Einschätzung Ausbildungszeugnis

Hallo,
meiner Meinung nach ist mein Ausbildungszeugnis relativ schlecht geschrieben. Bevor ich nun meinen Rechtsanwalt einschalte und zahlen muss, möchte ich von euch gerne erstmal wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.

Herr …, geb. am …, begann am … in unserer Firma eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Die betriebliche Ausbildung endete am 28.02.2009.

Herr … erlernte folgende umfangreiche Kenntnisse:

  • [Auflistung aller Kenntnisse und Tätigkeiten]

Herr … hat mit erfolg an den Lehrgängen … und … teilgenommen.

Herr … hat sich mit Fleiß und Beständigkeit um seine Ausbildung gekümmert. Die Berichtshefte hat Herr … sorgfältig geführt und regelmäßig vorgelegt. Er erledigte die ihm gestellten Aufgaben sorgfältig und somit zu unserer vollen Zufriedenheit.

Während seiner Ausbildung eignete sich Herr … fundierte Kenntnisse in den Bereichen Finanzbuchhaltung und Personalverwaltung des SAP R/3 an, die er in der Praxis jederzeit gut umgesetzt hat.

Den Beanspruchungen und Belastungen, welche die praktische Tätigkeit im Berufsbild des Bürokaufmannes mit sich bringt, war Herr … gewachsen. Wegen seines freundlichen Wesens war Herr … bei unseren Mitarbeitern, Vorgesetzten und Ausbildern beliebt.

Herr … verlässt unser Unternehmen nach Beendigung der betrieblichen Ausbildung auf eigenen Wunsch. Wir danken Herrn … für die Zusammenarbeit während der Ausbildungszeit und wünschen ihm für seine weitere Entwicklung alles Gute.

Wie schätzt ihr dieses Zeugnis ein? Meint ihr ich soll etwas dagegen unternehmen oder nicht?
Vielen Dank für eure Mühe!

Auch hallo

meiner Meinung nach ist mein Ausbildungszeugnis relativ
schlecht geschrieben.

Das passt weitgehend, aber es ist unvollständig: FAQ:2027

mfg M.L.

Hallo auch,
vielleicht bin ich schon etwas spät dran, aber vielleicht hilfts auch was. Kurz zur Erklärung, ich bin ebenfalls Bürokaufmann, weiterhin Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Transport, Meister für Bahnverkehr, und habe u.a. auch die Ausbildereignungsprüfung nach AEVO abgelegt.

„Herr … hat mit erfolg an den Lehrgängen … und … teilgenommen.“ Bedeutet etwa ne 2-3, in Schulnoten ausgedrückt.

„Herr … hat sich mit Fleiß und Beständigkeit um seine Ausbildung gekümmert.“ Bedeutet: Du warst schon fleißig, hast Dich gleichbleibend (gut oder schlecht ist ansichtssache) um Deinen Stoff gekümmert und Deine Ausbildung halt geschafft.

„Die Berichtshefte hat Herr … sorgfältig geführt und regelmäßig vorgelegt.“ Bedeutet: kein Grund zur Beanstandung.

„Er erledigte die ihm gestellten Aufgaben sorgfältig und somit zu unserer vollen Zufriedenheit.“ Bedeutet: etwa eine 2. eine 1 wäre z.B. „sorgfältigst“ und „vollste“ Zufriedenheit.

„Während seiner Ausbildung eignete sich Herr … fundierte Kenntnisse in den Bereichen Finanzbuchhaltung und Personalverwaltung des SAP R/3 an, die er in der Praxis jederzeit gut umgesetzt hat.“ Bedeutet auch so etwa 2, vielleicht auch gute 3.

„Den Beanspruchungen und Belastungen, welche die praktische Tätigkeit im Berufsbild des Bürokaufmannes mit sich bringt, war Herr … gewachsen.“ Bedeutet: Das Berufsbild des Bürokaufmanns beinhaltet nur wenig „Belastungen“, so wie das hier gemeint ist. Am ehesten noch Streß durch Telefon und Termindruck. Die ausdrückliche Betonung hier läßt darauf schließen, daß Du Deine Aufmerksamkeit beim Arbeiten vielleicht öfter mal schleifen hast lassen, oder daß Dir die „praktischen Tätigkeiten“, um die es hier geht, vielleicht mal zuviel geworden sind.

„Wegen seines freundlichen Wesens war Herr … bei unseren Mitarbeitern, Vorgesetzten und Ausbildern beliebt.“ Bedeutet: Beliebtheit im Zeugnis muß nicht schlecht, aber auch nicht gut sein. Da oben schon die Belastbarkeit stand, könnte das heißen, daß Du Dich gern von allen anderen Mitarbeitern ablenken hast lassen, und Deine Aufgaben zwar erledigt hast - aber wie halt… Und es werden Vorgesetzte und Ausbilder genannt. Hast Dich vielleicht ein wenig eingeschleimt?

„Herr … verlässt unser Unternehmen nach Beendigung der betrieblichen Ausbildung auf eigenen Wunsch. Wir danken Herrn … für die Zusammenarbeit während der Ausbildungszeit und wünschen ihm für seine weitere Entwicklung alles Gute.“
Bedeutet: auf eigenen Wunsch ist mal nicht ganz so verkehrt. Das heißt, die Firma hätte Dich behalten, also kannst Du nicht soo übel gewesen sein.

Alles in allem würde ich das Zeugnis mit einer… mh, sagen wir, 3, bewerten. Es hätte viel schlechter geschrieben sein können, besser allerdings auch. Ich würde sagen, Du hast in einer eher kleineren Firma gelernt, wo der Chef selber auch mitarbeitet und oft an der Arbeit der Mitarbeiter rummeckert… :wink:

Viele Grüße aus München!!

„Den Beanspruchungen und Belastungen, welche die praktische
Tätigkeit im Berufsbild des Bürokaufmannes mit sich bringt,
war Herr … gewachsen.“ Bedeutet: Das Berufsbild des
Bürokaufmanns beinhaltet nur wenig „Belastungen“, so wie das
hier gemeint ist. Am ehesten noch Streß durch Telefon und
Termindruck. Die ausdrückliche Betonung hier läßt darauf
schließen, daß Du Deine Aufmerksamkeit beim Arbeiten
vielleicht öfter mal schleifen hast lassen, oder daß Dir die
„praktischen Tätigkeiten“, um die es hier geht, vielleicht mal
zuviel geworden sind.

Genau diese Bemerkung gefällt mir nicht. Meines Erachtens habe ich in machen Stresssituationen besser reagiert als meine werten Kollegen.

„Wegen seines freundlichen Wesens war Herr … bei unseren
Mitarbeitern, Vorgesetzten und Ausbildern beliebt.“ Bedeutet:
Beliebtheit im Zeugnis muß nicht schlecht, aber auch nicht gut
sein. Da oben schon die Belastbarkeit stand, könnte das
heißen, daß Du Dich gern von allen anderen Mitarbeitern
ablenken hast lassen, und Deine Aufgaben zwar erledigt hast -
aber wie halt… Und es werden Vorgesetzte und Ausbilder
genannt. Hast Dich vielleicht ein wenig eingeschleimt?

Eingeschleimt eigentlich ganz und gar nicht. War immer ein sehr angespanntes Verhältnis zwischen uns.

„Herr … verlässt unser Unternehmen nach Beendigung der
betrieblichen Ausbildung auf eigenen Wunsch. Wir danken Herrn
… für die Zusammenarbeit während der Ausbildungszeit und
wünschen ihm für seine weitere Entwicklung alles Gute.“
Bedeutet: auf eigenen Wunsch ist mal nicht ganz so verkehrt.
Das heißt, die Firma hätte Dich behalten, also kannst Du nicht
soo übel gewesen sein.

Übernommen hätten die mich nicht.

Alles in allem würde ich das Zeugnis mit einer… mh, sagen
wir, 3, bewerten. Es hätte viel schlechter geschrieben sein
können, besser allerdings auch. Ich würde sagen, Du hast in
einer eher kleineren Firma gelernt, wo der Chef selber auch
mitarbeitet und oft an der Arbeit der Mitarbeiter
rummeckert… :wink:

Richtig, ist eine kleine Firma in der auch der Chef selbst noch „arbeitet“. Und richtig, er hat eigentilch nur rumgemeckert.

Viele Grüße aus München!!

Was meinst du zusammenfassend? Soll ich den Schritt zum Rechtsanwalt gehen oder ist dies für ein Ausbildungszeugnis in Ordnung?

Was meinst du zusammenfassend? Soll ich den Schritt zum
Rechtsanwalt gehen oder ist dies für ein Ausbildungszeugnis in
Ordnung?

Ich empfehle Dir, nicht zum Rechtsanwalt zu gehen. Ich habe beim selben Ausbildungsberuf genau dieselben Schwierigkeiten gehabt. Das Ergebnis war 1/2 Jahr Rechtsstreit (den die Versicherung nur äußerst zähneknirschend gezahlt hat), eine Schlichtungsverhandlung am Arbeitsgericht zu der der Buchhalter und nicht der Chef kam, und die Änderung einer Kommasetzung sowie die Streichung eines (harmlosen) Halbsatzes. Du erreichst eigentlich gar nichts von dem was Du geändert haben möchtest, denn das Zeugnis ist ja die Einschätzung Deines Chefs, und er schätzt Dich eben so (mies?) ein, da hält der Arbeitsrichter zum Chef - der kennt Dich ja nicht. Dagegen kann man nicht klagen, das kostet nur Nerven. Ich habe mir selbst so geholfen, daß ich mir eine neue Stelle gesucht habe, und seitdem das Ausbildungszeugnis in meine Bewerbungen nicht mehr mit reinpacke, sondern nur das (sehr gute) Abschlußzeugnis aus der Berufschule… shit happens, wie man so schön sagt.
Übrigens: Du kannst bei jedem Rechtsanwalt eine Beratung in Anspruch nehmen (wenn Du keine Versicherung hast, das kostet etwa 100 Eur), der kann Dir schon sehr gut sagen inwieweit Du Chancen auf eine Änderung hast, aber wie gesagt, meine Erfahrung sagt: Nööö… ich würde sagen, ärger Dich nicht allzu sehr drüber, es hätte ja noch viel schlimmer ausfallen können, und such Dir eine bessere Firma, wo Dich der Chef mag… :wink: