Hallo Enrie,
erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienmitglied. Möpse sind wirklich tolle und liebenswerte kleine Hunde bei guter Aufzucht und Sozialisation, sind es einfach nur liebenswerte Clowns.
Aber zu Eurer Frage, die ich Euch gerne allgemein beantworten würde:
Wichtig ist, dass Sie Ihr neues Familienmitglied langsam und in kleinen Schritten ans alleine sein gewöhnen.
Für einen Welpen in freier Wildbahn bedeutet es den sicheren Tod, wenn sein Rudel in verlässt. Selbst ein erwachsener Hund oder Wolf in freier Wildbahn muss niemals alleine sein. Irgendjemand vom Rudel ist immer da!
Wenn Ihr neues Familienmitglied angekommen ist, sollten Sie es in den ersten 3 bis 7 Tagen gar nicht alleine lassen. Erstmal muss der Welpe lernen, zu wem er nun gehört. Ihn jetzt alleine zu lassen könnte zu einem großen Vertrauensverlust führen.
Das gilt übrigens auch für nachts! Das Rudel bleibt zusammen. Niemand würde auf die Idee kommen, ein 6 Monate altes Baby, welches adoptiert wurde, im Keller unterzubringen, während man selbst im 2. Obergeschoss schläft. Ihr Welpe hat grade seine Mutter, seine Geschwister, seine gewohnten Menschen verloren, sperren Sie ihn nicht aus, etwas Schlimmeres können Sie ihm nicht antun! Er sollte wenigstens im Schlafzimmer schlafen dürfen oder vielleicht auf dem Flur vor der Tür mit Sicht auf Sie – ggf. abgetrennt durch ein Babygitter oder ähnliches! Am Besten allerdings – und das ist unser voller Ernst – ist es, wenn er bei Ihnen im Bett schlafen darf. Und nein, es ist später kein Problem ihm das abzugewöhnen, wenn SIE dass dann wirklich noch wollen ;o).
Aber zurück zum Training fürs Alleine sein:
Als Erstes sollte der Hund nach ca. einer Woche lernen, dass er auch mal in der Wohnung „alleine“ bleibt, obwohl Sie da sind. Das bedeutet, dass Sie anfangen Türen hinter sich zu schließen, während Sie sich bewegen.
Sie befinden sich in der Stube und wollen auf die Toilette, wenn Sie die Stube verlassen, kurz die Tür zu machen, auf Toilette gehen und dann wiederkommen. Tür öffnen als wäre nichts gewesen und weiter machen im Takt. Und so machen Sie das zwei, drei Tage immer, wenn Sie Räume verlassen. Einfach mal die Tür hinter sich zu machen, damit der Welpe lernt, dass Sie immer wieder kommen.
Dann können Sie die Dauer immer weiter verlängern: Z. B. Tür zu machen, während Sie duschen. Tür zu machen, während Sie sich an- oder umziehen. Tür zu machen, während Sie einen anderen Raum sauber machen.
Gleichzeitig können Sie kurz die Wohnung verlassen. Z. B. wenn sie die Post holen, den Müll rausbringen, kurz mit dem Nachbarn plauschen! Nicht zu lange, aber dafür ganz oft am Tag!
Steigern Sie die Dauer Ihrer Abwesenheit minutenweise.
Üben Sie das Alleinbleiben anfangs zu den Zeiten, zu denen der Welpe müde ist. Verabschieden Sie sich nicht, geben Sie ihm nicht grade dann etwas extra, begrüßen sie ihn nicht, wenn sie wieder kommen. Tun Sie es doch, steigern Sie seine Erwartungshaltung, die er aufrecht erhält für die ganze Zeit Ihrer Abwesenheit. Das bedeutet natürlich Stress und grade das wollen wir ja nicht!
Wenn Sie Ihren Welpen jaulen hören – ich weiß, es steht in allen Büchern anders, aber lassen Sie mich erklären – gehen Sie zügig zu ihm, geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie dieses Verhalten missbilligen (z. B. ein wenig mit der Handfläche touchieren mit einem klaren: „KSCHT!“ oder „RUHE!“ – nicht brüllen nur deutlich und überzeugend!).
In den Büchern steht: Tun Sie genau das nicht, dann bestätigen Sie ihn! DAS ist falsch!! Wenn Sie sich mit jemandem zanken und sind dann mal einen moment ruhig und sagen nichts mehr, sind Sie deswegen weniger zornig?? Wohl ehr nicht. Sie sind nur grade ruhig. Nicht mehr und nicht weniger! So ist es auch bei Ihrem Welpen. Nur, weil er grade ruhig ist, heißt das nicht, dass er dann auch innerlich ruhig ist. Und nun stellen Sie sich vor: Er quietscht und jammert, Sie warten auf die Sekunde, wo er grade Luft holt, kommen rein und loben ihn. Was loben Sie aber auch? Sein Gefühl! Und da ist er immer noch traurig, empört oder ähnliches. Sie loben also genau das, was Sie nicht wollen! Also sagen Sie Ihrem Welpen bitte unbedingt, dass er ruhig zu sein hat!
Denken Sie bei Ihrem Training unbedingt daran, dass Sie sich z. B. auch anziehen, Schlüssel greifen etc. All das, was Sie auch tun, wenn Sie wirklich länger weg sind. Nach und nach können Sie die Zeiten steigern!
Zu Ihrer konkreten Fragen nochmal - steht auch schon im Text - geben sie ihm nicht EXTRA etwas. Sie können ihm die Zeit nicht versüßen! Sie sind weg und das finden Hunde erstmal ziemlich doof. Sie gewöhnen sich irgendwann dran, dass es mit dem Menschen zusammen normal ist. Aber wenn Sie seine Erwartungshaltung steigern durch tolle Sachen, während Sie weg sind oder nachdem Sie wiederkommen, kann es gut sein, dass er dann vor lauter Aufregung Theater macht. Also bitte nicht machen. Hunde sind eben einfach anders.
Auch wenn Sie das nicht gefragt haben und es möglicherweise ein Eingriff in Bereiche ist, die mich nichts angehen… Wenn der kleine ein Welpe ist, würde ich Ihnen dringend raten ein gutes Welpenspiel zu besuchen. Es gibt Rassen, für die ist es auf Grund ihrer Anatomie und Physiologie schon sehr, sehr wichtig. Der Mops mit wahrscheinlich kräuseliger Nase, Kringelschwanz und Grunzgeräuschen, gehört genauso dazu wie der Terrier mit steifer, aber trotzdem natürlich - für ihn - Körperhalten, den Border mit dem fixierenden Blick usw. Möpse werden leider auch oft von anderen Hunden angegriffen, weil diese anderen Hunden glauben, sie würden angeknurrt und bedroht werden und der Mops versteht die Welt nicht mehr, weil er nur spielen wollen. Es ist gaaaanz wichtig für ihren Hund, dass er andere Hunden kennen und verstehen lernt, damit er weiß, wie er sich verhalten soll. Generell ist es wichtig für einen Welpen, der von der Mama und den Wurfgeschwistern getrennt wurde, dass er mit Gleichaltrigen spielen und umgehen kann. Denn mit seiner Entwicklung ist er noch lange nicht fertig.
Sollten Sie mehr Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Jennifer Gutmann