Eine kleine Umfrage

Hallo zusammen,

Mike’s Frage bezüglich des Philosophiestudiums hat mich auf eine etwas grundlegendere Frage gebracht, die es uns vielleicht erlaubt uns ein besseres Bild der Diskussionsteilnehmer dieses Boards zu machen (die Aufklärungs-Diskussion war ja diesbezüglich ein Schuss in den Ofen… ja, ich hör schon auf, jetzt bitte keine Volleys mehr… bitte…)

Welche Gründe veranlassen Euch Philosophie professionell oder freizeitmässig zu betreiben? Was hat Euch dazu gebracht? Warum befasst man sich überhaupt mit so weitläufigen und grundlegenden Fragen? etc. [Alle Auslegungen der Hauptfrage sind erlaubt, im gaaanz breiten Scholastischen Sinne :wink:)…]

Die Frage mag banal erscheinen und es gibt schliesslich Antworten darauf die vom überheblichen Akademiker-Ton („Weil wir was besseres sind…“) bis hin zu einer tief empfundenen Hoffnung („Weil es einen pragmatischen Wert für die Last des Lebens birgt…“) reichen.

Cheers

Yseult

Hallo zusammen,

Mike’s Frage bezüglich des Philosophiestudiums hat mich auf
eine etwas grundlegendere Frage gebracht, die es uns
vielleicht erlaubt uns ein besseres Bild der
Diskussionsteilnehmer dieses Boards zu machen (die
Aufklärungs-Diskussion war ja diesbezüglich ein Schuss in den
Ofen… ja, ich hör schon auf, jetzt bitte keine Volleys
mehr… bitte…)

:wink:

Welche Gründe veranlassen Euch Philosophie professionell
oder freizeitmässig zu betreiben? Was hat Euch dazu gebracht?
Warum befasst man sich überhaupt mit so weitläufigen und
grundlegenden Fragen? etc. [Alle Auslegungen der Hauptfrage
sind erlaubt, im gaaanz breiten Scholastischen Sinne
:wink:)…]

Gesellshaftskritik. Einschliesslich Wissenschaftskritik.
Nun bin ich zwar nicht so deppert, vollständige Doktorarbeiten zu veröffentlichen, aber das gesagte reicht wohl vielfach aus, über das gelernte bzw. weitverbreitete Meinungen mal nachzudenken.
Grade deshalb, weil ich als Ossi gezwungen bin, zwei „Systeme“ durchzumachen, die beide auf Willkür einer kleinen Gruppe beruhen. Die Bürgerlichkeit darin nervt einfach :smile:

Die Frage mag banal erscheinen und es gibt schliesslich
Antworten darauf die vom überheblichen Akademiker-Ton („Weil
wir was besseres sind…“) bis hin zu einer tief empfundenen
Hoffnung („Weil es einen pragmatischen Wert für die Last des
Lebens birgt…“) reichen.

Du schuldest mir noch eine Kritik! :smile:

Gruß
Frank

Hallo Bettina,

am Anfang stand bei mir im Alter von 15 Jahren die Lektüre von Nietzsche, die mich aus psychologischen Gründen faszinierte, obwohl ich nicht wirklich verstand, was er schrieb. Das führte mich dann aber dazu, in der Schule einen Grundkurs Philosophie zu belegen, in dem ich mit Kierkegaard und Heidegger konfrontiert wurde, was in mir den Wunsch nach einem gründlichen Studium der dort angesprochenen Existenzfragen auslöste (das Thema des ersten Halbjahres war „Angst“).
Privat las ich „Sein und Zeit“ komplett, was in mir mannigfaltige Fragestellungen auslöste, aber nur wenig befriedigende Antworten.

Im zweiten Halbjahr beschäftigten wir uns dann mit dem Thema „Freiheit“, und diese Beschäftigung löste in mir Zweifel aus, ob denn das Gesagte immer so seine Berechtigung hatte - und noch heute bin ich davon überzeugt, dass das Thema zu den schwierigsten der Philosophie gehört. Am Ende des Kurses stand Kant, den wir aus zeitlichen Gründen nur streifen konnten. Danach gab es den Kurs nicht mehr, was zu einer philosophischen Pause und einer privaten Beschäftigung mit der Psychoanalyse Freuds und der Psychologie C. G. Jungs führte, mir aber keine wirkliche Klarheit gab.

Nach dem Abitur wollte ich einen Schnitt machen, und wagte mich daher an das Studium der Philosophie mit einem Elan, der mir noch heute seltsam erscheint, aber auch zu den ersten klaren Ergebnissen führte. Ich studierte gleich im ersten Semester Hume und Kant, was mich dann im zweiten Semester zur kompletten Lektüre der Kritik der reinen Vernunft incl. massenhafter Sekundärliteratur führte.

Kant hat mir dann erstmals den Grund für meine philosophische Suche vor Augen geführt: die Entdeckung fremder und eigener Vorurteile. Und das ist noch heute mein Impetus, was mich dazu führt, allzu einfache Konzepte als solche zu bezeichnen. Die Beseitigung einiger dieser Vorurteile hat meiner Ansicht nach auch praktische Folgen. Diese Einsicht versuche ich seitdem zu vermitteln, indem ich sie auf konkrete Fälle anwende, was vielfach gelingt. Die Menschen, die sich an mich mit der Bitte um Hilfe wenden, leiden in der Mehrzahl an ihren Vorurteilen, weil sie sich derer nicht bewusst sind.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass diese praktische Absicht meiner Meinung nach zwar wichtig ist, aber nicht ohne Theorie machbar ist. Daher betone ich gern, dass aus meiner Sicht das Denken - und nicht das Handeln - entscheidend ist.

Und wie stellt(e) sich die Frage nach der Philosophie bei dir?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Fragen
Hi Yseult

… Was hat Euch dazu gebracht?

Die Möglichkeit und Notwendigkeit, die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Formulierung zu stellen, entzieht sich jedem Vergleich mit den Möglichkeiten, Antworten zu geben …

Motiv genug?

*smile*

Gruß

Metapher

PS: … und herzlich willkommen im w-w-w!

Hallo Bettina!

Weil es einem Lebewesen, das ein bestimmtes Intelligenzniveau entwickelt hat, ein unerträglicher Gedanke ist, im Tal der Ungewissheit/Ahnungslosigkeit zu leben und einfach so zu tun, als ob nichts wäre.
Weil man die Kausalität des eigenen Handelns und Denkens und der damit verbundenen Verantwortung erkannt hat und entsprechend Methoden sucht, die reproduzierbar sind und uns ein gewisses Maß an Selbstbestimmung und Steuerung erlauben.

…bis hin zu einer tief empfundenen
Hoffnung („Weil es einen pragmatischen Wert für die Last des
Lebens birgt…“) reichen.

Meine subjektive Erfahrung ist die, dass aus der wie du sagst, tief empfundenen Hoffnung die kausale Erkenntnis wird, nicht nur die Last des Lebens zu bewältigen, sondern auch eigenverantwortlich das Ruder in die Hand zu nehmen und dem Ziel entgegenzusteuern, für das wir geboren sind. Wenn man über ein geeignetes Fundament verfügt, kann man jede Schlucht und jede Angst überwinden.

Eine Frage zur Frage:
Sind es Fragen die wir stellen oder stellen wir uns den Fragen, die an uns gestellt werden, indem wir mit gleicher Technik, diese zu beantworten versuchen?

Cheerio
Junktor

Hallo zusammen,

also ich beschäftige mich vor allem gerne mit philosophischen Fragen,weil man sonst nirgens so umfassend und weitreichend den Wahrheiten des Lebens hinter her ist. Ich finde vor allem was-wäre-wenn-Fragen interessant,weil sie soviel Raum für Phantasie lassen.
Die philosophischen Fragen führen einfach zum Grund unseres Daseins.
Ich finde es einfach platt und langweilig vor sich hin zu leben und vielleicht sich außerhalb seines Berufs(ich spreche jetzt von meiner Altersklasse) nur von Party zu Party und von Besäufniss zu Besäufniss zu hangeln.
Ich brauche in meinem Leben einfach eine Tiefe und darum nehme ich gerne philosphische Fährten auf,wo immer sie auch hinführen.

Gruß
Matthias

Hallo zusammen,

Junktor, das hast Du wunderbar gesagt und das trifft auch meine Grundhaltung. Hoffnung und vielleicht der Wille der Ohnmächtigkeit zu entfliehen und auch der Manipulation. Meine Mutter behauptet ja, ich wolle einfach immer das letzte Wort mit meinem Vater haben :smile:)
Nein, ehrlich, ich kann mich eigentlich nicht einmal mehr genau an den Moment erinnern, als ich mich wirklich entschieden habe, dies zu meinem Lebensinhalt zu machen. Es war allerdings eine Entscheidung, die ich immer und immer wieder begründen musste. Am Ende blieb dann in meiner Erinnerung nur noch die Begründung stehen… vielleicht habe ich auch deshalb diese Frage gestellt. Ich weiss ganz einfach nicht mehr, wie es bei mir war. Ich wusste es einfach plötzlich und dann hab ich angefangen die ganze Bibliogthek meines Vaters zu durchforsten… zwei Jahre später war ich auf der Uni und hatte bereits eine Orientierung, d.h. ich wusste schon was ich lernen wollte (und sicherlich ist mir dabei vieles entangen, aber es hat mir auch erlaubt ziemlich schnell in die Tiefen gewisser Themen zu kommen und vor allem meinen Erstabschluss ziemlich schnell zu machen, das Kreuz des weiblichen Geschlechts oder des Erzeiges…).
Das Verwunderliche ist, dass ich die Bücher, die mich eigentlich zur Philosophie und meiner Position zum Leben hingeführt haben, seit damals nicht wieder gelesen habe und mich auch immernoch innerlich dagegen wehre… Warum eigentlich? Vielleicht, weil sie Teil meiner geistigen Biographie sind und ich sie heute wieder ganz anders lesen würde, mit all der belastenden déformation professionelle und wahrscheinlich würde ich dann meinem ganz naiven Ich von damals in die Augen sehen, welch ein Unglück…
Ich danke Euch für Eure Antworten, und so überheblich das auch klingen mag, aber ich bin doch froh, dass auch Andere im Grunde zu Ihrem Idealismus stehen, dem Willen hinter die Dinge zu sehen, dem Wunsch einmal annähernd im Einklang mit einer instabilen Welt zu sein.
Lasst uns einfach nicht selbstgerecht werden, indem wir uns selbst mit dem Spruch „Wir hinterfragen uns halt…“ auf die Schulter klopfen, lasst uns auch versuchen passende Antworten zu finden…

Danke.
Y.-

NB: Ich geh zurück zu meinen Statutsakten der Paris im 13. Jahrhundert… welch Freude. Ach ja, ich hab dann noch einmal eine Umfrage für Euch parat, die ich für meine Diss brauche… Freiwillige?

noch eine Umfrage? :smile:
Hallo Bettina,

ich hab dann noch einmal
eine Umfrage für Euch parat, die ich für meine Diss brauche…
Freiwillige?

worum geht es denn? Wenn es nicht zu umfangreich oder persönlich ist, denke ich, kannst du das auch hier im Netz machen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo!

Für mich gehört Philosophie irgendwie zum Wesen des Menschen.
Es ist doch irgendwie die Natur des Menschen, dass man etwas wissen will und das kann man eigentlich „fast“ mit Philosophie gleichsetzen.
Philosophieren heißt für mich über tiefere, nicht immer offensichtliche Hintergründe nachzudenken. Dass das Menschen schon seit anbeginn ihrer Existens taten, belegen ja Religionen und andere Formen von Weltbildern usw.

Wenn ich mir unsere Welt ansehe, wird sie für unsere Sinne vor allem von uns Menschen bestimmt.
Dabei fallen mir vorallem die konflikte zwischen den Menschen auf und die beruhen häufig darauf, dass Unverständnis und Intoleranz zwischen den gegenüberliegenden Seiten herrscht.
Da ich möglichst nicht auch einmal auf einer dieser Konfliktseiten stehen will, möchte ich verstehen wonach sich andere richten, also wie andere Denken.
Philosophie hat diese große Spannweite die irgendwie alles im menschlichen Denken umfassen kann.

Wenn man sich mit Philosophie und bereits aufgestellten bekannten Thesen beschäftigt, erkennt man diese häufig im Denken von Menschen wieder. Wie z.B. dem kategorischen Imperativ von Kant.
Außerdem wurde ein großer Teil unserer Kultur durch die Philosophen geprägt, ein halbwegs gebildeter Mensch der etwas mit Literatur und Geschichte anfangen kann, sollte die wichtigsten Philosophen kennen.

Soviel von meiner Seite
cu Io

Hallo,
ich meine in jedem Menschen steckt ein kleiner Philosph… und je tiefer er in die Materie eindringt, desto eher kann man ihn einen Philosophen nennen.
Wenn man jetzt noch die Nomenklatur (=Fach-Chinesisch) der Philosophen annimmt, ist man sicher die Ufer gewechselt zu haben *g*

jartUl

Hallo Bettina,

ich hab dann noch einmal
eine Umfrage für Euch parat, die ich für meine Diss brauche…
Freiwillige?

worum geht es denn? Wenn es nicht zu umfangreich oder
persönlich ist, denke ich, kannst du das auch hier im Netz
machen.

Ja klar, nur zu! Oder per mail!

Herzliche Grüße

Junktor

hmm, als jemand der mit den Antworten aus der Religion oft nur wenig anfangen kann, macht man sich natürlich auf die Suche nach anderen… besseren Angeboten für das Bedürftnis zur Erkenntnis.

Ich denke, die Philosophie bietet hier grundlegende und fundierte Antworten auf Fragen zu unserem Sein. Auch und vor allem die heutigen Probleme unserer Gesellschaft lassen sich oft durch teils sehr alte Erkenntnisse besser verstehen. Vor allem bietet das Denken mit „Unterstützung“ großer Philosophen nicht nur
Erklärungen, sondern weist auch oft den Weg zu Lösungen und bietet einen Weg zur Weiterentwicklung der persönlichen Weltanschauung.

Kurz gesagt: Es ist schlicht spannend :smile: