Hallo Sax,
Ich will mich mal nur zum „Zuhause im Glück“ äußern, weil ich andere
Sendungen nur sporadisch verfolgt habe.
M.E. ist der Hauptzweck dieser - wie so vieler Sendungen - die
Einschaltquote. Dem hat sich alles unterzuordnen. Daraus resultiert m.M. nach auch die völlig überzogene, enge Zeitvorgabe für das Bauprojekt. Vielleicht war es den Machern der Sendung nicht reisserisch genug, eine vernünftige oder gar keine Zeitvorgabe zu kalkulieren. Dem Publikum soll eine Sensation geboten werden: in Rekordzeit von der Ruine zum Luxushaus. Nachfragen oder Nachdenken sind dabei völlig unerwünscht. Während die Leidensgeschichte der Hauseigentümer bis ins Unerträgliche in alle Details und in ständiger Wiederholung beleuchtet wird, gibt es vom Bauprozess selbst immer nur Stückwerk zu sehen. Es soll offenbar eine Unterhaltungs- und keine technische Sendung sein.
Ich empfinde die wahnwitzige Zeitvorgabe als Grundübel, weil die Handwerker - selbst dann, wenn sie es wollten und könnten - einfach in vielen Fällen keine solide Leistung erbringen können. Leider kann ich die einzelnen Folgen nicht konkret benennen, aber ich erinnere mich an viele Fälle, in denen Qualität der Zeit geopfert wurde. Die Zwangsneurose, grundsätzlich alles mit Gipskarton zu verkleiden, macht auch vor Fachwerkhäusern mit originalen Lehmwänden nicht Halt. Außenwände werden ohne Dämmung „abgestellt“, Bäder grundsätzlich komplett in GK-Oasen verwandelt, Böden gibt’s neu nur als Trockenestrich. Dabei wird der Sinn nicht hinterfragt, es wird nicht Massiv-Trockenbau gegeneinander abgewogen. Bei einem herrlichen Betonuntergrund und genügend Aufbauhöhe haben Styrodur und Nass-Estrich keine Chance gegen Schüttung und Estrichelemente. Es geht nur um den Faktor Zeit. Das wichtige Thema „gebundene Schüttung“ kontra lose Schüttung ist m.E. nie sensibilisiert worden.
Interessant wird es bei vorgefundenen Bauschäden. Bei Schimmel wird ein lautes Geschrei losgelassen, dem weder eine genaue Ursachenanalyse, noch eine fachgerechte Problemlösung folgen. Ich erinnere mich an eine Sendung, in der mehrfach die besorgten Gesichter von Bauleiter und Architekt eingeblendet wurden, dazu die Schimmelstellen unterm Fenster mit furchterregender Grummelmusik unterlegt. Ganz nebenbei besprühte dann ein Maler das Schreckgespenst mit irgendeinem Schimmelentferner/blocker, worauf die Problemzonen hinter ungedämmtem Ständerwerk und GK verschwanden. Das in den Faschen offenbar wegen der Schwächung der Wandstärke und erhöhter
Feuchtebelastung ein Schimmelherd entstanden war, deren Ursache damit nicht entfernt worden war, interessierte Niemanden mehr.
Ich kann mich an einen Fall erinnern, bei dem genau genommen der irrsinnige Zeitplan einmal - nicht - eingehalten werden konnte: ein Hausschwammbefall. Die eiligst herbeigerufene Bautenschutzfirma flammte den Hausschwamm ab. Danach - man höre und staune - wurde ein Verputz der Wände angeordnet, der jedoch nicht mehr im Zeitlimit stattfand. Danilo, der mit seinen GK-Paletten schon in Startposition verharrte, wurde zurückgepfiffen.
Beschweren wird sich wohl keiner der - wenn man den Darstellungen glauben möchte - vom Schicksal gebeutelten Mitmenschen. „Einem geschenkten Gaul …“ usw. trifft hier m.E. zu. Selbst dann, wenn in ein paar Jahren die Fliesen im Bad furztrocken von der Wand fallen, weil an der aufwändigen GK-Vorbehandlung oder dem Buttering-Floating gespart wurde, wird sich vermutlich niemand öffentlich beschweren - hat er doch ein bewohnbares Heim „geschenkt“ bekommen (wie das tatsächlich mit der Gegenleistung läuft, entzieht sich meiner Kenntnis).
Bewundernswert finde ich die Fähigkeit des Teams, in oft räumlicher Enge und unter hohem, künstlich aufgebauten Zeitdruck zusammenzuarbeiten. Wenn man nach den spärlichen Informationen aus der Sendung die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden zusammenrechnet, erhält man zwischen 900 und 1.400 Stunden. Das entspricht einem 1/2 bzw. 3/4 Jahr auf meiner Einmann-Baustelle.
Interessant finde ich die Kehrtwende, die nun mit der gestern angelaufenen, neuen Sendung „Hausretter“ vollzogen wurde: während bei „Zuhause im Glück“ oftmals die Unzulänglichkeiten (ob nun handwerklich oder gesundheitlich begründet) des „DIY“ ausgemerzt werden, geht es nun um die Beseitigung der Katastrophen, die durch Profis am Bau und ihre Machenschaften angerichtet wurden. Das lässt dann wieder Zweifel am so oft zitierten „Fachmann“ entstehen, der als Bauleiter, Architekt oder Handwerker ganze Familien ruinieren kann.
AallRounder