Einheitsbohrung,-welle

Hallo !

Habe mal eine kleine Verständnisfrage:

Kann ich davon ausgehen, dass man bei Toleranzangaben der Art H7/f7 eine Einheitsbohrung, und bei S7/h6 eine Einheitswelle vorliegen hat ?

Ist das entscheidende Kriterium das H bzw. h, das eine Einheits-… charakterisiert, weil das ja die Toleranz des Bauteils direkt an die „Nulllinie“ legt?

Und wenn ich bis hier hin richtig liege, dann ist eine Toleranzangabe vom Typ J7/r6 weder eine Einheitswelle noch eine Einheitsbohrung.(Oder gibt es womöglich solche Passungsangaben gar nicht ?)

Und was ist mit der Angabe H11/h11? Welle oder Bohrung?

Ist echt nicht so einfach da durchzusteigen. Bitte helft mir!

MfG
Maik

Hallo Maik,

Kann ich davon ausgehen, dass man bei Passungssystem der Art
H7/f7 eine Einheitsbohrung, und bei S7/h6 eine Einheitswelle
vorliegen hat ? Ja, so ist es !

H7/f7 Passungssystem : Einheitsbohrung
s7/h6 Passungssystem : Einheitswelle

Ist das entscheidende Kriterium das H bzw. h, das eine
Einheits-… charakterisiert, weil die Lage des Toleranzfeldes

direkt an die „Nulllinie“ liegt? ja !

Und wenn ich bis hier hin richtig liege, dann ist eine
Toleranzangabe vom Typ J7/r6 weder eine Einheitswelle noch
eine Einheitsbohrung. ja,so ist es! (Oder gibt es womöglich solche
Passungsangaben gar nicht ?) doch, hier handelt es sich z.B. von der

Passungsart um eine Übermasspassung, also eine Presspassung!

Und was ist mit der Angabe H11/h11? Welle oder Bohrung?

hier nennt man das Passungssystem : Einheitsbohrung/Einheitswelle

Ist echt nicht so einfach da durchzusteigen. Bitte helft mir!

Gruss Wolfgang

Hallo,
kann man das wirklich an einer! Paarung festmachen?
Eigentlich spricht man ja von SYSTEM Einheitsbohrung bzw. Welle, um zu beschreiben, was in dem entsprechenden Maschinenbaubetrieb als Standardtoleranzlage zur Anwendung kommt.
Wobei man da im Blick hatte, dass es um Fertigungsvereinfachung bezogen auf die jeweilige Branche ging.
Ich denke, dass diese Begriffe heute keinen Sinn mehr machen, wo Passungsbohrungen häufig zirkular gefräst werden
Ich hätte ja schon immer mal gern gewußt, in welchen Branchen man überhaupt System Einheitswelle angewendet hat
Gruß
Peter

Hallo Peter,

Ich denke, dass diese Begriffe heute keinen Sinn mehr machen,
wo Passungsbohrungen häufig zirkular gefräst werden
Ich hätte ja schon immer mal gern gewußt, in welchen Branchen
man überhaupt System Einheitswelle angewendet hat

Diese Begriffe machen sehr wohl noch einen Sinn, ich möchte hier
Anwendungsgebiete und Beispiele nennen:

Ursprünglich kommt die Überlegung der " Einheitswelle " aus der
Textilindustrie, wo lange Wellen, sogenannte Transmissionen mit sehr
vielen Riemenrädern belegt waren. Wurde nun z.B. eine andere Stoff-
breite verlangt, so konnte man die Räder auf der Welle verschieben,
und mit dem Nasenkeil an der gewünschten Stelle wieder fixieren.
Auch im Landmaschinenbau findet dieses System immer noch Anwendung.

hier ein Praxisbeispiel :

Wir konstruieren grosse Teilgewerke für deutsche Automobilhersteller
im Hebe- und Förderbereich, und wenden das System Einheiswelle wie
folgt an : wir hatten einen Hebetisch zu konstruieren mit ca. 300mm Hub, für eine Last von 15 kN. Aus Vierkantrohren wurde der Rahmen
gefertigt, und für die Wellenlagerbefestigung die entsprechenden
Lagerstellen vorgesehen.
Als Wellen ( 2 Stück ), haben wir blanken Rundstahl DIN 671 mit dem Toleranzfeld h9 eingesetzt.
Vorteil : das Antriebszahnrad wurde mit einem konischen Spannsatz,
welchen man mit dem Zahnrad auf der Welle verschieben, und dann kann
durch anziehen der Schrauben fixieren kann.
Die 4 Wellenlager konnten auf die Welle geschoben, und mit einem
Gewindestift ( im Lager integriert ) nach dem Ausrichten der Wellen
fixiert werden. ( Lager vieler Hersteller sind darauf ausgerichtet ).
Die Wellen erfuhren keine axialen Kräfte.
Auch die Hebel für das verbindende Gestänge zwischen den Wellen wurden
mit Spannsätzen befestigt.
Fazit :

  • keine einzige Passfedernut in der Welle, Welle kann dünner sein,
    keine Kerbwirkung!
  • Welle kann als Halbzeug ( Blanker Rundstahl ) direkt eingebaut
    werden keine mechanische Bearbeitung, bzw. Herstellung von
    Lagersitzen, oder Passfedernuten!
  • Lager und Spannsätze können als Kaufteil direkt eingebaut werden!
  • mit den Spannsätzen ist man mit den Hebeln und dem Zahnrad völlig
    Winkelunabhängig was den Einbau und die Montage angeht.
    Gruss Wolfgang

o.w.T

Danke! - und noch eine Frage . . .
Hallo !

Vielen Dank an Euch ! Da bin ich ja an richtige Profis gekommen.
Vielleicht könnt ihr mir ja dann noch diese Frage beantworten:

Ich habe eine Welle mit der Bezeichnung 50j6 (50 ist ja der Durchmesser).

wegen dem Durchmesser 50 bewege ich mich im Nennmaßbereich >30…50. Daraus lässt sich der Grundtoleranzfaktor ermitteln, der 1,56µm entspricht.
Aufgrund der 6 muss ich diesen Faktor ja dann noch mal mit dem Grundtoleranzgrad IT6 = 10 multiplizieren.
Ich komme also auf eine Grundtoleranz von gerundeten 16µm.

Wie wird jetzt aber genau festgelegt, wie diese Grundtoleranz jetzt um den Nenndurchmesser herum verteilt wird (also ± Nenndurchmesser).
In meinem Beispiel sind wir auf -5µm und +11µm gekommen.
Aber warum?
Das „j“ bedeutet doch eigentlich, so wie ich es verstanden habe, dass sich die Grundtoleranz direkt ± um die Nenngröße herum gleich aufteilt.

Ich hoffe ihr könnt mir auch hier weiterhelfen.

Gruß
Maik

Hallo !

Vielleicht könnt ihr mir ja dann noch diese Frage beantworten:

Ich habe eine Welle mit der Bezeichnung 50j6 (50 ist ja der
Durchmesser). exakt das Nennmass!

wegen dem Durchmesser 50 bewege ich mich im Nennmaßbereich
>30…50. Daraus lässt sich der Grundtoleranzfaktor
ermitteln, der 1,56µm entspricht.
Aufgrund der 6 muss ich diesen Faktor ja dann noch mal mit dem
Grundtoleranzgrad IT6 = 10 multiplizieren.
Ich komme also auf eine Grundtoleranz von gerundeten 16µm.

Wie wird jetzt aber genau festgelegt, wie diese Grundtoleranz
jetzt um „die Nulllinie“ herum verteilt wird (also ±
Nenndurchmesser). Dies ist in einer Norm festgelegt!
In meinem Beispiel sind wir auf -5µm und +11µm gekommen.
Aber warum?
Das „j“ bedeutet doch eigentlich, so wie ich es verstanden
habe, dass sich die Grundtoleranz direkt ± um die Nenngröße
herum gleich aufteilt.

Nein, nicht ganz, JS und js liegen exakt symmetrisch zur Nulllinie,
J und j weichen leicht von der Symmetrie zur Nullinie ab!
Dies zeigt auch Dein Ergebnis!

Gruß Wolfgang