der Beste ist. Es ist natürlich nicht nur der „sportliche Gedanke“ der zählt, sondern der eigene Verdienst, den man selber bestimmen kann. Je mehr du dich selber ins Zeug legst, desto mehr hast du am Monats Ende für „DICH“.
was das für dich als „Neuling“ bedeutet brauch ich dir mit deinen 49 Jahren nicht zu erklären.
…fressen, sonst wirst du gefressen… Auge um Auge, Zahn um Zahn … ich übertreibe nicht… du wirst schon sehen.
Ein guter Planer bist du nach 2 Jahren. In meiner Lehrzeit war ein einen ganzen Monat bei der Küchenmontage mit dabei. Ich habe fast jeden Hersteller vor Ort im Werk besucht und mir die Produktionen angesehen (wird vom Hersteller gesponsert…„trinkfest solltest du sein“
)
Hab viel Bockmist gebaut…aus den Fehlern gelernt…
Hab viele Planungen nur für mich gemacht. (selbst manchmal nochmals „anders“ nachdem der Kunde die Küche gekauft hat… nur um zu sehen, was es noch für Planungsmöglichkeiten gibt)
Fazit: du musst besser sein als deine Konkurrenten. Das Kannst du jedoch am Anfang keinesfalls sein.
Wenn du genügend Ehrgeiz hast die ersten Monate zu überstehen dann probiere es. Ich versichere dir, du wirst es nie bereuen.
Versuch am Anfang mit anderen Eigenschaften bei deiner Kundschaft zu punkten. Ich selber kannte einen Quereinsteiger (gelernter Schreiner) der Schwede war… er war ein kleiner Frauenheld, konnte jede Kundschaft mit Witz und Charme um den Finger wickeln… wenn man von weiten zugehört hat, konnte man denken, das eine Sketch Komödiant bei uns im Studio zu Besuch ist. Er hat das Vertrauen im´nu aufgebaut und hat nachdem die Kundschaft weg war die Planung ganz in Ruhe gemacht… und die Kundschaft dann ein zweites mal eingeladen… er hatte am Anfang fast keine Ahnung, nach einem halben Jahr war er der Beste.
Ich hoffe ich konnte dir ein klein wenig weiter helfen.
Wenn du dich dazu entschließt könnte ich dir dann auch weitere Tipps geben, Lernhilfen usw.
Ich bin mom. Krank geschrieben und kann nicht reden.
(hab morgen die erste von 2 OP´s / eine große Kieferzyste hat in meinem Kiefer gewuchert …und die muss jetzt dann raus )
bis Bald
Alexander