Einleitung Interpretation Der Proceß

Hallo ihr Lieben,

schreibe am Freitag (28.10.) eine 4-stündige Klausur über den Proceß. Habe gerade versucht eine gute Einleitung für die Interpretation hizubekommen und wär euch sehr sehr dankbar wenn sich das mal jmd angucken würde bzw. es jemand besser kann ich als ich mir dann sagen könnte was zu verbessern wäre! :smile:

Franz Kafkas Roman „Der Proceß“ aus dem Jahre 1915 erzählt das letzte Lebensjahr des Prokuristen Josef K., der „ohne dass er etwas Böses getan hätte“ (S.5, Z.2) am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet wird.

Da er sowohl über das Gericht als auch über seine Anklage uninformiert ist / bleibt, versucht er in seinem Umfeld mehr über diese Institution und insbesondere über seinen eigenen Prozess zu erfahren, wobei ihm seine inneren Triebe oftmals im Wege stehen / zum Verhängnis werden.

Schlussendlich wird er trotz all seinen Bemühungen ohne ein jegliches Urteil und ohne dass er den Grund seiner Anklage je erfährt „wie ein Hund“ (S. 166, Z. 9) ermordet.

Vielen Dank :smile:

Hallo Franziska,

offen gesagt, finde ich die Einleitung nicht so prickelnd.

Schau mal in diesem Brett nur wenige Zeilen nach unten und Du siehst schon einige Kommentare zu dem Thema. Vielleicht hilft Dir das, Deine Einleitung doch nochmal zu überarbeiten.

Für konkrete Fragen (nicht Formulierungsvorschläge) bin ich gern verfügbar. (hast Du das Buch komplett aufmerksam gelesen?)

Schönen Gruß von

ikarusfly

Danke für Deine ehrliche Meinung. Ja das Buch habe ich komplett gelesen.
Was genau ist Deiner Meinung nach schlecht? Inhaltlich oder die Formulierung?
Die Kommentare hab ich gelesen und die andere Einleitung ist wirklich ganz anders als meine.

LG Franziska

Hallo Franziska10 again,

naja ich hatte ja einiges dazu unten bei der anderen Anfrage schon beschrieben.

Wenn Du schreibst

Da er sowohl über das Gericht als auch über seine Anklage uninformiert ist / bleibt, versucht er in seinem Umfeld mehr über diese Institution und insbesondere über seinen eigenen Prozess zu erfahren, wobei ihm seine inneren Triebe oftmals im Wege stehen / zum Verhängnis werden.

dann klingt das so als gäbe es da einige „Merkwürdigkeiten“ über Gericht und Anklage, aber seine Triebe ihm (bei der Aufklärung) im Wege stehen/zum Verhängnis werden. Das macht die Dramatik der Verhältnisse, in die er geraten ist, nicht deutlich genug!

Ich weiß zwar nicht, welche Triebe Du meinst, vielleicht, dass er sich mit den der Justiz (im weitesten Sinne - incl seinem Anwalt) nahestehenden Frauen einlässt, aber ist das der Grund für sein in doppelter Hinsicht (misslungene Aufklärung und Tod) Scheitern?

Was ich unten stehend versucht habe klar zu machen, ist, dass hier ein intelligenter und mit den bürokratischen juristischen Instanzen (also der Organisation der Jusitz) „eigentlich“ vertauter Bürger des gehobenen Bürgertums (angesehene, relativ vermögende, „ordentliche“, gebildete Bürger) in eine merkwürdige Mühle der Jusitz (im weitesten Sinne - also nicht nur Gericht, sondern incl seinem eigenen Anwalt und dem - weiblichen - „Umfeld“) gerät, der sogar er, als hochgebildeter Bankangestellter hilflos ausgesetzt ist.

Er hat (logischer Weise - denn er geht vom „Normalfall“ aus) eine ganz andere Justiz erwartet. Wenn er schon dieser Art von dekadenter, undurchdringlicher, korrupter Justiz ausgesetzt ist, wie soll das erst einem kleinen Arbeiter ergehen? Auch das bleibt, wie so vieles in diesem Roman - unklar. Ist Widerstand gegen diese Justiz kontraproduktiv (also der gebildete Bürger, der sich wehrt, verliert sogar schneller und mehr, als der sich den Verhältnissen beugende Arbeiter) oder wäre es ohne Gegenwehr schneller zum bitteren Ende gekommen? Ist es ein Justizirrtum oder Vorsatz (Absicht) und wenn Vorsatz, dann von wem? Von der gesamten Justiz oder von einzelnen korrupten Beamten, denen man unbequem wurde?

Man könnte jetzt noch viel mehr ins Detail gehen. Merkst Du was? Du willst eine kurze Zusammenfassung und bekommst hier Romane. Es geht in der Einleitung nicht um viele Worte. Es geht darum, dass Du in kurzen Sätzen (vielleicht besonders Adjektiven) die vorstehend beschriebene aussichtslose und undurchdringliche Situation darstellst. Denn DIE steht im Vordergrund der Handlung!

Und noch etwas dazu: (u.a.)dieser Roman hat ein neues Adjektiv geschaffen: kafkaesk. Was heißt das? Er dachte, die Justiz zu kennen und mit ihr umgehen zu können und nun gerät er in einen Albtraum. Die Situation ist duster und undurchdringlich, surreal und ausweglos oder in einem neuen Wort zusammengefasst: kafkaesk. Diese von Kafka im Roman geschaffene Jusitz ist so eine Welt.

Dazu muss man wissen, dass Kafka starke Schlafstörungen hatte. Viele seiner Geschichten entwickleten sich in den Nächten, mal mehr mal weniger im Halbschlaf (interessant dazu mal „Wachtraum“ googeln) - also der Albtraum, den wir wach wie im Schlaf kennen, war für Kafka fast Alltag.

Und warum das Ganze? Beschreibt er ein Märchen oder die Realität?

Es ist eine Art Karikatur. So wie man bei Karikaturen eine große Nase überbetont oder die abstehenden Ohren (beides vielleicht Tatsachen, die aber hervorgehoben werden, um sie deutlich zu machen), so kennt Kafka bestens die Missstände bei der Justiz. Die wollte er deutlich machen. Er war Jurist wie gesagt, hat Gutachten für Gericht erstellt und war mit Schadenersatzansprüchen von einfachen Arbeitern konfrontiert, die bei schwerer köperlicher Arbeit nicht selten für ihr Leben verstümmelt wurden und auch nicht selten vor Gericht mit ihren Ansprüchen scheiterten. Er hat später an Unfallverhütungsvorschriften mitgewirkt. Er kannte den Apparat. Das war der Humus für diesen Roman. Missstände in der Justiz hat er zu einer „kafkaesken“ Justiz karikiert.

Also, in Deinen wenigen Sätzen sollte etwas von dieser Dramatik zum Ausdruck kommen.

Viel Spaß dabei wünscht

ikarusfly