Einsatz des Konzentrateurs bei Wein

Hallo zusammen!

Seit langem verfolge ich die Diskussion der Umkehrosmose
(künstliches Verdicken des Weins durch Entzug des Wassers)mittels des
Konzentrateurs.
Da die Europäer ja auf Betreiben u.a Italiens ebenfalls schon jahrelang die Erlaubnis erhalten haben das o.g Verfahren einzusetzen,werden jetzt auch Sägespäne(Eichenchips) zur Weinbereitung benutzt,um den Konsumenten
ein Holzfass-Aroma vorzugaukeln.
Auch mit Tanninpulver,künstlichen Aromen etc.wird mittlerweile ganz legal
rumgepantscht.
Es gibt viele Winzer,die sich zu Recht gegen diese Manipulationen wehren und darauf auf Dauer verzichten wollen.
Sie sollten auf Änderung der Kennzeichnungspflicht drängen, aber die Lobby der Konzentrateurnutzer ist zu groß um das durchzusetzen!?!
Ob ein Wein auf diese Weise getunt wurde ,sollte auf den Etiketten
deklariert werden-aber solche Transparenz sucht man leider vergeblich.
Nun zu meiner Frage:
Würdet ihr weiterhin einen Wein konsumieren,von dem ihr wisst,das er auf solche Weise manipuliert worden ist-auch wenn er noch so fabelhaft
schmeckt?
Das Problem ist ja auch folgendes: Es gibt u.a in Frankreich ganz renommierte Weingüter die mit dem Konzentrateur ihre Weine aufwerten und es scheint ja dort durchaus en vogue zu sein.(habe einen Fernsehbericht darüber gesehen)
Zählt am Ende nur das „Geschmacks“-Erlebnis?
Winzertraditionen ade?
Was meint Ihr?

Gruß Anja

Hallo Anja,

zu einigen Deiner Punkte möchte ich ein paar Sätze sagen.
Damit aber nicht ein falscher Eindruck entsteht, möchte ich vorab betonen, daß ich den Einsatz von Konzentrationsapperaturen wie Umkehrosmosegeräten, Vakuumverdampfern, Kyroextraktoren ebenso ablehne, wie Staves, Chips und Powders.
Ebenso für falsch halte ich es aber, undifferenziert und eher populistisch auf sogenannte neue Verfahren einzudreschen - das Problem als solches ist nämlich noch viel schlimmer …

Ich schreibe in Deinen Text hinein.

Seit langem verfolge ich die Diskussion der Umkehrosmose
(künstliches Verdicken des Weins durch Entzug des
Wassers)mittels des
Konzentrateurs.

Der Begriff „verdicken“ ist nicht wirklich treffend. Bei den genannten Verfahren werden zwischen 10 % und maximal 15 % des Wassers künstlich entfernt. „Verdicken“ klingt irgendwie nach Marmelade und das wird es dann doch nicht …

Da die Europäer ja auf Betreiben u.a Italiens ebenfalls schon
jahrelang die Erlaubnis erhalten haben das o.g Verfahren
einzusetzen,werden jetzt auch Sägespäne(Eichenchips) zur
Weinbereitung benutzt,um den Konsumenten
ein Holzfass-Aroma vorzugaukeln.

Das ist in mehrerer Hinschicht falsch.

  1. Es waren nicht italienische Verbände/Winzer/Genossenschaften die eine Erlaubnis angestrebt haben.
  2. Die Verfahren sind in ganz Europa noch nicht in der Breite erlaubt, sondern die Winzer müssen sich bei ihrem zuständigen Aufsichtsorgan eine Ausnahmegenehmigung zu Forschungszwecken holen. Die Arbeiten in den Weingütern werden dann von Forschungseinrichtungen begleitet.
  3. Der Einsatz von Staves, Chips und Powders begann wesentlich früher, als das Herumexperimentieren mit Konzentratoren.

Auch mit Tanninpulver,künstlichen Aromen etc.wird mittlerweile
ganz legal
rumgepantscht.

Das ist zumindest was die Aromen betrifft, für Europa falsch.

Es gibt viele Winzer,die sich zu Recht gegen diese
Manipulationen wehren und darauf auf Dauer verzichten wollen.
Sie sollten auf Änderung der Kennzeichnungspflicht drängen,
aber die Lobby der Konzentrateurnutzer ist zu groß um das
durchzusetzen!?!

Jede (sehr) große Genossenschaft, jeder Hersteller von Markenweinen, jeder Vermarkter von Faßware, also die Produktions- bzw. Handelsbetriebe, die sehr große Volumina bearbeiten muß ein Interesse an Produktionsverfahren haben, die von konkurrierenden Betrieben ausserhalb Europas völlig legal eingesetz werden dürfen.
Eine Änderung der Kennzeichnungspflicht ist schon in Europa nicht so einfach und seit Anfang dieses Jahres ist das neue Weinhandelsabkommen mit den USA in Kraft und dieses Abkommen würde eine Auszeichnungspflicht für diese Produktionsverfahren verhindern (Stichwort: Verbot der positiven wie negativen Diskriminierung).

Ob ein Wein auf diese Weise getunt wurde ,sollte auf den
Etiketten
deklariert werden-aber solche Transparenz sucht man leider
vergeblich.

siehe oben

Nun zu meiner Frage:
Würdet ihr weiterhin einen Wein konsumieren,von dem ihr
wisst,das er auf solche Weise manipuliert worden ist-auch wenn
er noch so fabelhaft
schmeckt?

Ich würde ihn probieren - auf jeden Fall!
Kaufen und in größerer Menge konsumieren würde ich dieses Erzeugnis nicht.

Das Problem ist ja auch folgendes: Es gibt u.a in Frankreich
ganz renommierte Weingüter die mit dem Konzentrateur ihre
Weine aufwerten und es scheint ja dort durchaus en vogue zu
sein.(habe einen Fernsehbericht darüber gesehen)
Zählt am Ende nur das „Geschmacks“-Erlebnis?

Kommt drauf an. Für mich hat der Weinbau auch eine kulturelle, kulturhistorische und soziale Komponente. Für die meisten deutschen Verbraucher ist es aber nur wichtig, daß der Wein billig ist und richtig reindröhnt.

Winzertraditionen ade?

Gerade der Weinbau hat immer wieder entscheidende Technologieschübe erlebt. In der Vergangenheit haben diese Entwicklungen zu einer Steigerung der allgemeinen Weinqualität geführt. Es hat also meiner Ansicht nach keinen Sinn, sich pauschal gegen technologische Weiterentwicklungen auszusprechen.
Auch ist es meiner Ansicht nach völlig legitim, wenn sich ein Produktionsbetrieb die Frage stellt, ob man den Einsatz eines Barriques nicht durch eine kostengünstigere Alternative ersetzen kann. Die Frage „Warum muß der Wein ins Holz und nicht das Holz in den Wein?“ ist also berechtigt, die Forschung darüber auch. Bei der großtechnischen Anwendung sehe ich Probleme.
Mit Gerätschaften wie der Spinning Cone Columne kommen eh noch viel dickere Brocken auf uns zu.
Mittelfristig bis langfristig sehe ich für den europäischen Traditionsweinbau sehr, sehr schwarz.

Grüße

mhg


http://www.ich-brauche-keine-homepage.de
http://www.4Wine.de

Hallo

besternten Dank, du sprichst mit meiner Zunge.
Das hier

… Für die meisten
deutschen Verbraucher ist es aber nur wichtig, daß der Wein
billig ist und richtig reindröhnt.

halte ich aber für etwas böswillig übertrieben.
Oder gibt es dazu belegende Daten ?

Salute
Herm

Hallo Herm,

Oder gibt es dazu belegende Daten ?

Liebfrauenmilch
Liebliche Moselweine

Gandalf

Hi

Oder gibt es dazu belegende Daten ?

Liebfrauenmilch
Liebliche Moselweine

Ja, ich kenne das Zeug, ich bin aus der Ecke.
Ich meinte eher das „die meisten“ deutschen Verbraucher …
Ob’s dazu irgendwelche Zahlen gibt ?

Vom Kaliber Liebfrauenmilch (oder besser: Liebfraumilch) gibt es ja noch weitere Granaten, nicht unbedingt deutschen Ursprungs.

Ich weiß schon, welche Knaller du damit meinst, aber dem Begriff „liebliche Moselweine“ per se schlechte Plörre vorzuwerfen halte ich für etwas vorschnell.
Nicht alles, was lieblich ist und von der Mosel kommt, ist untrinkbar.

„Liebliche“ Moselweine ist leider etwas negativ vorbelastet, ich bevorzuge Begriffe wie fruchtig, edelsüß oder restsüß…
Und mit genau diesen Weinen (feinfruchtige Spät- und Auslesen, edelsüße Auslesen, BA, TBA, auch Eisweine) hat sich die Mosel - und natürlich (immer noch) Saar und Ruwer - ihren Weltruf verschafft, den sie durchaus auch verdient.
Oder wo sonst werden für solche Weine mehrere Tausend Euro pro Flasche bezahlt (ausser Yquem) ?
Die Versteigerung des großen Rings in Trier ist jedesmal ein Happening!

Grüßle
Herm

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Hallo,

Das hier

… Für die meisten
deutschen Verbraucher ist es aber nur wichtig, daß der Wein
billig ist und richtig reindröhnt.

halte ich aber für etwas böswillig übertrieben.
Oder gibt es dazu belegende Daten ?

aus 2003 gab es eine Statistik, daß sowohl nach Wert, wie auch nach Menge über 80 % der in D konsumierten Weine im Segment EVP

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man kann dem entgehen!
hi,

winzer, die solche produktionsmethoden einsetzen, wollen viel geld verdienen oder müssen sich gegen andere am markt durchsetzen, weil ihr unverfälschtes produkt nicht mehr konkurrieren kann. lösung für die liebhaber puristisch hergestellter weine:

fahre in ein weingebiet nach frankreich oder italien, wo der ruf des weines sowieso einen mindestpreis vorgibt und suche dir einen kleinen winzer, besuche sein weingut, besichtige den keller, probiere den wein und kaufe eine kofferraumladung davon und fahre wieder nach hause. so habe ich es im piemont gemacht. es gibt dort ganz viele winzer, die nicht das große geld, sondern eine kombination von gutem wein und finanziellem auskommen suchen. im gespräch mit ihnen hört man ihr bedauern, dass es verfälschende produktionsmethoden gibt. sie wünschen sich selbst die guten alten kunden zurück, die ihnen den wein so abkauften, wie er war, weil es eben ein naturprodukt ist. im piemont findet man solche winzer zu hauf und die weine sind eine klasse für sich. ein winzer erzählte mir, dass sie sich früher darüber unterhalten haben, wie man den lästigen holzgeschmack aus dem wein bekommt und heute werden chips reingeworfen…

ich kann nur empfehlen, selbst beim winzer einzukaufen, den man kennt. viele liefern auch.

Und täglich grüßt das Murmeltier
Hi,

fahre in ein weingebiet nach frankreich oder italien, wo der
ruf des weines sowieso einen mindestpreis vorgibt und suche
dir einen kleinen winzer, besuche sein weingut, besichtige den
keller, probiere den wein und kaufe eine kofferraumladung
davon und fahre wieder nach hause. so habe ich es im piemont
gemacht.

Hmmm, und dann trinke ich jeden Tag den gleichen Wein. Ist ja nicht so prickelnd, oder? Du willst ja auch nicht jeden Tag Kartoffeln essen? Bei unserem Weinkonsum wäre mir da ganz schön langweilig. Da kaufe ich doch weiterhin lieber aus dem Katalog meines Vertrauens oder natürlich auch mal beim Erzeuger oder Weinhandlung wenn man denn mal in der entsprechenden Region ist.

Man findet übrigens im Internet oftmals sehr interessante günstige Restposten, z.b. wenn von einem wein keine ganze Kiste mehr lieferbar ist, kriegt man z.B. 10 Fl. zu einem echt guten Preis. Wir haben letztes Jahr einmal einen schönen Felsina Maestro Raro für Anfang 20€ die Fl. bekommen.

Gruss,
C.

Hallo Anja,

ja, es geht bei wein seit jeher um das geschmackserlebnis, immerhin ist es ja tatsächlich der geschmack, der einen wein, wie jedes andere getränk oder lebensmittel, attraktiv oder eben nicht macht. was nützt das tollste weingut, wenn der sommer schlecht war und der wein sauer ist? heute jedoch ist ein winzer nicht mehr auf gedeih und verderb auf die wetterlage angewiesen, ist daran wirklich etwas auszusetzen?

das ein produkt im laufe der jahre verändert wird und dem gängigen (= gewinnträchtigesten)geschmack angepasst wird, ist eigentlich ganz normal und auch für wein nicht verwerflich. man hat auch schon früher rebensorten gewechselt und verschiedene weine gemischt, damit was ordentliches dabei herauskommt.

heute kommen aber noch weitere punkte hinzu:
viele landwirtschaftsfernen konsumenten der billigweine wollen vor allem eines: das ihr lieblingswein immer gleich schmeckt, jahrgangsunterschiede werden nicht akzeptiert. um die kunden zu halten, muss dann eben aufgezuckert oder sonstawas gemacht werden…

aber auch im hochpreissegment gibt es kunden, die bestimmte vorstellungen von gutem wein haben und auch hier wird am geschmack experimentiert und bis zu einem gewissen grad auch der geschmack leider auch uniformiert

auf deine frage, ob ich solchen wein kaufen würde: nein, denn ich bevorzuge allgemein naturbelassene produkte und habe einen deutlichen hang zur traditionellem und kulturellem erbe.

wenn mir ein solcher geschmacksoptimierter wein aber irgendwo vorgesetzt wird, trinke ich ihn und finde ihn im allgemeinen auch gut.

Gruss, Sama

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

aus 2003 gab es eine Statistik, daß sowohl nach Wert, wie auch
nach Menge über 80 % der in D konsumierten Weine im Segment
EVP hoffe ich einfach, dass diese Interpretation nicht stimmt, oder zumindest nicht vollständig ist.

Thx & Gruß
Herm