Einfuhrbeschränkungen

vor kurzem hatten wir hier im Brett darüber diskutiert (Christian), dass erhöhte Einfuhrzölle und Beschränkungen nichts bringen.
Nun, die USA sind da ganz anderer Meinung:
Enercons E-40, die meistverkaufte (Windkraft-) Anlage der Welt, darf in den USA nicht verkauft werden.(Heise)
Genauso werden bei Autoimporten schon im Hafen die Bosch, Magneti Maralli, Beru… Zündkerzen aus den Motoren geschraubt und weggeworfen. Eingeschraubt werden Champion.
Es gäbe da noch so manches Beispiel, auch im Militärbereich.
Es verhilft der eigenen Industrie zu etwas mehr Umdsatz.
Ich meine gar nicht, dass man so krass vorgehen soll. Doch eine deutsche Firma, die ihre Produktion zu 100 % ins Ausland verlegt um die Ware dann in D zu verkaufen, sollte mit Behinderungen rechnen müssen (Beispiel: BMW Z-3).
Grüße
Raimund

Ich meine gar nicht, dass man so krass vorgehen soll. Doch
eine deutsche Firma, die ihre Produktion zu 100 % ins Ausland
verlegt um die Ware dann in D zu verkaufen, sollte mit
Behinderungen rechnen müssen (Beispiel: BMW Z-3).

Warum? Mal abgesehen davon, daß eine Steuer oder Zoll für ein bestimmtes Unternehmen ohnehin nicht möglich ist: Es muß doch einen Grund haben, warum das Unternehmen in Deutschland nicht mehr produzieren will. Man sollte sich zunächst mal auf die Suche nach dem Grund machen und nicht direkt das Unternehmen, das nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln muß (nicht zuletzt der Staat will das ja: Steuereinnahmen).

Wenn es nun einmal günstiger ist, die gleiche (oder bessere) Leistung im Ausland günstiger zu bekommen, dann hat Deutschland ein Problem. Früher konnte man bei unseren vergleichsweise hohen Löhnen auf die ausgezeichnete Qualifikation der Mitarbeiter verweisen und nur diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die Abwanderung erst in den 90ern und nicht schon in den 70ern begann.

Nun ist es aber inzwischen so, daß die Ausbildung in anderen Länder a) besser geworden ist und b) die Ausbildung in Deutschland schlechter geworden ist.

Hier wird immer gerne über den Lehrstellenmangel schwadroniert. Man schaue sich an, was das für Leute sind, die keinen Ausbildungsplatz bekommen und man schaue sich an, wie manche Unternehmen unter dem Facharbeitermangel leiden. Dafür braucht man gar nicht mal in den Osten zu gehen http://www.sachsekommzurueck.de/ selbst im vermeintlich ach so von der Arbeitslosigkeit gebeutelten Ruhrgebiet gibt es akuten Arbeitskräftemangel (natürlich nicht flächendeckend über alle Tätigkeiten).

Um den Bogen zu den USA zurückzuschlagen: BMW hat Mitte der 90er eine Fabrik in den USA aufgemacht. Neben vielen anderen Gimmicks gab es von der dortigen Verwaltug die Zusicherung, schon vor Eröffnung der Fabrik Personal auszubilden und zwar für jede Planstelle zwei Leute. So konnte BMW sich noch schön den jweils besten aussuchen.

Solange wir also unsere eigenen Probleme im Spagat zwischen Qualifikation und Bezahlung der Arbeitskräfte nicht lösen, gehört eher jedes Unternehmen bestraft, was nicht ins Ausland abwandert, falls sich das für dieses Unternehmen lohnt, als andersherum.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,
will ich die Qualität der Arbeitskräfte steigern, brauche ich nur Schulungen zu machen. Macht aber keiner!
Es ist praktischer in ein Land zu gehen, das

  1. weniger Lohn kostet,
  2. keinen Kündigungsschutz hat
  3. Weniger Steuern verlangt.
    Das hat er in D natürlich nicht.
    wir würden die Firmen in Massen nach D bekommen, wenn wir bereit sind,
  4. den Stundenlohn auf 5 € zusenken
  5. das Angestelltenverhältnis in ein Selbständigenverhältnis bei jedem Arbeiter umzuwandeln (Eigenverantwortung für Steuer, Versicherung…)
  6. Wenn schon Steuer, dann auf 10 % senken. Wobei noch Möglichkeiten geboten sein müssen, diese Steuer von der Steuer abzusetzen.
  7. Müssen sämtliche Betriebsrenten endlich abgeschafft werden.
    Mag etwas überzeichnet sein, doch ähnlich so läuft´s in den USA.
    Nicht umsonst gibt es extrem viele Menschen, die auf der Straße leben und tagsüber zur Arbeit gehen, bzw. Menschen, die von einem Einkommen leben, das weit unter dem liegt was ein Sozialhilfeempfänger bei uns erhält.
    Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass BMW für die USA ein eigenes Werk baut. Nur bitte nicht für Deutschland. Wer in D verkaufen will (und als Deutscher hier angefangen und Fördergelder und Subventionen kassiert hat)soll gefälligst auch seine Pflichten erfüllen und hier für Arbeitsplätze sorgen.
    Ich bin auch jetzt noch überzeugt, dass die Arbeit eines deutschen Arbeiters sich mit jedem anderen auf der Welt messen kann.
    Früher war ein Betrieb stolz, wenn seine Lehrlinge als besonders gut ausgebildet galten. heute will niemand mehr in Lehrlingen investieren. Es ist billiger, Ausländer einzufliegen und am Lohnminimum zu bezahlen.
    Das gleiche finden wir im Sport: Borussia Dortmund hat 60% Landsknechte. Bei anderen Vereinen ist es das Gleiche. Einer der wenigen Ausnahmen ist der VFB Stuttgart: mangels Geld habe die sich aus der Amateurliga bedient. und siehe da, sie sind erfolgreich.
    Sprung zurück in die Industrie: wenn die Betriebe es nur wollten, könnten sie die absolut besten Arbeiter der Welt haben… aus eigenen reihen!
    Kein Interesse!
    Nicht die Schulen sind die Übeltäter: die Ausbilder sind´s!
    Außerdem kommt noch eine rechtliche Sache dazu: deutsche Firmen, die Betriebsrenten zahlen, können diese abschaffen, indem sie ihren Firmensitz ins Ausland verlegen. Und das ist in vollem Gange!
    Hier wäre mal eine staatliche Aufsicht und Förderung nötig. Doch die kümmern sich lieber um die eigenen Taschen.
    Grüße
    Raimund

Hallo Raimund,

will ich die Qualität der Arbeitskräfte steigern, brauche ich
nur Schulungen zu machen. Macht aber keiner!

natürlich werden Schulungen durchgeführt, intern wie extern. Die Branche wächst seit Jahren kräftig. Nur kannst Du niemandem beibringen, daß man nicht ein zu 95% fertiges Werkstück einfach liegen läßt, nur weil zufällig Freitag ist und genauso zufällig der kleine Zeiger auf die 3 und der große Zeiger auf die 12 zeigt.

Mal abgesehen davon, daß man mit einer Schulung nicht wegzaubern kann, was in 9-13 Jahren Schulzeit und 2-3 Jahren Lehrzeit (wenn es überhaupt so weit gekommen ist) nicht vermittelt worden ist.

Mal ein Beispiel: Meine Kollegin ist 23 Jahre alt, hat Abitur und eine zweieinhalbjährige Ausbildung hinter sich, kennt den praktischen Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ nicht und beginnt jeden vierten Satz (auch im Kundengespräch) mit den Worten: „Es geht wegen dem Telephonat von gestern“ (die letzten drei Worte nur als Beispiel, da könnte auch stehen „…dem Brief“). Sie ist nicht in der Lage, sich mehr als zwei Dinge auf einmal zu merken und ist imstande nach 30 Monaten Ausbildung und 8 Monaten Tätigkeit, an den Kunden Kredite zu Zinsen zu verleihen, die unter unserem Einstand liegen, nur weil sie meint, daß ein Kollege diesen und jenen Zinssatz genannt hat.

Frag mich jetzt nicht, was die Frau da macht, aber diese Person ist kein Einzelfall. Ich kenne die Azubis unserer Düsseldorf Niederlassung der letzten 15 Jahre. Es wird schlicht und einfach immer schwieriger, vernünftige Leute zu finden, obwohl wir immer reichlich Auswahl hatten.

Das ist aber kein Einzelfall. Versuche mal, eine gute Sekretärin zu finden, die jünger als 35 Jahre ist. Da wirst Du aber erhebliche Probleme bekommen. Versuche im Siegerland mal einen CNC-Fräser zu finden oder einen Feinmechaniker, der in der Lage ist, schriftlich wertvolle Hinweise zur technischen Dokumentation beizutragen. Gleiches Problem und man kann es ganz sicher nicht durch Schulungen lösen.

Es ist praktischer in ein Land zu gehen, das

  1. weniger Lohn kostet,
  2. keinen Kündigungsschutz hat
  3. Weniger Steuern verlangt.

Solange den Kosten entsprechende Leistung gegenübersteht, ist das ganz ja kein Problem. Zu den Leistungen zähle ich nicht nur die reine QArbeitskraft, sondern auch das komplette Umfeld. Ich sitze hier bekanntermaßen in Düsseldorf. Ein paar Kilometer entfernt ist der DDorfer Flughafen und rd. 50 Kilometer entfernt der Kölner Flughafen. Der DDorfer Flughafen wird seit 35 Jahren durch einen Kompromiß geknebelt, der dazu führt, daß a) nur rd. ein Achtel der möglichen Flugbewegungen stattfindet und b) die Startbahn zu kurz ist, um vollbeladenen Großflugzeugen den Start zu ermöglichen.

Folge: Etliche der japanischen Unternehmen, die sich hier in den letzten Jahrzehnten zuhauf angesiedelt haben, denken laut über Abwanderung nach, weil sie ihren Mitarbeitern die Umsteigerei ersparen wollen, wei es inzwischen keinen Non-Stop-Flug DDorf-Japan mehr gibt. Genauso gibt es inzwischen nur noch drei Non-Stop-Flüge in die USA von DDorf aus, wenn man mal von den Zielen in Florida absieht, die die LTU fleißig beackert.

Das sind Rahmenbedingungen, bei denen keine Freude aufkommt. Beispiel Köln: Über rd. 10 Jahre hat man über ein Nachtflugverbot diskutiert. Irgendwann hat es einem großen Logistiker gereicht (ich meine es wäre TNT gewesen) und man ist mit Hinweis auf die fehlende Planungssicherheit nach Belgien umgezogen und damit 1200 Arbeitsplätze. Nicht, weil man mit einem Nachtflugverbot nicht hätte leben können, sondern weil man es leid war, die Pläne zu überarbeiten.
Es ist nicht praktischer, es rechnet sich. Unternehmen verlagern.

Ein Unternehmen dividiert nicht seine Perosonalkosten durch die Produktionsmenge und vergleicht das dann mit der Zahl, die in Burkina Faso oder Nepal rauskäme, sondern man denkt durchaus mehrdimensional. Die nackten Kosten würden keine Rolle spielen, wenn hier ein vernünftiges Umfeld herrschen würde.

Unternehmen verlagern ihren Sitz oder den ihrer Betriebe nicht einfach mal so. Dort gilt es erhebliche Risiken abzuwägen und nur, wenn sich die Verlegeung bei allen Risiken und Unwägbarkeiten trotzdem noch rechnet, dann wird sie durchgeführt.

wir würden die Firmen in Massen nach D bekommen, wenn wir
bereit sind,

  1. den Stundenlohn auf 5 € zusenken
  2. das Angestelltenverhältnis in ein Selbständigenverhältnis
    bei jedem Arbeiter umzuwandeln (Eigenverantwortung für Steuer,
    Versicherung…)
  3. Wenn schon Steuer, dann auf 10 % senken. Wobei noch
    Möglichkeiten geboten sein müssen, diese Steuer von der Steuer
    abzusetzen.
  4. Müssen sämtliche Betriebsrenten endlich abgeschafft werden.

In der Tat, wir stehen im Wettbewerb mit rd. 190 anderen Ländern. Manche spielen keine große Rolle, andere eine größere. Die Frage ist, ob wir abwarten wollen, bis die Situation da genauso ist wie hier, oder ob wir für die höheren Kosten eine bessere Leistung erbringen und ein besseres Umfeld liefern.

Die dritte Alternative „Abschottung“ halte ich für völlig albern und vollkommen sinnlos.

Mag etwas überzeichnet sein, doch ähnlich so läuft´s in den
USA.

Ganz sicher nicht.

Nicht umsonst gibt es extrem viele Menschen, die auf der
Straße leben und tagsüber zur Arbeit gehen, bzw. Menschen, die
von einem Einkommen leben, das weit unter dem liegt was ein
Sozialhilfeempfänger bei uns erhält.

Ja, die Macht der Presse. Frage: Wieviele US-Amerikaner kennst Du?

Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass BMW für die USA ein
eigenes Werk baut. Nur bitte nicht für Deutschland. Wer in D
verkaufen will (und als Deutscher hier angefangen und
Fördergelder und Subventionen kassiert hat)soll gefälligst
auch seine Pflichten erfüllen und hier für Arbeitsplätze
sorgen.

Seine Pflicht besteht darin, möglichst viel zu verdienen und möglichst viel Steuern zu bezahlen. Die Pflicht der Regierung ist es, allen Wirtschaftssubjekten möglichst optimale Bedingungen zu bieten, Unternehmen und Arbeitnehmern. Der Fehler liegt nicht darin, daß das Unternehmen dahin geht, wo es besser behandelt wird, sondern darin, daß es woanders besser behandelt wird als hier.

Ich bin auch jetzt noch überzeugt, dass die Arbeit eines
deutschen Arbeiters sich mit jedem anderen auf der Welt messen
kann.

Tja, da bist Du auf dem falschen Dampfer. Vergleiche mal die hjährlichen Arbeitszeiten oder noch besser: Die Lebensarbeitszeiten. Da kommen Dir die Tränen. Schau Dir mal an, was ein deutscher Schul- oder Universitätsabgänger kann. Einziges Pfund mit dem wir noch wuchern können, ist das duale Ausbildungssystem mit betrieblicher und schulischer Ausbildung.

Früher war ein Betrieb stolz, wenn seine Lehrlinge als
besonders gut ausgebildet galten. heute will niemand mehr in
Lehrlingen investieren.

In Deutschland stehen tausende Lehrstellen offen, aber leider gibt es keine geeigneten Kandidaten. Wir haben dieses Jahr letztmalig Azubis eingestellt, weil es einfach nichts mehr bringt. Kunden von mir im Siegerland finden keine ausgebildeten Arbeitskräfte und versuchen daher, selbst den eigenen Bedarf auszubilden, aber die haben schon Probleme, Leute zu finden, die sich wenigstens nicht außergewöhnlich blöde anstellen.

Es ist billiger, Ausländer
einzufliegen und am Lohnminimum zu bezahlen.

Warum auch nicht, wenn die für wneiger Geld bessere Leistung bringen. Wir stehen im Wettbewerb, ich sage es immer wieder gerne.

Das gleiche finden wir im Sport: Borussia Dortmund hat 60%
Landsknechte. Bei anderen Vereinen ist es das Gleiche. Einer
der wenigen Ausnahmen ist der VFB Stuttgart: mangels Geld habe
die sich aus der Amateurliga bedient. und siehe da, sie sind
erfolgreich.

Ja, und das kostet Zeit und Mühe und braucht geeignete Führungskräfte. Rehhagel hats in Bremen auch geschafft. Aber das ist ja kein Nachweis dafür, daß in Deutschland alles mit deutschen Arbeitnehmern zu schaffen ist.

Außerdem kommt noch eine rechtliche Sache dazu: deutsche
Firmen, die Betriebsrenten zahlen, können diese abschaffen,
indem sie ihren Firmensitz ins Ausland verlegen.

Wobei man nicht unterschlagen sollte, daß bestehende Ansprüche erfüllt werden müssen.

Ansonsten: Wir stehen im Wettbewerb. Wenn es im Ausland Leute gibt, die genauso gut oder besser arbeiten und weniger kosten bzw. zumindest im Verhältnis zur Leistung billiger sind, hat das Unternehmen die volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Pflicht, Arbeit dort verrichten zu lassen.

Besser wäre es natürlich, den Unternehmen ein besseres Umfeld zu liefern, so daß die Kosten und andere finanzielle Kleinigkeiten keine Rolle spielen. Aber davon ist unsere Regierung weit entfernt. Sie will mehr staatlichen Einfluß, als wenn das ein gutes Argument für eine Betriebsansiedlung wäre. Und Du bist voll mit dabei. Erstaunlich, daß Du ein Problem mit der aktuellen Regierung hast. Die ist doch genau wie Du auf der Regulierungsschiene.

Gruß,
Christian