„…das zum Einkochen bestimmte Gemüse darf weder mit Jauche noch mit Fäkalien gedüngt sein. Auch Kunstdünger ist schädlich, wenn er kurz vor dem Ernten gegeben wird und die Pflanze zu neuem Wachstum anregt.“
Ist diese Aussage richtig oder mittlerweile überholt ?
Die Passage ist nachlesbar via Google-Suche:
Weck Einkochbuch - Digitale Sammlungen > Dritter Teil, 5. Kap.: Gemüse
Die Warnung bezieht sich m.E. nach auf die Nachdüngung auf schon recht große (bald erntereife) Blattgemüsepflanzen. Nicht auf die Düngung des Bodens vor der Aussaat oder Pflanzung der Jungpflanzen.
Gleiches bei körnigem Dünger der auf das Blattwerk fällt.
Die Düngepraxis und Art der Ausbringung hat sich ja seit den 1950er Jahren weiterentwickelt, auch die Bestimmungen dazu.
sie war 1955 schon vage bis verblasen und ist es heute noch.
Gemeint kann hier nur sein, dass Gemüse bei einseitiger Stickstoffdüngung nicht gut zum Sterilisieren geeignet ist.
Sowohl Gülle (Jauche gibt es so gut wie nicht mehr) als auch Kalkammonsalpeter werden heute nach Zeitpunkt, Dosierung und Ausbringungstechnik sehr präzise ausgebracht. Außerdem gibt es - falls aus irgendeinem kühlen Grund ein Peak an verfügbarem mineralisiertem N auftritt - schnell pflanzenverfügbare Phosphat-Dünger, mit denen man das ausgleichen kann. Das ist auch im Interesse der Erzeuger, weil einseitig N-gedüngtes Gemüse anfälliger für Pilzerkrankungen ist, und diese zu bekämpfen kostet Geld. Außerdem wird Gemüse mit zu hohen Nitratgehalten teils vom Markt nicht angenommen.
Kurzer Sinn: Einseitig mit N überfdüngtes Gemüse spielt heute vor allem noch bei eigenem Anbau eine Rolle, im Handel eher nicht.
Mit Stichworten aus Deiner Antwort fand ich folgendes:
Wenn zu einseitig gedüngt wird, bleiben die (Gemüse-)Pflanzen weich und halten schlechter (im Einmachglas). Das ist aber bei Jauchedüngung dasselbe.
(Maier-Bode, Kleines Gartenbuch, 1949)
Bundesweite Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten unserer Gartenböden extrem überversorgt sind, vor allem mit Phosphor und Kalium, aber auch mit Stickstoff.
(Richtig Düngen … - Bundesinformationszentrum Landwirtschaft)
Bleibt unterm Strich festzuhalten:
Entweder echte Bio-Qualität resp. aus sorgsamen konventionellem Anbau, oder man braucht sich nicht zu wundern.
In „Bio“ gibt es genauso Düngungsfehler wie im konventionellen Anbau. N-Überdüngung kommt dort etwas weniger vor, weil N-Dünger in „Bio“ eben mehr kostet, andererseits lässt sich bei „Bio“-Produktion N viel weniger präzise dosieren als in konventioneller Produktion, wo man den recht schnell verfügbaren KAS genau dann und genau in der Menge geben kann, wie er gebraucht wird.
Die Beschränkungen und Auflagen betreffend N-Düngung reichen so weit, dass es kaum mehr möglich ist, mit N überdüngte Produkte auf den Markt zu bringen - das immer noch mehr oder weniger akute Problem mit Nitrateintrag ins Grundwasser steht auf einem andern Blatt.