Einsetzen / ansetzen

Hallo!

ich bringe beide Ausdrücke durcheinander, z. B. in diesem Satz

Du kannst ansetzen, wo du aufgehört hast
Du kannst einsetzen, wo du aufgehört hast.

Manchmal klingen beide korrekt und richtig?

Danke

Hallo Nadja,

„ansetzen“ ist genau der Moment, wo man anfängt, die kleine Bewegung, mit etwas anzufangen. Es betont, den neuen Ansatz, den kleinen Bruch, der dabei entsteht.

Sie setzte zu einer Antwort an, aber dann fehlten ihr doch die Worte. = Sie holt Luft, um etwas zu sagen.

Der Stoff reicht nicht. Ich muss ein neues Stück ansetzen. = Am Rand wird ein Stück Stoff angesetzt, so dass kein einheitliches Stoffstück da ist, sondern man eine Nahtlinie sehen wird.

„einsetzen“ betont mehr, dass etwas weitergeht oder sich in etwas einfügt.

Die Celli wurden leiser, als plötzlich die Flöte einsetzte. = Die Flöte beginnt nicht nur, sie spielt auch weiter, und sie fügt sich in den Klang des Orchesters ein.

Zwischen Vorder- und Rückseite habe ich noch ein Stück bunten Stoff eingesetzt. = Der bunte Stoff ist zwischen zwei anderen Stoffen, sie verbinden sich zu einem ganzen Kleidungsstück.

Du kannst einsetzen, wo du aufgehört hast.: Wenn Du vorhast, nicht nur anzusetzen, sondern auch weiterzulesen, dann verwendest Du „einsetzen“.

Lies nicht ein einem Zug durch, musst neu ansetzen, wenn vorher ein Punkt stand!

Viele Grüße,

Jule

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Guten Tag Nadja,
Dein Einwand ist berechtigt: Niemand hat auf diese Frage geantwortet. Warum nicht?
Das ist wohl gar nicht so einfach – aber ich will mal versuchen, es zu erläutern
(ich meine, trotz hohen Alters ein gutes Gefühl für meine geliebte Muttersprache zu haben).

„Du kannst ansetzen, wo du aufgehört hast“
Besser wäre wohl: Du kannst wieder ansetzen, dort wo Du aufgehört hast.
Oder: Du kannst wieder beginnen ….

„Du kannst einsetzen, wo du aufgehört hast.“

Das geht meines Erachtens nicht, klingt zumindest nicht gut.

Aber ich würde beide Verben in diesem Zusammenhang nicht für glücklich ausgewählt halten.

„Ansetzen“ würde ich eine Bowle, um Gäste zu bewirten.
Oder Weißkraut, es zu Sauerkraut werden zu lassen. Oder einen Rumtopf ansetzen.

„Einsetzen“ würde ich Buchstaben z. B. in ein Kreuzworträtsel oder gewünschte Informationen in einen Fragebogen.

Was meinst Du dazu?

Gruß Walter VB

PS: Jule ist mir gerade zuvorgekommen - mit guten Erklärungen!

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Danke sehr. Ich verstehe es

Ja, Jule hat die Begabung, die Wörter genau erklären zu können und die feinen Nuancen hervorzuheben.
Angenehmes Wochenend

Danke für die schöne Erläuterung

Danke Jule!

Hallo Nadja,

kleine Ergänzung:
Man kann wohl sagen, dass die Begriffe ANSETZEN und EINSETZEN
in erster Linie „physisch“ anzuwenden sind.

Das ergibt sich auch aus den Beispielen von Jule.

Nochmals Gruß Walter VB

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Hallo,

nein:

Sie setzte zum Sprechen an. - Der Film setzt an der Stelle der Geschichte ein, als P. zu Hause auszieht. - Die Flöten setzen ein. - Ich habe mich in meinen Argumenten verheddert, ich setze nochmal neu an. - Du kannst beim Vorlesen einfach da wieder einsetzen, wo Du letztes Mal aufgehört hast.

Meine Beispiele mit dem Nähen sollten nur den Unterschied verdeutlichen. Eigentlich sind sie fehl am Platze, weil sie eine andere Bedeutung von „einsetzen“/ „ansetzen“ behandeln. Nadja fragt nach den Worten in ihrer Bedeutung „anfangen“.
Gerade „einsetzen“ hat noch etliche andere Bedeutungen; die lasse ich aber hier außen vor.

Viele Grüße,

Jule

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Guten Morgen Jule,

Du hast recht, das sind gute Beispiele und ein sehr gutes Gefühl für die
deutsche Sprache.

Bist Du etwa Professorin für deutsche Grammatik??

Gruß Walter VB

In diesem Thread ist sie die Einzige, die so fein die Bedeutungsunterschiede herausstellen kann. Das ist eine Begabung, nicht nur zu wissen, sondern auch das Wissen vermitteln zu können. Respekt und Hut ab.

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Hallo Nadja, da stimme ich Dir völlig zu!

Gruß Walter VB