Einfluss von Bacon, Galilei, Bruno

Hallo Leute

Ein Nutzer stellte mir eine Frage und ich gab ihm eine Antwort.
Weil mich das Thema interessiert und ich mich über Kritik und
Ergänzungen freuen würde, veröffentliche ich meine Antwort hier.

Gruß, Tychi

Frage:

  1. Bruno, Galilei und Bacon stehen ja beispielhaft für grundlegende
    Veränderungen in der Methoden der Naturkenntnis, aber welche
    Veränderungen sind dies genau?
    und
  2. Warum hat sich eigendlich die christliche Kirche so gegen diese
    Veränderungen gewehrt?
    und
  3. Welche Folgen hatten die Veränderungen in den Methoden der
    Naturkenntnis für den Umgang mit der Natur und für das Verhältnis
    Natur-Mensch?

Antwort:

Francis Bacon

  • Erfahrung ist entscheidend
  • fordert systematische Erforschung der Natur
  • Botschaft: Wissen ist Macht, Natur muss unterworfen werden, Wissenschaft dient der
    Manipulation und Unterwerfung der Natur
  • hebt die Wichtigkeit der Wissensweitergabe hervor, so dass andere und Nachfolger
    auf bereits Entdecktes aufbauen können
  • entwickelt eine umfassende Methodik für die Naturerkenntnis, die sich zusammensetzt aus
    Induktion und Deduktion und beschreibt allerlei Fehler, die der Forscher vermeiden muss
  • nahm Poppers Falsifikationstheorie schon vorweg, d.h. auch er wusste schon, dass empirisch
    nichts bewiesen, wohl aber widerlegt werden könne

Giordano Bruno

  • bekämpfte den Geozentrismus, allerdings auch den Heliozentrismus
  • behauptete, das All sei unendlich und habe kein Zentrum
  • Gott=Universum, d.h. Pantheismus
  • hielt nicht viel von Empirie und naturwissenschaftlich - mechanistischem Weltbild

Galileo Galilei

  • Befürworter des Heliozentrismus nach Kopernikus, obwohl dessen Ansichten verboten waren
  • diskutiert wissenschaftliche Entdeckungen im Zusammenhang mit Bibelstellen und verlangt deren
    Neuinterpretation
  • formuliert u.a. das Gesetz des freien Falls und die Gesetze der Kinematik
  • versteht Naturwissenschaft als die mathematische Beschreibung empirischer Beobachtungen
  • empfiehlt die Anwendung von Gedankenexperimenten

Einwände der Kirche

  • Bei Galilei speziell war es schon ein Problem, dass er auf italienisch schrieb und nicht wie
    üblich auf Latein, denn so waren seine Werke auch dem einfachen Volk zugänglich (das allerdings
    überwiegend analfabetisch war) und waren geeignet, es vom rechten Glauben abzubringen und
    vor allen Dingen, die kirchliche Autorität anzuzweifeln. Weiterhin behauptete er, seine Erkenntnisse
    seien Gewissheiten, obwohl nach kirchlicher Lehre eine solche Gewissheit allein Gott zukomme.
  • Die Kirche hielt sich an die Physik des Aristoteles, die um 1600 ja schon fast 2000 Jahre Bestand hatte. Auch ist die Kirche prinzipiell ein sehr konservativer Verein, die in jenen, die Wissen anzweifelten, welches die Menschen seit 2000 Jahren für richtig hielten, ein große Gefahr sah. Denn
    der Angriff auf diese Tradition wurde sicherlich als Vorbote für weitere Angriffe auf alte Traditionen angesehen, z.B. die, dass die Kirche Macht habe.

Bedeutung für heutige Naturwissenschaft

Der Vergleich der heutigen Ansichten und Methoden der Naturwissenschaft mit den Stichpunkten oben zeigt große Ähnlichkeit, d.h. diese Männer (obwohl Bruno weniger) waren neben anderen die Erfinder
der modernen Wissenschaft, die im Laufe der Zeit die Kirche als Weltbildgeber weit zurückgedrängt hat.
Das Verhältnis Natur-Mensch hat sich dahingehend geändert, dass der Begriff des Fortschritts
im Sinne von immer besserer Beherrschung und Ausbeutung der Natur einen positiven Wert
einzunehmen begann. Die ökologischen Konsequenzen müssen wir heute ertragen.

Hallo Tychi,

  1. Bruno, Galilei und Bacon stehen ja beispielhaft für
    grundlegende Veränderungen in der Methoden der Naturkenntnis, aber
    welche Veränderungen sind dies genau?

es sind eigentlich vor allem zwei Elemente, nämlich erstens die Betonung die Empirie und zweitens die Wertschätzung der Induktion.

  1. Warum hat sich eigendlich die christliche Kirche so gegen
    diese Veränderungen gewehrt?

In der kirchlichen Dogmatik wird u. a. vorausgesetzt, dass Gott existiert. Wenn ich nun induktive Schlüsse zulasse, dann ist ein Ergebnis möglich, das zu dieser Voraussetzung im Widerspruch steht.

  1. Welche Folgen hatten die Veränderungen in den Methoden der
    Naturkenntnis für den Umgang mit der Natur und für das
    Verhältnis Natur-Mensch?

Eine Folge könnte man darin sehen, dass der Mensch sich weniger als Teil der Natur fühlt, sondern mehr als deren Beherrscher, ja gar als deren Schöpfer und dementsprechend sorglos mit ihr umgeht.

Ich hatte deine Antworten erst spät gelesen, sie sind sehr ausführlich und auch richtig. Ich lasse meine Antwort jetzt trotzdem stehen, weil sie vielleicht doch hilfreich sein kann, obwohl du eigentlich die wesentlichen Punkte genannt hast.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo, Tychi,

zu diesem Thema und besonders ausführlich zu Galileis Konflikt mit der Kirche finden sich lesenswerte Stellen in:

Arthur Koestler, Die Nachtwandler, Die Entstehungsgeschichte unserer Welterkenntnis; ISBN 3-518-37079-0 Buch anschauen [Buch anschauen]
(Bei amazon leider vergriffen.)

Das nur als vielleicht unnötiger Zusatz. Weil ich das Buch grade wiedergelesen.

Gruß Fritz