Einfach fort

Da ruft man nach langer Zeit wieder einen alten Freund in Spanien an, und niemand mimmt ab.

Ich wusste zwar, dass er das Haus verkaufen und umziehen wollte. Gott sei Dank wusste ich noch die Rufnummer seines Mitarbeiters. Und was erfahre ich? Tot. Seit über 3 Jahren, warum nur habe ich ihn nicht schon mal früher angerufen? Hier in D war er mal ein Kunde von mir, in Spanien war ich nur noch sein Freund, aber eben selten dort. Und nun ist er gegangen. Dabei war er mindestens 10 Jahre jünger, Silvester 2003 haben wir zusammen gefeiert, er war noch so fit, ließ sich neue Beißer implantieren… Danach war dann der Kontakt erst mal eingeschlafen, er da unten in Anadalusien und ich hier, über 2.500 km…

Wie war das nur möglich? Kehlkopfkrebs. Stimmt, er war ein starker Raucher, aber so früh?

Ich will nicht das ganze Familiendrama hier auflisten, wo er nicht mehr lebt. Aber warum denken die Älteren stets, die Jüngeren müssten noch leben bzw pumpergesund sein? Und dann ist man so geschockt, dass ich das hier loswerden muss. Nein, für’s Plauderbrett taugt das nicht.

Tschuldigung
®

Lieber Richard,
wofür entschuldigen? Die Begegnung mit dem Tod ist etwas, das bisher noch nicht aus unserem hoch technisierten Leben verschwunden ist. Irgendwie muß jeder damit umgehen, eine persönliche Einstellung dazu finden. Ich denke, das hat mit der Aufforderung zur seelischen Reife und zur Sensibilisierung für das Nichtmachbare zu tun. Empörung oder Demut gegenüber der Tatsache, dass nichts ewig dauert und niemand einen Anspruch anmelden kann auf Sonderbehandlung?
In deiner Vika stellst du dich als Lyrikfreund vor. Hier findet sich der Reichtum gereifter Seelen, die mit denselben Erfahrungen fertig werden mussten und mit uns ihre Gedanken geteilt haben, so wie du heute mit uns. Ich wünsche dir Kraft bringende Erkenntnisse aus der Erfahrung und sende liebe Grüße! Geris

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Da ruft man nach langer Zeit wieder einen alten Freund in …

Hallo Richard,
es ist doch gut,dass man im Forum auch über diese Dinge schreiben kann.Ich kann Deine Gedanken sehr gut nach vollziehen,auch mir ist so etwas passiert.Aber all das "hätte ich doch …"hilft nicht mehr.Ich habe daraus gelernt,diese Dinge sofort zu tun ehe es wieder zu spät ist.Aber Du kannst Dich in Gedanken von Deinem Freund verabschieden,ihm alles sagen was Dich bewegt.
Carpe diem und alles Liebe raphael

Spanien an, und niemand mimmt ab.

Ich wusste zwar, dass er das Haus verkaufen und umziehen
wollte. Gott sei Dank wusste ich noch die Rufnummer seines
Mitarbeiters. Und was erfahre ich? Tot. Seit über 3 Jahren,
warum nur habe ich ihn nicht schon mal früher angerufen? Hier
in D war er mal ein Kunde von mir, in Spanien war ich nur noch
sein Freund, aber eben selten dort. Und nun ist er gegangen.
Dabei war er mindestens 10 Jahre jünger, Silvester 2003 haben
wir zusammen gefeiert, er war noch so fit, ließ sich neue
Beißer implantieren… Danach war dann der Kontakt erst mal
eingeschlafen, er da unten in Anadalusien und ich hier, über
2.500 km…

Wie war das nur möglich? Kehlkopfkrebs. Stimmt, er war ein
starker Raucher, aber so früh?

Ich will nicht das ganze Familiendrama hier auflisten, wo er
nicht mehr lebt. Aber warum denken die Älteren stets, die
Jüngeren müssten noch leben bzw pumpergesund sein? Und dann
ist man so geschockt, dass ich das hier loswerden muss. Nein,
für’s Plauderbrett taugt das nicht.

Tschuldigung
®

Richard,

es ist immer schlimm. Gerade noch lebendig in der Erinnerung und dann das Bewusstsein, dass man diesen einen Menschen nie wieder erleben wird.

Mir ging es so mit einer Freundin, mit der ich einen sehr lockeren Kontakt hatte, obwohl wir uns immer, wenn wir uns sahen, innig verbunden waren. Irgendwann schrieb ich ihr mal eine Postkarte aus einer schönen Erinnerung heraus und die kam zurück mit dem Vermerk: Empfänger verstorben. Ich konnte es nicht glauben, bis ich dann auf telefonische Nachfrage erfuhr, dass es tatsächlich so war: ein Verkehrsunfall (sie war 20)…

Mitfühlender Adlergruß

Hallo Richard,
Du mußt Dich überhaupt nicht entschuldigen.

Aber warum denken die Älteren stets, die
Jüngeren müssten noch leben bzw pumpergesund sein?

Weil die Älteren doch eigentlich vorher „dran“ wären - aber das geht eben nicht nach Schema.

Mitfühlende Grüße!
MrsSippi

… für die rege Anteilnahme!

Hallo Leutz,

man will es einfach nicht begreifen, wenn es im unmittelbaren Bekanntenkreis einschlägt, und die Einschläge kommen immer näher.

„Und nun ist er gegangen,“ hatte ich geschrieben. Und er und andere bleiben fort, für immer: das ist ja das Verrückte daran. Man hatte sich noch so Vieles sagen wollen, es blieb unausgesprochen. Worte können verhallen, vergessen werden, aber unausgesprochene?

Dann frage ich mich, wie es mir mal eines hoffentlich noch fernen Tages gehen wird, wenn ich merke, es geht zu Ende. Werde ich dann da auf der Bahre liegen und im Geiste alle diejenigen vermissen, denen ich noch etwas sagen wollte?

Hoffen wir also auf ein Jenseits, in dem dies noch nachgeholt werden kann.

In diesem Sinne:
Digi hatte es gesagt (und es wieder gelöscht): Die Zeit kommt nicht zurück, also sollte man sie nutzen bzw. den Tag (carpe diem).

Danke nochmal
®

®

hallo richard,

da ich hier ab und an mal reinschaue, würde ich da gern noch was zu schreiben:

evtl überlegst du dir deine eigene nachträgliche weise des abschieds - denn ich denke ein abschied ist für einen selbst wichtig.
das kann ein glas wein an einem platz sein der ihm auch gefallen hätte und ein gedanklicher dialog oder das sinnieren ob gemeinsam erlebter dinge
das kann ein brief sein den man dem menschen schreibt der nun nicht mehr im diesseits ist
das kann eine kerze sein die man eine weile für jemanden anzündet
naja oder eben anders, das gibts ja reichlich.

selbst wenn man sich dabei irgendwie albern vorkommt - so gings mir jedenfalls mal - es hilft einem so ich finde - und wer weiss, evtl erreicht es sogar den anderen.

LG
nina

2 Like

In diesem Sinne:
Digi hatte es gesagt (und es wieder gelöscht): Die Zeit kommt
nicht zurück, also sollte man sie nutzen bzw. den Tag (carpe
diem).

Zum ‚endgültigen Abschied‘?

Wenn es denn ‚so weit ist‘, Richard, dann kriegst Du das nicht mehr mit.
Es ist einfach aus und vorbei - kein einziger (bewusster?) Gedanke bleibt Dir.
Und ich gehe mal so weit zu behaupten, dass uns das allen so gehen wird.
Da ist nichts mehr, garnichts.
Auch keine Chance mehr, über vergossene Milch nachzudenken oder etwas zu bedauern. Nichts mehr.
Und es dauert nur eine Sekunde - eine Sekunde, die niemand mehr selber mitkriegt.

Das heißt aber auch, daß unsere Zeit (hier) begrenzt ist.
Weiter heißt das auch, daß man sich nicht um alles kümmern kann / (darf?).
Jeder hat sein eigenes Leben.
Eine Strecke kann man gemeinsam gehen.
Aber Abschied nimmt jeder irgendwann allein - ganz allein.
Was ihm aber nicht einmal mehr bewußt sein wird.

Deswegen: ‚carpe diem‘ (nicht von mir).
Und lebe so, daß Du immer in den Spiegel schauen kannst.
Und - man muß nicht immer den ersten Platz auf dem Podium haben,
ein zweiter Platz ist auch ein ehrenvoller.

Aloha - digi

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