Hi Melli,
ich hab ein paar persönliche Gedanken dazu. Jeder hat seine eigene Geschichte, aber vielleicht passt das eine oder andere ja trotzdem auf eure Situation.
Ich war als Jugendliche nicht schlank, was in der Schule Anlass zu Mobbing gab. Natürlich hab ich darunter gelitten und habe seitdem eigentlich auch nie wirklich gelernt, mich mit meiner Figur anzufreunden (dabei würde ich heute was um die Figur von damals geben, und auch heute bin ich zwar etwas übergewichtig, aber dennoch für meinen Begriff ziemlich normal). Figur war auch zu Hause ein häufiges Thema, unter anderem weil mein Vater da keinen Hehl aus seiner Vorliebe für schlank macht und meine Schwester seine Vorstellung von schön (und auch von sympathisch) offenbar immer mehr traf als ich. Heute sprechen wir darüber, damals hab ich das nur unbewusst wahrgenommen, aber das war schon eine ziemliche Katastrophe für mein Selbstbewusstsein.
Ich würde meinen Eltern glaube ich heute raten, im Umgang mit der Situation entspannter zu reagieren. Ich bekam wirklich ständig gut gemeinte Ratschläge, wie ich sein müsse, was ich anziehen müsse, was ich besser nicht tun solle, um von anderen gemocht zu werden. Ich war zu dick, zu laut, zu wenig Mädchen, zu klug. Und Jungs mögen bitteschön „echte“ Mädchen. Und da mischte die gesamte Großfamilie fleißig mit. Das war völlig kontraproduktiv, weil bei mir ankam, dass das, was ich aktuell war/tat/nicht tat eben nicht ausreicht, um von anderen gemocht zu werden.
Ich würde meine Eltern heute bitten, mir mit viel mehr Selbstverständlichkeit zu signalisieren, dass ich gut bin wie ich bin, und gut. Meine Mutter kannte immer meine Stärken und hat diese auch hin und wieder thematisiert und gelobt. Leider nie ohne Aber. Ohne das wär’s gut gewesen.
(Womit ich nicht meine, dass man sein Kind nicht auchmal zurechtrücken darf, wenn irgendwas nicht so klappt. Aber ich hoffe, du weißt, was ich damit meine.)
Mitleid ist als Eltern glaube ich normal, wenn man sein Kind leiden sieht. Aber eigentlich ist es kontraproduktiv, weil man damit implizit den anderen recht gibt, und ich glaube, genau das ist der Knackpunkt: einfach ganz klar dazu stehen, dass es nicht wichtig ist, ob alle anderen mich schön finden, weil irgendwer wird mich halt immer nicht mögen.
Bei mir lag der Fokus irgendwann viel zu sehr darauf, dass ich allen gefallen wollte. Meine Eltern hätten damals besser gegenlenken können, indem sie die Freundschaften und Beziehungen, die ich hatte, herausgestellt hätten und meine Aufmerksamkeit auf die Menschen gelenkt hätten, die mich ja schließlich so mochten, wie ich bin, statt mich darin zu bestärken, weiter anderen gefallen zu wollen.
Und zu guter Letzt würde ich meinen Eltern heute sagen, dass man als Kind/Jugendlicher, auch wenn es erstmal nicht so scheint, eine gelassene Einstellung der Eltern zu körperlichen „Mängeln“ durchaus mitnimmt. Mag sein, dass das erst im erwachsenen Alter wirklich zutage tritt, Selbstzweifel und körperlicher Perfektionismus sind halt in dem Alter normal. Aber gerade dann ist es gut, ein gelassenes Gegengewicht bei den Eltern zu finden. Letztlich das, was hier schon oft angeklungen ist: natürlich ein offenes Ohr haben. Aber halt auch nicht dramatisieren. Ist ja schließlich alles nicht schlimm, weil es ja andere gute Eigenschaften (äußerlich wie innerlich) gibt und Freunde, die einen genau so gut finden.
Lieben Gruß und alles Gute für euch!
Inka