Liebe Klarissa,
bei allem Respekt und Verständnis für diese Frau, basieren
dennoch alle uns bekannten Fakten auf den Angaben des UP und
aus dem Kontext schließe ich, dass ein echtes Problem
bezüglich Essen (Essverhalten) und Übergewicht besteht. Das
abzutun als „dick“ wird m. E. dem Problem nicht gerecht - ich
verstand das schon als Hinweis auf ein krankhaftes Verhalten
mit der Folge krankhaften (massiven) Übergewichtes
(Adipositias).
eben: Diese „Fakten“ sind die Perspektive des UP, die jeder anders interpretiert. Für den einen ist jemand bei 170cm und 60kg zu dick, bei dem anderen bei 80kg oder 100kg. Für den einen ist jemand „dreckig“, der nicht zweimal am Tag duscht/jeden Tag die Wohnung saugt, ein anderer wäre hier weniger penibel. Für den einen stinkt eine Wohnung, wenn nicht stündlich Febreze benutzt wird und 24 Stunden die Fenster offen stehen, ein anderer lebt in verqualmten Räumen oder mit Tiergerüchen, die er schon gar nicht mehr wahrnimmt.
Wer weiß es? Könnte es sich nicht auch um eine übertriebene Reinlichkeitserziehung bei dem UP handeln? Warum sollte der pathologisiert werden, der die Norm durchbricht? Und nicht der, der ihr entspricht?
Viele meiner Freundinnen sind gute (leidenschftliche) Esser und (relativ - der Norm nach wohl) übergewichtig; nach meinem Geschmack aber nicht „fett“ (mein Mann sieht das z.B. anders, wodurch ich immer wieder merke, wie unterschiedlich hier die Wahrnehmnungen sind). So what? Ich käme nie auf die Idee, ihnen zu sagen, dass sie unter einer „Erkrankung“ leiden, nur weil sie der (derzeitigen/vermeintlichen) Norm nicht entsprechen. Diese Menschen (jedenfalls in meinem Umkreis) sind die, die ihr Leben verdammt gut im Griff haben.
Da die Frau das Verzehren großer Nahrungsmengen (zumindest
wesentlich mehr als sie benötigt und gut für sie
[gesundheitlich wie ästhetisch] ist) mit „Leben leben, Party
machen, Spaß haben“ gleichzusetzen scheint, deutet das auf ein
massives psychisches Problem (ich nenne es Erkrankung) hin.
Ich neige ja auch recht schnell dazu, Dinge absolut zu setzen, aber an dieser Stelle möchte ich mir nicht anmaßen, gleich von einem „massiven psychischen Problem“ zu sprechen. Eine gute Freundin von mir hat ein „massives Schilddrüsenproblem“. Bevor dies erkannt wurde, hat sie 20 kg schon allein (übertrieben formuliert) vom Betrachten von Lebensmitteln zugenommen, die sie bis heute nicht mehr los geworden ist.
Eine andere Freundin ist nach drei Kindern (das jüngste ist jetzt 6 Monate alt) übergewichtig und isst trotzdem leidenschaftlich gern. Nach der ersten Geburt hatte sie einen Typen (der Kindsvater) an ihrer Seite, der sie dermaßen unter Druck gesetzt hat, dass sie nach meinem Geschmack schon magersüchtig war. Glücklicherweise hielt die Beziehung nicht lange, denn hier lag ein „massives psychisches Problem“ vor! Übrigens gehört diese Frau zu den lebenslustigsten, optimistischsten und liebenswertesten Menschen, die ich je kennengelernt habe!
Liebe Grüße
Kathleen