Moin,
seit einer Woche haben wir nun unser Aquarium stehen
(80x30x40, 126 Liter) stehen.
Gratulation!
Wir haben uns in der Zoohandlung ausgiebig beraten lassen,
passende Pflanzen ausgewählt und das Aquarium mit
Starterbakterien versehen (ich weiß darüber scheiden sich die
Geister).
Schaden kann es jedenfalls nicht.
Mein Sohn ist sehr ungeduldig wann endlich die ersten Fische
einziehen können, deshalb machen wir regelmäßig Wassertests
(Tröpfchen) um den Verlauf zu kontrollieren.
Vorbildlich.
Die Werte gehen sinken, steigen, sinken, steigen,
Wie wird denn gefiltert, Innen- oder Außenfilter, welches Volumen, welches Filtermaterial?
Gewisse Schwankungen von pH und Härte sind normal, Wasserhärte und im gewissen Maße auch der pH-Wert werden gepuffert über Karbonat/Hydrogencarbonat und Kohlensäure: http://de.wikipedia.org/wiki/Calciumhydrogencarbonat
Kohlensäure wird am Tag durch die Photosynthese der Pflanzen verbraucht und nachts bei der Atmung wieder gebildet. Dadurch kann mal mehr und mal weniger Karbonat in Lösung gehen, es gibt da einen tageszeitlichen Rhytmus von Wasserhärte und pH, der ist normal.
pH: 8,2
KH: 14
Allerdings sind pH-Wert und Wasserhärte bei dir insgesamt schon ‚brutal hoch‘. Insbesondere der hohe pH-Wert von 8 verbietet die Hälterung einer großen Anzahl von beliebten Aquarienfischen und die Wasserhärte ist auch nicht günstig. Die meisten Fische aus tropischen Waldregionen (der meisten Salmler und Barben, die meisten Panzer- und Saugmaulwelse sowie südamerikanische Buntbarsche) sind damit schon mal Ausschlusskandidaten für das Becken, wenn die Wasserchemie nicht durch Zugabe von destilliertem Wasser/ Osmosewasser und Ansäuerung günstig beeinflusst wird. Bitte unbedingt vor dem Fischkauf beachten!
NO3: 50
Miss mal das Nitrat im Trinkwasser, der Grenzwert liegt hier bei 50 mg/l. Dies ist für das Wohlbefinden der meisten Aquarienfische allerdings schon bedenklich hoch. Da bei einer guten biologischen Filterung im groß dimensionierten Außenfilter (deshalb die Frage oben) Nitrat abgebaut werden kann und als Stickstoff ausgast, kann man den Nitratgehalt des Ausgangswassers aber sogar im Aquarium reduzieren. Ich hatte jahrelang ein Leitungswasser mit 20 - 30 mg/l Nitrat, im Aquarium war jedoch nie Nitrat nachweisbar!
NO2: 0,2-0,4 (erneute Messung am Abend 0,4-0,6)
Nitrit ist eine Zwischenstufe beim Abbau von Eiweiß (Futter) und Harnstoff (Tierausscheidungen) zu Nitrat und letztlich zu Stickstoff. Nitrit ist schon in geringen Konzentrationen sehr giftig, es sollte nach Möglichkeit nicht nachweisbar sein. Über 0,5 mg/l wird gefährlich. Ammonium und Nitrit wirken insbesondere bei hohem pH-Wert toxisch, wie du ihn hast. Da muss man aufpassen. Bei 0,6 mg/l würde ich noch keine Fische einsetzen.
Allerdings bauen neben den Filterbakterien auch Pflanzen Ammonium und Nitrit effektiv ab, bei einem gut eingefahrenen Außenfilter und kräftigem Pflanzenwuchs (für ausreichende Beleuchtung sorgen!) solltest du es bald nicht mehr nachweisen können.
Ich verstehen die Abweichungen nicht ganz und warum die Werte
so Achterbahn fahren.
Hier zu Hause haben wir immer eine pH von 8, beim Test in der
Zoohandlung liegen wir über 8.
Das ist normal, s.o.
Auch kann ich hier noch
Ammonium nachweisen, die Zoohandlung nicht.
Mögliche Erklärung wäre, dass das Ammonium bei längerem Transport der Probe bei hohem pH-Wert tw. in Ammoniak (NH3) umgewandelt wird und ausgast. Das erklärt auch den gestiegenen pH-Wert. Die pH-abhängige Umwandlung (eigentlich nur eine Verschiebung der Gleichgewichtslage zwischen Ammonium Ammoniak) ist auch die große Gefahr hoher Ammonium-Konzentrationen im Wasser. Ammonium selber ist kaum giftig, verwandelt sich aber bei hohem pH-Wert in Ammoniak und dieser ist stark basisch und kann die Kiemen der Fische verätzen.
Auch sollte laut Zoohandlung nun künftig kein Ammonium mehr
nachweisbar sein, da der Wert nach ihrer Auswertung auf 0 war.
Das ist richtig, wenn der biologische Schadstoffabbau im Becken klappt, sollten zuerst Ammonium und später auch Nitrit unter die Nachweisgrenze fallen, da sie von den Filterbakterien zu Nitrat oxidiert werden.
Der Nitrit- und Nitratwert steigt und sinkt, steigt und sinkt,
sollte das nicht anders sein oder ist es noch zu früh dafür?
Eigentlich sollte zumindest das Nitrit sinken, da es zu Nitrat oxidiert wird. Dies ist ein aerober Prozess, der unter Normalbedingungen im Aquarium durch die im Bodengrund und Filtermaterial lebenden Bakterien gut funktioniert. Das Nitrat würde dann kontinuierlich steigen und wird über den Wasserwechsel entfernt.
Wenn der Filter anaerobe (sauerstoffreie) Zonen bietet, siedeln sich auch reduzierende Bakterien an, die das Nitrat völlig abbauen zu inertem Stickstoffgas und das Nitrat geht auch runter (Idealfall). Allerdings klappt das nur in großen Filtern mit langsamer Durchströmung und/oder in speziellen Filtermaterialien gut.
Es kann natürlich sein, dass sich in deinem Becken noch nicht genügend Filterbakterien angesiedelt haben, um das anfallende NH4+/N02 aus abgebautem organischen Material ausreichend schnell zu reduzieren. Z.B. können Pflanzen, deren Wurzeln man vor dem Einpflanzen nicht einkürzt, organische Abfallstoffe eintragen. Die alten Wurzelreste vergammeln nämlich dann im Becken. Normalerweise verträgt ein Becken mit halbwegs ordentlichem Filter und genügend Bodengrund das aber problemlos.
Ich würde gerne meinem Sohn erklären was da gerade passiert,
denn auch er hat gelesen, dass der Nitritwert nun eigentlich
stetig steigen sollte (Nitrifikation), meint wir hätten was
falsch gemacht.
Der Nitritwert sinkt und der Nitratwert steigt, weil Eiweiß/ NH4+ -> N02 -> NO3 abgebaut wird und dort das Ende der Abbaukette liegt, wenn man keine anaeroben Zonen im Filter hat.
Gruß, Jesse